Der Page des Herzogs von Savoyen. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Page des Herzogs von Savoyen - Александр Дюма страница 26

СКАЧАТЬ erlöschte; sein Haut begann zu ergrauen, sein mehr dichter als langer Bart aber war brennendroth geblieben.

      Er lag auf einer Art türkischen Diwans, der mit orientalischen Stoffen aus dem Zelte Solimans vor Wien bedeckt war… Unweit von seiner Hand glänzte eine Trophäe von arabischen Säbeln und Dolchen.

      Er hatte sich in einen langen mit Marder gefütterten Schlafrock von schwarzem Sammt gehüllt; sein Gesicht war finster und er schien mit Ungeduld auf Emanuel Philibert zu warten.

      In dem Augenblicke aber, als man ihm die Ankunft des Herzogs meldete, verschwand dieser Ausdruck der Ungeduld, wie vor dem Winde die Wolke schwindet, welche das Tageslicht verdunkelte. In einer vierzigjährigen Regierungszeit hatte der Kaiser sein Gesicht zu beherrschen gelernt und Niemand übertraf ihn in dieser Kunst.

      Emanuel Philibert erkannte trotzdem auf den ersten Blick, daß der Kaiser von wichtigen Dingen mit ihm zu sprechen gedenke.

      Carl V. wendete, als er seinen Neffen bemerkte, das Gesicht nach ihm hin, machte eine Anstrengung seine Stellung zu ändern und grüßte ihn mit einer Bewegung der Hand und des Kopfes freundschaftlich.

      Emanuel Philibert verbeugte sich ehrerbietig.

      Der Kaiser begann das Gespräch italienisch. Er bedauerte es sein Leben lang, daß er nie griechisch und lateinisch habe erlernen können, sprach aber gleich gut fünf lebende Sprachen, nemlich italienisch, spanisch, englisch, deutsch und französisch.

      Er selbst soll über den Gebrauch dieser fünf Sprachen gesagt haben:

      »Ich lernte italienisch, um mit dem Papste zu sprechen, spanisch, um mit meiner Mutter Johanna zu reden, englisch, um mit meiner Tante Catharina zu sprechen, deutsch, um mit meinen Landsleuten und Freunden sprechen zu können und französisch, um mit mir selbst zu sprechen.«

      So dringend es auch seyn mochte, mit den Personen, die er zu sich bescheiden ließ, von seinen Angelegenheiten zu sprechen, so begann der Kaiser doch stets mit denen der Andern.

      »Nun,« fragte er italienisch, »was Neues im Lager?«

      »Sire,« antwortete Emanuel Philibert in der Sprache, deren Carl V. sich bedient hatte und die ja seine Muttersprache war, »etwas, das Ew. Majestät doch bald erfahren würden, wenn ich es nicht selbst meldete. Ich bin genöthigt gewesen, ein Exempel zu statuiren, damit man meinen Titel und eure Autorität achte.«

      »Ein großes Exempel?« fragte der Kaiser zerstreut, der bereits mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt war.

      »Welches?«

      Emanuel Philibert begann die Erzählung dessen was zwischen ihm und dem Grafen von Waldeck geschehen war; wie wichtig aber auch die Sache war; Carl V. hörte sie offenbar sehr zerstreut an.

      »Gut!« sagte er zum dritten Male als Emanuel Philibert zu Ende gekommen war. Offenbar aber hatte er von dem Berichte seines Feldherrn kein Wort vernommen.

      In der ganzen Zeit, welche die Erzählung währte, hatte der Kaiser, wahrscheinlich um seine Zerstreutheit zu verbergen, auf die von der Gicht verdrehten Finger seiner rechten Hand gesehen und dieselben mit Anstrengung bewegt.

      Die Gicht! Sie war die eigentliche Feindin Carls V. und weit erbitterter gegen ihn als Soliman, Franz I. und Heinrich II.

      Die Gicht und – Luther ließen ihm fast keine Ruhe.

      Er stellte deshalb auch Beide gleich.

      »Ach,« sagte er oft, indem er seinen rothen Bart faßte, wenn er ermüdet von einem langen Ritte oder von einer heißen Schlacht vom Pferde stieg, »ach, wie wollte ich diese Nacht schlafen, wenn die Gicht und Luther nicht wären!«

      Zwischen der Erzählung Emanuel Philiberts und der Wiederaufnahme des Gesprächs durch den Kaiser trat eine Pause ein.

