Die beliebtesten Jungmädelgeschichten von Else Ury. Else Ury
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Название: Die beliebtesten Jungmädelgeschichten von Else Ury

Автор: Else Ury

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9788027238576

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СКАЧАТЬ wurde, stand sie bereits reisefertig da. Auf dem rechten Arm die ebenfalls reisefertige Gerda, in dem linken ihren Teddybären, dem sie Kurts Mütze aufgesetzt und Irenchens blaues Cape umgebunden hatte.

      »Soll dieser junge Herr etwa auch mit?« fragte Vater amüsiert, sich den merkwürdigen Reisenden anschauend.

      Annemie bejahte eifrig, weil sie doch bloß eine Puppe mitnehmen dürfe, und Tiere auf einem Gut, wo es doch soviel Ochsen und Kühe gibt, sicher sehr willkommen sein würden.

      »Ja, aber Bären gehören doch nicht auf ein Gut«, überredete sie Mutti, da Nesthäkchen durchaus den Teddybären als Reisegefährten mitnehmen wollte.

      Auch Vaters Einwurf: »Der kriegt doch keine roten Backen von der Landluft!« half nichts, nur Fräuleins energisches Verfahren: »Dann bleibst du auch zu Hause!«

      Der Bär wanderte zu den zurückgelassenen Puppen, und nachdem Hanne und Frida Nesthäkchen nochmals versprachen, für ihre armen, mutterlosen Kinder zu sorgen, konnte sie endlich mit ihrer Gerda die Reise antreten.

      Klaus, die grüne Botanisiertrommel umgehängt, und das Schmetterlingsnetz wie eine Fahne in der Hand schwenkend, thronte bereits auf dem Bock neben dem Chauffeur. Auch die Eltern fuhren mit zur Bahn.

      Ach, wie herrlich ist verreisen, wenn Hanne und Frida vom Balkon herunterwinken, wenn der Herr Portier in höchst eigener Person die Koffer aufladen hilft, und das Auto so wundervoll tutet!

      Mit glänzenden Augen fuhr Nesthäkchen zum Bahnhof. Dort gab es wieder eine Freude. Großmama hatte sich eingefunden, um ihrem Herzblatt Annemie noch einen Abschiedskuß zu geben. Der kleine Reisekorb mit Bonbons aber, den Großmama Puppe Gerda überreichte, weil sie doch ihr Patchen wäre, war doch sicher für ihre kleine Mama bestimmt.

      Vater und Mutter wollten ihr Nesthäkchen gar nicht aus dem Arm lassen.

      »Sei folgsam und artig, Lotte – Klaus, Fräulein schreibt mir alle Tage über dein Betragen einen Brief, daran denke, wenn du etwas Ungezogenes tun willst! Und grüßt Onkel Heinrich und Tante Kätchen schön –« Da gab der Stationsvorsteher das Zeichen.

      »Tü–ü–üh – abfahren!« schrie Annemie, während Mutti mit tränendem Blick auf ihr Kleinchen blickte. Und seelensvergnügt fuhr Nesthäkchen in die weite Welt hinaus.

      Die Reise wurde den Kindern nicht lang. Auch Gerda sperrte Mund und Nase auf. Nein, was gab’s da draußen alles zu sehen. Zuerst einen großen, dunklen Wald, in dem sicherlich Rotkäppchen dem Wolf begegnet war. Dann ein Dorf mit vielen niedlichen Häuschen und einem roten Kirchlein, gerade solches, wie Annemie es daheim in ihrem Baukasten hatte. Nun kam eine Wiese mit wunderschönen roten, blauen, weißen und gelben Blümchen – ei, wer da doch pflücken könnte! Aber die Eisenbahn ratterte unbekümmert um Klein-Annemies Wunsch weiter – ratteratta – ratteratta – puff – puff – puff – ratteratta – immer weiter.

      »Ach, die vielen, vielen Schäfe dort drüben!« Die Kleine klatschte vor Freude in die Hände.

      »Das ist eine Hammelherde,« belehrte sie Fräulein, »und der alte Mann mit dem langen Stab ist der Hirt.«

      »Annemie, du bist ja selbst ein Schaf, es heißt doch nicht Schäfe, sondern Schafe!« hielt auch Klaus für nötig, das Schwesterchen zu belehren. Abgesehen von dieser Liebenswürdigkeit aber verhielt er sich recht brav, da er fast die ganze Zeit über mit Futtern beschäftigt war.

