Gesammelte Werke. George Sand
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Название: Gesammelte Werke

Автор: George Sand

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962816148

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СКАЧАТЬ Ich weiß nicht was mir ist, sag­te Con­sue­lo, sich den Ar­men ih­res Freun­des mit ei­ner Art von Furcht ent­rei­ßend, wel­che sie noch nie emp­fun­den hat­te; aber mir ist sehr übel; mir ist, als ob ich ster­ben müss­te.

      – Nein, stirb nicht, rief An­zo­le­to, in­dem er ihr folg­te und sie in sei­nen Ar­men hielt; du bist schön, Con­sue­lo, ich weiß es ge­wiss, dass du schön bist! –

      Con­sue­lo war wirk­lich schön in die­sem Au­gen­bli­cke, und ob­gleich An­zo­le­to nicht un­ter ei­nem künst­le­ri­schen Ge­sichts­punk­te des­sen ge­wiss war, so konn­te er doch nicht un­ter­las­sen, es zu sa­gen, weil sein Herz es leb­haft fühl­te.

      – Was soll das aber nur, sag­te Con­sue­lo, in dem näm­li­chen Au­gen­bli­cke ganz bleich ge­wor­den und ganz ab­ge­spannt, was soll es nur, dass du mich heu­te durch­aus schön fin­den willst?

      – Möch­test du es denn nicht sein, teu­re Con­sue­lo?

      – Ja, für dich.

      – Und für die an­de­ren?

      – Ich fra­ge nichts da­nach.

      – Wenn es nun aber eine Be­din­gung für uns­re Zu­kunft wäre?

      An­zo­le­to fing nun an, weil er die Un­ru­he sah, wel­che er sei­ner Freun­din ver­ur­sacht hat­te, ihr ganz un­be­fan­gen zu er­zäh­len, was zwi­schen dem Gra­fen und ihm vor­ge­gan­gen war, und als er an die we­nig schmei­chel­haf­ten Aus­drücke kam, in wel­chen Zus­ti­nia­ni sich über sie ge­äu­ßert hat­te, schlug Con­sue­lo, wel­che nach und nach wie­der ru­hig ge­wor­den war, denn sie glaub­te jetzt zu se­hen was es gab, ein hel­les Ge­läch­ter auf, wäh­rend sie sich noch die letz­ten Trä­nen aus den Au­gen wisch­te.

      – Wie? rief An­zo­le­to voll Er­stau­nen, dass er sie so frei von al­ler Ei­tel­keit fand, mehr regt dich das nicht auf, mehr Ver­druss macht es dir nicht? Aha! ich sehe, Con­su­e­li­na, Sie sind eine klei­ne Ko­ket­te: Sie wis­sen es wohl, dass Sie nicht häss­lich sind.

      – Höre, ent­geg­ne­te sie la­chend, weil du nun ein­mal sol­che Pos­sen ernst nimmst, muss ich dich doch ein bi­schen be­ru­hi­gen. Ich bin nie­mals ko­kett ge­we­sen: ich bin nicht schön und ich will mich nicht lä­cher­lich ma­chen. Aber häss­lich, siehst du, häss­lich bin ich nicht mehr.

      – Für­wahr, das hat dir je­mand ge­sagt. Wer hat dir das ge­sagt, Con­sue­lo?

      – Erst­lich mei­ne Mut­ter, die sich um mei­ne Häss­lich­keit nie ge­grämt hat. Sie sag­te oft, das wür­de sich schon ge­ben und sie wäre als Kind noch häss­li­cher ge­we­sen, und doch weiß ich von vie­len Leu­ten wel­che sie frü­her ge­kannt ha­ben, dass sie zu zwan­zig Jah­ren das schöns­te Mäd­chen von Bur­gos war. Du er­in­nerst dich auch wohl, dass in den Cafés wo sie sang, man­cher der sie an­sah, sag­te: Die­se Frau muss schön ge­we­sen sein. Siehst du, mein ar­mer Freund, so geht es mit der Schön­heit, wenn man arm ist; ein Au­gen­blick ist’s: erst ist man noch nicht schön, und gleich nach­her ist man es nicht mehr. Vi­el­leicht werd’ ich’s noch, wer weiß? wenn ich mich nicht zu sehr an­zu­stren­gen brau­che, wenn ich schla­fen kann und nicht zu viel hun­gern muss.

