Gesammelte Werke. George Sand
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Название: Gesammelte Werke

Автор: George Sand

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962816148

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СКАЧАТЬ mit Be­ha­gen schlür­fen.

      7.

      Es fehl­te viel, dass die üb­ri­gen Be­woh­ner des Schlos­ses eben so ru­hig ge­we­sen wä­ren. Ama­lie war wü­tend und ließ sich nicht mehr her­ab, die Kran­ke ein ein­zi­ges­mal zu be­su­chen. Sie ver­mied es sorg­fäl­tig, an Al­bert ein Wort zu rich­ten, ihn ir­gend ein­mal an­zu­bli­cken, oder auch nur sei­nen Gruß mor­gens und abends zu er­wi­dern. Das ab­scheu­lichs­te da­bei war, dass Al­bert auf ih­ren Är­ger nicht im Min­des­ten zu ach­ten schi­en.

      Das Stifts­fräu­lein sah, dass nun die Lei­den­schaft ih­res Nef­fen für die »Land­strei­che­rin« au­gen­schein­lich und so zu sa­gen er­klärt war, und hat­te kei­nen ru­hi­gen Au­gen­blick mehr. Sie zer­mar­ter­te sich um Mit­tel, der Ge­fahr und dem Skan­dal ein Ende zu ma­chen, und hat­te zu die­sem Be­hu­fe lan­ge Kon­fe­ren­zen mit dem Ka­plan.

      Aber die­ser wünsch­te gar nicht die Ver­wick­lung sich so bald lö­sen zu se­hen. Er war lan­ge in der Fa­mi­lie un­nütz und, un­be­merkt ge­we­sen. Sei­ne Rol­le nahm jetzt wie­der eine Art von Wich­tig­keit an, er konn­te sich dem Ver­gnü­gen, zu spio­nie­ren, zu ent­de­cken, zu war­nen, vor­aus­zu­sa­gen, mit ei­nem Wor­te in den häus­li­chen Sor­gen nach Her­zens­lust zu wüh­len, über­las­sen, wäh­rend er sich ein An­se­hen gab, als rühr­te er an nichts und sich vor dem Un­wil­len des jun­gen Gra­fen hin­ter den Rö­cken der al­ten Tan­te ver­kroch.

      Bei­de mit­ein­an­der fan­den sie un­auf­hör­lich neue Ur­sa­chen zur Be­sorg­nis, zur Vor­sicht und nie ein Ret­tungs­mit­tel. Je­den Tag mach­te sich die gute Wences­la­wa an ih­ren Nef­fen mit ei­ner ent­schei­den­den Er­klä­rung auf der Zun­gen­spit­ze und je­den Tag mach­te ein spöt­ti­sches Lä­cheln oder ein ei­si­ger Blick das Wort in ih­rem Mun­de ster­ben und den Plan zer­schei­tern.

      Es ver­ging kein Au­gen­blick, wo sie nicht auf eine Ge­le­gen­heit spä­he­te, sich zu Con­sue­lo zu steh­len, um bei ihr auf ge­schick­te Art und mit Fes­tig­keit einen Ver­weis an­zu­brin­gen, und je­des Mal war Al­bert, wie durch einen Ko­bold ge­warnt, au­gen­blick­lich auf der Schwel­le, um mit ei­nem Run­zeln sei­ner Brau­en, wie der olym­pi­sche Ju­pi­ter den Zorn und die Kühn­heit der sei­nem lie­ben Ili­on feind­lich ge­sinn­ten Göt­ter zu be­schwö­ren.

      In­des­sen hat­te das Stifts­fräu­lein es doch ein paar male so weit ge­bracht, das Ge­spräch mit der Kran­ken ein­zu­fä­deln, und da die Au­gen­bli­cke, wo sie mit ihr al­lein sein konn­te, sich so sel­ten fan­den, hat­te sie ihre Zeit genützt und ziem­lich ein­fäl­ti­ge An­deu­tun­gen fal­len las­sen, wel­che sie für sehr be­deut­sam hielt.

      Con­sue­lo war aber so weit ent­fernt von dem Ehr­geiz den das Fräu­lein bei ihr vor­aus­setz­te, dass sie nichts da­von ver­stan­den hat­te. Ihr Er­stau­nen, ihre un­schul­di­ge, of­fe­ne Mie­ne ent­waff­ne­ten im Au­gen­blick die gut­her­zi­ge Wences­la­wa, die nie in ih­rem Le­ben ei­nem zu­trau­li­chen Tone oder ei­nem herz­li­chen Schmei­chelblick hat­te wi­der­ste­hen kön­nen.

      Aus der Fas­sung ge­bracht eil­te sie dann und be­kann­te dem Ka­plan ihre Nie­der­la­ge; der üb­ri­ge Teil des Ta­ges ging da­mit hin, Ent­schlie­ßun­gen für den fol­gen­den zu fas­sen.

      In­zwi­schen er­riet Al­bert die­ses Ge­trei­be recht gut und sah, dass Con­sue­lo sich zu wun­dern und zu be­un­ru­hi­gen an­fing; er hielt es da­her für nö­tig, der Sa­che ein Ende zu ma­chen. Ei­nes Ta­ges lau­er­te er der Tan­te im Gan­ge auf, und als sie sei­ne Wach­sam­keit zu täu­schen und Con­sue­lo al­lein zu über­ra­schen dach­te, stand er in dem Au­gen­blick wo sie die Hand an die Klin­ke leg­te, um in das Zim­mer der Kran­ken zu ge­hen, plötz­lich ne­ben ihr.

