THE ASCENT - DER AUFSTIEG. Ronald Malfi
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу THE ASCENT - DER AUFSTIEG - Ronald Malfi страница 19

Название: THE ASCENT - DER AUFSTIEG

Автор: Ronald Malfi

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958351943

isbn:

СКАЧАТЬ noch grinsend, antwortete er: »Ich habe dich in der Tram deinen Sitznachbarn fragen hören, ob er etwas über die Schlucht der Seelen wüsste.« Mit seiner zu groß geratenen Hand kratzte er sich hinter dem von der Sonne gebräunten Ohr. »Es kommen nicht gerade viele Menschen her, um die Schlucht der Seelen zu suchen. Die meisten haben nie etwas darüber gehört.«

      »Ich selbst weiß auch nichts darüber.«

      »Sieh mal, für Bergsteiger, Wanderer und dergleichen ist dieser Ort hier so was wie Disneyworld. Selbst die Amateure wagen sich in geführten Truppen an den Everest, nur um später behaupten zu können, hier gewesen zu sein, oder sie pissen auf die gefrorenen Massen des Khumbu-Eisfalles, um ihren Urin zu Eis erstarren zu sehen. Ich weiß, worüber ich rede, denn für gewöhnlich führe ich solche Trupps. Denen ist es egal, ob sie es überhaupt bis an die Spitze irgendeines Berges schaffen. Die meisten von ihnen können ein Steigeisen nicht von einem Tampon unterscheiden.« Er zeigte auf das Buch in meinem Schoß. »Heutzutage gibt es kaum noch Menschen vom Schlage eines George Mallory. Den Leuten ist es inzwischen viel wichtiger, dass sie in der Verfassung sind, darüber berichten zu können. Das Unternehmen, welches eigentlich der Erzählung vorausgeht, ist nicht von Bedeutung. Hauptsache, man hat etwas, womit man prahlen kann. Diesen Menschen fehlen das Herz und der Geist für das Wesentliche. Und solche Typen reisen garantiert nicht her, um nach der Schlucht der Seelen zu suchen.«

      »Und aus welchem Grund bist du hier? Was macht diese Schlucht so besonders für dich? Oder bist du nur hier, weil Andy dir das Ticket bezahlt hat?«

      Petras schwenkte seinen Blick auf das Feuer im Kamin. Nach einem kurzen Zögern antwortete er: »Ich schätze, weil es bisher niemand gewagt hat, danach zu suchen. Niemandem ist es gelungen, die Schlucht zu passieren. Von einigen erfolglosen Unternehmungen habe ich gehört. Es scheint nicht von Interesse zu sein. Abgesehen davon ist der Ort auch in keiner der Landkarten verzeichnet. Vergib mir, wenn ich Sir Edmund Hillary nachahme, aber hauptsächlich mache ich es, weil es verdammt noch mal gemacht werden muss.«

      »Das ist eine gute Antwort«, bekannte ich freimütig.

      »Und was ist mit dir? Warum hast du alles liegen und stehen lassen und bist hier aufgekreuzt?«

      »Bedauerlicherweise sind meine Beweggründe etwas komplexerer Natur.«

      »Ich hoffe, dass ich keinen dämlichen Eindruck auf dich mache.«

      Er sagte das ohne Nachdruck oder sonstigem unterschwelligen Ton in der Stimme. Ich schätzte, dass es seine Art war, mir zu sagen, ich könne mich ihm öffnen.

      »So habe ich das nicht gemeint.«

      »Ich weiß. Aber du bist dir doch darüber im Klaren, dass wir uns auf der bevorstehenden Reise vertrauen müssen? Wenn die Situation es erfordert, müssen wir das eigene Leben in die Hände des anderen überantworten. Diese Reise wird kein Spaziergang durch den Park. Und wenn ich schon gezwungen bin, meine Leben jemandem anzuvertrauen, würde ich gern wissen, wie dieser jemand so tickt und warum er sich dazu entschieden hat, an so einem Wahnsinn teilzunehmen.« Er lächelte sanft und blinzelte mit den Augen. Er konnte nicht älter als 35 sein, aber sein Lächeln hatte etwas Väterliches. »Ich will einfach sicher sein, dass du nicht suizidgefährdet bist und aus einem Todeswunsch heraus an dieser ganzen Aktion teilnimmst und dabei unser aller Leben aufs Spiel setzen könntest.«

