Lu die Kokotte. Artur Landsberger
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Название: Lu die Kokotte

Автор: Artur Landsberger

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ den Kopf.

      »Bestimmt! Aber was innerlich aus ihm würde, ist eine andere Frage; froh würde er nie mehr!«

      »Und leisten würde er auch nichts«, fügte Fanny hinzu.

      »Und darum ist darüber überhaupt kein Wort zu verlieren«, bestätigte Luise, die noch immer den großen Bogen in der Hand hielt. »Damit freilich« – und sie vertiefte sich in die Zahlen – »werden wir nicht weit kommen. Aber hör’ mal, Mama,« sagte sie beinahe gekränkt, »da unterschätzt du Papa denn doch gewaltig, wenn du seine beiden letzten Bilder mit 8000 Mark ansetzt. Das Doppelte sind sie wert; und vielleicht das Vierfache, da es seine letzten sind.«

      Fanny ging zum Schreibtisch; nahm aus einem Stoß von Papieren einen Brief heraus, gab ihn Luise und sagte:

      »Lies!«

      Und Luise las:

      »Liebe Fanny! Da ich die prekäre Lage kenne, in die Du durch den Tod Deines Mannes geraten bist, so will ich Dir die letzten beiden Bilder Deines Mannes aus besonderem Entgegenkommen, und obgleich ich nicht recht weiß, wohin damit, abkaufen. Den Kaufpreis, den ich Deiner augenblicklichen Lage entsprechend ziemlich hoch bemessen habe, lege ich Dir in einem Scheck über 8000 Mark  bei; setze aber voraus, daß es sich dabei wirklich um die letzten Bilder Deines seligen Mannes handelt, und behalte mir vor, falls sich etwa noch spätere Bilder von ihm vorfinden sollten, den Kauf rückgängig zu machen. Mit Gruß Dein Vetter

Theodor Walther.«

      »Pfui Deibel!« rief Luise. »Wo ist der Scheck? Gib ihn mir; er muß ihn zurücknehmen und uns die Bilder wieder herausgeben.«

      »Wir brauchen das Geld, Luise, das weiß er; bedenke, ehe wir die Bilder woanders unterbringen . . .«

      »Das laß meine Sorge sein! . . . Noch heute, wenn es sein muß!«

      Fanny stand nur immer und staunte ihr Kind an. Luises Lebhaftigkeit und Bestimmtheit gab auch ihr wieder Mut und Zutrauen; und was mehr war: sie fühlte, daß sie nicht mehr allein war. Daß ihr Kind, um das sie sich am meisten bangte, fester stand als sie; daß sie eine Gefährtin hatte in ihrer Sorge um Harrys Zukunft.

      »Du bist ein Optimist, mein Kind! Vorläufig reißt man sich noch nicht um Vaters Bilder; im Gegenteil.«

      »Was heißt das?«

      »Denke dir, eine besonders empfindsame Natur schickt uns das eigene Porträt zurück mit der Begründung, daß es . . .« – sie stockte – »ich sollte es dir lieber nicht sagen, es wird dich kränken . . .«

      »Ich dachte, wir wollen aufrichtig zueinander sein«, erwiderte Luise.

      »Du hast recht«, sagte Fanny; »also er schreibt, daß er es mit seinen Ansichten über Moral nicht vereinen könne, ein Bild von der Hand dieses Mannes in seinem Hause zu haben.«

      »Wer ist der Esel?« fragte Luise.

      »Dein lieber Onkel, der Professor.«

      »Daß ich noch frage!« rief sie aus. »Dieser Philister, der nie gefühlt hat, mit welcher himmlischen Ironie Papa ihn kerzengerade wie ein Stück Holz, starr und bewegungslos, auf die Leinewand warf.«

      Fanny geriet in Bewegung; sollte sie nicht ehrlich gegen ihr Kind sein und ihm sagen, daß er es war, der den Vater in den Tod getrieben hatte? – Nein! Jetzt nicht! Vielleicht später, entschied sie; wenn die Zeit den ersten Eindruck etwas verwischt hatte!

