THE ASCENT - DER AUFSTIEG. Ronald Malfi
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Название: THE ASCENT - DER AUFSTIEG

Автор: Ronald Malfi

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958351943

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СКАЧАТЬ ihr die Dinge geben zu können, die sie verdient hatte. Ich konnte fühlen, wie unsere Ehe langsam in die Brüche ging, unternahm aber nichts dagegen. Sie verließ mich, lernte einen Linguistik-Professor namens David Moore kennen, und reiste mit ihm nach Italien. Dort kam ihr Wagen von der Straße ab. Sie stürzten einen Abhang runter. Beide starben bei dem Unfall.«

      Die Worte waren aus mir hervorgeschossen, wie ein Schnellzug aus einem Tunnel. Ich hatte während der Erzählung kaum geatmet. Martas Hand lag noch auf dem Türknauf. Schließlich drehte sie sich zu mir um. In ihrem Blick lag etwas Sorgenvolles und kurz sah es so aus, als ob sie weinen würde, aber sie war zu stark, als dass sie dem nachgegeben hätte. Mir wurde klar, dass ich der Schwächere von uns beiden war.

      »Das ist nicht deine Schuld gewesen.«

      »Es spielt keine Rolle, was du sagst. Es wird nichts daran ändern, wie ich mich fühle.«

      »Ich weiß. Das ist ja das Problem.«

      Nachdem sie die Wohnung verlassen hatte, nahm ich die Küche auf der Suche nach etwas Hochprozentigem auseinander, konnte aber nichts finden. Ich glaubte, aus den Augenwinkeln heraus eine flüchtige Bewegung gesehen zu haben, aber als ich mich in die entsprechende Richtung umdrehte, war da nichts außer dem Kühlschrank.

      Ich begab mich wieder zurück ins Wohnzimmer, zum Granitbrocken. Über den Boden verstreut lagen herausgeschlagene Steinsplitter und es gab keine Oberfläche, die nicht eine Staubdecke aufwies. Ich tat einen tiefen Atemzug, inhalierte die in der Luft schwebenden Staubpartikel und betrachtete die unfertige Statue eingehender.

      Der Körper war als der einer Frau zu erkennen, aber das Gesicht hatte keinerlei Ähnlichkeit mit Hannah. Die Wangenknochen lagen viel zu hoch, die Brauen wirkten dramatisch und schwer. Eher die Gesichtszüge eines Cro-Magnon-Menschen. Den Winter über hatte ich an der Statue herumgehämmert und gemeißelt, bis ich die vage Form einer nicht näher zu identifizierenden Frau herausgearbeitet hatte.

      Beim näheren Betrachten der Skulptur sackte mir der Magen in die Kniekehle. Es gab mal eine Zeit, da hätte ich an einem einzigen Nachmittag den verdammten Mount Rushmore aus einem gestaltlosen Klumpen Stein herausmeißeln können. Aber es lag nicht nur an der Statue. Es war auch Hannah. Denn neuerdings schien sie überall in der Wohnung anwesend zu sein. Ich sah sie inzwischen mit einer so regelmäßigen Kontinuität, dass ich anfing, meinen Geisteszustand anzuzweifeln. Einmal, als ich das Treppenhaus runterging, war mir so, als ob ich ihr Lachen vernommen hätte. Ich hatte nach oben gesehen und konnte noch erkennen, wie jemand vom Geländer weggetreten war – ohne Zweifel eine Frau. Hannah. Ebenso oft tauchte sie in meiner Wohnung auf und das konnte ich nicht einfach so wegreden. Nachts wurde ich wach, weil ich ihren Arm um meine Taille spürte oder ihren warmen Atem in meinem Nacken. Solche Dinge genügten vollauf, um einen Mann in den Wahnsinn zu treiben. Vielleicht wurde ich ja wahnsinnig … durch eine kärgliche Diät und lustloses, aber konsequent ausgeführtes Lauftraining durch die Straßen von Annapolis, verlor ich eine respektable Menge an totem Gewicht. Und obwohl ich mich seit Langem nicht so stark und gesund gefühlt hatte, merkte ich gleichzeitig, wie ein Teil von mir vor sich hin faulte.

      Martas Widerwille, weiterhin für mich zu arbeiten, war verständlich: Ich war nur noch ein klägliches Abbild meines früheren Selbst. Angewidert von der Statur schlüpfte ich in meine Tennisschuhe und lief runter in die Lobby, um nach meiner Post zu sehen. Ich wühlte mich durch den üblichen Schrott an Werbeprospekten und Flyern mit einem Spendenaufruf. Nur ein Brief hob sich von der übrigen Post ab – ein weißer flacher Umschlag, wie er von Unternehmen verwendet wurde.

