Gesammelte Werke von Rudyard Kipling. Редьярд Киплинг
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Werke von Rudyard Kipling - Редьярд Киплинг страница 116

Название: Gesammelte Werke von Rudyard Kipling

Автор: Редьярд Киплинг

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9788027209255

isbn:

СКАЧАТЬ Befehle erteilte. An Stallknechte gewöhnt, die beim ersten Anzeichen von Widerstand aus dem Sattel glitten, wurde der Hengst über ein solches Benehmen rasend. Jählings rannte er durch den Thorbogen, drehte sich auf der Hinterhand vollständig herum und jagte der Stute des Maharadscha nach. Sobald man auf freiem Feld und Sandboden war, hielt er die Gelegenheit für günstig, seine Schnellkraft zu entfalten, aber auch Tarvin ersah seinen Vorteil. Der Maharadscha, der in seiner Jugend für den schneidigsten Reiter gegolten hatte in einem Volksstamm, der vielleicht im Reiten der erste der Welt ist, drehte sich im Sattel und verfolgte den Kampf zwischen Mann und Roß mit höchster Spannung.

      »Sie reiten wie ein Radschpute,« rief er dem vorüberfliegenden Tarwin zu. »Lassen Sie ihn in geradem Lauf rennen, bis er genug hat.«

      »Nicht eh’ er weiß, wer Herr und Meister ist,« rief Tarvin zurück, indem er den Gaul herumwarf, daß ihm die Knochen krachten.

      »Shabasch! Shabasch! Bravo! Bravo!« rief der Maharadscha, als der Hengst der Faust des Reiters gehorchte. »Tarvin Sahib, sie sollen meine regulären Reiter kommandieren!«

      »Lieber zehn Millionen irreguläre Teufel!« rief Tarvin höchst unverbindlich. »Zurück, du Luder! Zurück!«

      Unter dem Druck des Zaums legte sich der Kopf des Pferds tief auf die mit Schaumflocken bedeckte Brust, aber eh’ es ganz nachgab, bohrte es wieder die Vorderbeine in den Sand und bockte gerade so heimtückisch, wie eines von Tarvins eigenen Steppenpferden daheim im Westen.

      »Beine strecken und Brust heraus,« murmelte Tarvin vergnügt vor sich hin, während der Gaul munter weiterbockte. Jetzt war der Reiter in seinem Element und fühlte sich ganz nach Topaz versetzt.

      »Maro! Maro!« rief der König. »Jetzt hauen, aber scharf!« »Ach nein, den Spaß kann man ihm schon gönnen,« bemerkte Tarvin heiter. »Ich hab’s ganz gern.«

      Als der Hengst müde wurde, mußte er richtig zehn Schritte rückwärts machen.

      »So, jetzt kann’s weiter gehen,« sagte Tarvin, an des Maharadscha Seite in Trab fallend. »Ihr Fluß ist voll Gold,« bemerkte er nach kurzem Schweigen, als ob er ein eben abgebrochenes Gespräch fortsetzte.

      »Als ich noch jung war, pflegten wir hier im Frühling den Eber mit dem Schwert zu jagen. Damals waren noch keine Engländer hier. Da drüben bei den Felsblöcken habe ich mir einmal das Schlüsselbein gebrochen.«

      »Voll Gold, Maharadscha Sahib. Wie meinen Sie, daß man’s heben könnte?«

      Tarvin kannte des Königs Neigung, Gespräche abzulenken, war aber nicht gesonnen, nachzugeben.

      »Was verstehe ich davon!« warf der König hin. »Fragen Sie den Vertreter Sahib!«

      »Aber, Maharadscha Sahib, wer beherrscht diesen Staat, Sie oder der Oberst?«

      »Sie wissen es. Sie haben genug gesehen,« erwiderte der König und setzte, nach Norden und nach Süden deutend, hinzu: »Hier eine Eisenbahnlinie, dort eine Eisenbahnlinie, ich bin wie eine Ziege zwischen zwei Wölfen.«

      »Aber das Land zwischen den beiden Linien ist jedenfalls Ihr Eigentum, womit Sie schalten können nach Belieben.«

      Sie waren jetzt zwei oder drei Meilen vom Weichbild der Stadt entfernt und ritten längs dem Ametfluß dahin; die Pferde versanken bis über die Fesseln in dem weichen Sand. Der König blickte über die schlangenartigen Windungen des trägen, schimmernden Wassers nach den weißen mit Buchen bewachsenen Erdwellen der Wüste und der aus weiter Ferne herüberschimmernden Linie von Granithügeln, wo der Amet entsprang. Es war kein Anblick, der eines Herrschers Herz erfreuen konnte.

