Die Sebalduskirche in Nürnberg. Friedrich Wilhelm Hoffmann
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Название: Die Sebalduskirche in Nürnberg

Автор: Friedrich Wilhelm Hoffmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 4064066113568

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СКАЧАТЬ Einfachheit, mit der Grundriß und Aufriß, beziehungsweise Querschnitt durchgebildet sind, zeigt sich auch bei der Gliederung der Innenwand (Abb. 24). Die bereits gegebene Teilung wurde ohne eigentliche Zutat belassen. Die senkrechte Teilung in einzelne Wandflächen besorgen die Wandpfeiler, oder, besser gesagt, die Fortsetzungen der Wölbungsgurte, welche aber nicht besonders auffällig aus der Wand heraustreten, denn sie haben nicht nur die Profilierung der Rippen, sondern auch deren Stärke behalten. Etwa 4 m über dem Boden beginnen die Fensteröffnungen und ziehen sich hoch hinauf bis an das Gewölbe. Diese starke Betonung des Vertikalen wird nur unterbrochen durch ein in der Nähe und in Verbindung mit den Fensterbänken horizontal um den Chor herumlaufendes Gesims, das jedoch an den Mauerdiensten absetzt. Als einziger Schmuck wurden zu beiden Seiten der Fenster für noch zu stiftende Statuen Konsolen und reich gestaltete Baldachine angebracht (Abb. 25).

      Abb. 25. Baldachin im Ostchor.

      In der Profilierung der Fensterleibungen wechseln mehrere Hohlkehlen, Rundstäbe und Stege miteinander ab. Charakteristisch ist außer der Betonung einer größeren Hohlkehle die Anfügung des Rundstabes, der mit einem Doppelpolster auf einem kanellierten stabförmigen Sockel aufsitzt.

      Die Anwendung der Polychromie war nur spärlich. Trotzdem war der Eindruck des Innenraumes auf den Beschauer ein malerischer. Die Kirche war von Anfang an getüncht, so daß die scharfe Wirkung, welche die nackte Steinarchitektur ausgeübt hätte, wesentlich gemildert erschien. Ungemein wohltuend wirkten dann die einzelnen bemalten Stellen, gleichsam Farbflecke im Gesamtbilde der Architektur. Die Leibungen der Fenster waren mit roter Steinfarbe gestrichen, mit einfachem Strichmuster waren die Gewölbrippen belebt, bunte Fassung mit reichlicher Verwendung von Gold zeigten nur die Schlußsteine. Die farbige Ausschmückung der Chorwände unterhalb der Fensterbank und auch der Baldachine war dem Wohltätigkeitssinn der Patrizier und anderer reicher Familien überlassen, ebenso wie die Ausfüllung der großen Fensterflächen mit Glasmalereien.

      Der Eindruck des Innenraumes an und für sich, des Raumbildes selbst, ist ein überaus günstiger. Schon in der Beleuchtung des Raumes liegt eine Reihe von Vorzügen. Dadurch, daß sämtliche Schiffe gleiche Höhe haben, verteilt sich das Licht gleichmäßig auf den ganzen Raum, es entsteht nirgends eine finstere Ecke. Gesteigert wird diese Wirkung noch durch den Umstand, daß fast sämtliche Fenster mit Glasmalereien bis zur halben Höhe ausgestattet sind, beziehungsweise bei der 1379 erfolgten Einweihung ausgestattet waren, so daß die Beleuchtung den Gewölben zu verstärkt, nach unten gedämpft wird und daß andererseits die tief herabgezogenen Seitenfenster weniger stören.

      Der Charakter des Hallenbaues kommt voll und ganz zum Ausdruck. Die Verzichtleistung auf ein Querschiff und somit auf die Kreuzform überhaupt, der in die Breite gehende Aufbau bei verhältnismäßig kurzer Längenausdehnung des Ganzen haben zur Erreichung des Hallenprinzips den größten Teil beigetragen. Die breite Anlage, der kühne Aufbau kommt erst recht zur Geltung, wenn man von dem romanischen Langhaus in den neuen Chor übertritt. Ein gewisses beengendes Gefühl, das einen in den fest geschlossenen Schiffen — die gotischen Seitenschiffe nicht ausgenommen — überkommt, schwindet mit einemmal, man atmet auf und glaubt in freier Luft zu sein.

