SKIN MEDICINE - Die letzte Grenze. Tim Curran
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Название: SKIN MEDICINE - Die letzte Grenze

Автор: Tim Curran

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958350298

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СКАЧАТЬ von West Texas bis zum Wyoming-Territorium, und sie hatte wenige Ansiedlungen dazwischen verpasst.

      Mizzy betrachtete sich selbst als Unternehmerin.

      Und vielleicht war sie das. In Whisper Lake bediente sie die stetig hereinströmenden Kunden, die sich nicht groß darum scherten, wo sie ihr Teil hinsteckten … sie waren nur dankbar, dass es so einen Platz gab. Für diejenigen, die mehr Respekt für das aufbrachten, was zwischen ihren Beinen baumelte, gab es immer noch die bemalten Damen in den Casinos oder hochpreisigen Bordellen, in denen zehn Minuten importiertes Entzücken aus Frankreich oder Portugal vierhundert Dollar oder mehr kosteten.

      Mizzy war eine Nachtarbeiterin, der Chancengleichheit wichtig war und die bereitwillig für jeden ihre Beine breitmachte, der den Preis bezahlen konnte, unabhängig von Hautfarbe oder Herkunft. Und bei zwanzig Dollar für eine Runde hatte sie ein wirkliches Schnäppchen im Angebot. Ganz besonders in einer teuren Minenstadt. Und wenn man keine zwanzig Dollar hatte, war Mizzy immer bereit, das zu nehmen, was man besaß. Ob Pferde oder Rinder, Büffelfelle oder Winchester-Gewehre, indianische Zeremoniendolche oder Stiefel aus Echsenleder. Denn wenn sie nicht ihrem ersten Gewerbe nachging, verkaufte sie Waren in ihrem kleinen Laden, und sie hatte immer ein Auge auf den Lagerbestand.

      In manchen Nächten war viel zu tun, in manchen Nächten wenig.

      Und heute Nacht war einfach gar nichts los. Als es also an der Tür klopfte, grinste Mizzy, und die Kasse in ihrem Kopf klingelte. Rasch entzündete sie die großen roten Standkerzen, drehte die Öllampe herunter und bereitete sich darauf vor, einen Liebhaber zu empfangen.

      Er kam aus der windigen Nacht herein, sein Gesicht so fahl wie verschüttete Milch, gegen die sich der scharfe, schwarze Schnurrbart deutlich absetzte. Seine Augen waren so dunkel wie Kohlensplitter. Er war groß und dünn, gekleidet in einen knöchellangen Mantel mit passender Melone auf dem Kopf.

      »Nur herein, Verehrtester«, sagte Mizzy zu ihm, »machen Sie es sich nur gemütlich. Mein Name ist Mizzy. Möchten Sie etwas trinken, Mister …«

      »Nein danke, Madam. Deswegen bin ich nicht hier.«

      Musik in Mizzys Ohren. Sie setzte sich auf das Bett, eine massive, fleischige Frau mit Brüsten so groß wie kleine Kopfkissen und einem Gesicht, das farbiger angemalt war als Buntglas. Ihr Besucher ließ ein Zwanzig-Dollar-Goldstück in Mizzys gläserne Kompottschale fallen und legte Hut und Mantel auf der Kommode ab. Mizzy liebte das klingende Geräusch, das die fallende Münze in der Glasschale machte. Vielleicht mochte sie diesen Mann nicht, mit seinen dunklen Augen und dieser an Friedhofsmarmor erinnernden Haut und diesem hart geschnittenen, pinkfarbenen Mund … aber sie mochte sein Geld sehr, vielen Dank.

      Er war nicht der romantische Typ.

      Er befahl ihr, sich auszuziehen. Das tat sie, und augenblicklich stieß er in sie, einen seltsam gefühlskalten Blick in seinem Gesicht, als ob er den Akt sehr ermüdend und banal fand.

      »Oh ja, Baby, oh ja«, sagte Mizzy und begann ihr routiniertes Schauspiel, gab vor, geradezu neben sich zu stehen wegen seiner maskulinen Talente, stöhnend und ächzend und quiekende Geräusche von sich gebend, die die Männer immer scharf machten.

      Aber diesen hier machte es nicht scharf.

      Seine Stöße wurden nicht immer wilder; sie blieben gleichmäßig und langsam, völlig teilnahmslos, geradezu desinteressiert. Kein Gefühl drang durch sein Gesicht … es war weiß und eben, ausgestattet mit undurchsichtigen Augen, wie das Gesicht einer Puppe oder einer aus weißem Granit geschaffenen Büste.

