Teufel Marietta. Artur Landsberger
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Название: Teufel Marietta

Автор: Artur Landsberger

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ in dieser Woche bei mir angefragt, mit Haussuchungen gedroht, mich von Detektivs beobachten lassen. Aber wir Schwestern haben uns geschworen, lieber mit dem Kinde bis ans Ende der Welt zu fliehen, ehe wir es dieser entsetzlichen Person überantworten.«

      »Endlich rücken Sie mit der Wahrheit heraus!« rief Günther – »O, ich verstehe! Sie wollen mit dem Kinde fliehen, es verstecken – es womöglich in ein Kloster schleppen, wo es Zeit seines Lebens von der Welt abgeschlossen bleibt. – Dazu brauchen Sie Geld und deshalb kommen Sie zu mir. Ich, der Vater, soll meine Hand dazu bieten, daß Mutter und Kind sich niemals wiedersehen. – Nein!!« sagte er entschieden, »ich bin kein Barbar! Ich bin kein Undankbarer! ich weiß, was ich der Mutter meines Kindes schulde!«

      Agate rang verzweifelt die Hände. »Sehen Sie denn nicht, daß Sie das Kind ins Unglück stürzen?« rief sie.

      »Durchaus nicht! Es hat mein Blut und das Mariettas und paßt nicht in Ihre, vom Gleichmaß und der Gewohnheit abgestumpfte und verflachte Welt. An der Seite Mariettas wird es die Welt sehen und als freier Mensch sein Leben genießen, statt in dem Bottich eurer Langenweile zu ersticken.«

      »So spricht ein Vater!« rief Agate entsetzt.

      »Jawohl!« und er unterstrich jedes seiner Worte – »und zwar aus vollster Überzeugung! Also, wo ist das Kind?«

      »Augenblicklich steht es draußen und wartet, bis ich es hereinrufe,« erwiderte Agate. Und ehe Günther, dem in Gedanken an seine Frau jetzt doch unbehaglich wurde, noch etwas erwidern konnte, rief sie auf der Flur hinaus:

      »Elisabeth!«

      Und dem verblüfften Vater klang als Antwort auf Agates Ruf zum ersten Male im Leben die Stimme seines Kindes entgegen, das unbefangen rief:

      »Ja, hier bin ich!«

      Und im selben Augenblick stand die kleine Elisabeth auch schon im Zimmer.

      Durchaus nicht ängstlich sah sie zu ihm auf. Fast keck stand sie da und beschaute sich den Papa, während Agate im Gefühl des für Elisabeths Leben bedeutsamen Augenblicks feierlich also zu reden anhob:

      »Endlich ist der Augenblick, nach dem du dich elf Jahre lang gesehnt hast, da, Elisabeth!« Und dabei wies sie auf Günther, der das mehr fühlte als sah und dem es abwechselnd kalt und heiß über den Rücken lief. »Dies da ist dein Papa! . . . Gib ihm die Hand!«

      Elisabeth trat dicht an ihn heran, streckte ihm keck die Hand entgegen und sagte:

      »Na?«

      »Es ist das erstemal, daß sie einem Manne die Hand reicht,« begleitete Agate den feierlichen Vorgang, und Günther, der fühlte, daß er etwas sagen mußte, verzog den Mund und sagte:

      »Es freut mich sehr, Sie kennen zu lernen, mein Fräulein.«

      »Heb den Kopf hoch, Elisabeth, und sieh dem Papa ins Gesicht!« sagte Agate.

      »Ich seh ihn ja fortgesetzt an,« erwiderte sie, »aber er sieht immer weg.« Und da Günther noch immer zur Tür sah, so sagte sie sehr bestimmt: »So sieh mich doch an, Papa!«

      Günther drehte mechanisch den Kopf herum und sah sie an. Der Ausdruck seines Gesichts war wohl etwas eigentümlich; jedenfalls lachte Elisabeth. Eine Verlegenheitspause entstand, dann sagte Günther:

      »Elisabeth heißen Sie also – was für ein hübscher Name! nur ein bißchen lang – finden Sie nicht? Wenn man’s grad eilig hat,« und er zergliederte: »Eli-sa-beth.«

      »Sag dem Papa« – bei dem Wort fuhr Günther zusammen und sah zur Tür – »nach wem du deinen Namen trägst.«

      »Das wird er ja selber wissen.«

      Doch Günther bekannte:

      »Nein! ich weiß es nicht!« worauf Elisabeth erwiderte:

      »Nach Elischéba.«

      »Sieh mal an!« sagte Günther, obschon er keine Ahnung hatte, was das bedeuten sollte.

