THE ASCENT - DER AUFSTIEG. Ronald Malfi
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Название: THE ASCENT - DER AUFSTIEG

Автор: Ronald Malfi

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958351943

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СКАЧАТЬ obwohl wir uns das ein oder andere Mal beim Lunch im City Dock Café über den Weg liefen. Ich erzählte ihr vom Geruch in der Wohnung und wie es mir immer schwerer fiel, darin zu atmen. Und auch von dem Flugticket nach Nepal, das mir Andrew hatte zukommen lassen, berichtete ich.

      »Gibt es jetzt überhaupt noch irgendwelche Zweifel, was du zu tun hast?«, fragte sie mich eines Nachmittags.

      Wir saßen im Café, aßen Club-Sandwiches und versenkten einen Mimosacocktail nach dem anderen. »Früher hast du dich schnell für solche Dinge begeistern können.«

      »Mein Bein«, erinnerte ich sie.

      »Ist inzwischen verheilt. Es ist nun über ein Jahr her. Du joggst jeden Tag fünf bis sechs Meilen. Rein körperlich bist du gut in Form. Geistig allerdings …« Sie zog die Schultern hoch.

      Natürlich hatte sie recht. Die Leere schien sich weiter in mir auszudehnen. Am Ende einer jeden Begegnung mit Marta hatte ich Angst, meine Wohnung zu betreten. Und natürlich verfluchte ich mich wegen meiner Rückgratlosigkeit.

      Als die Tram weiter ihrem Ziel entgegenholperte, lehnte ich mich zu meinem Sitzpartner – ein Inder, dem ein Büschel weißer Haare aus den großen braunen Ohren wuchs – und wollte von ihm wissen, ob er schon mal etwas über die Schlucht der Seelen gehört habe.

      Er antwortete zwar etwas, aber in seiner Sprache hätte es alles oder auch nichts bedeuten können.

      – 2 –

      Vierzig Minuten später war ich an der Hotelanlage angekommen, in der sich mein von Andrew gebuchtes Zimmer befand. Es war kühl, nicht kalt, und ich zog den Reißverschluss meiner Jacke nach unten. Ein Geruch wie von Rauch lag in der Luft. Im Osten präsentierte sich der Himmel trüb und wolkenverhangen, im Westen hingegen strahlte er blau, frei von jeglicher Wolke, und die Sonnenstrahlen brachen sich auf den schneeverhangenen Gipfeln ferner Berge. Im Tal unten lag das Blätterdach des Waldes wie ein Baldachin über dem Land.

      Mein Zimmer mochte klein sein, die Ausstattung war jedoch ausreichend. Möbel im Alpenstil und mehrere Fenster, die Ausblick auf einen baufälligen Schuppen boten, sowie einigen getopften, immergrünen Sträuchern.

      Zwei junge Männer hatten mir mit dem Gepäck geholfen und ich bezahlte sie in Rupien, die ich vom Wechselbüro am Flughafen bekommen hatte.

      Mit der Trägheit von jemandem, der sich unter Wasser befindet, räumte ich mein Gepäck aus. Die Erschöpfung von der langen Flugreise machte sich langsam bemerkbar und meine Augenlider wurden immer schwerer. Letztendlich gab ich der Müdigkeit nach, stieg ins Bett und fiel für einige Stunden in den Schlaf.

      Als ich wieder erwachte, sah ich jenseits der Fenster eine schwarze Mauer. Ich duschte mich lange und ausgiebig und zog mir eine Cargohose sowie ein langärmeliges Hemd aus Baumwolle an. Bevor ich in die Nacht hinausging, schnappte ich mir noch das Buch über George Mallory, das ich mir gekauft hatte. Zu der Hotelanlage gehörten noch ein Hauptgebäude und mehrere kleinere Vier-Zimmer-Einheiten, die wahllos über das Gelände verstreut lagen. Die Bauten wirkten heruntergekommen und vernachlässigt, aber ich war mir ziemlich sicher, dass sie nicht billig waren. Andrew musste für diesen Trip ein kleines Vermögen hingeblättert haben.

      Ich trat in das Hauptgebäude und überquerte die Lobby zu einer gewundenen Eisentreppe, die nach unten zu einer weiteren Ebene des Gebäudes führte. Worauf ich stieß, war weniger eine Bar, als ein kleines Esslokal mit schummrigem Licht und einem langen Tresen, der sich über gesamte Breite einer Wand entlangzog und mit hölzernen Tischen und Stühlen ausgestattet war. Am anderen Ende des Raums stand ein steinerner Herd, in dem ein Feuer brannte.