      Der Brief war in Australien zur Post gegeben worden und stammte von Andrew Trumbauer. Auf der Vorderseite wies der Umschlag den getrockneten Abdruck eines Stiefels auf. Das abgebildete Muster glich einer Formel aus geschwungenen Linien und kleeblattähnlichen Strukturen. Allein beim Anblick von Andrews Namen bekam ich ein flaues Gefühl im Magen.

      Ich ging mit dem Brief ins Filibuster, bestellte mir ein Glas Scotch, und setzte mich an denselben Tisch, an dem ich acht Monate zuvor mit Andrew saß. Ich musste dreimal aufs Klo, bevor ich das Glas leer getrunken hatte. Meine Hände zitterten unkontrolliert und auf meinem Gesicht hatten sich hektische Flecken gebildet. Mein Spiegelbild über der Spüle wirkte eingefallen, hager, und hatte etwas erschreckend Endgültiges an sich. Ich wurde an eine Geschichte erinnert, die ich mal gelesen hatte, über einen Mann, der ohne jede Erinnerung in einem Bus aufgewacht war. Plötzlich wünschte ich, mich ebenfalls nicht mehr erinnern zu können, aber ich konnte das heranstürmende Bild von Hannahs Todesfahrt nicht mehr aufhalten; wie David die Kontrolle über den Wagen verliert und über die Straße hinaus den Abhang runterschießt, Hannah im Beifahrersitz …

      Ich hatte zwei weitere Drinks intus, bevor ich den Brief öffnete. Es war mit derselben, kindlichen Handschrift verfasst, mit der er auch die kurze Notiz geschrieben hatte, die an den Granitblock geklebt war.

       Hör auf, Gespenster zu bekämpfen. Bitte, komm mit. A.T.

      »Arschloch«, brummte ich. Dem Brief beigelegt war ein Flugticket nach Kathmandu.

Zweites Buch

      Kapitel 5

      – 1 –

      Die Maschine landete auf dem internationalen Flughafen Tribhuvan in Kathmandu. Der Anschlussflug von London nach Nepal war lang und zermürbend gewesen und gezeichnet durch stundenlange, Übelkeit erregende Turbulenzen. Ich hatte versucht, während des Flugs zu schlafen, war aber nur in jene Dämmerzone hinabgeglitten, die mir noch von meinen Highschool-Tagträumen gut in Erinnerung geblieben war. Ich hatte damals den Kopf auf meinen Tisch niedergelegt und alle Geräusche um mich herum in meine Träume hinein verarbeitet.

      Nach der Landung trug ich mein Gepäck zusammen und sprang auf eine Tram, die sich ihren Weg durch kleinere Siedlungen und Höfe erklomm. Ich konnte die gewaltigen, unter einer Schneedecke bläulich schimmernden Berge sehen. Es war Anfang November und die Einheimischen zelebrierten die Hinduversion von Weihnachten – Dashain und Tihar, zumindest laut des Artikels, den ich während des Flugs in einem Magazin gelesen hatte.

      Ich fuhr durch Kathmandu und war enttäuscht, feststellen zu müssen, dass sich die kleine Stadt nicht wesentlich von anderen kleinen Städten überall auf der Welt unterschied und ebenfalls mit dem Fluch der Industrie und der Modernisierung zu kämpfen hatte. Ich konnte keine Magie oder Spiritualität entdecken.

      Seit unserer Begegnung im Filibuster hatte ich nicht mehr mit Andrew gesprochen. Etwa einen Monat nach dem Brief mit dem Ticket, erhielt ich ein weiteres Schreiben mit seinem Namen auf dem Umschlag. Dieses stammte aus Miami und enthielt mehr Details bezüglich der Expedition. Andrew hatte die für die Tour notwendigen Ausrüstungsgegenstände aufgelistet, die ich mitzubringen hatte, und zusätzlich war eine handgezeichnete Karte der umliegenden Dörfer dem Schreiben beigelegt gewesen. Auch den Namen der Unterkunft hatte er mir mitgeteilt. Das Zimmer hatte er bereits gebucht.

      Ich hielt es für anmaßend und provokant, so bevormundet zu werden, verfiel kurz in eine kindhafte Sturheit und entschied mich, nicht an der geplanten Tour teilzunehmen. Schließlich konnte ich nicht einfach meine Sachen packen, alles links liegen lassen und verschwinden. Trotzdem hatte ich es nicht fertiggebracht, das Ticket und den darauffolgenden Brief wegzuwerfen.

      Im Sommer erstickte ich regelrecht in der Wohnung. Die Skulptur wurde einfach nicht fertig und Hannahs Geist erschien mit einer unnachgiebigen, entnervenden Routine. Ihr Duft hing überall in der Wohnung und es gelang mir nicht, ihn loszuwerden. Selbst Räucherstäbchen führten zu keinem anhaltenden Erfolg: Nach zwei Tagen roch es in der Wohnung wieder nach ihrem Parfum.

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