      »Und immer, wenn wir traurig sind – und das wird wohl oft sein in nächster Zeit,« sagte Luise, »dann stellen wir uns beide vor dies Bild; das wirkt unfehlbar! Wenn wir da ernst bleiben, steht es schlimm um uns.«

      Sie ist doch noch ein halbes Kind, dachte Fanny; aber sie wird es, wie ihr Vater, zeit ihres Lebens sein! – Gott geb’ es! fügte sie hinzu. Man könnte ja auch dieses Bild verkaufen, dachte sie weiter, aber sie sprach es nicht aus. Wenn es die Wirkung hatte, dann sollte es als letztes Stück im Hause bleiben.

      Luise stand am Telephon und mühte sich, Anschluß zu bekommen.

      »Warum läßt du dich nicht von Franz verbinden?« fragte Fanny.

      »Aber Mama,« erwiderte sie, »in vierzehn Tagen gibt es hier keinen Diener, keine Zofe mehr; es ist doch besser, man gewöhnt sich beizeiten.«

      Sie war verbunden: »Hier Luise Kersten, ist Herr Casper da?«

– — – — – — – —

      »Guten Tag, Herr Casper; sagen Sie, Sie kennen doch die beiden letzten Bilder von Papa?«

– — – — – — – —

      »Ja! Eben die! – Wollen Sie sie haben?«

– — – — – — – —

      »Den Preis müssen Sie nennen; ich weiß, Sie haben Papa lieb gehabt und werden zahlen, was sie wert sind.«

– — – — – — – — – —

      »Mit 15.000 Mark? Aber natürlich bin ich damit zufrieden; soviel haben wir gar nicht einmal erwartet. – Wie schade, daß Papa das nicht mehr hört; er hat auf Ihr Urteil immer so viel gegeben.«

– — – — – — – — – —

      »Ja, abgemacht! Ich danke Ihnen sehr! Adieu, Herr Casper!« —

      Sie hängte den Hörer wieder an und wandte sich um.

      »Bitte, Mama! Was sagst du nun zu deiner geschäftstüchtigen Tochter?«

      Fanny war ganz aufgeregt: »Hast du dich auch nicht verhört?«

      »Aber Mama!« erwiderte Luise und hatte Mühe, ihrer Mutter klarzumachen, daß jeder Irrtum ausgeschlossen war. – Schon stand sie wieder am Telephon und ließ sich mit dem Hofbankier Walther verbinden.

      »So!« rief Luise in den Apparat. »Der Herr Geheimrat ist nicht zu sprechen? Dann sagen Sie, bitte, daß seine Nichte ihn zu sprechen wünscht und so lange hier wartet, bis er Zeit findet.«

      Kaum eine Minute verging.

      »Ah! Bist du’s, Onkel?«

– — – — – — – — – —,

      »Danke, einigermaßen; – — Mama auch; hör’ mal, wir haben deinen Brief und Scheck erhalten. Wir danken dir für dein ›Entgegenkommen‹ » – das klang sehr ironisch – »möchten aber nicht gern, daß du gegen dein Gefühl . . .«

      Hier unterbrach er sie wohl; denn sie hörte auf zu sprechen und bewegte nur lebhaft den Kopf.

      »Also« . . . weiter kam sie nicht.

– — – — – — –  —

      »Wir wollen aber nicht!« brüllte sie schließlich in den Apparat. »Wir verzichten auf deine Gnade! Wir brauchen dich nicht!«

– — – — —

      »So!« schrie Luise. »Ich wüßte nicht, seit wann du Bilder zu beurteilen verständst! Jedenfalls, uns sind sie mehr wert. Franz ist in einer halben Stunde mit dem Scheck bei dir und holt sie ab.«

– — – — – — – — – —

      »Was, das geht nicht? Warum nicht?«

– — – — – — – — – —

      »Du hast sie verkauft? СКАЧАТЬ