      Gerda, die zuerst ihres Lebens nicht recht froh wurde, weil Klaus ihr gegenübersaß, und sie aus seinen braunen Augen spitzbübisch anblinzelte, verlor allmählich ihr Mißtrauen. Der Junge war ja heute gar nicht zum Wiedererkennen artig.

      Aber die Puppe hatte sich zu früh gefreut.

      Als sie jetzt alle drei einträchtig miteinander aus dem Fenster schauten, fragte Klaus, dem die Äcker und Wälder allmählich langweilig wurden, das Schwesterchen mit treuherzigem Gesicht: »Du, Annemie, wollen wir mal ›Wind‹ spielen?«

      »Au ja, Kläuschen!« Auch Annemie hatte nun genug von den Wiesen und Feldern, die alle ziemlich gleich aussahen.

      »Hui« – machte Klaus pfeifend, und noch einmal »hui« – da flog Puppe Gerdas Strohhütchen aus dem Fenster mitten in den roten Mohn hinein.

      »Mein Hütchen – mein schöner Hut!« schrie Gerda, oder war es Annemie gewesen? »Der Zug soll halten, du sollst nicht weiterfahren, du oller Zug!« Bitterlich weinte die Kleine.

      Die Eisenbahn aber ratterte weiter, unbekümmert um Annemies und Gerdas Jammer – ratteratta – ratteratta – puff – puff – puff – ratteratta – immer weiter. Und es hörte sich sogar an, als ob sie Klein-Annemie noch obendrein auslachte. Oder war das etwa der ungezogene Klaus, der sich ins Fäustchen lachte?

      Als Fräulein ihn ausschalt, hatte er noch einen großen Mund: »Was plärrt denn das dumme Ding, sie hat doch selbst gewollt, daß wir Wind spielen!«

      Aber da Fräulein mit ernstem Gesicht sagte: »Du, es geht heute noch ein Brief an Mutti ab, Klaus«, da wurde er recht kleinlaut und mit einemmal wieder ein wahrer Musterknabe.

      Gerda bekam eine Zipfelmütze aus Nesthäkchens Taschentuch, weil sie doch unmöglich ohne Hut nach Arnsdorf kommen konnte. Was hätten wohl die Kühe dazu gesagt!

      Annemie aber beschäftigte sich jetzt damit, eine in der Ecke sitzende Dame angelegentlich zu betrachten, welche die Augen geschlossen hatte.

      »Die Tante schläft!« teilte sie Fräulein mit lauter Stimme mit.

      »Stst« – machte Fräulein und legte mahnend den Finger auf den Mund.

      Die Dame bewegte sich unruhig, machte aber die Augen nicht auf.

      »Die Tante schläft noch immer«, erklang es nach einem Weilchen zwar etwas gedämpfter, aber doch noch so laut, daß Fräulein aufs neue den Finger auf den Mund legen mußte.

      Die Schlafende hatte jetzt ihre Lippen geöffnet, sanfte Schnarchtöne entquollen ihnen.

      »Chch – chchch – chchchch – pfff – pfff –« das klang beinahe so schön wie die Eisenbahnmusik.

      »Die Tante schnarcht!« flüsterte Nesthäkchen in heller Begeisterung.

      Aber als jetzt ein ganz besonderes grunzendes chchch – chchchch – pff – pfff – einsetzte und der Zug auch gerade dazu »ratteratta – puff – puff« – machte, da sahen sich Klaus und Annemie zuerst erschrocken an, und dann lachten sie plötzlich beide laut los.

      Die Dame fuhr zusammen und riß die Augen auf.

      »Seht ihr, nun habt ihr die Dame gestört,« sagte Fräulein ärgerlich, »verzeihen Sie, gnädige Frau.«

      »Das macht ja nichts«, lächelte die Dame freundlich und schloß aufs neue die Augen.

      »Weißt du was, Annemiechen, schlafe du auch ein bißchen«, schlug Fräulein vor und nahm Nesthäkchen, das sich die Augen rieb, auf den Schoß.

      »Nein, ich kann nicht schlafen, sonst kommt der alte Wind wieder und weht am Ende meine Gerda aus dem Fenster.« Die Kleine warf einen vielsagenden Blick auf den gerade mit Großmamas Bonbonkorb liebäugelnden Klaus.

      »Ich passe schon auf«, beruhigte Fräulein СКАЧАТЬ