      Mizzy war eine Geschäftsfrau. Sie brachte die Dinge gern so schnell wie möglich zu Ende. Sie mochte es nicht, die anderen Kunden anstehen zu lassen … obwohl wahrscheinlich keine mehr kommen würden in einer stürmischen, trostlosen Nacht wie dieser.

      Sie trug so dick auf, wie sie konnte, war vollkommen außer sich beim Anblick seines in sie gleitenden schmierigen Gliedes, gurrte und flüsterte Schmutziges und warf mit Hurenworten um sich, die würzig und scharf waren wie mexikanische Chilischoten.

      »Schließ deine Augen«, sagte der Mann plötzlich mit einer Stimme so tot und flach wie eine überfahrene Beutelratte.

      Mizzy tat wie gewünscht und hoffte, er würde zum Ende kommen. Rau knetete er ihre Brüste, aber wenn es das war, was ihm gefiel … so sei es. Mit geschlossenen Augen und ihrem jedem seiner Stöße entgegenkommenden Becken hörte sie ein Rauschen wie von etwas Seidenem, und bevor sie mehr als ein Röcheln von sich geben konnte, hatte er einen silbernen Schal um ihre Kehle geschlungen, zog ihn fester und fester wie eine Dschungelpython, versuchte, das Leben aus ihr herauszuquetschen.

      Sie kämpfte, schlug wild um sich und versuchte alle Tricks, die sie kannte, um den unwillkommenen Reiter abzuwerfen … aber er blieb hartnäckig, stieß nun in sie, während schwarze Punkte vor ihren Augen tanzten. Ihre Lunge begann zu schmerzen und sie spürte, wie der Schal den Blutkreislauf zu ihrem Kopf abschnitt, bis ihr Gesicht heiß war und sich anfühlte, als müsste es durch den Druck explodieren.

      Und jetzt keuchte er.

      Sein Speichel tropfte herunter.

      Seine Augen waren groß und schwarz und leuchteten.

      »Du liebst mich, nicht wahr?«, fragte seine Stimme. »Du liebst mich … du liebst mich … nicht wahr … nicht wahr … nicht wahr …«

      Mizzys Finger versuchten, die kleine 38er zu finden, aber sie war weg, einfach weg.

      Und dann wurde der Schal so eng, dass sie in eine Dunkelheit glitt, die immer finsterer und vollständiger wurde, und von einem weit entfernten Ort konnte sie fühlen, wie er ihn in sie hineinrammte und sie dabei war zu sterben, aber das machte ihr gar nicht so viel aus, denn was war das alles überhaupt noch wert? All die Anstrengungen, die Betrügereien, das Hurengeschäft? Wer brauchte das noch, wenn man in ozeanweite Tiefen und schwarzsamtige Abgründe hinuntergleiten konnte …

      »Du liebst mich … nicht wahr … nicht wahr … nicht wahr …«

      Etwa fünf Minuten, nachdem Mizzy klinisch tot war, hörte der große Mann auf, in sie zu stoßen, und ergoss seinen Samen in die kühler werdenden unteren Regionen von Mizzy Modine, dort Leben verströmend, wo jetzt nur noch der Tod anzutreffen war. Als er fertig war und sich wieder entspannt hatte, nahm er ein Jagdmesser und schlitzte Mizzy vom Nabel bis zur Kehle auf, zog die tropfenden Juwelen und Fleischspiralen heraus und verteilte sie unbeschwert im ganzen Raum. Dann schnitt er ihre Brüste ab, entfernte ihre Augen und ersetzte sie mit Silbermünzen.

      Danach setzte er sich hin, schmökerte eine Zigarre und bewunderte sein Handwerk.

      Bevor er ging, schändete er Mizzys Leiche ein letztes Mal. Dann zog er seinen Mantel über, setzte die Melone auf und schlüpfte hinaus in die stürmische, kalte Nacht, wurde zu einem Schatten, verschlungen von anderen, und hörte dann auf zu existieren.

      Und es war eine seltsame, Unheil verkündende Nacht in Whisper Lake. Der Wind stürmte, die Hunde bellten, und die Luft war stickig von einem rohen, bösartigen, sich windenden Etwas.

      2-10

      Tyler Cabe dachte nicht gern zurück an den Krieg, aber manchmal bäumte sich die Erinnerung in seinem Kopf auf, groß und hungrig und dunkel, und sie fraß sich geradewegs durch ihn hindurch wie ein Krebsgeschwür. Oft kam sie mitten in der Nacht, wenn er allein war und all die kleinen Kümmernisse und die Fragmente von Schuld, die ein СКАЧАТЬ