Lu die Kokotte. Artur Landsberger
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Название: Lu die Kokotte

Автор: Artur Landsberger

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ sich kerzengerade vor ihn hin, streckte ihm mit großer Würde die Hand entgegen und rief:

      »Sie sind ein Held!«

      Mohr lehnte die Huldigung ab. Einmal hatte das noch Zeit, bis er seinen letzten Trumpf ausspielte, und dann wußte er: je selbstloser er hier auftrat, um so sicherer kam er zum Ziel.

      »Alle Liebe ist am Ende Egoismus, verehrter Herr Professor, und darum sind es auch alle Handlungen, die aus ihr entspringen.«

      »Sie sind übermäßig bescheiden!« entschied der Professor und setzte sich wieder.

      »Mir scheint kein Preis zu hoch für das, was ich fordere«, erwiderte Mohr. »Natürlich bin ich mit meinen 44 Jahren nicht mehr jung genug, um ohne Besinnung auf mein Ziel loszustürmen. Ich weiß, daß erst Gras wachsen muß über die furchtbaren Ereignisse der letzten Wochen.«

      Der Professor stimmte zu.

      »Ein, zwei Jahre vielleicht! Das scheint mir aber auch im Interesse der Zartheit und Jugend Ihrer Nichte zu liegen. Und Sie wissen ja, Herr Professor, wie schnell sich in einer Stadt wie Berlin alles vergißt. So wird auch das vergessen. In zwei Jahren denkt kein Mensch mehr daran.«

      »Hoffentlich!« sagte der Professor.

      »Was Ihre Nichte zunächst mal nach all den Aufregungen braucht, ist Ruhe und Schonung; es ist daher durchaus wünschenswert, wenn sich eine Zeitlang möglichst niemand um sie bekümmert. Ich weiß, das alles regt sie auf; selbst wenn es noch so gut gemeint ist.«

      »Vor mir ist sie sicher«, sagte der Professor.

      »Leider«, erwiderte Mohr. »Gerade von Ihrem Einfluß hatte ich so viel erwartet.«

      Der Professor stand auf und gab abermals breit und feierlich eine Erklärung ab.

      »Herr Kommerzienrat!« begann er. »Als Onkel und Senior der Familie habe ich natürlich das denkbar größte Interesse an der Rehabilitation der Familie Kersten. Daß diese vor den nächsten Reichstagswahlen erfolgt, ist für mich beinahe eine Lebensfrage. Denn ich weiß nicht, ob ich es ohne diese Rehabilitation mit meinem Gewissen werde vereinbaren können, vor meine Wähler hinzutreten. Diese Rehabilitation kann bei meinem Neffen nur durch besondere Leistungen, für die ihm meines Erachtens die sittliche Reife fehlt, bei meiner Nichte nur durch die Ehe mit einem Manne von Reputation erfolgen. Ich stehe nicht an zu erklären, und ich darf wohl für mich die Fähigkeit, Menschen zu beurteilen, in Anspruch nehmen, daß ich meine Nichte durch eine Ehe mit Ihnen als durchaus rehabilitiert betrachten würde.«

      Mohr stand auf, reichte dem Professor die Hand und dankte ihm.

      »Darf ich Ihre Zeit noch fünf Minuten in Anspruch nehmen?« fragte er.

      »Ich bitte darum.«

      »Sehen Sie,« begann Mohr, »mir liegt natürlich daran, daß diese Rehabilitation, von der Sie da sprachen, auch die träfe, zu denen ich durch die Ehe in ein näheres verwandtschaftliches Verhältnis trete; ich meine die Mutter und den Sohn.«

      »Sehr begreiflich!« bestätigte der Professor.

      »Ja, mir muß daran liegen, daß diese Rehabilitation stattfände, bevor ich offiziell . . .«

      »Ich verstehe . . .«

      »Das ist aber nur möglich, wenn jemand wie Sie als Vormund mit aller Energie die Geschicke dieser Leute lenkt und jeden Einfluß eines Dritten, wer immer es sei, ausschaltet.«

      Das schmeichelte dem Professor; und das kam so deutlich auf seinem Gesicht zum Ausdruck, daß Mohr einen Augenblick lang fürchtete, er werde womöglich seinen Widerstand aufgeben und die Vormundschaft annehmen.

