Die Sebalduskirche in Nürnberg. Friedrich Wilhelm Hoffmann
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Название: Die Sebalduskirche in Nürnberg

Автор: Friedrich Wilhelm Hoffmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 4064066113568

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СКАЧАТЬ was man bei der geringen geographischen Entfernung der beiden Orte und bei dem Umstand, daß das Langhaus der Gmünder Kirche zum Teil ebenso wie der östliche Teil der Eßlinger Frauenkirche dem zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts angehören[37], ganz selbstverständlich findet. Die Eßlinger Kirche hat wie der Ostchor von St. Sebald polygone Pfeiler mit vorgelegten Diensten, welche, ohne von Kapitälen unterbrochen zu werden, unmittelbar in Gurte und Rippen übergehen, um vierteilige Gewölbe zu tragen. Also auch hier war der Baumeister bestrebt, gegenüber dem bisher Üblichen eine wesentliche Vereinfachung eintreten zu lassen. Nur hat, möchten wir hinzufügen, der Eßlinger Meister eine schönere und auch konstruktiv richtigere Lösung in der Pfeilerbildung gefunden, während der Baumeister des Ostchores von St. Sebald, ohne besondere Rücksicht auf das Gewölbesystem, mehr auf eine gleichmäßige Gestaltung des Grundrisses gesehen hat. Denn dort gruppieren sich auf den beiden Schiffsseiten eines Pfeilers je drei Dienste, von welchen sich jeder einzelne als Rippe, beziehungsweise Gurt fortsetzt und die Arkadenbögen setzen am Pfeilerkern selbst an, hier dagegen wachsen die Arkadenbögen aus Diensten heraus und den drei Rippen (zwei Diagonalrippen und eine Gurtrippe) an einer Schiffsseite steht nur ein einziger Dienst zur Verfügung. Durch den Ansatz mehrerer mit Hohlkehlen profilierter Rippen an einem Dienst sind aber ganz neue Bildungen entstanden, wie sie häufig erst an späteren Bauten, wir erinnern nur an die St. Georgskirche in Dinkelsbühl, wiederkehren, allerdings dort infolge der im 15. Jahrhundert üblichen reichen Sterngewölbe in komplizierterer Form. Allein trotz dieser Unterschiede der Pfeiler im Ostchor von St. Sebald von den Pfeilern der Eßlinger Frauenkirche erscheint doch die Annahme gerechtfertigt, daß der Baumeister von St. Sebald die ganze Idee, polygone Pfeiler mit vorgelegten Diensten zu schaffen und dieselben ohne Kapitäl gleich direkt ins Gewölbe überzuführen, der Eßlinger Frauenkirche entnommen hat.

      Noch in einem anderen Punkte des Aufrisses verrät der Ostchor von St. Sebald gegenüber der Heiligkreuzkirche in Gmünd einen hohen Grad von Selbständigkeit; es betrifft dies in der Hauptsache auch mit die Gestaltung des Außenbaues.

      Während an der Gmünder Kirche die Wände des Schiffes lange, bis hinauf an die Wölbung reichende Fenster aufweisen, sind die Chorwände in zwei Stockwerke geteilt. Es sind dort nämlich die Strebepfeiler in ihrer unteren Hälfte eingezogen, oder besser gesagt, die Chorwand ist in ihrer unteren Hälfte hinausgeschoben, so daß sich um den Chorumgang eine Reihe von Kapellen gruppiert. Beim Ostchor von St. Sebald dagegen hat man auf den Kapellenkranz verzichtet und wie beim Langhaus der Gmünder Kirche — auch hierin kann die Frauenkirche in Eßlingen anregend mitgewirkt haben — hohe, die ganze Länge der einzelnen Wandabteilungen einnehmende Fenster gewählt. Dies hat zur Folge, daß hier die Beleuchtung des ganzen Chors viel stärker wird als im Chor der Gmünder Kirche und andererseits, daß dort die Chorwand eine reichere Gliederung erhält. Der Baumeister von St. Sebald hat nun unter gleichzeitiger Erhöhung des gewonnenen Vorteils den entstandenen Nachteil dadurch gemindert, daß er die Breite der Fenster fast bis an die Strebepfeiler hin ausdehnte und so die Mauerfläche gleichsam in eine Reihe von Gewölbestützen auflöste. Und was die Außenansicht allein anlangt, so wurde der Mangel an Gliederung noch weiter durch eine reiche Ausstattung ersetzt. Von dem in der Höhe der Fensterbänke sich herumziehenden Gesims an weisen die in drei Stockwerken sich abstufenden Strebepfeiler, übergreifend auf den kleinen Rest von Wandfläche, eine Fülle von Schmuck auf, bestehend in vielem Blendenwerk, Konsolen, Baldachinen und Fialen. Um nun von den mächtigen, aber monoton wirkenden Chordach soviel wie möglich zu verdecken, hat der Meister einen bereits an der Gmünder Kirche zum Ausdruck gebrachten Gedanken wiederholt, indem er auf die Mauer eine Galerie aufsetzte, welche mit den die Fenster überragenden Wimpergen und den die Pfeiler bekrönenden Fialen dem Chor ein geradezu prächtiges Aussehen verleiht.