      – Mei­ne gute Tan­te! sag­te er, ihre Hand er­grei­fend und an sei­ne Lip­pen drückend; ich habe Ih­nen et­was ganz sacht zu sa­gen, was für Sie von Wich­tig­keit ist. Das Le­ben und die Ge­sund­heit der Per­son, wel­che hier ne­ben­an ruht, sind mir kost­ba­rer als mein ei­ge­nes Le­ben und mein ei­ge­nes Glück.

      Ich weiß sehr wohl, dass Ihr Beicht­va­ter es Ih­nen zu ei­ner Ge­wis­sens­sa­che macht, mei­ner Hin­ge­bung für sie ent­ge­gen­zu­ar­bei­ten und die Frucht mei­ner Be­mü­hun­gen zu zer­stö­ren. Sonst hät­te Sie Ihr ed­les Herz nie auf den Ge­dan­ken kom­men las­sen, durch har­te Wor­te und un­ge­rech­te Vor­wür­fe die Wie­der­her­stel­lung ei­ner Kran­ken, die sich kaum au­ßer Ge­fahr be­fin­det, zu ver­ei­teln.

      Da aber der Fa­na­tis­mus oder die Eng­her­zig­keit ei­nes Pries­ters wohl das Wun­der be­wir­ken kann, die herz­lichs­te Lie­be und das reins­te Mit­ge­fühl in blin­de Grau­sam­keit zu ver­wan­deln, so wer­de ich mich aus al­ler Macht der Sün­de wi­der­set­zen, zu de­ren Werk­zeug mei­ne arme Tan­te sich her­gibt.

      Ich wer­de mei­ne Kran­ke Nacht und Tag hü­ten, ich wer­de sie kei­nen Au­gen­blick mehr ver­las­sen, und wenn es un­ge­ach­tet mei­nes Ei­fers ge­län­ge, sie mir zu ent­rei­ßen, so schwö­re ich, bei al­lem was nach mensch­li­chem Glau­ben furcht­bar ist, dass ich aus dem Hau­se mei­ner Vä­ter ge­hen und nie da­hin zu­rück­keh­ren wer­de.

      Ich den­ke, dass der Herr Ka­plan, nach­dem Sie ihm mei­nen fes­ten Ent­schluss be­kannt ge­macht ha­ben, ab­las­sen wird, Sie zu quä­len und die groß­mü­ti­gen Nei­gun­gen Ihres müt­ter­li­chen Her­zens zu un­ter­drücken.

      Wences­la­wa konn­te in ih­rer ers­ten Be­stür­zung nur mit ei­nem Trä­nen­stro­me ant­wor­ten. Al­bert hat­te sie bis an das äu­ßers­te Ende des Gan­ges ge­führt, da­mit die­se Er­klä­rung nicht von Con­sue­lo ge­hört wer­den könn­te. Sie be­schwer­te sich nun leb­haft über den wi­der­setz­li­chen und dro­hen­den Ton, den ihr Nef­fe ge­gen sie an­näh­me und woll­te die Ge­le­gen­heit er­grei­fen, ihm dass Tö­rich­te sei­ner Nei­gung zu ei­ner Per­son von so nie­de­rer Her­kunft als Nina zu Ge­müt zu füh­ren.

      – Tant­chen! sag­te Al­bert lä­chelnd, Sie ver­ges­sen, dass, wenn wir aus dem kö­nig­li­chen Blu­te der Po­dieb­rad her­vor­ge­gan­gen sind, un­se­re Ah­nen nur aus Gna­den der em­pör­ten Bau­ern und der land­strei­che­ri­schen Söld­ner­ban­den Kö­ni­ge wa­ren. Ein Po­dieb­rad soll­te in sei­ner rühm­li­chen Ab­kunft im­mer nur einen Be­weg­grund mehr er­bli­cken, sich dem Schwa­chen und dem Ar­men an­zunä­hern, denn auf die­sem Bo­den hat sei­ne Macht und Grö­ße zu ei­ner Zeit die nicht ent­fernt ge­nug ist, um schon ver­ges­sen zu sein, Wur­zel ge­schla­gen.

      Als Wences­la­wa die­se stür­mi­sche Zu­sam­men­kunft dem Ka­plan hin­ter­brach­te, war er der Mei­nung, dass man den jun­gen Gra­fen nicht mehr durch Berüh­rung der Sa­che er­bit­tern noch durch Beun­ru­hi­gung sei­nes Schütz­lings zu Wi­der­setz­lich­kei­ten rei­zen soll­te.

      – Dem Gra­fen Chris­ti­an selbst müs­sen Sie Vor­hal­tun­gen ma­chen, sag­te er. Das Über­maß Ih­rer Zärt­lich­keit hat den jun­gen Gra­fen ver­wöhnt; es ist Zeit, dass Ihre wei­sen Erin­ne­run­gen end­lich die Be­sorg­nis des Va­ters СКАЧАТЬ