Gesammelte Werke: Romane & Erzählungen. August Sperl
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Название: Gesammelte Werke: Romane & Erzählungen

Автор: August Sperl

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788075831439

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СКАЧАТЬ wieder mit Herren bekannt, die ihnen weiterhelfen. Aber unsereiner? Ich seh' schon alles im voraus, wie's kommen wird, wenn kein Herr vorhanden ist in Theuern! Da wird alles drunter und drüber gehen, und zuletzt wird's heißen: Die Not steht Schildwacht, und der Hunger schreit ›Wer da!‹ – Und wär's denn so notwendig, nix für ungut, ihr Herren?«

      »Was?« fragte Georg.

      »No ja, das Auswandern, ihr Herren? Nix für ungut, Herr, aber da hab' ich als Kleiner 'n Spruch gelernt, der hat mir immer so gar viel gefallen – darf ich Euch den Spruch sagen, Herr?«

      »Nur zu!«

      Es war nun recht dunkel geworden, und die rußigen Gesichter der Knechte verschwammen in eines mit den rußigen Kleidern; nur das Weiße in den Augen glitzerte zuweilen hervor aus dem Schatten. Und der Alte sagte, als wäre er wieder ein Schulbub' und stünde vor dem Lehrer, mit singender Stimme sein Sprüchlein auf:

      »Richt deinen Kopf in die Welt hinein;

       Denn dein Kopf ist viel zu klein,

       Als daß sich die große Welt,

       Wie's dir gefällt,

       Könnt' richten und schlichten

       in deinen kleinen Kopf hinein.«

      »Gefällt euch mein Sprüchel nit, ihr Herren?«

      »Frechheit!« rief Hansjörg und trat neben den Bruder.

      »Nein, Burkhart, der Spruch gefällt uns nicht,« sagte Georg Portner mit Ruhe; »das verstehst du nicht. Nun aber geht nach Hause und seid gewiß, daß wir nach allen Kräften für euch sorgen werden.«

      »Schönen Dank, Herr! Und nix für ungut, jeder macht's, wie er's versteht. Und b'hüt euch Gott, ihr Herren!«

      Er wandte sich, und mit gemurmeltem Gruße drängte sich der Haufe zur Thüre. –

      Als die schweren Schuhe auf der Stiege trappelten, sagte Georg Portner: »Es ist ein Jammer, wohin man sieht.«

      »Und nun hebt auch die Frechheit schon an!« grollte Hansjörg. »Als ob sie wüßten, daß man uns die Gerichtsbarkeit beschneiden wird! Wann hätte jemals ein Hüttenkapfer auf solche Weise mit seinem Herrn gesprochen?«

      »Es ist die Angst,« sagte Georg.

      »Und nur an sich denkt das Gesindel!« rief Hansjörg.

      »Und haben denn wir nach Gebühr an sie gedacht in unserm Unglück, Bruder?« fragte Georg.

      Und er setzte sich an den Tisch und sann vor sich hin, während der Bruder am Fenster stand und in die Dämmerung starrte.

      »Kann ich dafür, Jörg, oder der Kurfürst?« fragte nach einer Weile der Mann am Fenster.

      *

      »Ei der Tausend, wie finster ist's bei euch – oder seid ihr nimmer in der Stube da?« fragte Anna Felicitas mit dem Kinde auf dem Arme unter der Thüre.

      »Hat uns niemand Licht gebracht, Anna Feli,« sagte Georg, während es gedrückt vom Fenster kam: »Guten Abend, Schwägerin!«

      »Ei der Tausend,« rief sie mit heller Stimme, »ich glaub' alleweil, ihr sitzet gerne im Dunkeln, lasset die Köpfe hängen und machet lange Gesichter?«

      »Kann wohl sein, Schwägerin.«

      »So – und ist das auch recht gethan, ihr Mannsleute, sagt, ist das recht? Kann da was Gutes wachsen? Mir scheint, ich muß ein bissel poltern, ihr Mannsleute!«

      »So poltere nur!« sagte Georg Portner. »Ist uns kurzweiliger, als wenn es gar so stille ist.«

      »O ja, kommt mir nicht an drauf! Und warum sitzt ihr denn im Finstern und brütet auf den alten Eiern?«

      »Die hat uns ein Kuckuck ins Nest gelegt, und nun, da liegen sie, mögen wir wollen oder nicht,« sagte Hansjörg.

