Название: Dr. Daniel Staffel 3 – Arztroman
Автор: Marie Francoise
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Daniel Staffel
isbn: 9783740918033
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Karl Huber war eben im Begriff, seinen Dienst zu beenden, als ihm Jakob Wiedl angemeldet wurde. Und dann stand der junge Mann auch schon vor ihm, war schrecklich verlegen und drehte voller Unsicherheit seine Mechanikermütze.
»Nun, Herr Wiedl, was führt Sie zu mir?« wollte Huber wissen.
»Na ja, es ist… ich weiß nicht, ob es wichtig ist, und… ich möchte nicht, daß der Mann Schwierigkeiten bekommt«, stammelte Jakob nervös. »Wenn es wirklich nur ein Reh war… ich meine… jeder hat doch mal das Recht, sich einen kleinen Braten zu genehmigen.«
Verständnislos runzelte Karl Huber die Stirn. »Wie bitte?«
»Na ja, es geht um das Auto«, begann Jakob noch einmal. »Vor einer Woche waren doch zwei Beamte bei mir in der Werkstatt und haben gesagt, ich solle aufpassen… wegen diesem Wagen, der da Fahrerflucht begangen hat… natürlich nicht der Wagen allein, sondern der Fahrer…« Er stockte, weil er merkte, wie er sich immer mehr verhedderte.
Doch der Polizeibeamte hatte aus seinem Gestotter schon in etwa herausbekommen, worum es eigentlich ging.
»Wollen Sie damit sagen, daß Sie das Auto in die Werkstatt bekommen haben, das möglicherweise den Unfall mit der jungen schwangeren Frau verursacht hat?« vergewisserte er sich.
Jakob wand sich. »Na ja, so direkt möchte ich das nicht behaupten, aber…« Er atmete tief durch. Es half alles nichts; nun war er schon mal hier, also mußte er auch die ganze Geschichte erzählen. »Ich bin von einem Mann gebeten worden, sein Auto zu richten… schwarz sozusagen. Er hat angeblich ein Reh angefahren, und weil er es dem Förster nicht melden wollte, sondern lieber selber mal einen Rehbraten genießen…« Wieder drehte Jakob seine Mechanikermütze, die inzwischen eher einem zu fest ausgewrungenen Putzlappen glich. Dann zuckte er die Schultern. »Ich hatte schon Bedenken, aber… na ja, es ging nur um ein Reh, und da dachte ich…« Wieder zuckte er die Schultern, dann sah er den Beamten mit treuherzigem Blick an. »Ich bekomme doch jetzt hoffentlich keine Schwierigkeiten, oder?«
»Wenn Sie auf diese Weise vielleicht den Mann gefunden haben, der eine junge Frau niedergefahren hat und nachher einfach geflüchtet ist, dann bekommen Sie ganz bestimmt keine Schwierigkeiten, Herr Wiedl«, versicherte Karl Huber. »Außerdem haben Sie an dem Auto noch nichts gerichtet, sondern sind unverzüglich zu mir gekommen. Sie haben also keine strafbare Handlung begangen.« Er stand auf. »So, und jetzt schauen wir uns den Wagen gleich mal an.«
Aber auch Karl Huber konnte nichts entdecken, was darauf hinwies, daß mit dem Wagen kein Reh, sondern ein Mensch angefahren worden war. Erst als er ein paar Spezialisten anforderte, kam Licht in die Sache. Es dauerte nur eine knappe Stunde, bis die Männer alles herausgefunden hatten, was sich rekonstruieren ließ.
