Nuancen der Lust. Lilly Grünberg
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Название: Nuancen der Lust

Автор: Lilly Grünberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783942602679

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СКАЧАТЬ und am Samstag Präsenz zu zeigen. Es gab Kunden, die vertrauten auf seine persönliche Beratung. Sein Erfolg war hart erarbeitet und die Konkurrenz schlief nicht.

      »Was uns fehlt sind Frauen, die ähnliche Arbeitszeiten haben. Die muss es geben, nur haben die sich bislang vor uns versteckt«, entgegnete Steffen und schaute sich um, als wären diese seltenen Exemplare an einem anderen Tisch des Lokals zu entdecken.

      Als Programmierer in einer kleinen Werbeagentur richteten sich Steffens Arbeitszeiten nach der Dringlichkeit der Aufträge. Daran war seine letzte Beziehung gescheitert. Zu oft hatte er angerufen und gesagt, er komme später nach Hause. Irgendwann war Iris einem Mann begegnet, der mehr Zeit für sie und ihre individuellen Bedürfnisse hatte und zog aus.

      »Ah, unser Essen. Ich habe Hunger wie ein Wolf.« Marvin schenkte Marina ein Lächeln, als sie den Teller vor ihm abstellte, aber sie hatte nur Augen für Steffen. Vergebens.

      Für einige Minuten herrschte Schweigen. Beide konzentrierten sich darauf, das Essen zu genießen, bis eine penetrante Melodie erklang. Stirnrunzelnd sah Marvin zu, wie Steffen sein Handy aus der Jackentasche fischte.

      »Entschuldige«, murmelte dieser, bevor er den Anruf entgegen nahm. »Hallo?«

      Seine Miene wurde verschlossener, während er der Stimme lauschte. »Nein, nein, auf keinen Fall. Heute kann ich nicht.« Es folgte eine Entgegnung, die offenbar seinen Unwillen erregte. »Nein«, erwiderte er energischer. »Es geht nicht. Heute habe ich keine Zeit.«

      Der Anrufer schien hartnäckig zu sein. Die Stimme quäkte mit dem Tempo eines Maschinengewehrs.

      »Meinetwegen, morgen Abend.« Steffen legte auf und schaltete sein Telefon diesmal aus, ehe er es wegsteckte.

      »Entschuldige.« In einer stillen Übereinkunft machten sie ihre Mobiltelefone aus, wenn sie sich trafen. Nichts sollte ihren Abend stören. Diesmal hatte er nicht daran gedacht.

      »Ein Job? Du stehst unter Zeitdruck, oder?«

      »Nein, nicht direkt.«

      »Ärger?«

      »Ja und nein. Ist nicht so wichtig.«

      »Also ein weiblicher Kunde?«, mutmaßte Marvin. »Komm schon, ich kenne dich lange und gut genug um zu merken, wenn etwas ganz und gar nicht stimmt.«

      Steffen stieß einen tiefen Seufzer aus, hob sein Glas, um Marvin durch die Luft zuzuprosten und nahm einen langen Zug, ehe er antwortete. »Die Dame zahlt gut, nervt aber.«

      Wie geheimnisvoll. Marvin zog neugierig die Augenbrauen hoch. »Erzähl. Woran arbeitest du? Website plus klassische Werbemittel?«

      »Nein, es hat nichts mit der Arbeit zu tun. Lass uns von etwas anderem reden.«

      »Komm schon, verrat’s mir.« Das abweisende Verhalten seines Freundes war ungewöhnlich. »Wenn ich kann, helfe ich dir. Das weißt du.«

      Steffen verzog das Gesicht, als wäre ihm die Angelegenheit ein wenig unangenehm und starrte auf das Glas, das er immer noch festhielt. »Na ja, ich bin da in so eine Sache reingeschliddert. Nichts Illegales. Es ist ja auch nur wegen den Schulden für mein neues Auto.« Er stellte sein Glas so ruckartig ab, dass der Wein gefährlich nahe bis zum Rand hinauf schwappte.

      »Aha, was heißt das im Klartext?«

      Marvin hatte seinem Freund davon abgeraten, sich den schönen, aber teuren Golf GTI zu kaufen, auch wenn es sich dabei um seinen Traumwagen handelte und dieser als Jahreswagen zu fairen Konditionen angeboten wurde. Irgendwie hatte er sich dabei doch ein wenig übernommen. Sein Gehalt reichte kaum für Miete, Versicherungen, Lebensunterhalt plus Autoraten.

