Der Page des Herzogs von Savoyen. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Page des Herzogs von Savoyen - Александр Дюма страница 29

СКАЧАТЬ ist, den ich verhören will und weil er vielleicht wichtige Angaben macht, die möglicherweise hochgestellte Personen compromittiren. Gehe nebenan und höre zu, wenn Du willst; ich weiß doch, daß ich das, was ich gehört, allein gehört habe.«

      Leona zuckte leicht die Achseln.

      » Was ist mir außer Dir die ganze Welt?« sagte sie.

      Das Mädchen warf dem Geliebten einen Kuß zu und verschwand hinter dem Vorhange.

      Es war die höchste Zeit. Die fünf Minuten waren vergangen und der Feldwebel brachte mit militärischer Pünktlichkeit den Gefangenen.

      Emanuel empfing ihn sitzend, halb im Dunkel von wo aus er zum dritten Male den Mann mustern konnte.

      Er war dreißig bis fünfunddreißig Jahre alt, groß von Gestalt und von so vornehmen Gesicht, daß selbst seine Verkleidung Emanuel Philibert nicht gehindert hatte, einen Edelmann in ihm zu erkennen.

      »Lasset den Herrn allein mit mir,« sagte der Fürst zu den Soldaten.

      Der Feldwebel gehorchte und ging mit seinen drei Mann hinaus.

      Der Gefangene sah Emanuel Philibert mit seinen lebhaften, scharfen Augen an.

      Dieser stand auf und ging auf ihn zu.

      »Die Leute wußten nicht, mit wem sie es zu thun hatten,« sagte er, »und haben Euch gebunden; Ihr werdet mir euer Ehrenwort als Edelmann geben, keinen Fluchtversuch zu machen, dann löse ich Euch die Hände.«

      »Ich bin ein Bauer und kein Edelmann,« sagte der Mörder, »ich kann Euch also auch nicht mein Ehrenwort als Edelmann geben.«

      »Wenn Ihr ein Bauer seyd, so verpflichtet Euch ein solcher Schwur nicht; gebt ihn also immerhin, da er das einzige Pfand ist, das ich von Euch verlange.»

      Der Gefangene antwortete nicht.

      »So werde ich Euch die Hände frei machen ohne Ehrenwort; ich fürchte mich nicht einem Manne gegenüber zu stehen, wenn dieser Mann auch kein Ehrenwort zu geben, keine Ehre zu verpfänden hat.«

      Der Fürst begann die Hände des Unbekannten loszubinden.

      Dieser trat einen Schritt zurück.

      »Wartet,« sagte er, »ich gebe Euch mein Ehrenwort als Edelmann, daß ich nicht versuchen werde zu entfliehen.«

      »Seht Ihr,« entgegnete Emanuel Philibert lächelnd. »Ja, man versteht sich auf Hunde, Pferde und Menschen.«

      Er machte dem Gefangenen die Hände vollends los.

      »So. Jetzt seyd Ihr frei,« sagte er, »nun lasset uns miteinander reden.«

      Der Gefangene betrachtete kaltblütig seine Hände und ließ sie dann sinken.

      »Reden?« wiederholte er ironisch, »von was?«

      »Nun,« antwortete Emanuel Philibert, »von dem was Euch veranlaßte, das Verbrechen zu begehen.«

      »Ich habe bisher nichts gesagt, habe also nichts zu sagen.«

      »Ihr sagtet dem Kaiser nichts, den Ihr zu ermorden versuchtet, das begreift sich; Ihr wolltet den Soldaten nichts sagen, die Euch festnahmen, auch das begreift sich. Mir aber, dem Edelmanne, der Euch nicht als gemeinen Mörder, sondern als Edelmann behandelt, werdet Ihr alles sagen.«

      »Wozu?«

      »Wozu? das will ich Euch sagen. Damit ich Euch nicht für einen Mann halte, welcher von einem Feigen bezahlt wurde und sich eures Armes bediente, weil er den seinigen nicht zu gebrauchen wagte. Wozu? Damit Ihr nicht als Strauchdieb und Wegelagerer gehangen, sondern als ein Edelmann enthauptet werdet.«

      »Man hat mir mit der Folter gedroht, um mich zum Reden zu bringen,« sagte der Gefangene, »man bringe mich dahin.«