      Also auch nach dieser Seite hat es der Baumeister von St. Sebald, der seine Zugehörigkeit zur Schwäbischen und speziell zur Gmünder Schule nicht verleugnen kann, aber völlig frei ist von sklavischer Abhängigkeit, verstanden, den im Wesen der Hallenkirche begründet liegenden Anforderungen gerecht zu werden. Er hat durch Vereinfachung und Reduzierung aller konstruktiven Elemente, wodurch zunächst eine willkommene Sparsamkeit in der Bauausführung erzielt wurde, eine Vervollkommnung des Prinzips der Hallenkirche erreicht.

      Der Baumeister. Lebhaftes Interesse erregt nun die Frage: Wer mag wohl der Schöpfer dieses herrlichen, kunstgeschichtlich so bedeutenden Bauwerkes gewesen sein? Wie heißt er?

      Die Zugehörigkeit des Ostchores von St. Sebald zur Gmünder Schule wurde im Vorhergehenden sehr wahrscheinlich gemacht. Es hatte sich gezeigt, daß beide Bauten in den engsten verwandtschaftlichen Beziehungen zueinander stehen, ja, daß der Hallenbau von St. Sebald ohne den Vorgang von Schwäbisch-Gmünd vielleicht überhaupt nicht, jedenfalls nicht in seiner jetzigen Gestalt möglich gewesen wäre. Denn der Ostchor von St. Sebald weist eine Summe von Erscheinungen auf, welche sich nur aus dem Bau der Heiligkreuzkirche oder durch Vermittlung desselben aus anderen Bauten erklären lassen. Dieses Abhängigkeitsverhältnis wird auch durch das Vorhandensein einer großen Anzahl von gleichen Steinmetzzeichen an beiden Kirchen bestätigt, woraus mit Sicherheit folgt, daß eine ganze Gruppe von Steinmetzen von Schwäbisch-Gmünd nach Nürnberg gezogen ist, um hier an dem Bau von St. Sebald zu arbeiten. Es befinden sich sogar unter den gleichen Steinmetzzeichen häufig wiederkehrend solche, welche infolge ihrer gleichen Grundform einen engeren Zusammenschluß ihrer Träger erkennen lassen, d. h. welche beweisen, daß ihre Inhaber bei einem und demselben Meister gelernt haben. Und jenes Meisterzeichen, von welchem diese Zeichen ihre Variation entlehnt haben, hat sich anscheinend tatsächlich vorgefunden. Bei der letzten Restaurierung wurde hinter einem Baldachine eines Ostchorstrebepfeilers ein kleines Erzschild entdeckt, welches ursprünglich wohl an der Galerie über dem Hauptgesimse befestigt war und beim Abbruch derselben (1561) heruntergefallen und an diesen verborgenen Platz gelangt ist. Das Schild (Abb. 26), welches heute im Ostchor an der südlichen Wand angebracht ist, zeigt im Inneren einen nach unten offenen rechten Winkel mit darin befindlichem senkrecht gestelltem Kreuz und hat den Stilcharakter der Erbauungszeit des Chores. Dieses Zeichen kann nach den gegebenen Umständen wohl als das Zeichen des Baumeisters angesprochen werden.

      Abb. 26. Meisterzeichen (Ostchor).

      Trotz sorgfältiger, mühsamer Untersuchung des Baues der Gmünder Heiligkreuzkirche, soweit derselbe eben für diesen Zweck zugänglich war, konnte das Meisterzeichen von St. Sebald dort nicht gefunden werden. Es ist auch dieser Umstand für die weitere Beweisführung nicht von besonderem Belang, denn einerseits steht dadurch keineswegs fest, daß das Zeichen dort überhaupt nicht vorkommt, und andererseits ist es doch mehr als selbstverständlich, daß an dem Bau, welcher die meisten Anregungen für die Gestaltung des Ostchores von St. Sebald geboten hat, ja überhaupt die unerläßliche Vorbedingung für die Existenz des Nürnberger Hallenbaues war und an welchem die Schüler des Erbauers des letzteren gearbeitet haben, auch der Meister selbst tätig gewesen sein muß.

      Es liegt somit nahe, in dem Baumeister von St. Sebald einen Angehörigen der Familie jenes Heinrich Parler, des Erbauers der Gmünder Kirche, zu vermuten.

      Soweit wir die Familie Parler zurückverfolgen können — die Kunstwissenschaft hat sich seit längeren Jahren viel mit ihr beschäftigt —, wird die erste uns bekannte Generation durch Heinrich Parler vertreten, welcher, aus Köln gebürtig, etwa im dritten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts wahrscheinlich infolge einer Berufung nach Schwäbisch-Gmünd eingewandert ist, um den Bau der dortigen Heiligkreuzkirche zu leiten.[38] Von seinen Söhnen kommen für uns zwei in Betracht, nämlich Peter und Heinrich. Peter Parler, 1330 geboren[39], erhielt 1353 als junger, erst 23jähriger Mann von Kaiser Karl IV. einen Ruf nach Prag zur Übernahme der Vollendung des seit dem 1352 erfolgten Tode des Matthias von Arras unterbrochenen Dombaues. Peter Parler entfaltete in Prag nicht nur, sondern auch in ganz Böhmen eine umfassende Tätigkeit, baute die Barbarakirche in Kuttenberg, die Bartholomäuskirche in Kolin u. a. m. Von seinem Bruder Heinrich Parler dagegen wissen wir nur aus den Wochenrechnungen СКАЧАТЬ