      – Con­sue­lo, wir ver­las­sen ein­an­der nicht; bald wer­de ich reich sein und es wird dir an nichts feh­len. Dann kannst du schön sein nach Her­zens­lust.

      – Nun wohl. Gott hel­fe uns dazu!

      – Aber das al­les nutzt uns für den Au­gen­blick zu nichts, es kommt nur dar­auf an, ob dich der Graf schön ge­nug fin­den wird um auf­zu­tre­ten.

      – Ver­wünsch­ter Graf, wenn er nur nicht zu viel Schwie­rig­kei­ten macht.

      – Also erst­lich, häss­lich bist du nicht?

      – Ich bin nicht häss­lich. Neu­lich hör­te ich, wie der Per­len­ma­cher drü­ben zu sei­ner Frau sag­te: Weißt du wohl, die Con­sue­lo ist nicht gars­tig; sie hat eine schö­ne Tail­le, und wenn sie lacht, hüpft ei­nem das Herz im Lei­be, und wenn sie singt, sieht sie al­ler­liebst aus.

      – Und was sag­te dar­auf des Per­len­ma­chers Frau?

      – Sie sag­te dar­auf: Was schiert das dich, Dumm­kopf? guck’ auf dei­ne Ar­beit: was hat ein ver­hei­ra­te­ter Mann die jun­gen Mäd­chen an­zu­gaf­fen?

      – Sah sie böse da­bei aus?

      – Ganz böse.

      – Das ist ein gu­tes Zei­chen. Sie ge­stand sich, dass ihr Mann nicht un­recht hat­te. Und dann noch wei­ter?

      – Und dann noch wei­ter, die Grä­fin Mo­ce­ni­go, wel­che mir Ar­beit gibt und sich mei­ner im­mer an­ge­nom­men hat, sag­te letz­te Wo­che zu dem Doc­tor An­cil­lo, der, als ich ein­trat, ge­ra­de bei ihr war: Se­hen Sie doch, Herr Dok­tor, wie die­se Zi­tel­la ge­wach­sen ist, und sie ist recht weiß und hübsch ge­wor­den!

      – Und was sag­te der Doc­tor dar­auf?

      – Er sag­te dar­auf: In der Tat, Ma­da­me, beim Bac­chus! ich hät­te sie nicht wie­der er­kannt; sie ge­hört in die Klas­se des phleg­ma­ti­schen Tem­pe­ra­ments, und die­se Per­so­nen wer­den weiß, wenn sie ein we­nig zu­neh­men. Sie wird noch ein schö­nes Mäd­chen wer­den, das sol­len Sie se­hen.

      – Und dann noch wei­ter?

      – Und dann noch wei­ter, die Su­pe­rio­rin von San­ta-Chia­ra, die mir Sti­cke­rei­en für ihre Al­tä­re zu ma­chen gibt, sag­te zu ei­ner Schwes­ter: Da, sagt nun ein­mal selbst, ob ich nicht recht hat­te, dass die Con­sue­lo uns­rer hei­li­gen Cä­ci­lia gleicht? So oft ich vor dem Bil­de bete, muss ich un­will­kühr­lich an die­se Klei­ne den­ken, und dann bete ich für sie, dass sie nicht in Sün­de fal­len möge und dass sie im­mer nur für die Kir­che sin­gen möge.

      – Und was sag­te die Schwes­ter dar­auf?

      – Die Schwes­ter sag­te dar­auf: Es ist wahr, Mut­ter, es ist wahr­haf­tig wahr. Da bin ich denn ge­schwind in ihre Kir­che ge­lau­fen und habe mir die hei­li­ge Cä­ci­lia an­ge­se­hen, die ist von ei­nem großen Meis­ter und ist schön, sehr schön!

      – Und sieht dir gleich?

      – Ein we­nig.

      – Und das hast du mir nie er­zählt?

      – Ich habe nicht wei­ter dar­an ge­dacht.

      – Lie­be Con­sue­lo, also bist du schön?

      – Ich glau­be nicht, aber ich bin nicht mehr so häss­lich als es im­mer ge­sagt wur­de. So viel ist ge­wiss, dass es jetzt nicht mehr ge­sagt wird. Frei­lich könn­te dies auch da­her kom­men, dass die Leu­te glau­ben, es wür­de mich jetzt schmer­zen.

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