»Und?« fragte Karl Huber ungeduldig. »War es nun ein Reh?«
»Höchstens ein zeibeiniges«, antwortete einer der Männer, dann zeigte er vor, was er und seine Kollegen gefunden hatten. »Mit diesem Wagen wurde eine Frau angefahren. An der Innenseite der Stoßstange haben wir zwei lange dunkle Haare gefunden, und die Blutspuren weisen eindeutig die Blutgruppe Null negativ auf.«
Karl Huber fuhr zu Jakob herum. »Sie haben den Namen Ihres Auftraggebers noch nicht genannt, und Sie müssen es auch nicht tun, wenn Sie Angt haben. Ich kenne den Besitzer dieses Autos, und ich denke, Sie kennen ihn auch. Sie müssen also nur sagen, ob er der Mann, der Sie um die Reparatur gebeten hat, war.«
Jakob nickte. »Ich habe keine Angst – jetzt jedenfalls nicht mehr. Herr Bergmann senior hat mich gebeten, die Schäden an dem Wagen zu beseitigen.«
»Damit haben wir ihn am Haken«, erklärte Karl Huber. »Mein lieber Mann, der kann sich auf etwas gefaßt machen.«
Er machte auf dem Absatz kehrt, verließ die Werkstatt und kümmerte sich sofort um einen Haftbefehl, obwohl er wußte, wie schwierig es war, am Freitagabend so etwas zu bekommen. Doch Huber war lange genug Polizist, um das zu erreichen, und so stand er um neun Uhr abends vor der Bergmann-Villa und klingelte.
Der Butler Johann öffnete, und seinem wie immer unbewegten Gesichtsausdruck war nicht anzusehen, ob er über den abendlichen Besucher überrascht war. Martin Bergmann dagegen zeigte seinen Unmut über die späte Störung nur zu deutlich.
»Was erlauben Sie sich, um diese Zeit…«, begann er wütend, doch Karl Huber unterbrach ihn mit unerschütterlicher Ruhe.
»Herr Bergmann, Sie sind verhaftet.«
Sekundenlang war Martin Bergmann sprachlos.
»Sind Sie verrückt, oder ist heute der 1. April?« brachte er endlich hervor und versuchte dabei, sich in einen Scherz zu retten.
»Weder das eine noch das andere«, entgegnete Huber gelassen. »Ich verhafte Sie wegen schweren Eingriffs in den Straßenverkehr, Fahrerflucht und schwerer Körperverletzung.«
*
Rainer Bergmann wurde vom Telefon geweckt. Schlaftrunken torkelte er auf den Flur und meldete sich.
»Huber, Polizeiinspektion Steinhausen«, gab sich der Anrufer zu erkennen. »Tut mir leid, daß ich Sie an einem Samstag so früh aus den Federn holen muß, Herr Bergmann, aber… könnten Sie bitte sofort hierherkommen? Es ist außerordentlich wichtig.«
»In einer Viertelstunde bin ich bei Ihnen«, versprach Rainer.
»Was ist los, Liebling?« wollte Anke wissen, die nun ebenfalls aufgewacht war.
»Die Polizei«, antwortete Rainer. »Vermutlich haben sie denjenigen gefunden, der den Steinhausener Bach vergiftet hat.«
Doch Rainer erwartete weit schlimmere Nachrichten, und das ahnte er bereits, als Karl Huber ihn in einen ruhigen Nebenraum brachte.
»Hier können wir uns ungestört unterhalten«, meinte er.
Rainer setzte sich auf den angebotenen Stuhl und spürte dabei, wie er innerlich zu vibrieren begann. Er fühlte, daß ihn das, was er gleich erfahren würde, auch persönlich stark bewegen würde.
Währenddessen überlegte Karl Huber fieberhaft, wie er das, was geschehen war, seinem Gegenüber möglichst schonend beibringen könnte. Immerhin ging es ja schließlich um Rainers Vater. Doch seine Mitteilungen ließen sich nicht in schöne Worte kleiden.
»Herr Bergmann, leider war ich gestern abend gezwungen, Ihren Vater zu verhaften«, erklärte Huber leise. »Er sitzt in München in Untersuchungshaft.«
Obwohl Rainer geglaubt hatte, längst keine innere Beziehung zu seinem Vater mehr zu haben, traf ihn diese Mitteilung doch sehr schwer. Er hatte das Gefühl, als würde der Boden unter seinen Füßen zu schwanken beginnen.
»Nein«, stammelte er. »Das ist… nein…«
»Herr Bergmann«, sprach Huber vorsichtig weiter. »Es geht nicht nur um die Vergiftung des Steinhausener Baches. Das ergab sich erst zusätzlich, als im Zuge der Verhaftung die Fingerabdrücke Ihres Vaters genommen wurden.«
Verständnislos starrte Rainer den Polizeibeamten an. »Aber… ich dachte, deswegen hätte man ihn…«
»Nein, СКАЧАТЬ