      »I was, werft die Kuckuckseier hinaus, Mannsleute!«

      »Alles ist vergeblich gewesen, Anna Feli, und wir können nicht verkaufen,« murmelte Georg.

      »Und es ist nur eines gewiß: daß wir in kurzem bettelarm sein werden!« murrte der am Fenster. »Und wozu muß man denn weiterleben?«

      »So, so,« sprach die Portnerin, »darauf geht's also hinaus? – Ei, ei!« Dann aber that sie ein paar lange Schritte gegen den Tisch hin. »Streck deine Arme aus, Jörg! So – da – da hast du dein Mädel – da hast du's! Hast du's fest auf dem Schoße, ja? Nu, so sag's du auch, das von der Bettelarmut und das andre, das vom Ungrund oder Unwert des Lebens! Na, Jörg? Gelt, du schweigst! – So, und nun kommst du an die Reihe, Schwager! Also, verkaufen können wir nicht?«

      »Wir sind mit unsrer letzten Hoffnung zu Schanden geworden, Schwägerin. Da liegt der Brief! Die Zwerglein haben recht: wenn sie kleine Kinder kriegen, dann werden sie traurig, weinen und behängen sich mit Spinnweben – sie haben recht, nun weiß ich's auf einmal.«

      »Ach, wie kann man nur so was Gottloses sagen, Hansjörg!«

      »Nun, es ist eben so!«

      »Nun, es ist eben nicht so!« rief die kleine Frau mit ihrer hellen Stimme. »Mannsleute, Mannsleute! Da stehen und gehen sie voll hohen Mutes vor den Menschen draußen – hätt' euch sehen mögen, wie trotzig ihr gestern das Nein abgegeben habt in Amberg! – und hernach, wenn's finster ist und ist kein Fremder dabei, dann knacken sie zusammen. Ist's nicht so? – Und sagt, was ist's doch für ein Segen, für ein Herrgottsegen, daß wir ein gutes Gewissen haben in all dem Durcheinander! Ich möcht' nicht stecken in dieser oder jener Haut – oder habe ich unrecht?«

      Hansjörg Portner antwortete ein wenig kleinlaut: »Du könntest wohl fast recht haben, Schwägerin.«

      »Also, Herr Schwager! Und sag, hast du schon einmal seit gestern unserm Herrgott gedankt für alles Gute, was dir geblieben ist, und du, Jörg?«

      »Mir geblieben ist!« brach Hansjörg in erneuter Bitterkeit los.

      »Ja, geblieben ist, Schwager!« rief sie mit Nachdruck. »Du weißt ja gar nicht, was du alles hast!«

      Hansjörg murmelte Unverständliches, während das Kind auf dem Schoße des Vaters zu dahlen begann.

      »Sind wir nicht alle gesund?« fragte die Portnerin. »Und muß man nicht danken für die Gesundheit?«

      Die Brüder schwiegen.

      »Und haben wir nicht Frieden untereinander und Eintracht?« fragte die Portnerin unbeirrt. »Und können wir nicht etliche hundert Gulden bar mitnehmen von Theuern? Und haben wir nicht kräftige Arme?«

      Die Brüder schwiegen.

      »Und ist es nicht dir, Hansjörg, gelungen, das kleine Bauerngütel da im Nürnbergischen, in – nu – hilf mir doch –«

      »Das Dreihundertguldengütel in Happurg? Ja, das habe ich gekauft, ist aber just kein großer Trost, Schwägerin. Könnt euch in Zukunft schreiben: Portner von Theuern aus Holzhäuselheim zu Happurg.«

      »So? СКАЧАТЬ