Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme
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Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme

Автор: Jodocus Temme

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238149

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СКАЧАТЬ antwortete nicht.

      »Kommen Sie nur!« drängte er.

      Horst verließ mit ihm die Zelle Mahlbergs.

      Mahlberg blieb allein darin zurück.

      Er hörte, wie seine Tür verschlossen, dann nebenan die Tür Horsts geöffnet und gleichfalls wieder verschlossen wurde. Dann entfernte sich ein fliegender Schritt im Gange. Dann war es völlig still.

      Alles war in einem Augenblicke geschehen.

      Was hatte es zu bedeuten? Was sollte folgen?

      Mahlberg horchte. Es herrschte die tiefste Stille, auch in der Zelle nebenan. Horst musste gleichfalls horchen.

      Mahlberg wollte an die Mauer klopfen, die seine und Horsts Zelle trennte. Er wollte sich mit Horst besprechen.

      In dem Augenblicke hörte er ein neues Geräusch.

      Es nahte sich in dem Gange wieder ein Schritt; aber es war nicht der des Gefangenenwärters Beermann.

      Mahlberg kannte ihn; es war der Gefangenenwärter des Ganges, seiner Zelle und jetzt auch der Horsts.

      Der Schritt hielt vor der Tür Horsts. Die Tür wurde geöffnet.

      Mahlberg hörte nebenan ein paar Worte sprechen.

      Dann wurde die Tür wieder verschlossen, ein Schlüssel drehte sich in Mahlbergs Tür; ein Gefangenenwärter trat in die Zelle.

      Es war ein kleiner, untersetzter Mann mit einem verschlossenen Gesicht, mit scharfen, falschen Augen.

      Er trug eine hell leuchtende Laterne bei sich. Er leuchtete damit in der ganzen Zelle umher.

      Dann wandte er sich an den Gefangenen.

      »War jemand hier?«

      Der Gefangene sah ihn ruhig an.

      »Gefangenenwärter Schulz, Sie wissen längst, dass ich Ihnen auf derartige Fragen niemals eine Antwort gebe.«

      »Warum sind Sie noch nicht zu Bett?«

      »Weil es mir noch nicht gefällt.«

      Der Gefangenenwärter schien die kurzen, ruhigen Antworten des Gefangenen gewohnt zu sein. Er leuchtete noch einmal in dem Gemach umher, untersuchte die Wände, die Gitter des Fensters, das Bett, die Tür.

      Als er nichts fand, ging er. Aber in der Tür nahm er noch seine Rache.

      »Sie betrügen mich nicht, Herr!« sagte er höhnisch und drohend zugleich.

      Er verschloss die Tür und ging langsam den Gang hinunter, den er gekommen war.

      »Beermanns Plan ist verraten!« sagte sich Mahlberg. »Die Freiheit war also wirklich nur ein Traum! Ich war ja gefasst darauf. Aber der arme Horst! Sein Herz ist jünger. Er hängt so sehr an der Welt. Er hat noch nicht in ihr gelitten.«

      Er wollte wieder zu der Mauer gehen. Er besann sich.

      »Der Mensch könnte sich zurückgeschlichen haben, um uns zu behorchen.«

      Aber Horst klopfte drüben an die Mauer.

      »Mahlberg!« rief er.

      Mahlberg musste ihm antworten.

      »Sprich nicht, Horst; ich fürchte, wir werden behorcht.«

      Horst schwieg.

      Mahlberg setzte sich auf sein Bett; er legte das Gesicht in seine Hände und gab sich seinen trüben Gedanken hin. Auch in der Zelle nebenan wurde keine Bewegung mehr vernommen; der arme Horst saß da wohl ebenso gedankenvoll.

      Auf dem Turme des Schlosses schlug es elf.

      Es war die Stunde, in der sie befreit werden sollten.

      Rings umher blieb alles still.

      »Ja, es war ein Traum!« sagte sich Mahlberg.

      Er kleidete sich doch nicht aus; er blieb auf dem Rande seines Bettes sitzen.

      Die Turmuhr schlug ein Viertel.

      Im Gange schien sich etwas zu bewegen.

      »Schulz!« sagte sich Mahlberg. »Er hat uns also in der Tat belauschen wollen. Die Zeit ist ihm zu lang geworden; er geht.«

      Aber das Geräusch draußen entfernte sich nicht. Es kam näher, wenn auch leise genug. Und auf einmal war es an Mahlbergs Tür, leise wie bisher, und im Moment darauf war die Tür geöffnet.

      Es stand jemand in ihr, ohne Licht, in tiefster Dunkelheit.

      Wer konnte es sein?

      Auch Mahlberg fragte es sich mit klopfendem Herzen.

      »Herr Hauptmann, kommen Sie!«

      Beermanns Stimme flüsterte es.

      »Sie doch, Beermann?«

      »Sprechen Sie kein Wort! Kommen Sie!«

      Mahlberg trat aus der Zelle.

      Der Gefangenenwärter verschloss die Tür.

      »Bleiben Sie hier stehen!« sagte er zu Mahlberg.

      Er ging zu der Tür nebenan, schloss auch sie auf.

      Horst stand schon darin, trat hervor.

      »Wir waren also nicht verraten?«

      »Still! Ich hoffe nicht!«

      Die Tür ward ebenfalls wieder verschlossen.

      »Folgen Sie mir! Halten Sie sich immer ganz dicht hinter mir. Gehen Sie nebeneinander. Sprechen Sie kein Wort, auch nicht noch so leise. Das geringste Geräusch könnte uns verraten.«

      Er ging voran, mit fast unhörbarem Schritt.

      Sie folgten ihm ebenso leise.

      Sie mussten die ganze Länge des Ganges hinuntergehen, an dem die Zellen lagen. Es war völlig dunkel in dem Gange. Sie kamen an eine verschlossene Tür.

      Der Gefangenenwärter horchte eine Weile daran. Als alles still blieb, schloss er sie auf.

      Sie traten hindurch. Er verschloss sie wieder.

      Sie waren an einer Treppe; sie stiegen sie hinunter.

      Sie befanden sich in einem weiten Treppenflur. Es war auch hier überall dunkel.

      Das Ersparungssystem stand damals in Preußen noch auf seinem Höhepunkte.

      Die drei Nachtwandler durchschritten den Flur. Sie standen vor einem schmalen Pförtchen. Man erkannte es an den Fenstern zu beiden Seiten.

      Der СКАЧАТЬ