Gesammelte Werke. George Sand
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Название: Gesammelte Werke

Автор: George Sand

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962816148

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СКАЧАТЬ starb.

      Zu je­ner Zeit, als Graf Zus­ti­nia­ni die Co­ril­la zu er­set­zen such­te, de­ren Ab­fall er vor­aus­sah und fast wünsch­te, war Por­po­ra eine Beu­te hef­ti­ger und fins­te­rer Stim­mun­gen, und sein Är­ger war nicht im­mer ohne ge­nug­sa­men Grund; denn es wur­de zwar in Ve­ne­dig die Mu­sik ei­nes Jo­mel­li, Lot­ti, Ca­ris­si­mi, Gas­pa­ri­ni und an­de­rer treff­li­cher Meis­ter ge­liebt und ge­sun­gen, je­doch un­ter­schied­los schätz­te man da­ne­ben die Buf­fo­stücke ei­nes Coc­chi, Bui­ni, Sal­va­tor Apol­li­ni und an­de­rer mehr oder min­der ein­hei­mi­scher Kom­po­nis­ten, de­ren ge­mei­ner und tri­via­ler Styl den Ge­schmack mit­tel­mä­ßi­ger Geis­ter kit­zel­te. Has­se’s Opern konn­ten sei­nem mit Recht er­zürn­ten Leh­rer nicht lieb sein.

      Da­her ge­sch­ah es, dass er die ers­ten Er­öff­nun­gen des Gra­fen Zus­ti­nia­ni in Be­treff sei­nes un­be­kann­ten Zög­lings fros­tig und miss­mu­tig auf­nahm, ob­gleich ihm Glück und Ruhm der ar­men Con­sue­lo am Her­zen la­gen, denn er war ein viel zu er­fah­re­ner Leh­rer, um nicht ih­ren Wert und ihr Ver­dienst ganz zu er­mes­sen. Al­lein bei dem Ge­dan­ken, dass die­ses so rei­ne und mit dem hei­li­gen Man­na der al­ten Meis­ter so kräf­tig ge­nähr­te Ta­lent ent­weiht wer­den könn­te, ließ er sein Haupt sin­ken und sprach in sicht­li­cher Be­stür­zung zu dem Gra­fen:

      – O, nehmt sie, nehmt sie nur hin, die­se ma­kel­lo­se See­le, die­sen un­be­fleck­ten Geist; werft ihn den Hun­den vor und gebt ihn den wil­den Tie­ren zum Rau­be, denn das ist das Schick­sal des Ge­nies in un­se­ren Ta­gen.

      Die­ser Schmer­zens­ruf, halb ernst und halb ko­misch, gab dem Gra­fen einen Maß­stab, um das Ver­dienst ei­ner Schü­le­rin zu schät­zen, de­ren Wert ein so stren­ger Leh­rer so hoch an­schlug.

      – Wie denn, teu­rer Meis­ters rief er aus, ist das eue­re auf­rich­ti­ge Mei­nung? Ist die­se Con­sue­lo wirk­lich ein so au­ßer­or­dent­li­ches, ein so himm­li­sches We­sen?

      – Ihr wer­det sie hö­ren! sag­te Por­po­ra, mit der Mie­ne der Er­ge­bung, und setz­te wie­der­ho­lend hin­zu: es ist ihr Schick­sal!

      Es ge­lang in­des­sen dem Gra­fen, die ge­sun­ke­nen Le­bens­geis­ter des Meis­ters wie­der auf­zu­rich­ten, in­dem er ihm auf eine gründ­li­che Re­form in der Wahl der Opern für das Re­per­toir von San Sa­mu­el Hoff­nung mach­te. Er ver­hieß ihm, schlech­te Wer­ke gänz­lich aus­zu­schlie­ßen, so­bald er nur erst die Co­ril­la los sein wür­de, auf de­ren Ei­gen­sinn und Gril­len er die Zu­las­sung und güns­ti­ge Auf­nah­me sol­cher Wer­ke schob. Er ließ so­gar ge­schickt die Ab­sicht durch­bli­cken, auch mit Has­se künf­tig sehr spar­sam zu sein, und sag­te zum Schlus­se, wenn Por­po­ra eine Oper für Con­sue­lo schrie­be, wenn ei­nes Ta­ges dann die Schü­le­rin ih­ren Leh­rer mit zwie­fa­chem Ruh­me kränz­te, sei­ne Ge­dan­ken in sei­ner ei­gens­ten Auf­fas­sung wie­der­ge­bend, so wür­de die­ser Tag ein Tag des Tri­um­phes für San Sa­mu­el und der schöns­te Tag in des Gra­fen Le­ben sein.