      »Die Folter würde eine unnöthige Grausamkeit seyn; Ihr würdet sie ertragen und nicht sprechen; Ihr würdet verstümmelt, aber nicht besiegt werden; Ihr würdet euer Geheimniß bewahren und die Schande euern Peinigern lassen. Nein, das will ich nicht, ich will Vertrauen und Wahrheit; Ihr sollet mir, dem Edelmanne, dem General und Fürsten, sagen, was Ihr einem Priester sagen würdet, und wenn Ihr mich für unwürdig haltet, Euch anzuhören, so seyd Ihr unwürdig, mit mir zu sprechen, so seyd ihr einer der Elenden, unter die ich Euch nicht rechnen wollte, so habt Ihr unter dem Einflusse einer niedrigen Leidenschaft gehandelt, die Ihr nicht eingestanden so…«

      Der Gefangene richtete sich auf und unterbrach den Fürsten mit den Worten:

      »Ich heiße Odoardo Maraviglia; erinnert Euch und hört auf mich zu beleidigen.«

      Bei dem Namen Odoardo Maraviglia glaubte Emanuel einen nicht völlig erstickten Aufschrei in dem andern Theile des Zeltes zu vernehmen, gewiß aber bewegte sich die Zeltwand.

      Auch in Emanuel hatte dieser Name Erinnerungen aufgerufen.

      Dieser Name hatte dem Kriege, welcher ihm seine Staaten gekostet, als Vorwand gedient.

      »Odoardo Maraviglia,« sagte er, »wäret Ihr der Sohn des französischen Gesandten in Mailand, Franceseo Maraviglia?«

      »Ich bin dessen Sohn.«

      Emanuel blickte in die Ferne seiner Jugend zurück; er fand da jenen Namen, aber derselbe klärte die jetzige Lage nicht auf.

      »Euer Name,« sagte Emanuel, »ist allerdings der eines Edelmannes, aber er erinnert mich an nichts, das mit dem Verbrechen in Verbindung stünde, dessen Ihr beschuldigt seyd.«

      Odoardo lächelte verächtlich.

      »Fragt den Kaiser,« sagte er, »ob er in seinen Erinnerungen so wenig findet als Ihr.«

      »Zur Zeit,« entgegnete Emanuel, »als der Graf Francesco Maraviglia verschwand, war ich noch ein Kind, ich war kaum acht Jahre alt; es ist also kein Wunder, daß ich über das Verschwinden nicht genau unterrichtet bin, das, wie ich glaube, für Jedermann ein Geheimniß geblieben ist.«

      »Dieses Geheimniß will ich Euch aufklären… Ihr wisset, welch erbärmlicher Fürst der letzte Sforza war, der unaufhörlich zwischen Franz I. und Carl V. hin und her schwankte, nachdem der Sieg den Einen oder den Andern begünstigte. Mein Vater, Francesco Maraviglia, wurde von dem Könige Franz l. zu ihm gesandt. Es war im Jahre 1534. Der Kaiser war in Afrika beschäftigt; der Churfürst von Sachsen hatte Friede mit dem Könige von Rom geschlossen; Clemens VII. hatte Heinrich VIII. von England in den Bann gethan, und alles wendete sich also in Italien zum Nachtheile des Kaisers, Sforza wandte sich wie alle, verließ Carl V., dem er noch vierhunderttausend Ducaten zu zahlen hatte, und überließ sich ganz dem außerordentlichen Gesandten des Königs Franz I.. Das war ein großer Triumph; Francesco Maraviglia beging die Unvorsichtigkeit, sich dessen zu rühmen; die Worte, die er gebraucht hatte, drangen über das Meer und gelangten zu Carl V. vor Tunis. Das Glück ist wankelmüthig, zwei Monate darauf starb Clemens VII., welcher die Stütze der Franzosen in Italien war; Tunis fiel in die Hände Carls V. und der Kaiser gelangte mit seinem siegreichen Heere nach Italien. Ein Opfer zur Sühne mußte fallen und das Schicksal bezeichnete als solches Francesco Maraviglia. In Folge eines Streites mit gemeinen Leuten wurden zwei Mailänder von den Dienern des Grafen Maraviglia getödtet. Der Herzog wartete nur auf einen Vorwand, um sein Wort zu lösen, das er dem Kaiser gegeben hatte. Der Mann, welcher in Mailand seit einem Jahre mehr galt als der Herzog selbst, wurde wie ein gemeiner Uebelthäter verhaftet und СКАЧАТЬ