Gesammelte Werke: Romane & Erzählungen. August Sperl
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Читать онлайн книгу Gesammelte Werke: Romane & Erzählungen - August Sperl страница 106

Название: Gesammelte Werke: Romane & Erzählungen

Автор: August Sperl

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788075831439

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СКАЧАТЬ du weißt, Kriemhofen, daß das Mädel verrückt ist auf den einen –‹

      »Gehorsamster Diener, Herr Rentmeister; gesegnete Mahlzeit!«

      »Danke, desgleichen!«

      ›– und trotzdem möchtest du's erzwingen? – Du Narr!‹

      Er trat nachdenklich in sein Haus, stieg die finsteren Treppen hinauf, durchschritt den Vorplatz der Wohnung im ersten Stockwerke und ging zum zweiten Stockwerke empor.

      Mitten auf der Stiege blieb er stehen, riß den Hut vom Kopfe und fuhr sich mit zitternden Fingern durch das Haar: ›Und wenn er und ich und sie zu Grunde gehen müssen – kann ich sie nicht haben, so muß ich meine Rache haben.‹

      Mutter und Sohn saßen einander gegenüber am gedeckten Tische.

      »Nur noch das Stücklein Fleisch, Ignaz!« bat die alte Frau, spießte eines an die Gabel und legte es mit zitternder Hand auf seinen Teller.

      Der Sekretär schob den Teller zurück und schwieg.

      »Ignaz, du bist krank. Ich kann nimmer schweigen. Ignaz, so rede doch!«

      »Laßt mich, Mutter!«

      »Ignaz, du bist krank – diese heiße Hand – Ignaz –!« Sie brach in Thränen aus, streichelte die Hand ihres Sohnes und schluchzte: »Du hast Fieber, und ich merke es schon lange.«

      »Ja, Fieber!« lachte er hart und bitter. »Die Mutter hat das Rechte getroffen.«

      »O Ignaz, warum sind wir auch in diese Stadt gekommen? Ich hab's ja gerne alles getragen bis heute, hab' nicht gemurrt, daß ich fremd bin und mich nimmer eingewöhnen kann. Es ist ja doch alles zu seinem Glücke, hab' ich mir vorgeredet.«

      »Glück!« sagte der Sekretär und fuhr stöhnend durch seine schwarzen Haare, und aus den dunkeln Augen brachen glitzernde Thränen und rannen über die bleichen Wangen.

      »Und jetzt bist du krank und unglücklich, Ignaz. Sag, ist dir im Amte etwas Widriges begegnet?«

      »Fieber hab' ich und darf's nicht merken lassen, Mutter!«

      »O, wie grausam, Ignaz! Das kann doch der Herr Regimentsrat nicht wollen?«

      »Ach, Mutter, laßt mich aus – der Trottel!«

      »Trottel? Er ist dir ja doch so wohlgewogen? Darf ich den Arzt bestellen, Ignaz?«

      »Mir hilft kein Arzt, Mutter.«

      »Wenn du aber doch Fieber hast?«

      »Ja, Fieber, Mutter, heiße, heiße Glut, nimmer zu löschen als nur von einer einzigen – ja, wenn die da herein käme und die Arme um mich schlänge, ja, Mutter, dann –«

      Der junge Mann war aufgesprungen.

      Ueber das Antlitz der Mutter glitt ein froher Schimmer: »O das ist's, Ignaz? Ein Weib? Dann wird ja alles gut!«

      »Nichts wird gut, Mutter.«

      »Ei, warum denn nicht? Ist sie deines Standes nicht wert?«

      Kriemhofen trat vor die alte Frau, sank auf seine Kniee und barg das Haupt in ihrem Schoße. Liebkosend streichelten die runzeligen Hände das Haar, und stoßweise kam's von seinen Lippen: »Sie ist gewachsen wie eine Königin, und schwarz ist ihr Haar und hoch die weiße Stirne, und blaue Augen, denke nur, blaue Augen, große, blaue Augen hat sie dazu, und diese Lippen, diese purpurroten Lippen – und, Mutter, wenn sie käme und schlänge die Arme um mich, und ich könnte diese Lippen küssen – Mutter, es ist mir, als wäre verzehrendes Feuer in meiner Brust –«

      »Du hast Fieber, mein armes Kind. Aber laß gut sein! Du darfst ja doch nur hingehen und die Thüre öffnen –?«

      Der Sohn hob das bleiche Haupt und lachte bitter.

      »Sie wird ja doch eine solche Liebe nicht verschmähen? Alles wird gut. Ist sie von Adel? Ja? Nun also, was grämst du dich? Und wenn sie arm wäre – sag, sie ist wohl arm?«

      Er lachte abermals bitter auf: »Arm? Und könnte mich reich machen durch einen einzigen Blick.«

      »Also, also! Geh hin, mein Sohn, und sag ihr's und nimm sie an dein Herz. Und wenn sie arm ist an irdischem Gute, was braucht's uns zu kümmern? Sei gesegnet und geh hin. Mir ist, als könne ich wieder einmal sorglos atmen seit langen Wochen.«

      Der Mann stöhnte: »Und wenn sie mich nicht wollte, Mutter?«

      »Nicht möglich!« rief diese zornig.

      »Wenn mir ein andrer zuvorgekommen wäre, Mutter?«

      »Dann geh hin und schlag den andern aus dem Felde!«

      »Und wenn sie mich schon zurückgestoßen hätte, Mutter?«

      »Dann spotte ihrer! Ein Mann wie du! Strecke die Hand aus – allerorten giebt's Weiber, die sich segneten!«

      »Aber eine solche giebt's nicht zum zweiten Male, Mutter!«

      »Ach was!«

      »Nein, Mutter!«

      »Ignaz – sag – ist sie unsers Glaubens?«

      Er schwieg.

      »Heilige Muttergottes, Ignaz, so sprich doch!«

      Er schwieg, stand auf und trat ans Fenster.

      Auch sie erhob sich, faltete die Hände unter der Brust und blickte angstvoll hinüber zu ihm.

      »Es kommt jemand die Stiege herauf,« sagte sie tonlos und schlich in die Nebenstube. –

      ›Und wenn sie erst wüßte, daß ich mich den Teufel schere um ihre Religion,‹ murmelte der Mann am Fenster. ›Was bedeutet das noch, wenn einer vom Feuer gefressen wird wie ich? – Herein!‹

      Der Kerkermeister vom Fuchssteiner trat in die Stube. »Einen Brief hätt' ich vom Portner, Euer Gnaden.«

      »Gieb her! – Was sonst?«

      »Alleweil gleich, Euer Gnaden. Halsstarrig bis dort 'naus. Im Anfang, Euer Gnaden, ist's ihm schon zu Herzen 'gangen. Da hab' ich ihn oft stöhnen hören und mit ihm selber reden. Seit vierzehn Tagen, drei Wochen aber ist er wie ausgewechselt. Sagt, es gefall' ihm justament im Fuchssteiner, wenn er anders noch länger gefangen sein müßt', am besten.«

      »Hast ihm Bücher hineingeschafft?« fragte der Sekretär drohend.

      »Wie werd' ich, Euer Gnaden! Keinen Buchdeckel!«

      »Schreibt er viel?«

      »Wenn er ans kurfürstliche Regiment schreiben will, bekommt er Feder und Tinte und einen Bogen Papier. Ist er fertig, wird alles hinausgeschafft.«

      Kriemhofen öffnete den Brief. Es lag ein zweites Schreiben darinnen.

      »Wann ist dieses Schreiben СКАЧАТЬ