Gesammelte Werke: Romane & Erzählungen. August Sperl
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Название: Gesammelte Werke: Romane & Erzählungen

Автор: August Sperl

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788075831439

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СКАЧАТЬ beide mit.«

      Hansjörg lachte.

      »Und hast du denn nicht deine Anna Feli, du Jörg da, du Barbar, und dein Mädel?«

      »Ja, die hab' ich, Anna Feli, und könnte kein besseres Weib haben,« lachte Georg Portner. »Und ich danke Gott für Weib und Kind,« fügte er ernsthaft bei.

      »Wenn sie den zwei Mannsleuten auch zuweilen die Köpfe zurechtrückt, die Anna Feli,« sagte die kleine Frau. »Aber das hat mir wohl gethan bis in den Magen hinunter, Liebster! Und was du erst für einen Schatz hast, Hansjörg, das weißt du ja gar nicht! Wenn man daran denkt, kann man gleich gar nimmer reden.«

      »Da weißt du mehr als ich, Schwägerin.«

      »So – glaubst mir's nicht? Na, warte, ich will dir ein Licht anzünden! – Könntest mir wohl das Kind in die Kammer tragen, 's ist Zeit, daß es schlafen geht, Jörg! – Komm nur, Jörg! Da, Dorel, sag dem Oheim gute Nacht – so!«

      Hansjörg stand allein im finsteren Gemache: »Was ich für einen Schatz habe? Du lieber Gott, den besten hab' ich doch verloren!« –

      Draußen ging eine Thüre, leichte Schritte kamen über den Vorplatz, vor der Stube erhob sich ein Flüstern und Wispern. Die Thüre ging auf, das Licht einer Kerze fiel herein, und Frau Anna Felicitas sagte: »Nur immer zu, steck ihm das Licht auf!« Und damit schob sie eine schlanke Gestalt in die Stube und zog sich eilig zurück.

      »Ruth!« rief Portner und rührte sich nicht vom Flecke.

      Ruth von Zant lehnte an der Thüre, und in ihren Händen zitterte das Licht.

      Sie standen in Mitte der Stube, und vom Tische herüber leuchtete das kleine Licht.

      »Aber du warst ja doch sehr schwankend geworden, Ruth?«

      »Verzeih mir, Portner, nie!«

      »Aber dein Brief, Ruth?«

      »Was habe ich dir geschrieben, Hansjörg? Der Herr Bruder solle sich nicht stützen auf eines schwachen Weibes Entschluß, der könnte schwankend werden!«

      »Ruth!«

      »Nun ja, Hansjörg, und so warst du auf dich selber gestellt, und da konntest du gar nicht anders – du konntest nicht anders, das hatte ich von Anfang an gewußt.«

      »Und es hätte doch alles ganz anders gehen können, Ruth!«

      »Nein!« sagte sie mit stolzem Lächeln. Dann setzte sie schüchtern hinzu: »Als du dich aber geweigert hattest vor dem kurfürstlichen Regimente, da litt es mich nimmer auf dem Zant, da ließ ich satteln –«

      »Ruth, ach, täusche dich nicht in mir!«

      »Aber, Hansjörg – wie denn?«

      »Warum willst du Eltern und Heimat verlassen, Ruth?«

      »Weil ich's nicht anders befinde in meinem Gewissen. Und warum willst du alles aufgeben, Hansjörg? Doch auch, doch auch –?«

      »Ich, Ruth? Du irrst dich sehr. Ich –?« Er biß die Zähne zusammen. »Aus Trotz, Ruth!«

      Sie ließ die Arme sinken.

      »Nicht wahr, das ist wenig, Ruth?« sagte er und griff nach ihrer Hand.

      »Es ist nicht wenig, Hansjörg, aber es ist – es ist noch lange nicht alles,« antwortete sie. Dann begannen ihre Lippen zu zittern, Thränen rollten aus ihren Augen: »Es ist ein heiliger Trotz, Hansjörg!« Und sie riß ihre Hand los, umschlang ihn mit den Armen, drückte ihr Haupt an seine Brust und murmelte unter Schluchzen stoßweise: »Verlaß mich nicht, ich bin so ganz allein!«

      Er streichelte ihre Wange, hob ihr Kinn und sah in ihre glitzernden Augen, beugte sich und bedeckte ihre Stirne mit Küssen.

      Sie aber flüsterte weinend und jauchzend: »Wo du hingehst, da will ich auch hingehen, wo du bleibst, da bleibe ich auch, dein Volk ist mein Volk – wo du stirbst, da sterbe ich auch – –«

      Der Mann beugte sich noch tiefer und küßte den stammelnden Mund.

      *

      Zur gleichen Stunde saß der Vizedom in der hellerleuchteten Stube bei seinem Weibe und blätterte in einem engbeschriebenen Foliohefte.

      »Wie viele haben sich geweigert?« fragte die Gnädige, als er das Heft weglegte.

      »Ich mag's nicht zählen – entsetzlich viele!«

      »Pah, wollen wir in sechs Monaten wieder fragen!«

      Der Vizedom stand auf und lehnte sich hüstelnd an den warmen Ofen.

      Die Gnädige saß gerade und steif wie immer in ihrem Stuhle und fragte mit ihrer eintönigen Stimme: »Wie hat sich der Haller von Ammerthal resolviert?«

      »Er emigriert,« kam die Antwort zurück.

      »Und die Portner in Theuern?«

      »Emigrieren.«

      »Und der Erckenprechtshausen in Ursensollen?«

      »Hat sich zur Information bereit erklärt.«

      »Aha! Und der Zantner?«

      »Will konvertieren.«

      Die Gnädige wandte sich ein wenig nach dem Vizedom und fragte rascher, als es sonst ihre Art war: »Und der Kemnater auf Hohenkemnat, was ist's mit dem? Der fährt wohl mit Fluchen und Schnauben auf einem dreibeinigen Klepper aus dem Fürstentum?«

      Der Hochgebietende ging an den Tisch und blätterte in dem Aktenstücke. Dann las er: »Kemnater von und auf Hohenkemnat hat es schon längst in seinem Gewissen verspürt, trägt sonderbare Inklination zur katholischen Religion und will bis Ostern konvertieren mit den Seinen.«

      Die Gnädige lachte kurz auf. »Und der Mendel von Lintach?«

      »Emigriert.«

      »Die Landsassengüter im Fürstentum werden nun sehr wohlfeil,« meinte die Gnädige nach einer Weile.

      »Mitten im Winter von Haus und Hof, es ist hart,« murmelte der Vizedom, über das Heft gebückt. »Ich wollte, Seine Durchlaucht hätten doch noch anders befohlen!«

      »Just die richtige Zeit! Horch nur, wie der Schnee kracht und pfeift!« sagte die Gnädige, nahm den Stickrahmen und ließ einen goldenen Staubfaden aus der blauen Kelchblume wachsen.

      *

      Ein hochbepacktes Fuhrwerk, vorn auf Schlittenkufen, hinten auf starken Rädern, wartete vor dem Herrenhause zu Theuern, und als weißer Dampf quoll der Atem aus den Nüstern der Rosse.

      »Viel ist's nicht, Herr!« meinte der Reitknecht Mathes und betrachtete die Kisten und Getreidesäcke auf dem Wagen und die Betten und das geringe Hausgeräte.

      »Es ist auch nur fürs erste, und im Frühling holen wir das andre nach,« sagte Hansjörg Portner und wandte sich zum Fuhrknechte: СКАЧАТЬ