      Welch gewaltiger Unterschied liegt da zwischen dem Bauwerk der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und dem der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts! Ruhen dort die Vorzüge in der Darstellung und in der bis zu einem gewissen Grade konsequenten Durchführung des Organischen, so breitet hier die Raumkunst ihre gesamten Vorteile in mächtiger Entfaltung aus. So verhältnismäßig kurz der dazwischenliegende Zeitraum auch ist, aus dem älteren Bau kann der Neubau nicht erklärt werden; man glaubt vor einem Rätsel zu stehen. Denn der im Anfange des 14. Jahrhunderts erfolgte Umbau der Seitenschiffe des romanischen Langhauses gibt, obwohl er mit ein Glied in der Entwicklungskette bildet, keinen Aufschluß und kann auch keinen geben, da das basilikale System beibehalten worden ist und daher die Seitenschiffe wegen ihrer untergeordneten Bedeutung nicht in Frage kommen können.

      Das Innere des Ostchores zeichnet sich aber auch noch durch besondere Vornehmheit in der Gesamtwirkung aus, ganz im Gegensatz zu der Nüchternheit der spätgotischen Hallenkirchen. Es ist dies vor allem einem überaus fein gestimmten Proportionsgefühl des Erbauers zuzuschreiben. Zudem zeigte sich derselbe auch frei von dem Streben nach der in der Spätzeit so beliebten Kontrastwirkung und hat kleinliche Details streng vermieden. Bei dem Gebrauch des dekorativen Elementes hat er sich eine weise Beschränkung auferlegt.

      Die Struktur des Außenbaues (Taf. VII, VIII, IX) ist analog der Gestaltung der Innenwand an sich wenig reich an Gliederung. Es wechseln die schlanken Strebepfeiler mit den fast ebensolangen Fenstern ab, also in der Hauptsache ebenfalls Betonung des Vertikalen. In Vereinigung mit den Fensterbänken zieht sich ein kräftiges Gesims um den ganzen Chor herum, die Streben mitinbegriffen, und als zweite Horizontallinie kann die auf der Chormauer aufsitzende Galeriebrüstung betrachtet werden. So einfach, ja man möchte sagen, so primitiv die Gliederung des durch die Hallenanlage bedingten Außenbaues ist, schwerfällig kann derselbe keineswegs genannt werden. Denn mit der Wahl von sieben Seiten des Sechzehnecks für den Chorabschluß wurde eine enge Aneinanderreihung der Streben erzielt, so daß die verhältnismäßig schmalen Fenster nahezu die ganze Zwischenwand einnehmen und somit das Mauerwerk wesentlich auf den konstruktiven Bedarf reduziert wird. Und auch Eintönigkeit und Einförmigkeit, die eine natürliche Folge im Außenbau einer solchen Anlage hätten sein müssen, sind durch Gliederung im einzelnen und durch reichen Aufwand an Dekoration gänzlich vermieden worden.

      Eine Gliederung des Mauerwerks unterhalb des in Fensterhöhe sich herumziehenden Gesimses ist unterlassen worden; nur ein schlichter Sockel, wie am übrigen Bau wellenförmig mit der Mauer verbunden, ist zu erwähnen. Erst von dem Hauptgesims ab beginnt die Architektur lebendig zu werden. Die sich verjüngenden Strebepfeiler sind in drei Stockwerke abgeteilt, wobei die markierenden feinen Gesimse auch auf die zwischen Pfeiler und Fenster als Rest verbliebenen Wandstreifen übergreifen. Die einzelnen Absätze nun sind mit einer Fülle von Blendwerk, jedoch in klarer Disposition, ausgestattet. Die Blendnischen der unteren Stockwerke enthalten zur Aufnahme von Statuen Baldachine (Abb. 27 und a, b) und Konsolen, welch letztere, bald auf Säulen ruhend, bald nur in die Wand eingelassen, ornamentalen und figürlichen Schmuck zeigen; neben den Fenstern sind, entsprechend dem Pfeiler, zu demselben Zweck Postamente, auf dem Hauptgesims stehend, und hohe, bis an das nächste Pfeilerstockwerk hinaufragende Baldachine angebracht. Das Blendwerk des zweiten Stockwerkes setzt sich auch auf die Wand bis an die Fenster hin fort; dagegen fehlen hier Konsolen und Baldachine. Vorne ist dieses Stockwerk dreieckig gestaltet, die Nischen der beiden Dreiecksseiten enthalten wiederum kleine Postamente und Baldachine; über dem Dreieck erhebt sich eine mit Krabben und Kreuzblume geschmückte Fiale bis über die Hälfte des nächsten Stockwerkes, dessen Blendwerkgliederung infolge des geringeren Umfanges wesentlich vereinfacht ist.

      Tafel VII.

      Grundrißentwicklung der Strebepfeiler am Ostchor.

      Tafel VIII.

      Ansicht eines Ostchorjoches.

      Tafel IX.