Lu die Kokotte. Artur Landsberger
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Название: Lu die Kokotte

Автор: Artur Landsberger

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ hast.«

      Ein Brüllen durchs Telephon. Der Geheimrat hing an.

      »Verlaß dich darauf,« sagte Luise in aller Ruhe und hing den Hörer an, »er hat mehr als das Dreifache daran verdient, dein lieber Schwager . . . Aber ganz gut! Man ist nun wenigstens fertig mit dem Gesindel!«

      Der Diener meldete den Kommerzienrat Mohr.

      »Aber Sie sollten doch keinen Besuch . . .«

      Luise unterbrach ihre Mutter:

      »Mit Ausnahme des Herrn Mohr; ich habe das Franz ausdrücklich eingeschärft« – und zum Diener gewandt fuhr sie fort:

      »Bitte in den Salon!«

      »Was bedeutet das?« fragte Frau Fanny, die sich an die Selbständigkeit ihrer Tochter zwar allmählich gewöhnte, hier aber doch einigermaßen erstaunt war.

      »Ich begreife dich nicht, Luise, seit seiner erfolglosen Werbung gehst du ihm überall aus dem Wege – besuchst nicht einmal Gesellschaften, auf denen du fürchtest, ihm zu begegnen, und nun . . .«

      »Das war einmal«, erwiderte Luise und sah ihre Mutter traurig an; »diesen Luxus kann ich mir heute nicht mehr gestatten.«

      »Soll das etwa heißen? – Aber nein, das ist nicht möglich – du kannst im Ernste nicht daran denken.«

      »Doch Mama, ich denke daran, und zwar sehr ernstlich . . . in einer halben Stunde werde ich seine Braut sein.«

      »Luise!« schrie Frau Fanny entsetzt, »bist du von Sinnen? Ich gebe das nie zu! Ich weiß, wie dir dieser rohe Mensch im Innersten zuwider ist – du willst dich opfern! – Lieber wollen wir anständig verhungern.«

      »Und Harry?« warf Luise ein und sah der Mutter in die Augen. »Ja, wenn’s nur um uns ginge! Aber verlaß dich darauf, ich weiß, was ich tue. Ich vergebe mir nicht mehr, als unbedingt nötig ist. Dies Opfer aber muß sein! Es ist nicht etwa ein Gedanke, der mir so im Augenblick gerade kommt. Seit Vaters Tode habe ich Stunde um Stunde darüber nachgedacht – aber es gibt keinen anderen Weg. Es ist der einzige!«

      »Du darfst das nicht!« erklärte Fanny; aber ihr Widerspruch klang schon zögernd: »Das geht zu weit.«

      »Auch dann nicht, wenn ich mein Glück darin finde, Harry den Weg zu ebnen? Ja mehr: wenn ich darin eine Pflicht gegen den Vater sehe?«

      Sie trat nahe an Frau Fanny heran:

      »Sei ehrlich, Mama! Was nützt es, daß wir uns wehren? Wir werden den Vater nie vergessen! Du so wenig wie ich. Harry ist sein Vermächtnis! In ihm lebt das fort, was wir mit dem Vater zu Grabe trugen. Und darum werden wir ihn halten und durchsetzen um jeden Preis.«

      Sie legte ihre Arme um Frau Fannys Hals und sah ihr in die Augen:

      »Hab’ ich recht, Mama?« —

      Frau Fanny schwieg.

      »Siehst du!« sagte Luise. »Nun widersprichst du nicht mehr und – das mußt du mir versprechen – wirst zu allem, was nun kommt, ein fröhliches Gesicht machen.«

      Sie schritt zum Schreibtisch; nahm wieder den großen Bogen mit den vielen Zahlen, riß ihn in tausend Fetzen und warf ihn in den Papierkorb. Dann ging sie hinaus, den Korridor entlang und trat in den Salon.

      Als sie eintrat, erhob sich der Kommerzienrat langsam von seinem Sessel, ging ihr entgegen, nahm ihre Hand und sagte:

      »Mein Fräulein, es tut mir leid, daß wir uns unter so traurig veränderten Verhältnissen wiedersehen. Meine Schuld ist es nicht, wenn ich mich heute darauf beschränken muß, Ihnen in dieser Form mein aufrichtiges Beileid auszusprechen.«

      Dabei drückte er Luises Hand stärker, als es wohl nötig war, und sah ihr so fest in die Augen, daß sie, statt zu danken, nur eine kurze Bewegung machte, worauf er, noch ehe sie saß, wieder auf seinen Sessel glitt und die Beine übereinanderschlug.

