Der Page des Herzogs von Savoyen. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Page des Herzogs von Savoyen - Александр Дюма страница 28

СКАЧАТЬ entfliehen mußte; der Rückzug von Metz, wo ich den dritten Theil meines Heeres und die Hälfte meines Rufes ließ und mehr als alles das, siehst Du, das Leiden, dem die menschlichen Kräfte nicht lange widerstehen werden, das Leiden, welches kein Arzt heilen kann, das schreckliche, unerbittliche, grausame Leiden, das meinen Körper von dem Scheitel bis zur Fußsohle durchzieht und keinen Theil gesund läßt, das mir die Nerven in unerträglichen Schmerzen zusammenzieht, durch die Knochen dringt, das Mark erkältet und in feste Kreide das wohlthätige Oel verwandelt, welches die Natur in unsere Gelenke gebracht hat, damit sie sich leichter bewegen, – das Leiden, welches den Menschen Glied nach Glied schmerzlicher und sicherer verstümmelt, als es das Eisen thut oder das Feuer, das die Heiterkeit die Kraft und die Freiheit des Geistes unter den Qualen zerstört, das Leiden ruft fortwährend: Genug der Gewalt, genug der Regierung, genug der Macht! Kehre in das Nichts des Lebens zurück, bevor Du in das Nichts des Grabes sinkest! Carl, von Gottes Gnaden römischer Kaiser, Carl, König von Deutschland, Castilien, Leon, Granada, Aragonien, Neapel, Sicilien, Majorca, Sardinien, den Inseln von Indien, Beherrscher des Meeres, überlasse Alles einem Andern!«

      Emanuel wollte sprechen, der Kaiser aber winkte.

      »Und dann,« fuhr er fort, »habe ich noch etwas Dir zu sagen vergessen. Als ob die Auflösung dieses armen Körpers den Wünschen meiner Feinde zu langsam erfolge, als ob ich an den Niederlagen, Ketzereien und der Gicht nicht schon genug hätte, mischt sich auch noch der Dolch ein.«

      »Der Dolch?« wiederholte Emanuel.

      Das Gesicht Carls V. verdüsterte sich.

      »Man hat heute den Versuch gemacht mich zu ermorden,« sagte er.

      »Man wollte Ew. Majestät ermorden?« fragte Emanuel erstaunt.

      »Warum nicht?« antwortete Carl V. mit finsterem Lächeln. »Hast Du nicht selbst eben mich daran erinnert, daß ich ein Mensch sey?«

      »Ah,« fragte Emanuel, der sich von dem Entsetzen über diese Nachricht noch nicht erholt hatte, »und wer ist der Elende?«

      »Ja, wer ist der Elende?« wiederholte der Kaiser. »Ich habe den Dolch, aber nicht die Hand.«

      »Der Mann, den ich draußen gefesselt sah…?« fragte Emanuel.

      »Er ist der Elende, Emanuel, wie Du ihn nennst. Wer aber hat ihn gesandt? Ist er ein Türke? Ich glaube es nicht; Soliman ist ein ehrlicher Gegner. Heinrich II.? Ich habe ihn nicht in Verdacht. Paul IV. Er ist noch nicht lange genug erwählt. Octavio Farnese? Er wird sich nicht an mich wagen, den Kaiseradler, den Moritz nicht zu fangen wagte, weil er, wie er sagte, keinen Käfig groß genug habe ihn einzusperren. Sandten ihn die Lutheraner von Augsburg, oder die Calvinisten von Genf? Ich vermag es nicht zu errathen und doch möchte ich es wissen. Emanuel, der Mann weigerte sich auf meine Fragen zu antworten; nimm ihn mit in dein Zelt, verhöre Du ihn und mache mit ihm was Dir gefällt, ich überlasse ihn Dir. Aber sprechen muß er, verstehst Du? Je mächtiger und näher der Feind mir ist, umso wichtiger ist es, ihn zu kennen.«

      Nach einer kurzen Pause richtete er seinen Blick auf Emanuel Philibert, welcher nachdenklich zur Erde blickte.

      »Und,« sagte er, »dein Vetter Philipp II. ist in Brüssel angekommen.«

      Der Uebergang war so plötzlich, daß Emanuel erschrak. Er blickte auf und sein Blick begegnete dem des Kaisers.

      Diesmal schauderte er.

      »Nun?« fragte er.

