Gesammelte Werke. Джек Лондон
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Джек Лондон

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813475

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СКАЧАТЬ Land lag rings­um in Licht ge­ba­det, ein wei­ches Licht, des­sen Quel­le we­der Stern noch Mond war. Am Ho­ri­zont spann­te sich von Süd­ost nach Nord­west ein blass­grü­nes, leuch­ten­des Band; von ihm ging der mat­te Strah­lenglanz aus. Plötz­lich zeich­ne­te sich, wie das Licht ei­nes Schein­wer­fers, ein Bün­del wei­ßer Strah­len auf dem nacht­schwar­zen Him­mel. Für einen Au­gen­blick war ge­spens­ti­scher Tag; dann senk­te sich noch tiefer die schwar­ze Nacht auf die Erde her­ab. Nur im Os­ten gär­te es aus ei­nem grün­li­chen, leuch­ten­den Ne­bel­schlei­er, lich­te Dämp­fe bro­del­ten em­por, fie­len wie­der, als ver­such­ten mäch­ti­ge, kör­per­lo­se Hän­de, den Äther an sich zu rei­ßen. Ein­mal schoss eine zy­klo­pi­sche Ra­ke­te in feu­ri­ger Bahn vom Ho­ri­zont bis zum Ze­nit em­por und fiel wie in zit­tern­der Flucht wie­der auf die Erde her­ab.

      Im Au­gen­blick die­ses flam­men­den Tri­um­phes brach die Stil­le auf der Erde. Zehn­tau­send Wolfs­hun­de heul­ten zu­gleich all ihre Sehn­sucht und ih­ren Hun­ger in die Luft. Fro­na schau­er­te zu­sam­men. St. Vin­cent leg­te den Arm um sie. Jetzt jam­mer­ten die Wolfs­hun­de nur noch lei­se, ihr Win­seln war noch fürch­ter­li­cher als das ein­stim­mi­ge Kla­ge­ge­heul. Es war, als gin­ge durch die­se gan­ze Welt eine große un­be­zwing­ba­re Furcht, als beb­te al­ler Schmerz der Krea­tur durch das Tal.

      Fro­na leg­te sich fes­ter in St. Vin­cents Arm und schloss die Au­gen. Da spür­te sie die Furcht der Krea­tur nicht mehr. Es zit­ter­te in ih­ren Ner­ven von ei­nem ganz neu­en, frem­den Ge­fühl, und das war Won­ne.

      »Muss ich noch Wor­te zu dir spre­chen?« frag­te er mit sei­ner tie­fen Stim­me, die eben erst alle Zu­hö­rer im Thea­ter ent­zückt hat­te, und die jetzt so ge­dämpft, so ganz al­lein für sie klang.

      »Nein, Gre­go­ry!«

      *

      »Ich kann dir so we­nig bie­ten, Ge­lieb­te!« sag­te der Mann, als er Fro­na bis zur Tür ih­res Va­ter­hau­ses ge­bracht hat­te. »Das un­si­che­re Los ei­nes im­mer wan­dern­den Zi­geu­ners …«

      Sie nahm sei­ne Hand, press­te sie an ihr Herz und sprach die Wor­te, die eine große Frau vor ihr ge­spro­chen hat­te:

      »Ein Zelt und eine Brot­krus­te, die ich mit dir tei­le! Da­mit wer­de ich im­mer glück­lich sein!«

      *

      »He­rein!«

      Matt McCar­thy drück­te die Klin­ke her­un­ter und öff­ne­te die Tür und schloss sie sorg­fäl­tig wie­der hin­ter sich.

      »Ach, Sie sin­d’s!« St. Vin­cent be­trach­te­te sei­nen Gast mit ei­nem düs­te­ren, zer­streu­ten Blick, dann aber nahm er sich zu­sam­men und reich­te ihm die Hand.

      »Hal­lo, Matt, Al­ter! Mei­ne Ge­dan­ken wa­ren tau­send Mei­len weit von hier, als Sie ka­men. Neh­men Sie sich einen Stuhl und ma­chen Sie es sich be­quem. Dort ne­ben Ih­nen steht Ta­bak. Ver­su­chen Sie ihn und las­sen Sie uns hö­ren, was Sie wol­len.«

      »Ja, da hat er schon recht, dass sei­ne Ge­dan­ken tau­send Mei­len weit von hier sind«, sag­te Matt bei sich. Aber laut sag­te er: »Nun ja, Sie wa­ren wohl in süße Träu­me ver­sun­ken. Und das ist ja auch kein Wun­der.«

      »Wie­so?« frag­te der Kor­re­spon­dent hei­ter.

