Название: Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden
isbn: 9783959790024
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»Bei Gelegenheit können wir das gern versuchen. Aber zunächst einmal bin ich wegen den harten medizinischen Fakten hier«, schlug Daniel Norden den Bogen zurück zum Grund seines Besuchs. »Jenny hat mir am Telefon gesagt, dass Sie die Resektion von Teresa Bergers Zeh übernommen haben.«
»Richtig.« Sie betraten einen kleinen Aufenthaltsraum am Anfang des Flurs. »Kaffee?«, fragte Paula zuvorkommend.
»Nein, danke!«, lehnte Daniel ab und sah ihr dabei zu, wie sie sich eine große Tasse des rabenschwarzen Gebräus einschenkte. Ohne Milch und Zucker trank sie einen großen Schluck und dachte dabei an die Operation des vergangenen Nachmittags.
»Die Resektion ist ganz gut verlaufen. Jetzt müssen wir abwarten, ob die Entzündung abklingt.«
»So, wie das Nagelbett ausgesehen hat, besteht nach wie vor die Gefahr einer Sepsis«, mutmaßte Daniel ernst und griff nach einem Keks, der in einer Schale auf dem Tisch lag.
»Nicht nur das«, stimmte Paula Clement zu. »Auch eine nekrotisierende Fasziitis ist nicht ausgeschlossen. Frau Bergers Allgemeinzustand ist nicht der beste. Sie ist so abgemagert, dass ihr Körper möglicherweise nicht viel Widerstandskraft hat.«
Daniel Norden seufzte. Diese Problematik war ihm durchaus bewusst.
»Wollen wir hoffen, dass das Glück auf unserer, respektive auf Frau Bergers Seite ist«, tat er seine Hoffnung kund. »Kann ich mal nach ihr sehen?«
Paula Clement nickte lächelnd.
»Wenn Sie mir versprechen, nachher noch mal bei mir vorbeizukommen. Es gibt da einen letzten vielversprechenden Kandidaten, den ich gern kennenlernen würde. Wenn Sie Ihre Menschenkenntnis auf ihn anwenden würden …?« Sie legte den Kopf schief und lächelte ihn so schmelzend an, dass Daniel nicht anders konnte, als lachend sein Versprechen zu geben, bevor er sich auf den Weg zu Teresa machte.
*
Trotz der fortgeschrittenen Stunde hatte Teresa noch überraschend Besuch bekommen. Niemand anderer als ihr Bruder hatte sich die Mühe gemacht und war mit seinem Mofa in die Klinik gefahren. Nachdem er sich nach dem Gesundheitszustand seiner Schwester erkundigt hatte, war er halbwegs beruhigt und wandte sich einem anderen, für ihn brennend wichtigen Thema zu, das auch der eigentliche Grund für seinen Besuch war.
»Ich hab dir doch vor ein paar Tagen von dem Festival morgen Abend erzählt«, begann Anian vorsichtig und zog sich einen Stuhl ans Bett.
Teresa, noch müde von dem überstandenen Eingriff am Fuß, blinzelte angestrengt ins Licht und dachte nach.
»Du meinst das Konzert auf dem alten Flughafengelände in München?«, erinnerte sie sich dunkel an Anians Frage.
»Stimmt genau. Ich muss endlich wissen, ob ich hingehen darf. Sven will die Karten besorgen, bevor es restlos ausverkauft ist«, erklärte der Teenager ungeduldig und rutschte nervös auf dem Stuhl hin und her.
Nur mit Mühe konnte Teresa ein Stöhnen unterdrücken. Eigentlich hatte sie keine Kraft, um so eine nervenaufreibende Diskussion zu führen.
