Название: Ein Mann
Автор: Joachim Nettelbeck
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 4064066118167
isbn:
Noch an dem nämlichen Tage ging das Einladen vor sich. Und worin bestand meine Fracht? In lauter Kommisstiefeln, paarweise zusammengenäht. Wohl ein ganzes Regiment Soldaten kam damit hochbepackt aus einem benachbarten Speicher anmarschiert und jeder einzelne warf seine Ladung durch die Schiffsluke in den Raum wie Kraut und Rüben durcheinander, bis endlich diese Stiefeln sich zu einem hohen Berge auftürmten. Als ich nun dem Offiziere, welcher dabei die Aufsicht führte, Vorstellung tat, daß hinten und vorn alles ledig bleibe und die Last durch den ganzen Raum gleichmäßig verteilt werden müsse, so schickte er endlich einige Mannschaft hinunter, die sich die Stiefeln wacker um die Ohren warf, bis es hieß: »Das Schiff ist voll und es kann keine Maus mehr hinein!«
Da sah ich, daß ich trotz dieser wunderlichen Ladung immer noch nicht ballasttief mit meinem Schiffe lag, so hielt ich bei dem General an, daß er mir noch eine Anzahl Bomben oder Kugeln in den hinteren oder vorderen Raum geben möchte, weil ich sonst die See nicht würde halten können. Allein seine Antwort lautete: damit könne mir jetzt nicht geholfen werden; auch bekäme ich noch einen Offizier, zwei Sergeanten und zwanzig Gemeine aufs Schiff, für deren Personen und Sachen gleichfalls noch Raum übrig bleiben müsse. Der Bescheid war nicht sehr erbaulich, ich mußte mich jedoch damit behelfen, und so lag ich nun am Lizent zum Auslaufen fertig.
Des nächsten Tages suchte mich ein russischer Offizier – ein Livländer namens Resch, der gut Deutsch sprach – in meinem Hause auf, um mir anzuzeigen, daß er zum Kommandeur auf meinem Schiffe bestellt sei, die Fahrt nach Riga mit mir machen und sich mit seinem Kommando gegen Abend an Bord einstellen werde. Der Mann war dabei so ungemein höflich, daß ich sofort merkte, er müsse etwas auf dem Herzen haben. Und so war es denn auch wirklich, denn er habe auch eine Frau, hieß es, von der er sich unmöglich trennen könne. – Nun, was konnte ich, wenn ich in der Höflichkeit gegen ihn nicht gar zu arg abstechen wollte, weniger tun, als von Vergnügen, Ehre und Schuldigkeit sprechen und meine guten Dienste gegen einen halben deutschen Landsmann erbieten? Dagegen verstand sich's, daß kein scharmanterer Herzensmann unter der Sonne lebe, als Kapitän Nettelbeck.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.