      »Sie sind ein ver­fluch­ter Kerl, Vin­cent, und ha­ben ein mäch­ti­ges Glück bei den Mäd­chen – dar­über ist nicht zu strei­ten. Sie ha­ben man­chen Kuss im Vor­bei­ge­hen ge­schnappt und man­ches Herz ge­bro­chen. Aber Vin­cent, mein Jun­ge, ha­ben Sie je das Rich­ti­ge ge­kannt?«

      »Wie mei­nen Sie das?«

      »Das Rich­ti­ge, das Rich­ti­ge, das heißt – nun ja, sind Sie je Va­ter ge­we­sen?«

      St. Vin­cent schüt­tel­te den Kopf.

      »Ich auch nicht. Aber ha­ben Sie je vä­ter­li­che Lie­be ge­fühlt?«

      »Das weiß ich nicht recht. Ich glau­be nicht.«

      »Da ha­ben wir’s ja. Und das ist das Rich­ti­ge, sag’ ich Ih­nen. Wenn ein Mann je ein Kind ge­säugt hat, dann habe ich’s ge­tan, oder doch je­den­falls so was Ähn­li­ches. Es war ein Mä­del, und jetzt ist sie aus­ge­wach­sen, und wenn mög­lich lie­be ich sie noch mehr als ihr leib­li­cher Va­ter. Au­ßer ihr habe ich lei­der nur eine ein­zi­ge Frau ge­trof­fen, die ich hät­te lie­ben kön­nen, und die war schon mit ei­nem an­de­ren ver­hei­ra­tet, als ich sie traf. Ich habe kei­nem Men­schen je ein Wort da­von ge­sagt, o nein, nicht ein­mal ihr selbst. Aber sie ist tot. Gott sei ih­rer See­le gnä­dig.«

      Das Kinn sank ihm auf die Brust, und sei­ne Ge­dan­ken gin­gen zu­rück zu der blon­den Frau, die sich einst wie ein Son­nen­strahl in die Hüt­te am Dyea-Ri­ver ver­irrt hat­te. Er blick­te plötz­lich auf und sah St. Vin­cent mit lee­ren Bli­cken vor sich hin­star­ren, als däch­te er an ganz et­was an­de­res.

      »Aber las­sen Sie es jetzt ge­nug sein mit den Dumm­hei­ten, Vin­cent.«

      Der Kor­re­spon­dent nahm sich zu­sam­men, und er merk­te, dass die klei­nen blau­en Au­gen des Iren sich in die sei­nen bohr­ten.

      »Sind Sie ein tap­fe­rer Mann, Vin­cent?«

      Eine Se­kun­de lang sa­hen sie sich an, als woll­te ei­ner die See­le des an­de­ren er­for­schen. Und in die­ser Se­kun­de hät­te Matt schwö­ren kön­nen, dass er es ganz lei­se in den Au­gen des an­de­ren fla­ckern sah. Tri­um­phie­rend schlug er mit der Faust auf den Tisch, dass es klatsch­te. »Weiß Gott, das sind Sie nicht.«

      Der Kor­re­spon­dent zog die Ta­bak­do­se zu sich her­an und dreh­te sich eine Zi­ga­ret­te. Er dreh­te sie sich mit großer Sorg­falt, und das fei­ne Reis­pa­pier knis­ter­te in sei­ner ge­üb­ten Hand; da­bei stieg ihm das rote Blut un­ter dem Hemd­kra­gen em­por und ver­brei­te­te sich, stär­ker an den Höh­lun­gen und wie­der schwä­cher an den Ba­cken­kno­chen, im­mer mehr über sei­ne Wan­gen, bis sein Ge­sicht flamm­te.

      »Das ist gut! Und viel­leicht er­üb­rigt sich da­durch, dass ich mei­ne Fin­ger mit ei­ner ekel­haf­ten Ar­beit be­schmut­ze. Vin­cent, das Mä­del, das jetzt aus­ge­wach­sen ist, schläft die­se Nacht in Daw­son. Gott hel­fe uns, Ih­nen und mir. Aber wir wer­den nie un­sern Kopf so rein und un­be­schmutzt wie sie auf das Kis­sen le­gen kön­nen. Vin­cent, ich will Ih­nen einen ver­nünf­ti­gen Rat ge­ben, stre­cken Sie nie die Hand nach ihr aus, we­der mit noch ohne Se­gen der Kir­che.

      Sie sind mir un­sym­pa­thisch. Mei­ne Grün­de be­hal­te ich für mich, die sind ja auch ei­ner­lei. Aber hö­ren Sie jetzt, was ich sage: Wenn Sie je so tö­richt sein soll­ten, sie zu Ih­rer Frau zu ma­chen, so wer­den Sie nie das Ende des ver­fluch­ten Ta­ges se­hen oder sich über den An­blick Ihres Braut­bet­tes freu­en. Mensch, ich könn­te Sie mit mei­nen blo­ßen Fäus­ten er­schla­gen, wenn es nö­tig wäre. Aber ich hof­fe, dass ich es ein we­nig ele­gan­ter tue. Sei­en Sie ganz ru­hig СКАЧАТЬ