Gesammelte Werke. Джек Лондон
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Джек Лондон

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813475

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СКАЧАТЬ wie das Zir­pen ei­ner Gril­le in dem Ge­schrei großer Tie­re, schoss seit­wärts durch den Ne­bel und wur­de schnell schwach und im­mer schwä­cher. Durch einen Blick ver­such­te ich mei­nen Ge­fähr­ten um Auf­klä­rung.

      »Den sticht der Ha­ber«, sag­te er. »Ich wünsch­te fast, wir hät­ten den klei­nen Ham­mel in den Grund ge­bohrt! Die­se Ben­gels ma­chen die Ver­wir­rung nur noch är­ger. Und wozu sind sie nüt­ze? Da ist Gott weiß was für ein Esel an Bord, fährt von Pon­ti­us zu Pila­tus, macht mit sei­ner Pfei­fe einen Höl­len­lärm und er­zählt der gan­zen Welt: Passt auf, hier kom­me ich! Und da­bei kann er sel­ber nicht auf­pas­sen. Die Ker­le ha­ben auch nicht das ge­rings­te An­stands­ge­fühl!«

      Sein un­be­rech­tig­ter Wut­aus­bruch be­lus­tig­te mich sehr, und wäh­rend er in sei­ner Em­pö­rung auf und ab stapf­te, über­ließ ich mich wie­der der Ro­man­tik des Ne­bels. Und wahr­lich: Ro­man­tisch war die­ser Ne­bel, wie der graue Schat­ten un­end­li­cher Mys­te­ri­en, die über die­sem da­hinglei­ten­den Fleck­chen Erde brü­te­ten, wäh­rend die Men­schen, win­zi­ge Son­nen­stäub­chen und -fünk­chen, zu krank­haf­tem Wohl­ge­fal­len an der Ar­beit ver­dammt, ihre Holz- und Stahl­me­cha­nis­men durch das Herz die­ses Mys­te­ri­ums zu ja­gen such­ten, sich blind­lings ih­ren Weg durchs Un­sicht­ba­re bahn­ten und sich Wor­te der Zu­ver­sicht zu­schri­en, ob­gleich ih­nen das Herz vor Un­ge­wiss­heit und Furcht zit­ter­te. Das La­chen mei­nes Ge­fähr­ten brach­te mich wie­der zu mir. Auch ich hat­te ge­tas­tet und ge­zap­pelt, wäh­rend ich mir ein­bil­de­te, scharf­sich­tig das Mys­te­ri­um zu durch­schau­en.

      »Hol­la! Da kommt uns je­mand ins Ge­he­ge!« sag­te er. »Hö­ren Sie? Er kommt schnell. Gera­de vor­aus! Ich wet­te, er hört uns noch nicht. Es weht in der falschen Rich­tung.«

      Die fri­sche Bri­se kam uns ge­ra­de ent­ge­gen, und ich hör­te deut­lich die Schiffs­pfei­fe ein we­nig seit­wärts und da­bei dicht vor uns.

      »Dampf­fäh­re?« frag­te ich.

      Er nick­te und füg­te dann hin­zu: »Wür­de sonst nicht so wie nach der Richt­schnur lau­fen!« Er lach­te un­ter­drückt. »Da oben wer­den sie un­ru­hig.«

      Ich blick­te hin­auf. Der Ka­pi­tän hat­te Kopf und Schul­tern zum Lot­sen­haus her­aus­ge­steckt und starr­te ge­spannt in den Ne­bel, als könn­te er ihn durch blo­ße Wil­lens­an­stren­gung durch­drin­gen. Sein Ge­sicht war un­ru­hig, wie jetzt auch das mei­nes Ge­fähr­ten, der an die Re­ling ge­stapft war und eben­so ge­spannt in die Rich­tung starr­te, aus der er die un­mit­tel­ba­re Ge­fahr ver­mu­te­te.

      Dann kam es. Es ge­sch­ah mit un­fass­ba­rer Schnel­lig­keit. Der Ne­bel wich, wie von ei­nem Keil ge­spal­ten. Der Bug ei­nes Dampf­schif­fes tauch­te auf, zu bei­den Sei­ten Ne­bel­fet­zen mit­zie­hend wie See­gras auf der Schnau­ze des Le­via­thans. Ich konn­te das Lot­sen­haus se­hen und be­merk­te einen weiß­bär­ti­gen Mann, der sich, auf die Ell­bo­gen ge­stützt, weit her­aus­lehn­te. Er trug eine blaue Uni­form, und ich ent­sin­ne mich noch, wie sau­ber und freund­lich er aus­sah. Sei­ne Ruhe wirk­te un­ter die­sen Um­stän­den furcht­bar. Er beug­te sich dem Ge­schick, mar­schier­te Schul­ter an Schul­ter mit ihm und be­rech­ne­te kühl den Schlag. Wie er so da­lehn­te, warf er uns einen ru­hi­gen und nach­denk­li­chen Blick zu, als be­rech­ne er ge­nau den Punkt des Zu­sam­men­sto­ßes, und nahm nicht die ge­rings­te No­tiz von un­serm Lot­sen, der, blass vor Wut, schrie: »Nun habt ih­r’s fer­tig­ge­bracht!«

      Als ich mich um­sah, nahm ich wahr, dass die Be­mer­kung zu ein­leuch­tend war, um noch ei­ner Er­läu­te­rung zu be­dür­fen.