      »Daß es auch so kommen mußte!« sagte er; aber aus seinen Worten sprach mehr Spott als Mitgefühl.

      So empfand es jedenfalls Luise; und dieser breite und schwere Mensch mit dem gelben Teint, seinen 44 Jahren, den falsch dreinschauenden Schlitzaugen hinter der goldenen Brille, dem aufgedunsenen, sinnlichen Mund und dem tiefschwarzen, sorgsam gescheitelten Haar ekelte sie an.

      »Tut es Ihnen wirklich leid?« fragte sie ihn. »Ich habe das Gefühl, als müßten gerade Sie eine gewisse Genugtuung über unser Unglück empfinden.«

      »Ich wäre ein schlechter Mensch, wenn ich das täte«, erwiderte er; aber er widersprach nicht.

      »Nun, ich glaube, daß das Herz bei Ihren Entschließungen in den seltensten Fällen spricht«, sagte Luise.

      »Woraus schließen Sie das?«

      »Weil man nicht mit Sentiments arbeiten darf, um so große und vor allem so schnelle geschäftliche Erfolge zu erzielen wie Sie.«

      »Ich bewundere Ihre Schärfe«, antwortete Mohr und sah sie groß an. »Ich wußte gar nicht, daß Sie auch über solche Dinge nachdenken.«

      »Gewiß, mich interessieren auch Menschen, die ganz anders sind als ich.«

      »Aber dies Interesse würde nie so weit gehen, um einem solchen Manne Ihr Vertrauen zu schenken.«

      »O doch!« erwiderte Luise schnell. Der Kommerzienrat rückte näher; schob die Beine nach vorn, setzte die Brille zurecht und schnalzte mit der Zunge; er tat das immer, sobald er von Dingen sprach, die für ihn von Bedeutung waren.

      »Dann haben sich Ihre Ansichten aber seit dem Tode Ihres Herrn Papa gewaltig verändert«, sagte er.

      »Durchaus nicht«, gab sie zur Antwort. »Die Verhältnisse haben sich geändert. Ich kann heute nicht mehr wie damals nur nach meinen Gefühlen handeln; ich habe Rücksichten, meinetwegen auch Pflichten, die ich früher nicht hatte – das ist der ganze Unterschied.«

      »Sieh einmal an! Wie amüsant!« entschlüpfte es ihm.

      »Ich finde es höchst widerwärtig, daß es so ist – aber schließlich: meine Jugend war so schön, daß man auch ein kleines Opfer nicht gar so tragisch nehmen darf.«

      »Sie sind sehr offen, mein verehrtes Fräulein«, erwiderte er und grinste ganz niederträchtig; »aber das reizt mich, das gefällt mir!«

      »Um so besser! Denn es wäre mir unmöglich, Gefühle zu heucheln, wo . . .« sie stockte.

      »Nun bitte!«

      »Man braucht die Offenheit nicht weiter zu treiben, als es nötig ist!« erwiderte sie.

      Aber er drang darauf. »Wenn ich Sie bitte! Ich sage Ihnen doch, das reizt mich, reizt mich ungemein. Sagen Sie’s nur! Nicht wahr, ich bin Ihnen widerwärtig! Oh, Sie haben es mir ja schon einmal gesagt; Sie haben einen Ekel vor mir! – Sehen Sie, so muß eine Frau sein, die ich liebe. Nur keine Süßigkeiten, kein Schmachten, keine liebevolle Hingabe!« – Der Schweiß trat ihm auf die Stirn, seine Augen tränten, und aus den Mundwinkeln lief ihm der Speichel. »Zwingen gegen Ihren Willen, jede Nacht von neuem, darin liegt der große Reiz; darum kann ich mir nicht wie andere Maitressen halten und Frauen kaufen, weil sie entweder lieben oder völlig apathisch sind – Sie aber . . .«

      Luise СКАЧАТЬ