SKIN MEDICINE - Die letzte Grenze. Tim Curran
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу SKIN MEDICINE - Die letzte Grenze - Tim Curran страница 20

Название: SKIN MEDICINE - Die letzte Grenze

Автор: Tim Curran

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958350298

isbn:

СКАЧАТЬ Essen und medizinische Versorgung überleben würde. Achtzehn Gefangene starben im Schnitt jeden Tag. Ab und an wurden offene Wagen durch das Lager gezogen, auf die man die Toten warf, einen über den anderen wie Holzscheite, mit Gliedern dünn wie Besenreiser und eingefallenen Gesichtern. Die Sterbenden wurden häufig gleich mit auf den Wagen geworfen. Häufig ließ man die Wagen tagelang in der Sonne stehen, bis die aufgehäuften Kadaver sich buchstäblich drehten und wanden, ausgelöst durch die fressenden Würmer und Ratten und die sich ausdehnenden Gase.

      Cabe hatte in der Konföderierten Armee nicht viel zu essen bekommen.

      Von ursprünglich hundertsiebzig Pfund waren bei Pea Ridge noch magere hundertvierzig Pfund übrig gewesen … doch als er Camp Douglas durch einen Gefangenenaustausch verlassen konnte, wog er gerade noch knapp über hundert Pfund. Ein Strichmännchen, eilig hingekritzelt von einer Kinderhand, gekleidet in Lumpen und zusammengenähte Reste aus Uniformen und schmutzverkrusteten Decken.

      Nach einem kurzen Aufenthalt in einem Krankenhaus der Konföderierten wurde Cabe wieder in die Zweite Arkansas eingegliedert, die kurz darauf mit der von Bragg kommandierten Tennessee-Armee zusammengelegt wurde. Cabe kämpfte bei Murfreesboro und nahm an General Joe Johnstons glücklosem Versuch teil, die Belagerung von Vicksburg durch die Nordstaaten aufzubrechen. Danach kamen Chickamauga, Chattanooga, der Atlanta-Feldzug. Während der Carolina-Kampagne verletzten ihn Schrapnellsplitter schwer, aber er überlebte, um seinen Brüdern beizustehen, als die Tennessee-Armee im April 1865 in North Carolina kapitulierte.

      Nach dem Krieg trieb er Rinderherden von Texas nach Kansas, war Nachtarbeiter auf einer Ranch, Eisenbahndetektiv und begleitete einen Geldtransport nach Kalifornien. Kurz darauf verlegte er sich auf die Kopfgeldjagd.

      Aber bei allem, was er gesehen hatte, bei allem, was er getan hatte, bei den Gräueln des Krieges und dem durchlebten Albtraum in Camp Douglas – ein Ereignis überschattete sie alle: seine Gefangennahme bei Morgan's Woods nach der Schlacht am Pea Ridge.

      Und sein erstes Treffen mit Jackson Dirker.

      Dem Mann, der sein persönliches Feindbild wurde, der ihn jahrelang in seinen Träumen und oft genug auch im wachen Zustand verfolgte.

      2-11

      Der Job als County Sheriff war nicht einfach.

      Jackson Dirker war sieben Tage die Woche beschäftigt und hatte oft Fünfzehn-Stunden-Tage. Recht und Gesetz im County durchzusetzen, war an sich schon keine leichte Aufgabe, wenn man wilde Boomtowns wie Whisper Lake und Frisco in seinem Zuständigkeitsbereich hatte. Aber Dirker war darüber hinaus noch verantwortlich für das County-Gefängnis, er stellte Gerichtsanordnungen zu und sorgte dafür, dass das örtliche Amtsgericht funktionierte. An mehreren Tagen in der Woche war er Zeuge vor Gericht, organisierte Gefangenentransporte, wachte über seine Deputys und arbeitete sich durch den Berg von Papierkram, den all das mit sich brachte. Er war zudem in einer Person so etwas wie der Brandbeauftragte, der Gesundheitsinspektor und der Bevollmächtigte für Stadtreinigung. Man rief ihn, wenn es Konflikte zu lösen gab zwischen den Minengesellschaften und den vielen lokalen unabhängigen Erzschürfern, den Einwohnern und Zugewanderten, den Enklaven der Indianer und denen der Mormonen. Er war teils Soldat und teils Diplomat, teils Buchhalter und teils Behördenleiter.

      Für die Einwohner von Beaver County war er ihr Ein und Alles.

      Wenn etwas Gutes geschah, war er der Letzte, der es erfuhr. Wenn aber die Scheiße herabregnete, erwartete man, dass er der Erste vor Ort war und die größte Schaufel mitbrachte.

      Doch für den ganzen Ärger, den der Job mit sich brachte, gab es auch eine Menge Geld.