      »Hal­ten Sie sich an ir­gend et­was fest«, sag­te der Mann mit dem ro­ten Ge­sicht zu mir. Er pol­ter­te nicht mehr, es schi­en, als wäre er von der über­na­tür­li­chen Ruhe des an­de­ren an­ge­steckt. »Hö­ren Sie das Krei­schen der Frau­en«, sag­te er grim­mig – fast bit­ter. Mir kam es vor, als hät­te er das al­les schon ein­mal durch­ge­macht. Ehe ich noch sei­nen Rat be­fol­gen konn­te, war der Zu­sam­men­stoß schon er­folgt. Wir muss­ten wohl ge­ra­de mitt­schiffs ge­trof­fen wor­den sein, denn ich sah nichts, und der frem­de Damp­fer war schon aus mei­nem Ge­sichts­kreis ge­glit­ten. Die ›Mar­ti­ne­z‹ kreng­te stark, das Holz­werk krach­te und split­ter­te. Ich wur­de auf das feuch­te Deck ge­schleu­dert, und be­vor ich mich auf­rich­ten konn­te, hör­te ich auch schon das Krei­schen der Frau­en. Es wa­ren die un­be­schreib­lichs­ten, haar­sträu­bends­ten Töne, die ich je ge­hört, und mich pack­te pa­ni­scher Schre­cken. Mir fiel ein, dass in der Ka­jü­te ein Hau­fen Ret­tungs­gür­tel lag, ich wur­de aber von der wild­stür­men­den Men­ge Män­ner und Frau­en an der Tür auf­ge­hal­ten und zu­rück­ge­drängt. Ich weiß nicht mehr, was in den nächs­ten Mi­nu­ten ge­sch­ah, wenn ich auch die deut­li­che Vor­stel­lung habe, dass ich von den Ge­stel­len an Deck Ret­tungs­gür­tel her­un­ter­riss, die der Mann mit dem ro­ten Ge­sicht den hys­te­ri­schen Frau­en um­leg­te. Die­ses Bild ist mei­nem Ge­dächt­nis so scharf und deut­lich ein­ge­prägt wie ein wirk­li­ches Bild. Es ist ein Ge­mäl­de, das ich im­mer noch vor mir sehe: die za­cki­gen Rän­der des Lo­ches in der Ka­jü­ten­wand, durch das der graue Ne­bel her­ein­wir­bel­te und kreis­te; die lee­ren Sit­ze, auf de­nen al­les her­um­lag, was den Ein­druck plötz­li­cher wil­der Flucht er­weck­te: Pa­ke­te, Hand­täsch­chen, Schir­me, Über­zie­her; der star­ke Herr, der mei­nen Auf­satz stu­diert hat­te und jetzt, in Kork und Se­gel­lei­nen ein­ge­schlos­sen, die Zeit­schrift noch in der Hand hielt und mich mit ein­tö­ni­ger Dring­lich­keit frag­te, ob ich an eine Ge­fahr glau­be; der Mann mit dem ro­ten Ge­sicht, der schwer­fäl­lig auf sei­nen künst­li­chen Bei­nen stapf­te und tap­fer ei­ner Frau nach der an­de­ren den Ret­tungs­gür­tel um­schnall­te, und schließ­lich das Toll­haus krei­schen­der Wei­ber.

      Dies Schrei­en der Wei­ber fiel mir am meis­ten auf die Ner­ven. Und dem Man­ne mit dem ro­ten Ge­sicht muss es eben­so er­gan­gen sein; denn noch ein an­de­res Bild haf­tet mir in der Erin­ne­rung und wird nie dar­aus ver­schwin­den: Der star­ke Herr stopft mei­ne Zeit­schrift in die Ta­sche sei­nes Über­zie­hers und blickt sich neu­gie­rig um. Eine wir­re Mas­se von Frau­en mit wei­ßen, ver­zerr­ten Ge­sich­tern und of­fe­nen Mün­dern kreischt wie ein Chor ver­lo­re­ner See­len. Da wirft der Mann mit dem ro­ten Ge­sicht – es ist jetzt pur­pur­far­big vor Zorn – die Arme hoch, als wäre er Do­nar, der Blitz­schleu­de­rer, und ruft: »Ruhe, ich bit­te mir Ruhe aus!« Ich weiß noch, dass die­ser An­blick mich plötz­lich zum La­chen reiz­te. Ich fühl­te im sel­ben Au­gen­blick, wie ich selbst hys­te­risch wur­de, denn es wa­ren Frau­en von mei­nem Stam­me, wie mei­ne Mut­ter und mei­ne Schwes­ter, und die To­des­furcht lag über ih­nen, und sie woll­ten nicht ster­ben. Die Töne, die sie aus­stie­ßen, ge­mahn­ten mich an das Quie­ken von Schwei­nen un­ter dem Schläch­ter­mes­ser, und ich war ent­setzt über die­se Ähn­lich­keit. Frau­en, die der er­ha­bens­ten Emp­fin­dun­gen, der zärt­lichs­ten Ge­füh­le fä­hig wa­ren, stan­den mit of­fe­nen Mün­dern da und schri­en wie die Schwei­ne. Sie woll­ten le­ben, wa­ren hilf­los wie die Rat­ten in der Fal­le und schri­en.

      Das Ent­set­zen trieb mich an Deck hin­aus. Ich fühl­te mich krank, elend und vol­ler Ekel. Ich setz­te mich auf eine Bank. Sche­men­haft sah und hör­te ich, wie Män­ner um­her­lie­fen СКАЧАТЬ