»Ich hab dir doch neulich schon gesagt, dass ich das nicht so toll finde«, erinnerte sie Anian matt an ihre Worte. »Das Konzert geht erst am späten Nachmittag los und dauert bis tief in die Nacht. Da darf ich dich nicht hinlassen, selbst wenn ich wollte. Du bist minderjährig, und ich habe die Aufsichtspflicht. Was, wenn was passiert?«
»Was soll denn schon passieren?«, schnaubte Anian genervt. »Ich bin doch kein Baby mehr.«
»Und was, wenn die Polizei auf dich aufmerksam wird und deinen Ausweis sehen will?«, fragte Tessa hilflos. Selbst gesund fiel es ihr schon schwer, sich gegen ihren sturen Bruder zu behaupten. So krank, wie sie sich jetzt fühlte, war es ein Ding der Unmöglichkeit. »Dann bekommen wir massive Probleme mit dem Jugendamt.«
»Mensch, Tessa, du hast immer so viel Angst. Kein Wunder, dass du keinen Spaß am Leben hast«, schimpfte Anian unwillig. »Ich muss unbedingt auf dieses Festival. Alle aus meiner Klasse gehen hin«, log er in seiner Not. »Wie sieht das denn aus, wenn ich als Einziger nicht darf?« Er schnitt eine Grimasse. »Meine große Schwester hat’s nicht erlaubt!«, zeterte er mit verstellter Stimme und machte ein paar Faxen dazu.
Teresa lachte widerwillig.
»Ach, Anian, mach’s mir doch nicht so schwer«, bat sie leise, als es an der Tür klopfte.
Wie von der Tarantel gebissen sprang der junge Mann auf.
»Wer ist denn das schon wieder? Doch nicht etwa dein Macker?«, fragte er unwillig.
Nur mit Mühe gelang es Teresa, ein Stöhnen zu unterdrücken.
»Mein Macker hat auch einen Namen«, erinnerte sie ihren Bruder ärgerlich. »Marco war den halben Nachmittag bei mir, was ich übrigens sehr nett finde. Und im Übrigen glaube ich nicht, dass er heute noch mal kommt. Irgendwann muss er ja auch mal arbeiten.« Sie wandte den Blick zur Tür. »Herein!«
Die Klinke wurde heruntergedrückt, und Daniel Norden kam ins Zimmer. Freundlich begrüßte er seine Patientin.
»Störe ich?«, fragte er, als er Anian entdeckte.
»Sie doch nicht.« Ein erleichtertes Lächeln huschte über Teresas Gesicht. Sie hoffte, vom Arzt ihres Vertrauens Schützenhilfe zu bekommen. »Ich versuche gerade, meinem Bruder klarzumachen, dass ein Festivalbesuch in seinem Alter ausgeschlossen ist.«
Doch noch ehe Dr. Norden seine Meinung kundtun konnte, stand Anian schon an der Tür.
»Tut mir leid, Schwesterchen, aber ich muss los. Wiedersehen, Doc!« Er winkte den beiden zum Abschied zu und war Sekunden später aus dem Zimmer verschwunden.
Teresa starrte Anian ungläubig nach.
»Irgendwie bin ich ihm immer weniger gewachsen«, seufzte sie und schloss stöhnend die Augen.
Besorgt trat Daniel an ihr Bett. Die hektischen roten Flecken, die auf ihren ansonsten bleichen Wangen blühten, beunruhigten ihn.
»Im Augenblick sollten Sie sich keine Sorgen um Anian machen, sondern sich nur auf sich selbst konzentrieren«, gab er ihr einen wohlmeinenden Rat und legte die Hand prüfend auf ihre Stirn. Augenblicklich sah er seine Befürchtungen bestätigt. »Sie haben Fieber«, bemerkte er und drückte ohne Umschweife auf die Klingel neben dem Bett.
Wenige Augenblicke später quietschten Gummisohlen leise auf dem Flur. Eine Schwester betrat das Zimmer.
»Sie haben geklingelt?«
»Bitte informieren Sie die Kollegin Clement. Sie soll sofort kommen«, gab Dr. Norden unaufgeregt, aber ernst seine Anweisungen.
»Natürlich«, erwiderte die Schwester und war schon auf dem Weg zur Tür, als Daniel sie zurückhielt.
»Ach, und können Sie mir sagen, wo ich hier ein Fieberthermometer finde?«
Lächelnd griff Schwester Anna in die Kitteltasche und kehrte zu ihm zurück.
»Bei mir.« Sie reichte es ihm und machte sich СКАЧАТЬ