Die Sebalduskirche in Nürnberg. Friedrich Wilhelm Hoffmann
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Название: Die Sebalduskirche in Nürnberg

Автор: Friedrich Wilhelm Hoffmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 4064066113568

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СКАЧАТЬ die Dauer genügte demnach die Kirche St. Sebald ihrer immer mehr anwachsenden Gemeinde nicht. Wir wissen ja, daß die Stadtgrenze in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts mit jenem Mauerzug bestimmt wurde, welcher im heutigen Stadtbild am Weißen Turm und dem Laufer Schlagturm noch deutlich zu erkennen ist, und daß noch vor der Mitte des folgenden Jahrhunderts diese Grenze auf den jetzigen Stadtgraben hinaus verlegt wurde, was doch in Anbetracht der kurzen Zeit zweifellos auf eine rasche Bevölkerungszunahme der Stadt und insbesondere der Pfarrei St. Sebald schließen läßt.[18][19]

      Angesichts dieses starken Bevölkerungszuwachses konnte auch die in den Jahren 1355–1361 auf dem Markt erbaute Kapelle zu Unserer Lieben Frau keine Entlastung für die Kirche St. Sebald bedeuten.

      Mitbestimmend für die notwendige Erweiterung der Kirche St. Sebald war wesentlich folgender Punkt.

      Mit der Zunahme der Bevölkerung war auch Nürnbergs politische und kulturelle Bedeutung gestiegen.

      Tafel VI.

      Längenschnitt der Sebalduskirche.

      Die außerordentlich günstige zentrale Lage des Ortes, seine Stellung als bevorzugte Reichsstadt, in der sich die deutschen Könige und Kaiser oft und lange aufhielten und die sie durch bedeutende Handels- und sonstige Privilegien auf alle Weise förderten, die große Gunst und Liebe, die besonders die beiden Kaiser Ludwig der Bayer und Karl IV. der Stadt angedeihen ließen, dann aber, und das war nicht weniger wichtig, die unerschöpfliche Arbeitskraft und Arbeitslust seiner Bevölkerung sowie die Intelligenz und der Unternehmungsgeist seiner Geschlechter und der übrigen bedeutenden Kaufmannschaft, hatte das Wachstum und die Blüte Nürnbergs so mächtig gefördert, daß es bereits um die Mitte des 14. Jahrhunderts in sonst kaum beobachteter rascher Entwicklung sich eine weltgeschichtliche Bedeutung errungen hatte. Es ist richtig, die Entwicklung Nürnbergs auf allen Gebieten, dem des Handels und der Gewerbe, der Kunst und der Wissenschaft, tritt zu keiner Zeit so deutlich und herrlich in die Erscheinung wie gegen Ende des 15. und im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts, wo eine auserlesene Schar hervorragender, ja einziger Kräfte auf dem Gebiete des Gewerbes, insbesondere des Kunstgewerbes in Nürnberg wirkten und, man möchte sagen, die Fürsten im Reiche der Kunst und des Kunsthandwerkes dieser einzigen Stadt ihren Glanz durch Jahrhunderte verliehen. Aber einen ersten bedeutenden Höhepunkt erreichte das Kunstleben der Stadt, entsprechend der bedeutenden Entwicklung, die das Gemeinwesen sowohl als auch die handelspolitische Bedeutung der Stadt genommen hatte, schon in der glanzvollen Epoche der gotischen Kirchenbauten. Da kann es denn nicht wundernehmen, daß man, als das Bedürfnis einer Erweiterung der Hauptpfarrkirche immer dringender hervortrat, an Stelle des Ostchors, für dessen Stilcharakter man kein Verständnis mehr hatte, und der auch den gesteigerten Ansprüchen viel zu bescheiden, ja armselig erscheinen mochte, einen stattlichen, dem modernen Geschmack angepaßten Neubau erstehen ließ.

      Ende der fünfziger Jahre wurde bereits für den Neubau zu sammeln begonnen, wie zwei Ablaßurkunden vom 23. Februar und 21. September des Jahres 1358 beweisen.[20] 1360 wurde ein am Friedhof von St. Sebald gelegenes und dem Egidienkloster gehöriges Haus gegen ein zum Kirchenvermögen von St. Sebald gehöriges Anwesen umgetauscht, was wohl nur daraus verständlich wird, daß jenes Haus hart an der Friedhofmauer, in nächster Nähe des alten Ostchores lag und behufs Niederlegen von der Kirchenverwaltung von St. Sebald erworben werden mußte.[21] Im Sommer 1361 nahm man den Neubau in Angriff.[22] Daß Geld stets vonnöten war, besagt unter anderem der 1362 zur Förderung des Neubaues erteilte Ablaß.[23] Im Frühjahr 1364 war der Bau bereits weit vorgeschritten; der Pfarrer Albrecht Krauter, der sich um den Neubau seiner Kirche sehr verdient gemacht hat, stellte der Stadt einen Revers über die Nichterweiterung des Friedhofes aus, obwohl das Areal desselben durch den Neubau an Flächenraum erheblich eingebüßt hatte.[24] Eine Unterbrechung des Gottesdienstes scheint während des Baues nicht stattgefunden zu haben. So wurden bis zum Jahre 1365 Pfründen gestiftet und bestätigt, darunter 1364 eine Pfründe für den in der südlichen Seitenapsis stehenden St. Stephansaltar.[25] Vom Oktober 1365[26] bis zum Juli 1370[27] allerdings schweigen die urkundlichen Nachrichten, und erst in den folgenden Jahren hören wir wieder von Stiftungen für Altäre und zwar in erster Linie für Altäre, die ihren Standort im neuen Ostchor erhielten. Schon 1370 scheint der Neubau den Anschluß an die alte Kirche erreicht zu haben und auch eingewölbt gewesen zu sein, so daß die bisher in den drei Ostapsiden des romanischen Chores befindlichen Altäre nun neue Aufstellung finden konnten.[28] In der Zwischenzeit von 1365–1370 wurde der Hauptgottesdienst wahrscheinlich im Mittelschiff oder im Westchor abgehalten.