      »Nun,« entgegnete Carl V., »ich werde mich freuen, meinen Sohn wieder zu sehen. Könnte man nicht sagen, er errathe, daß der Augenblick günstig und die Stunde gekommen sey, mir zu folgen? Aber ehe ich ihn wiedersehe, Emanuel, empfehle ich Dir meinen Mörder.«

      »Nach einer Stunde,« antwortete Emanuel, »wird Ew. Majestät alles wissen, was Ihr zu wissen wünscht.«

      Emanuel Philibert verbeugte sich vor dem Kaiser, der ihm die Hand reichte und entfernte sich mit der Ueberzeugung, daß das, wovon Carl V. nur flüchtig zuletzt gesprochen hatte, von allen Ereignissen des Tages das wichtigste sey.

       XI.

      Odoardo Maraviglia

      Im Fortgehen warf Emanuel Philibert noch einen Blick auf den Gefangenen und dieser Blick bestärkte ihn in seinem ersten Gedanken, nemlich, daß er einen Adeligen vor sich habe.

      Er winkte einen der vier wachhaltenden Soldaten zu sich.

      »Freund,« sagte er, »auf Befehl des Kaisers wirst Du nach fünf Minuten den Gefangenen in mein Zelt bringen.«

      Emanuel hätte nicht nöthig gehabt den Namen des Kaisers anzurufen; man wußte, daß dieser alle Macht auf ihn übertragen hatte, und die Soldaten, die ihn liebten, gehorchten ihm, wie sie dem Kaiser selbst gehorcht haben würden.

      »Euer Befehl wird vollzogen werden,« antwortete der Mann.

      Der Herzog setzte seinen Weg fort nach seinem Zelte.

      Dies war nicht wie das des Kaisers prächtig und in vier Gemächer abgetheilt, sondern ein Soldatenzelt, durch Leinwand in zwei Hälften geschieden.

      Scianca-Ferro saß vor dem Eingange.

      »Bleibe wo Du bist,« sagte Emanuel zu ihm, »aber nimm irgend eine Waffe zur Hand.«

      »Warum?« fragte Scianca-Ferro.

      »Man wird einen Menschen hierher bringen, welcher den Kaiser zu ermorden versuchte. Ich gedenke ihn unter vier Augen zu verhören; sieh ihn an, wenn er eintritt und wenn er das Wort bricht, das er mir vielleicht gibt, und zu entfliehen versucht, so halte ihn fest, aber lebendig, hörst Du? Es ist von Wichtigkeit, daß er am Leben bleibe.«

      »Dann brauche ich keine Waffen und meine Arme genügen.«

      »Wie Du willst. Du kennst die Sache.«

      » Sey unbesorgt,« antwortete Scianca-Ferro.

      Er nannte den Milchbruder noch immer Du oder dieser hatte vielmehr in Erinnerung an die Jugendzeit verlangt, daß ihn Scianca-Ferro Du nenne wie sonst.

      Der Fürst trat in sein Zelt und fand da Leone oder vielmehr Leona, die auf ihn wartete.

      Da er allein eintrat und die Zeltthür hinter ihm zurücksank, kam Leona ihm mit offenen Armen entgegen.

      »Da bist Du endlich! Ach, welchen schrecklichen Anblick hatten wir! Du hattest wohl Recht als Du sagtest, man hätte mich nach meiner Angst und meiner Blässe für ein Mädchen halten können.«

      »Leona, solche Auftritte kommen in dem Leben eines Soldaten oft vor, und Du solltest nun daran gewöhnt seyn. Siehe Scianca-Ferro an,« setzte er lächelnd hinzu, »und nimm Dir an ihm ein Beispiel.«

      »Wie Du das sagst, und lächelnd, Emanuel! Scianca-Ferro ist ein Mann und liebt Dich wie ein Mann einen anderen lieben kann, ich weiß es wohl; ich aber Emanuel, ich liebe Dich, wie ich es nicht sagen kann, wie etwas, ohne was man nicht leben kann, wie die Blume den Thau, wie der Vogel den Wald, wie die Morgenröthe die Sonne. Mit Dir bin ich, lebe ich, liebe ich; ohne Dich bin ich nicht mehr.«

      »Du Liebe,« antwortete Emanuel, »ja, ich weiß es, Du bist die Anmuth, die Hingebung und die Liebe; ich weiß, daß Du neben mir gehest, aber eigentlich in mir lebst, und deshalb habe ich vor Dir keine Geheimnisse.«

      »Warum СКАЧАТЬ