      Als einer der hochrangigen Amtsträger im County, der vom Gouverneur selbst ernannt wurde, war Dirker auch der oberste Steuereintreiber. Von allem, was er hereinholte, behielt er zehn Prozent – eine ganze Menge. Zudem kassierte er Zulassungsgebühren von Saloons, Bordellen und Spielhallen. Zusammen mit der Organisation von County-Aufträgen für neue Straßen und Brücken brachte ihm das mehr als dreißigtausend Dollar im Jahr.

      Außerdem gehörte ihm das St.-James-Gasthaus, das bereits für sich eine recht profitable Unternehmung war. Aber damit hatte er nichts zu tun. Seine Frau Janice kümmerte sich um das komplette Geschäft. Vom Kauf des Hotels vor vier Jahren über die Renovierung bis zum laufenden Betrieb – Janice Dirker hatte vollständig das Sagen.

      Denn Jackson Dirker war ein viel beschäftigter Mann.

      Aktuell verbrachte er mehr Zeit damit, sich mit Arrestberichten herumzuschlagen und das Eigentum von Steuerhinterziehern zu verkaufen, als Verbrecher auf der Flucht zu jagen – diese Aufgabe übertrug er in den meisten Fällen seinen Deputys – aber es gab noch ein paar Dinge, um die er sich selbst kümmern musste. Angelegenheiten, bei denen die Menschen eine Lösung von ihm erwarteten.

      Diese Fälle waren einfach zu dreckig, um sie an seine Deputys weiterzugeben.

      Und es waren diese Fälle, die Dirker heimsuchten.

      Denn wenn er alles in seinem Kopf zusammenwarf und gut durchmischte wie einen fauligen Eintopf, ließ ihn der konzentrierte Gestank zusammenzucken. Also schob er den Eintopf zurück auf die Warmhalteplatte, wo der Geruch nicht mehr so übel war, und grübelte einfach weiter.

      Am Ende glaubte er, was Frank Carny glaubte: dass Whisper Lake ein Kessel kurz vor dem Überkochen war. Und wenn das passierte, dann würden sich eine Menge Leute verbrennen.

      Da war das Problem mit der Bürgerwehr. Dirker hatte keine Ahnung, wer dabei war – obwohl er einige im Verdacht hatte – aber er hatte keinen Zweifel, dass sie existierte. Irgendein Bürgerwehr-Komitee hatte sich formiert, um die Mormonen zu schikanieren. Jedes Mal, wenn etwas schieflief, gaben die Bewohner von Whisper Lake den Mormonen die Schuld. Und bei den ganzen Verschwundenen draußen in den Bergen und dem – bisher – Dutzend brutal abgeschlachteter Minenarbeiter hatten die Menschen einfach Angst. Dirker verstand das. Aber es war einfach lächerlich, das den Mormonen in die Schuhe zu schieben, wo doch diese Vorfälle klar einem Rudel umherstreunender Hunde oder Wölfe zu verdanken war. Dirker hatte Prämien auf die Tiere ausgesetzt; und soweit es die Vermissten betraf, verdammt, das hier war eben eine Minengegend. Menschen kamen, und zwar zu Hunderten, Monat für Monat.

      Die wirklichen Kriminellen waren die Mitglieder der Bürgerwehr.

      Und was sie taten, bedeutete eine große Menge Ärger. Es gab schon Gerüchte über Milizen der Mormonen, die auf Rache sannen. Die Mormonen bauten sich gerade eine Stadt oben am Beaver River, und die Menschen schienen das als Beweis dafür anzusehen, dass sie nichts Gutes im Schilde führten. Wiederum lächerlich. Als County-Sheriff hielt Dirker sie für die Gruppe, mit der sich bei Weitem am einfachsten umgehen ließ. Viel mehr Ärger machten ihm die anderen. Die Minen hatten zahlreiche Landbesetzer, Immigranten und Gesetzlose angezogen. Schießereien und Messerstechereien waren an der Tagesordnung und an keinem dieser Zwischenfälle war jemals ein Mormone beteiligt gewesen.

      Sie lebten abgeschottet, isolationistisch, aber nach dem, was Dirker in den letzten fünf Jahren als County-Sheriff gesehen hatte, waren sie gottesfürchtig und gesetzestreu.

      Doch aus irgendeinem Grund wollten die Leute das einfach nicht kapieren.

      Vielleicht, weil sie alles hassten, was sie nicht verstanden. Oder der Grund war Deliverance, die Mormonenstadt, die vier Meilen von Whisper Lake entfernt lag. Irgendetwas war dort geschehen, etwas Böses war geschehen, sagte man, und die Stadt war darüber selbst zu einem Ort des Bösen geworden. Es gab verrückte Gerüchte über Teufelsanbetungen und Hexerei, und sogar die Mormonen mieden den Ort. Dirker СКАЧАТЬ