Halbtier. Böhlau Helene
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Halbtier - Böhlau Helene страница 4

Название: Halbtier

Автор: Böhlau Helene

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4064066114619

isbn:

СКАЧАТЬ also, packen wir,“ sagte das schöne rassige Geschöpf in aller Ruhe.

      „Na also? — Großartig! Was soll denn das ‚Na also‘? Fertig hätt’s sein sollen. Thu net so großartig, Déesse!“ Dabei kniff er sie in die zarte Wange „Götterköpfchen verdammtes!“

      „Wo hast du denn dein Kofferl, Pa?“

      „Hab’s denn ich?“

      Frau Doktor Frey trat herein und trug das Kofferchen in der Hand.

       Auf ihrer Stirn glänzten feine Schweißtropfen.

      „Hättest du mir’s nur gesagt, Heinrich! Gestern abend sollte doch nichts daraus werden bei schlechtem Wetter?“

      „Schlechtem Wetter? Ist denn das schlechtes Wetter, wann das Barometer gestiegen ist wie noch nie? Schau doch erst nach, eh du denkst.

      Meine Stiefel!“

      „Na, ich meine, wenn es gießt,“ sagte Frau Doktor Frey zaghaft.

      „Ja, wenn du anfängst zu denken!“ donnerte er. „Meine Stiefel und die beiden rohseidenen Hemden.“

      „Heut machst du dich ja fein,“ sagte Isolde.

      „Paar Berliner Schriftsteller! Solchen Gockeln muß man …… den Kofferschlüssel! Herr Gott noch einmal!

      Wo ist denn die Marie?“

      „Du hast ja dein’ Schlüssel an die Uhrkett’ gehängt für alle Fäll’,“ sagte Isolde.

       „Vorlauter Schnabel!“ Der Vater blinzelte ihr zu. „Wo ist Marie?“

      „Marie bügelt die Stärkwäsch,“ sagte die Mutter.

      „Wenn der Vater abreist, hat sie dabei zu sein; wär’ net übel! Wenn wir die Idee der Familie nicht aufrecht erhalten, wer soll’s denn thun? Eins da, das andre dort, der Vater reist ab — kein Hahn kräht danach — das ist ja — weiß Gott — großstädtisch!

      Meinen Rucksack! Marie!“ donnerte er abermals.

      Frau Doktor Frey war schon vordem aus dem Zimmer gegangen, um Marie zu holen.

      Jetzt traten sie miteinander ein.

      „Marie, dein Vater reist ab,“ sagte er mächtig.

      „Ja Papa. Auf wie lang denn?“

      „Drei bis acht Täg’ denk ich; wenn wir das Kaisergebirg mitnehmen, acht Täg.“

      „Du Glücklicher!“ sagte Marie aufatmend.

      „Hat sich was ‚Glücklicher‘! Wenn ich mich net zeig — Teufel auch — die tanzten mir bald auf der Nasen. —

      Was ist denn das?“ rief er ganz perplex.

      Seine Blicke hatten den Schädel gestreift.

      Frau Doktor Frey und Marie bemerkten ihn auch erst jetzt.

      „Jesses! über das Mädchen!“ rief die Mutter.

      „’nen Kapuziner, Déesse, dumme Gans, was bedeutet denn das?“

      Das Mädchen war errötet bis in die Stirnhaare.

      „Zu allererst kommt es bei dem Weib darauf an, daß die Lebensfreudigkeit gewahrt wird,“ predigte Doktor Heinrich Ewald Frey wieder mächtig. „Das ist notwendig, daß das Weib lebensfreudig bleibt.“

      Ein strafender Blick streifte Frau Doktor Frey.

      „Das Weib soll auch religiös sein. Ein Schädel hat immer etwas mit Religion zu thun. — Wenn du dir den Schädel nicht aus Verschrobenheit, aus unverstandenem Pessimismus heraufgeholt hast, mag er bleiben.“

       Marie war erblaßt.

      „Ide!“ sagte sie zu ihrer Schwester leise, „der soll doch net bleiben?“

      „Papachen,“ begann Frau Doktor Frey sanft und freundlich. „Eh’ du gehst, — — Karl kann sich nicht auf der Schule halten, — ich glaub’ mal nicht. Ich war auch heut beim Direktor. Er kommt auch dies Jahr nicht fort.“

      „Es muß sich eben ein Hilfslehrer finden, um ihn wieder flott zu machen. Emil hat’s auch geleistet. Verpimple ihn nur recht! — Was nutzt es denn, wenn du bis in die Nacht hinein mit ihm über seinen Arbeiten hockst? Dazu gehört ’was mehr als so ein Hennenhirn.“

      In das verarbeitete Gesicht mit den schönen Formen stieg eine flüchtige Röte auf.

      „Darum eben müssen wir sorgen, daß sich jemand findet.“

      „Ich werde am Kegelabend mal mit dem Direktor reden. — Weiber sollen die Hände aus dem Spiel lassen! Möcht’ wissen, ob hinter mir immer ein Unterrock gestanden hat. Du mit deinen paar lateinischen Brocken — daß i net lach! Laß den Jungen in Ruh!“

      „Hättest du mich gewähren lassen,“ sagte die Frau klagend, „wär Isolde jetzt wenigstens eine Person, die etwas leisten könnte. Sie würde sich ihr Brot bald selbst verdienen,“ — Frau Doktor Frey sprach weinerlich — „wär’ jetzt schon bald staatlich angestellte Lehrerin.“

      „Götterköpfchen, — verdammtes,“ lachte Doktor Frey — „Déesse! Lehrerin! daß i net lach! Die soll heiraten, Weib sein! Gar noch, daß ich meine Bamsen zu so ’was auf die Welt gesetzt hätt’.

      Ja wohl, Lehrerin oder Gott weiß was noch!

      Das Weib ist eben Weib. Wenns net Weib genug ist, um nur Weib zu sein, soll man’s tot schlagen!“

      „Aber was soll ich denn mit Karl machen?“ fragte Frau Doktor Frey wieder.

      „Siehst du net, daß augenblicklich die unpassendste Zeit für dein Gegraunz ist? Willst du mir alle Bamsen gerad jetzt auf den Buckel hängen? Sapperlot, höchste Eisenbahn!“

      Er fuhr mit den Armen in die Träger des Rucksackes, griff nach dem Köfferchen — und war mit viel Geräusch und Gepolter zur Thür hinaus.

      Tiefe Stille, als hätte sich ein Sturm gelegt.

      „Weißt du, wie wir vor drei Jahren in Kramsach waren?“

      Marie schaute sehnsüchtig zum Fenster hinaus, dem Vater nach.

      „Alle von unsern Bekannten gehen aufs Land.“

      „Ja, mein Gott,“ sagte die Mutter, „daß trägts uns heuer nicht. Daß die Buben auch gar so viel kosten.“

      „Ja, wenns nur ein grünes Fleckchen wär, auf das man schaute!“

      Das war wieder die weiche, weiche Stimme.

      „Gehen wir heut wenigstens durch den englischen Garten?“

       СКАЧАТЬ