      Es gab keinen Alkohol. Eine dunkelhäutige Frau servierte mir einen Becher mit heißem Tee. Ich trug den Becher zu einem der freien Holzstühle in der Nähe des Herdes und setzte mich hin. Das Buch durchblätternd, nippte ich vorsichtig an meinem Tee. Er war brühend heiß und schmeckte nach Piniennadeln. Ich sehnte mich nach Alkohol.

      Während ich in dem Buch schmökerte, gingen Menschen in dem Raum ein und aus. Sie führten Gespräche in einer Sprache, die für mich völlig unverständlich klang. Einige Male streckte ich den Hals in ihre Richtung, um sie besser sehen zu können; ihre Schatten, die durch das offene Feuer des Herdes verstärkt wurden, zuckten wie nicht greifbare Schemen über die steinernen Wände.

      Ich nahm die Lektüre des Buches wieder auf und übersprang sämtliche Kapitel bis zum letzten, in dem Mallorys Verderben auf der Nordseite des Mount Everest beleuchtet wurde. Ich spürte eine leichte Beklemmung, als ich wieder zwanghaft an jene Nacht von vor zwei Jahren erinnert wurde, in der ich das zweifelhafte Vergnügen hatte, diese mit einem aus der Haut ragenden Schienbeinknochen in einer Höhle verbringen zu dürfen, wobei ich beinahe ums Leben gekommen wäre. Andrews tadelnde Stimme meldete sich wieder zu Wort – Was hattest du allein in der Höhle zu suchen? –, und gleichzeitig war es auch die Stimme von Marta. Eine berechtigte Frage.

      Jemand war hinter mich getreten. Als er sprach, schrak ich auf und schüttete ein wenig von dem heißen Tee in meinen Schoß.

      »Es ist ein interessantes Buch«, sagte der Mann. Er sprach leise, aber mit kräftiger Stimme.

      Ich sah auf und war erstaunt, dass seine Erscheinung nicht so bullig war, wie es mich seine Stimme hatte vermuten lassen, aber er war in guter, physischer Verfassung. Das Gesicht war sonnengebräunt und er sah mich aus alten, grauen Augen an, obwohl er kaum älter sein konnte als ich. »Wenn du natürlich so auf das Ende zuspringst, werden dir sämtliche Details entgehen.«

      »Woher willst du wissen, dass ich die vorherigen Kapitel nicht gelesen habe?«

      Er setzte sich in einen der freien Stühle und hielt die Hände dem Feuer entgegen. »Wir sind beide am Flughafen in dieselbe Tram gestiegen. Ich habe an deinem Lesezeichen sehen können, dass du das Buch nur zu Hälfte durch hattest. Es sei denn, du bist ein Schnellleser …«

      Ich schlug das Buch zu. »Nein, kein Schnellleser, nur ein Schwindler. Ein Schwindler, der auf frischer Tat ertappt wurde.«

      Er bot mir die Hand an. »Ich bin John Petras. Du kannst mich ruhig Petras nennen. Eigentlich nennt mich außer meiner Mutter niemand John.«

      Ich schüttelte seine Hand und spürte die Kraft in seinem Griff. »Tim Overleigh.«

      »Woher kommst du?«

      »Maryland.«

      »Ich bin aus Wisconsin, dem Land des Käses«, lächelte Petras.

      »Bist du mit einer Touristengruppe hier?«

      »Nee. Ich bin aus demselben Grund hier wie du.«

      Ich musste grinsen, weil ich annahm, er würde mich verarschen. »Und der wäre?«

      Petras erwiderte mein Grinsen und sagte: »Weil Andrew Trumbauer wollte, dass ich herkomme.«

      – 3 –

      Offensichtlich fand Petras den Ausdruck auf meinem Gesicht ziemlich lustig. Er konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und es hörte sich an wie das Donnern eines Sattelschleppers auf einer einsamen Straße inmitten der Wüste.

      »Woher kennst du Andy?«, wollte ich wissen.

      »Eisklettern. In den kanadischen Rockies. Wir waren in derselben Gruppe unterwegs, etwas 15 Leute, und verbrachten gut zwei Wochen in den Bergen, und eine weitere, um uns in Neuschottland zu СКАЧАТЬ