      »Und wer war Elischéba!« fragte Agate.

      »Die Frau des Priesters Zacharias und die Mutter Johannes!«

      »Und die Frau des Priesters Zacharias ist meine Tochter,« platzte Günther heraus und dachte sich: »Das hätte mir heut früh beim Aufstehen einer sagen sollen.«

      Aber er war sich klar, daß hier etwas geschehen mußte, schon mit Rücksicht auf seine Frau, die er, ein Jahr nach seiner Ehe, unmöglich mit einer elfjährigen Tochter überraschen konnte. Viel Zeit zum Überlegen blieb nicht. Jeden Augenblick konnte sie ins Zimmer treten. – Wie kam man aus dieser verzweifelten Situation? fragte er sich. – Sein erster Gedanke war: Franz Siewers, sein Freund und Schriftstellerkollege. Der hatte ein goldenes Herz und einen klaren Verstand, während der seine seit einer halben Stunde in hellster Verwirrung war.

      Im selben Augenblick war er auch schon am Apparat, stellte die Verbindung her und sprach mit seinem Freunde Dr. Siewers, während Elisabeth und Agate daneben standen und von einem Erstaunen ins andre fielen.

      »Also hör’ bloß!« brüllte er, als er die Verbindung hatte, in den Apparat: »Hier ist etwas ganz Entsetzliches passiert; das heißt —« verbesserte er mit einem Blick auf Agate – »eigentlich ist es sehr erfreulich – natürlich! wie solche Dinge immer ihre zwei Seiten haben – frage gar nicht! nein doch! keine Weibersache diesmal, auf Wort nicht! – wenn ich dir doch sage – oder eigentlich doch! – so lach doch nicht so dumm! – nein doch! andersrum! – aber ich hab schon eine Idee! Du mußt mir helfen – du kennst doch Frau von Villiers – nein? na, das macht nichts! – ich hab’ dir jedenfalls von ihr erzählt – ja! eben diese Anni, die müssen wir aufsuchen, die muß helfen – sie ist die Einzige, die dafür in Frage kommt – wofür? – das kann ich dir jetzt nicht sagen – Ich hab’ nämlich augenblicklich Besuch – wen? ach so ne Bagatelle, eine Kinderei, nicht der Rede wert.« – Und auf einen Blick Agates hin verbesserte er: »Das heißt, eine allerliebste Bagatelle, ich meine: ein allerliebstes Kind! – Kunststück, du solltest den Vater kennen! – aber mach schnell und komm – adjes!«

      Er hing den Hörer an und fühlte sich schon bedeutend leichter

      »Sie haben gehört?« wandte er sich an Agate.

      »Gewiß! aber ich habe nichts weiter verstanden, als daß von einer Frau von Villiers die Rede war.«

      »Das genügt!« erwiderte Günther, und als Agate ein erstauntes Gesicht machte, fügte er hinzu:

      »Wenn ich Ihnen sage, verlassen Sie sich drauf, das genügt! Frau von Villiers wird schon alles in Ordnung bringen.«

      »Ich kenne die Dame nicht,« sagte Agate.

      »Aber ich!« erwiderte Günther, der sich, – wenn er dann und wann auch noch mal ängstlich zur Tür sah – in Gedanken an Frau von Villiers so sicher fühlte, daß er beinahe schon wieder vergnügt war.

      Und als Elisabeth eine Riesen-Meißner Figur, mit der sie bereits seit einer Viertelstunde spielte, in tausend Scherben schlug und Agate eben mit ihr schelten wollte, da zog er, der das längst hatte kommen sehen, das Kind zu sich heran, streichelte es und sagte:

      »Laß nur, das macht nichts!«

      Elisabeth, deren Furcht vor Strafe sich schnell in helle Freude wandelte, fiel ihm um den Hals und rief:

      »Wie СКАЧАТЬ