      Ich strich mit dem Daumen über den Rand meines Bechers und stellte ihn dann auf einen kleinen Tisch neben dem Stuhl, in dem ich saß. »Früher war ich ein Künstler. Ich bestritt meinen Lebensunterhalt mit Bildhauerei. Doch als meine Frau starb, starb auch mein Talent mit ihr. Ich bin hier in der Hoffnung, etwas zu erleben oder zu finden, das mir dabei helfen könnte, wieder auf die richtige Spur zu wechseln. Du siehst also, keine suizidalen Fantasien, die mich antreiben. Im Suizid hätte es wohl geendet, wenn ich weiterhin untätig daheim geblieben wäre.«

      Petras nickte. »Klingt vernünftig und genauso plausibel wie jeder andere Grund, den ich bisher gehört habe. Vielleicht sogar einen Tick besser als die übrigen.« Mit zusammengekniffenen Augen fuhr er fort: »Du kommst mir bekannt vor. Sind wir uns schon mal begegnet?«

      »Das bezweifle ich, denn ich bin ziemlich gut darin, mich an Gesichter zu erinnern. Aber ich war vor einigen Jahren auf den Covers verschiedener Magazine zu sehen. Stellte Stauen und Skulpturen für verschiedene bekannte Leute her.«

      »In dem Fall warst du mehr als nur ein Künstler. Du warst erfolgreich.«

      Ich tat diese Bemerkung mit einem Achselzucken ab. »Kommt drauf an, was du unter erfolgreich verstehst.«

      Er grinste mich an. »Und was du unter Kunst verstehst.«

      Lächelnd rieb ich einen Finger an meiner Oberlippe. »Und was ist mit ihm?«, fragte ich leise, beinahe so, als ob die Frage mir selbst gegolten hätte. Und vielleicht hatte sie das sogar. »Warum kommen wir her, nur weil er uns darum gebeten hat?«

      »Ich muss eingestehen, dass ich ihn nicht so gut kenne«, sagte Petras. »Tatsächlich war ich sogar überrascht über seine Einladung. Denn gegen Ende unserer Tour konnten wir uns nicht besonders ausstehen.«

      »Es ist etwas kompliziert.«

      »Das sind wir alle. Wir sind ja nicht mal in der Lage, uns selbst zu verstehen, geschweige denn andere. Darum sind wir ja für diesen Schwachsinn hier zu haben. Ist dir das noch nicht klar geworden?«

      Ich lehnte mich im Stuhl zurück und beobachtete die tanzenden Flammen im Herd. »Es gibt eine Menge Dinge, über die ich mir noch nicht klar geworden bin.« Und das kam einem Geständnis gleich.

      – 4 –

      Die Temperatur war während unseres Gesprächs merkbar gesunken. Mit den Händen in den Taschen meiner Cargohose, lief ich über die bewaldete Lichtung rüber zu meinem Zimmer. Ich konnte den Rauch aus den Kaminen der nächsten Hütten riechen und über allem lag der unverkennbare Duft der alpinen Landschaft und einer noch intakten Natur. Ich habe die Nacht niemals so finster erlebt, ging es mir durch den Kopf, nachdem ich kurz innegehalten hatte, um mir die funkelnde Sternenpracht ansehen zu können. Viele waren zu Haufen zusammengeballt und es war nicht möglich, sie zu zählen. Ich stieg die Stufen zu meinem Zimmer hoch und wollte schon die Türklinke umgreifen, als sich ein Schatten aus der Dunkelheit löste. Die Planken knarzten unter den gewichtigen Schritten der Person, während ich meine Augen bemühte, die Gestalt in der Nacht besser sehen zu können. Ich konnte lediglich breite Schultern erkennen, die unter einem wollenen Mantel verborgen blieben, sowie ein weißes Gesicht mit einem dichten, vollen Bart. Die Augen blieben weiterhin verborgen.

      »Kann ich Ihnen helfen?« Meine Stimme klang ängstlich.

      »Sind Sie einer von den Bergsteigern?« Seine Stimme war tief, sein Englisch beladen mit dem hiesigen, regionalen Akzent. »Ihre Gruppe reist am Ende der Woche zur Schlucht der Seelen?«

      »Wer sind Sie?«, wollte ich nun wissen.

      Er ignorierte meine Frage. »Sie dürfen das Tal nicht betreten. Der Ort ist nicht dazu gedacht, entdeckt und erforscht zu werden. Tun Sie es doch, wird Ihnen und Ihrer Gruppe großes Unheil widerfahren. Haben Sie das verstanden?«

      »Nein, habe ich nicht. Woher wissen Sie über mich Bescheid? Woher kennen Sie das Ziel unserer Reise?«

      »Ich heiße Shomas. Ich lebe im Dorf und werde oft als Reiseführer engagiert, um Wanderer und Bergsteiger durch das Siwalik-Gebirge zu bringen. Ich kenne das Land und jene, die im Streben herkommen, dieses Land zu erobern.« Er tat einen СКАЧАТЬ