      Von besonderem Interesse erscheinen zwei Urkunden, vom 3. Juli 1370 und vom 10. Juli 1379[29], nach deren Inhalt die Ostkrypta nicht, wie man annehmen könnte, beim Neubau eingefüllt worden wäre, sondern einstweilen noch fortbestanden hätte. Beide Schriftstücke, von welchen das erste die Bestätigung der Stiftung einer Pfründe für den Marienaltar enthält, das andere von einem Ablaß des Kardinals Pileus für den gleichen Altar handelt, bezeichnen ausdrücklich den Standort dieses Altares als in der Krypta befindlich. Diese Bezeichnung des Standortes muß indessen sehr auffällig erscheinen und ist nur schwer zu erklären, da ein Fortbestehen der Ostkrypta nach Vollendung des Neubaues technisch unmöglich war.

      

      War schon im Jahre 1370 der Bau im Innern soweit vorgeschritten, daß der Gottesdienst in demselben aufgenommen werden konnte, so ging auch das Äußere rasch seiner Vollendung entgegen. Wie aus zwei im Stadtarchiv Nürnberg aufbewahrten Urkunden vom 15. Oktober und 20. Dezember des Jahres 1372[30] ersichtlich ist, war nämlich um diese Zeit der Außenbau vollendet und aller Wahrscheinlichkeit nach auch das Gerüst beseitigt, denn es wurden den ehemaligen Pächtern der Brotbänke am alten Ostchor nun neue Brotbänke an den Pfeilern des neuen Chores überlassen. Was den endgültigen Abschluß des ganzen Unternehmens noch hinausschob, wird wohl der Umstand gewesen sein, daß entweder verschiedene auf die Ausstattung und Einrichtung der Kirche abzielende Aufträge noch nicht erfüllt waren oder daß es nach dieser Richtung überhaupt an Auftraggebern und Stiftern eine Zeitlang gefehlt hat. Noch am 5. Juni 1379 erteilte der Kardinal Pileus einen Ablaß, weil die vorhandenen Mittel zur Vollendung der Kirche nicht ausreichten.[31] Am Sonntag nach Bartholomäus des Jahres 1379 endlich fand die feierliche Einweihung des neuen Ostchores statt, welcher im ganzen 24000 Goldgulden kostete.[32]

      So war in verhältnismäßig kurzer Zeit — besonders wenn wir die Jahre 1361–1372 ins Auge fassen — ein mächtiges und herrliches Bauwerk geschaffen worden. Es läßt diese Tatsache wohl einen Rückschluß zu auf den Eifer, mit dem das Unternehmen begonnen und durchgeführt worden war, aber auch auf die Wohlhabenheit der Bürger, welche das Unternehmen nie hatte ins Stocken geraten lassen, was im Mittelalter, wo fast niemals ein größeres Bauwerk nach dem ursprünglichen Plane in wenigen Jahren zur Vollendung gelangte, zu den Seltenheiten gehörte.

      Baubeschreibung. Der Ostchor von St. Sebald ist ein dreischiffiger Hallenbau mit Chorumgang. Unregelmäßigkeiten und Verschiebungen in der Grundrißbildung (Taf. V), wovon eingehend bei dem Abschnitt über Stilkritik die Rede sein wird, hatten zur Folge, daß die Anlage mit drei ungefähr gleich breiten Schiffen, wie sie im westlichen Joch, wo der Chor an das Langhaus anstößt, gegeben war, nicht genau durchgeführt werden konnte. Gleichwohl ist die quadratische Form der Gewölbefelder im allgemeinen beibehalten worden, so daß fast immer die Breite der Schiffe so ziemlich der Größe der Pfeilerabstände entspricht.

      Der Abschluß des Binnenchores wird von drei Seiten des Achteckes gebildet. Im Chorumgang, dessen Außenwand aus sieben Seiten des Sechzehneckes besteht[33], wechseln vier dreieckige Felder mit drei rechteckigen Feldern ab. Das Gewölbe wird von zehn freistehenden Pfeilern getragen, dem Schub des Gewölbes nach außen begegnet die Wand mit 18 Strebepfeilern, an der Westwand entsprechen den Innenpfeilern zwei romanische Vierungspfeiler und an den Außenecken СКАЧАТЬ