Teufel Marietta. Artur Landsberger
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Название: Teufel Marietta

Автор: Artur Landsberger

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ weiß ich! März neunzehnhundert! Natürlich! Marietta! Marietta Oceana!! die schöne Zirkusreiterin.«

      »Ja!« sagte Agate »Sie ists! – und Sie hatten sie lieb damals, nicht wahr? und werden daher auch ihr Kind lieb haben.«

      Aber Günther, der jetzt in der Erinnerung an Marietta lebte, hatte keinen Gedanken mehr für das Kind.

      »Diese entzückende, tolle Marietta!« rief er. »Ich sehe sie noch vor mir, als wenn es heute wäre! Ich lernte sie in der Odeonbar nach einem Kostümfest kennen; sie saß in einem prachtvollen Rokokokostüm auf dem Schoße ihres Anbeters, eines Grafen Schönborn – das heißt, in Wahrheit lag sie mehr.«

      »Entsetzlich!« rief Agate und hielt sich die Hände vor die Ohren – »aber das sieht ihr ähnlich!«

      Günther widersprach:

      »Nee, nee, lassen Sie nur, es war eine reizende Puppe; die Röckchen reichten ihr kaum bis an die Knie! und die Beine! sie hatte die schönsten Beine, die ich je gesehen habe, diese Marietta!«

      Agate wandte sich ab:

      »Ich bitte Sie, Herr Doktor, es bedarf dieser detaillierten Schilderungen nicht!«

      »Doch, doch, das bin ich ihr schuldig! wahrhaftig, ich glaube, wenn ich sie heute wiedersähe, ich fänge gleich wieder von neuem an.«

      »Aber Herr Doktor!« rief Agate entsetzt. »Sie sind doch verheiratet.«

      »Gewiß! Aber diese Frau hat ein Kind von mir.«

      »Ein reizendes Kind!« bestätigte Agate.

      Aber Günther war längst schon wieder bei Marietta. Die Augen halb geschlossen, brabbelte er vor sich hin:

      »Ich weiß noch, wie ich um sie rang, – es war nicht einfach – Schönborn war Graf, reich und dumm; kurzum, er besaß alle Eigenschaften, die einen Mann bei Frauen begehrenswert machen. Aber es gelang mir doch! Und schon am nächsten Mittag traten wir beide unsere Hochzeitsreise nach dem Rhein an.«

      »Wie?« rief Agate beglückt. »Sie haben sie geheiratet?«

      »Wen? – die Marietta? – wie kommen Sie darauf?« erwiderte Günther.

      »Sie sprachen doch eben von Ihrer Hochzeitsreise.«

      »Ach so!« erwiderte Günther. »I bewahre. Derartige Hochzeitsreisen habe ich öfters gemacht.«

      Agate wandte sich ab:

      »Entsetzlich!«

      »Sagen Sie das nicht,« widersprach Günther. »Ich werde diese zwei Monate, so lange ich lebe, nicht vergessen! Die Frau besaß ein Temperament! – Und Sie haben keinen Schimmer, wo sie augenblicklich ist?« Agate sagte ohne aufzusehen:

      »Nein!«

      Günther lebte sich mehr und mehr in die Vergangenheit hinein:

      »Gewiß ist sie noch immer schön!« meinte er.

      »Möglich!« erwiderte Agate.

      »Ich muß sie wiedersehen!« rief er leidenschaftlich. »Sie müssen dafür sorgen, Schwester!«

      »Ich bin nicht der Mutter, sondern des Kindes wegen hier,« gab sie zur Antwort.

      »Richtig! ich entsinne mich, Sie sprachen ja von einem Kinde – ja was macht man da?« – Einen Augenblick lang überlegte er und schien bedenklich. Aber schon war er wieder obenauf. »Und wieso wissen Sie nun so bestimmt, daß ich der Vater bin und nicht Schönborn?«

      »Graf Schönborn wies an Gründen, die überzeugend waren, nach, daß er unmöglich der Vater sein konnte.«

      »Und warum hat sich Marietta damals nicht an mich gewandt?«

      »Seit dem Tage, an dem Graf Schönborn das Kind abgeschworen hatte, ist sie nicht mehr zu uns zurückgekehrt – hat überhaupt nichts mehr von sich hören lassen – nicht ein einziges Mal, auch nur durch einen Dritten nach dem Kinde gefragt – sie soll die ganze Zeit über in Amerika gewesen sein, sagt man.« Und verächtlich fügte sie hinzu: »Eine nette Mutter das!«

      Und Günther, der noch immer in Gedanken war und nur halb hörte, was Agate sprach, sagte:

      »Aber ein Temperament hatte sie!«

      Agate tat, als überhörte sie’s.

      »Das Kind haben wir Schwestern dann mit großer Liebe und Sorgfalt aufgezogen,« fuhr sie fort – »wir lieben es, als wenn es unser eigenes wäre.«

      »Das ist sehr lieb von Ihnen,« erwiderte Günther.

      »Aber was veranlaßt Sie, dies große Geheimnis, das Sie merkwürdigerweise elf Jahre für sich behalten haben, jetzt plötzlich preiszugeben?«

      »Das hat seine guten Gründe,« sagte Agate. »Je älter sie wird, um so mehr kostet ihre Erziehung. Sie ist sehr musikalisch, – hat teure Stunden, – sie spielt Bach und Haydn vom Blatt. Wir wollen Sie also bitten, uns die schweren Opfer zu erleichtern.«

      »Elf Jahre ging’s ohne mich« sagte Günther – »und plötzlich wegen ein paar Klavierstunden . . .? Hören Sie mal, sollte das nicht einen tieferen Grund haben?«

      Agate überlegte einen Augenblick; dann sagte sie:

      »Ja! es hat einen tieferen Grund.«

      »Aha! . . . also bitte!«

      »Diese schreckliche Person ist vor acht Tagen plötzlich wieder in Berlin aufgetaucht.«

      »Waas?« rief Günther und strahlte über das ganze Gesicht – »Marietta! – meine Marietta ist wieder da? Wo ist sie? Ich will sie sehen. Ich will zu ihr.«

      Agate stand entsetzt:

      »Aber um des Himmels willen, Herr Doktor! Das gibt ein Unglück! denken Sie an Ihre Frau!«

      »Und an die Mutter meines armen Kindes soll ich nicht denken?« fragte er. – »Ist das fromm? Ist das christlich?« Er schüttelte den Kopf. »O, ich bin nicht der schlechte, undankbare Mensch, für den Sie mich halten. Ich weiß sehr wohl, was ich der Mutter meines Kindes schulde.« – Und mit Augen, als stände Marietta vor ihm, schwärmte er – »O Marietta! Du hattest die schönsten Beine, und wenn du einem mit deinen dunklen Augen tief bis ins Herz sahst, dann träumte man von südlichen Meeren und italienischen Nächten, und aller Kummer fiel von einem ab.«

      Agate riß ihn aus seinem Traume.

      »Hätte ich doch nur nicht von dieser schrecklichen Person gesprochen!« rief sie. Aber da kam sie bei Günther schlecht an.

      »Ich verbiete Ihnen, in dieser Weise von der Mutter meines Kindes zu sprechen,« sagte er.

      »Sie interessieren sich jedenfalls mehr für die Mutter als für das Kind.«

      »Ich bin ein dankbarer Mensch!« verteidigte sich Günther, »das ist alles!«

      »Dann wäre es vielleicht angebracht,« erwiderte Agate, »Ihren Dank statt bei der Mutter, bei Ihrem Kinde abzutragen.«

      Günthers verdrießliches Gesicht ließ erkennen, СКАЧАТЬ