      »Natürlich ist es bei Ihrer Position als Lehrer der akademischen Jugend, als Vertreter der Stadt wie als Parlamentarier . . .«

      »Das letzte noch nicht«, berichtigte geschmeichelt der Professor.

      »Nun, auch das ist ja wohl nur eine Frage der Zeit, einer recht kurzen, wie ich im Interesse des Ansehens unseres Parlaments hoffen darf.«

      Der Professor krümmte dankerfüllt seinen breiten Rücken.

      »Ich meine,« fuhr Mohr fort, »auf der einen Seite darf man Ihre wertvolle Kraft nicht der Allgemeinheit auf Kosten einer einzelnen Familie entziehen . . .«

      Der Professor war begeistert. »Das habe ich auch gesagt! Und das war für mich das Entscheidende!« stimmte er zu.

      ». . . auf der anderen Seite aber verlangt eine Vormundschaft wie diese natürlich ein vollkommenes Aufgehen in den Interessen dieser Menschen, an denen Jahre hindurch schwer gesündigt wurde.«

      »So ist es«, bestätigte der Professor.

      »Ich höre nun, daß man Sie im Falle Ihrer Weigerung um Vorschläge gebeten hat, wer Ihres Erachtens wohl als Vormund in Frage käme. Nun . . .« – er stand auf und trat dicht vor den Professor hin – »ich bin, falls Sie mich für würdig erachten, bereit, diese Vormundschaft zu übernehmen.«

      »Sie wollten!« rief der Professor und erhob sich.

      »Vorausgesetzt, daß zwei Bedingungen erfüllt werden«, erwiderte Mohr.

      »Die wären?« fragte er.

      »Einmal muß jeder Einfluß eines Dritten aus der Familie ausgeschaltet werden.«

      »Dafür stehe ich Ihnen ein,« versicherte der Professor, »und das zweite?«

      »Ja, das zweite«, fuhr Mohr fort und setzte sich wieder. »Natürlich sorge ich dafür, daß die Familie unverändert in dem Stile fortlebt, in dem sie bisher gelebt hat.«

      »Was?« rief entsetzt der Professor. »Wissen Sie auch, was das bedeutet?«

      »Fünfzig- bis sechzigtausend Mark im Jahre, hat man mir gesagt«, erwiderte Mohr völlig gelassen.

      »Und Sie wollen?« fragte der Professor und war ganz außer sich, fuchtelte mit der Hand in der Luft herum und schüttelte den Kopf.

      »Ja!« sagte Mohr, als handle es sich um eine Bagatelle, »aber« – und nun legte er wieder Nachdruck in seine Worte – »nun kommt die zweite Bedingung: Ihr Neffe sowie die Mutter dürfen unter keinen Umständen wissen, daß das Geld von mir kommt.«

      Der Professor sah ihn erstaunt an.

      »Von mir werden sie ’s nicht erfahren«, sagte er.

      »Ihre Nichte wünscht das so,« erläuterte Mohr, »und ich weiß nicht, weshalb man ihr diese belanglose Bitte nicht erfüllen soll. Die Empfindsamkeit der Mutter, Sie verstehen, die darunter litte; und dann der Bruder – nun, er mag mich nicht, würde das Geld von mir nicht nehmen, womöglich seinen Beruf aufgeben . . .«

      »Das soll er nur!« unterbrach ihn der Professor. »Das ist das Gescheiteste, was er tun kann.«

      »Ihre Nichte hängt mit ganz besonderer Liebe an ihm. Ihr sehnlichster Wunsch ist es, daß er Maler wird! Mag er also bleiben, wo er ist. Und was liegt schließlich daran, wenn der Junge glaubt, das Geld kommt von Ihnen.«

      Der Professor wehrte entschieden ab.

      »Von mir unter keiner Bedingung; wenn das jemand erfährt, was sollte man davon denken, daß ich diese СКАЧАТЬ