      »Ja, ich bin der Herr dieses Landes,« sagte er, »aber der vierte Teil meiner Einkünfte bleibt in den Taschen derer, die sie einziehen, ein Viertel verweigern mir die schwarzgesichtigen Kamelzüchter des Sandmeers, und ich darf nicht gegen sie zu Feld ziehen, ein Viertel erhalte ich vielleicht, aber die Leute, die mir das letzte schuldig wären, wissen nicht, wohin sie es schicken sollen – jawohl, das nennt man einen reichen König!«

      »Unter allen Umständen müßte der Fluß Ihr Einkommen verdreifachen.«

      Der Maharadscha sah Tarvin aufmerksam an.

      »Und was würde die englische Regierung dazu sagen?« fragte er.

      »Ich weiß nicht recht, was die englische Regierung damit zu schaffen hätte! Sie können Orangengärten anlegen, wo es Ihnen beliebt, und Kanäle in weitem Bogen herumführen,« – in Seiner Majestät eingesunkenen Augen leuchtete ein Verständnis auf – »den Fluß auszubeuten, wäre eine viel einfachere Sache. Sie haben es doch schon mit Goldwaschen versucht, nicht?«

      »Es wurde etwas Gold aus dem Fluß gewaschen, doch nur einen Sommer hindurch. Meine Gefängnisse waren damals so überfüllt, daß ein Aufruhr der Sträflinge zu fürchten war. Zu sehen war aber nichts außer diesen schwarzen Hunden, die im Sand wühlten. Das war in dem Jahr, wo ich mit einem Schimmelpony den Punahbecher gewann.«

      Tarvin schlug schallend auf den Schenkel – was fruchtete es, mit diesem schlaffen Mann über Geschäfte zu reden, der alles, was ihm das Opium an Seele übrig gelassen hatte, für eine Kurzweil hingab. Er wußte aber auch diese Neigung zu benützen.

      »Ja, viel zu sehen ist allerdings nicht beim Goldwaschen,« bemerkte er. »Man müßte oben an der Gungrastraße einen kleinen Damm machen, das wäre interessanter.«

      »In der Nähe der Hügel?«

      »Ja.«

      »Niemand hat je den Amet eingedämmt,« sagte der König. »Er steigt aus dem Grund und versinkt in den Grund und zur Regenzeit ist er so breit wie der Indus.«

      »Wir wollen aber vor der Regenzeit das ganze Flußbett bloßlegen – auf einer Strecke von zwanzig Meilen,« sagte Tarvin, scharf beobachtend, welchen Eindruck dieser Gedanke auf den König mache.

      »Kein Mann hat je dem Amet ein neues Bett gegraben,« war die teilnahmlose Antwort.

      »Weil kein Mann es je versuchte. Geben Sie mir die nötigen Arbeitskräfte, und ich lenke den Amet, wohin ich will.«

      »Und wohin kommt das Wasser?« fragte der König.

      »Es soll einen andern Weg gehen, gerade wie der Kanal einen andern Weg gehen mußte, um den Orangengarten nicht zu berühren.«

      »Ach! Damals sprach der Oberst noch mit mir, als ob ich ein Kind wäre!«

      »Sie wissen auch, daß er ein Recht dazu hatte, Maharadscha Sahib,« sagte Tarvin kaltblütig.

      Diese Vermessenheit war so groß, daß der König einen Augenblick wie erstarrt war. Er wußte ja, daß die Geheimnisse seines häuslichen Lebens Gemeingut aller Klatschmäuler der Stadt waren; denn dreihundert Weibern den Mund zu schließen, geht über Fürstenmacht; aber daß man ihm selbst gegenüber so unverhohlen darauf anspielte, wie dieser verwegene Fremdling, der ein Engländer war und doch keiner, darauf war er nicht vorbereitet.

      »In diesem Fall wird der Oberst nichts gegen Ihre Absicht einwenden,« fuhr Tarvin fort, »und überdies kommt sie Ihrem Volk zu gute.« »Das auch sein Volk ist,« bemerkte der König.

      Die Wirkung des Opiums ließ allmählich nach, und des Königs Haupt sank schlaff auf die Brust herab.

      »Dann СКАЧАТЬ