      Por­po­ra war be­zwun­gen; er fing an sich zu be­sänf­ti­gen und so­gar im Ge­hei­men den Auf­tritt sei­ner Schü­le­rin eben so sehr zu wün­schen als er ihn zu­vor ge­fürch­tet hat­te, ge­fürch­tet, weil da­durch den Wer­ken sei­nes Ne­ben­buh­lers ein neu­er Auf­schwung in der Gunst des Pub­li­kums ver­schafft wer­den konn­te. Da der Graf nun­mehr noch sei­ne Be­denk­lich­kei­ten über Con­sue­lo’s Äu­ße­re zu er­ken­nen gab, so wei­ger­te sich Por­po­ra ent­schie­den, das Mäd­chen in ei­ner Pri­vat­zu­sam­men­kunft und un­vor­be­rei­tet vor ihm sin­gen zu las­sen.

      – Ich kann sie nicht, er­wi­der­te er auf die Fra­gen und Bit­ten des Gra­fen, für eine Schön­heit aus­ge­ben. Ein Mäd­chen, so ärm­lich ge­klei­det, und schüch­tern, wie es ein Kind aus der Volks­klas­se, das nie die min­des­te Be­ach­tung ge­fun­den, vor ei­nem vor­neh­men Herrn und Rich­ter eu­res Stan­des wohl sein muss, be­darf durch­aus ei­ni­ger Toi­let­te und Vor­be­rei­tung. Zu­dem ist Con­sue­lo eine von de­nen, wel­che der Aus­druck des Ge­nies schö­ner macht. Man muss sie zu­gleich se­hen und hö­ren. Lasst mich ge­wäh­ren. Wenn ihr nicht zu­frie­den seid, so las­set sie mir, und ich wer­de Mit­tel und Wege fin­den, aus ihr eine wa­cke­re Non­ne zu ma­chen, wel­che zum Ruh­me der Schu­le Ele­ven un­ter ih­rer Lei­tung bil­det.

      In der Tat war dies die Zu­kunft, wel­che Por­po­ra bis­her für Con­sue­lo im Sin­ne ge­habt hat­te.

      Als er sei­ne Schü­le­rin wie­der­sah, kün­dig­te er ihr an, dass sie von dem Gra­fen ge­hört und be­ur­teilt wer­den wür­de. Und da sie ihm ehr­lich ge­stand, wie sehr sie fürch­te, häss­lich ge­fun­den zu wer­den, so ver­si­cher­te er ihr, sie wür­de gar nicht sicht­bar sein, sie wür­de hin­ter dem Git­ter der Or­gel­tri­bü­ne sin­gen, denn der Graf woll­te sie beim Got­tes­diens­te in der Kir­che hö­ren. Nur riet er ihr, sich schick­lich zu klei­den, weil sie nach­her die­sem Herrn auch vor­ge­stellt wer­den müss­te, und ob­gleich selbst arm, schenk­te ihr der groß­mü­ti­ge Meis­ter den­noch ei­ni­ges Geld zu die­sem Be­hu­fe.

      Ganz be­stürzt, ganz auf­ge­regt, zum ers­ten male mit der Sor­ge für ihre Per­son be­schäf­tigt, setz­te Con­sue­lo in der Eile ihre Toi­let­te und ihre Stim­me in Be­reit­schaft; die letz­te­re näm­lich ver­such­te sie ge­schwind, und als sie die­sel­be so frisch, so stark, so bieg­sam fand, sag­te sie wie­der­holt zu An­zo­le­to, wel­cher ihr be­wegt und ent­zückt zu­hör­te: Ach! warum braucht doch ein Sän­ge­rin noch mehr als sin­gen zu kön­nen?

      10.

      Am Tage vor dem Fes­te fand An­zo­le­to Con­sue­lo’s Tür ver­rie­gelt und muss­te wohl eine Vier­tel­stun­de auf der Trep­pe war­ten; end­lich ward er ein­ge­las­sen, um sei­ne Freun­din in ih­rem Fest­put­ze zu se­hen, den sie vor ihm pro­bie­ren woll­te. In ei­nem hüb­schen Klei­de von groß­blu­mi­gem Zitz, im Spit­zen­tuch und Pu­der, sah sie so fremd aus, dass An­zo­le­to ei­ni­ge Au­gen­bli­cke un­be­weg­lich stand und nicht wuss­te, ob sie bei die­ser Ver­wand­lung ge­won­nen oder ver­lo­ren habe. Sein Schwan­ken war für Con­sue­lo, die in sei­nen Au­gen las, ein Dolch­stoß.

      – Ach! rief sie, ich sehe es wohl, dass ich dir so nicht ge­fal­le. Wem soll­te ich wohl er­träg­lich schei­nen, wenn selbst dem, der mich liebt, mein An­blick nicht er­freu­lich ist?

      – Nur ein klein we­nig Ge­duld! ent­geg­ne­te An­zo­le­to. Vor der Hand bin ich noch ganz er­staunt, wie schön dei­ne Tail­le in СКАЧАТЬ