      »Ich habe Dir auch, Nachrichten mitzutheilen,« sagte er endlich, »schlechte Nachrichten.«

      »Woher, kaiserliche Majestät?«

      »Von Rom.«

      »Ist der Papst erwählt?«

      »Und wie heißt er?«

      »Pietro Caraffa. Der, welchen er ersetzt, war genau in meinem Alter, Emanuel, in demselben Jahre mit mir geboren. Armer Marcellus! Sagt mir sein Tod nicht, daß auch ich mich zum Sterben vorzubereiten habe?«

      »Sire,« antwortete Emanuel, »ich glaube, Ihr dürfet den Tod des Papstes Marcellus nicht wie einen gewöhnlichen Todesfall ansehen. Marcello Corrino, der Cardinal, war gesund und rüstig und wäre vielleicht hundert Jahre alt geworden. Als er Papst geworden, starb er nach zwanzig Tagen.«

      »Ja, ich weiß,« sagte Carl V. nachdenklich, »er beeilte sich wohl zu sehr Papst zu werden. Er ließ sich die dreifache Krone am Charfreitage aufsetzen, also an dem Tage, an welchem unser Herr die Dornenkrone trug. Das wird ihm Unglück gebracht haben, auch denke ich weniger an diesen Tod als an die Wahl Pauls IV.«

      »Und doch, Sire,« entgegnete Emanuel, »ist Paul IV. wenn ich nicht irre, ein Neapolitaner, folglich ein Unterthan Ew. Majestät.«

      »Ja, ohne Zweifel, aber man hat mir immer schlechte Berichte von diesem Cardinal gesandt, und so lange er persönlich an dem spanischen Hofe war, hatte ich mich über ihn zu beklagen. Ach,« fuhr Carl V. mit dem Ausdrucke der Ermüdung fort, »ich werde mit ihm den Kampf von neuem anfangen müssen, den ich seit zwanzig Jahren mit seinen Vorgängern führe, und und ich bin am Ende meiner Kräfte.«

      »Ach, Sire…«

      Carl V. versank in Gedanken, aber sehr bald raffte er sich auf.

      »Uebrigens,« setzte er hinzu, als wenn er mit sich selbst spräche und seufzend, »täuscht er mich, wie die andern Päpste mich getäuscht haben. Sie sind fast immer das Gegentheil von dem, was sie als Cardinale waren. Ich hielt den Medici, den Clemens VII., für einen friedfertigen, festen und beständigen Mann; man ernennt ihn zum Papst, und es zeigt sich, daß ich mich in allen Punkten geirrt habe, er ist unruhig, streitsüchtig und wankelmüthig. Dagegen hatte ich mir eingebildet, Julius III. werde seine Angelegenheiten über den Vergnügungen vernachlässigten und nur an Feste und Unterhaltungen denken. Peccato! Es gab kaum einen fleißigeren, aufmerksameren und weniger an Freuden dieser Welt denkenden Papst. Was hat er und sein Cardinal Polus uns wegen der Heirath Philipps II. mit seiner Cousine, Marie Tudor, zu schaffen gemacht! Härten wir den tollen Polus in Innsbruck nicht festnehmen lassen, wer weiß, ob die Heirath zu Stande gekommen wäre. Armer Marcell,« sagte der Kaiser mit einem zweiten noch ausdrucksvolleren Seufzer, »nicht weil Du Dich am Charfreitage krönen ließest, lebtest Du nur noch zwanzig Tage, sondern weil Du mein Freund warst!«

      »Lassen wir die Zeit das Ihrige thun, kaiserliche Majestät,« sagte Emanuel Philibert. »Ihr gesteht selbst, daß Ihr Euch in Clemens VII. und Julius III. täuschtet; vielleicht täuschet Ihr Euch auch über Paul IV.«

      »Gott gebe es! Ich zweifle.«

      Man hörte Geräusch draußen.

      »Was gibt es?« fragte Carl V. ungeduldig, »ich hatte doch gesagt, man solle uns nicht stören. Sieh doch zu, Emanuel, was es ist.«

      Emanuel hob die Draperie, welche vor dem Eingange hing, wechselte eine Frage und Antwort mit den Personen, die in dem anstoßenden Raume sich befanden, wendete sich dann zu dem Kaiser und sagte:

      »Sire, ein Courier, СКАЧАТЬ