      »Also, ich verdiene mir ein bisschen Geld nebenbei. Gutes, schnell verdientes Geld. Das ist alles.«

      »Aha. Na, das sind doch interessante Neuigkeiten. Was ist das für ein Job?«, bohrte Marvin, als sein Freund nicht weiter sprach und stattdessen unschlüssig mit der Gabel die Tagliatelle drehte, ohne sie zum Mund zu führen. Was zum Teufel war an der Sache so unangenehm, dass es ihn in Verlegenheit brachte? »Was ist los mit dir? Wir hatten doch noch nie Geheimnisse voreinander. Ist es gefährlich?«

      Steffen holte tief Luft. Seine Ohrspitzen röteten sich zusehends. »Ich – naja, wie soll ich das sagen, ich – arbeite ab und an als Callboy.«

      »Oh. Das ist – allerdings – wow.« Marvin zog überrascht die Augenbrauen hoch und musterte den Freund, ob dieser ihn auf den Arm nehmen wollte. Dann verzogen sich seine Mundwinkel zu einem amüsierten Grinsen. »Callboy? Aha, und, wie lange machst du das schon?«

      Steffen zuckte mit den Schultern. »Na ja, etwa drei Monate. Ich wollte es dir schon längst erzählen, ehrlich, aber irgendwie war es mir unangenehm. Es ist auch nur vorübergehend, bis ich meine Schulden abbezahlt habe. Die meisten Frauen sind ganz nett.«

      Wie, das war kein Scherz? Marvin hob sein Glas und prostete dem Freund zu. »Na ja, fürs Vögeln bezahlt zu werden ist doch immer nett, oder? Und welches Problem hast du mit der Anruferin? Ist sie alt und hässlich?«

      »Nein«, Steffen lachte und entspannte sich allmählich wieder. »Die anderen wollen einfach ein bisschen Zärtlichkeit, Aufmerksamkeit, Sex. Eine normale Nummer, nichts Besonderes. Es sind alles Frauen, die viel und hart arbeiten, und keine Zeit für einen festen Partner haben. Oder schon geschieden sind.« Er hielt kurz inne.

      »Und?«

      »Es ist so – die Frau, also sie heißt Eva, die hat spezielle Sonderwünsche. Einerseits ist sie viel zu selbstbewusst und tough, um die Kontrolle abzugeben. Andererseits will sie in einer Art Rollenspiel unterdrückt werden.« Er winkte ab und lachte verlegen. »Ein bisschen merkwürdig. Und eigentlich ist mir das alles zu viel.«

      Im Grunde genommen bist du auch gar nicht der Typ für Sex ohne Gefühle. Ich weiß. Marvin war völlig klar, dass Steffen nur durch einen dummen Zufall in diese Nummer geschlittert war. »Lass mich raten. Du sollst sie hart rannehmen, ohne sie zu vergewaltigen. Du sollst sie dabei demütigen, züchtigen, und von ihr Dinge verlangen, die sie normalerweise empört ablehnen würde.«

      »So – ungefähr«, stieß Steffen überrascht aus. »Woher weißt du das?«

      Marvin lachte. »Ist dir das unangenehm?«

      »Ehrlich, ich steh nicht darauf, eine Frau zu erniedrigen. Selbst wenn sie das will. Falls sie es überhaupt wirklich will, ich blicke da nicht durch.«

      »Du verstehst nicht, warum eine selbstbewusste erfolgreiche Frau von einem Mann dominiert werden will.«

      Steffen nickte und trank einen Schluck.

      »Will sie, dass du ihr den Hintern versohlst und bestimmst, wann sie einen Orgasmus haben darf?«

      »Ja, du bringst es auf den Punkt. Ich mach das, weil sie es will und gut bezahlt. Das ist alles. Nun, jetzt weißt du es und wir können über etwas anderes reden.«

      Scheinbar beruhigt darüber, dass das Thema nun ausgesprochen war, machte Steffen sich auf einmal mit Heißhunger über das Essen her.

      Marvin überlegte einen Augenblick, ehe er weitersprach. »Du musst das nicht verstehen. Es ist auch schwer zu erklären. Gerade erfolgreiche Menschen geben gerne mal die Kontrolle ab und ziehen daraus einen СКАЧАТЬ