Namenlos. Уилки Коллинз
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Название: Namenlos

Автор: Уилки Коллинз

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Notizbuch zumachte, sah er ungewiß nach Magdalenen hin. Sie hatte in ihm das geheime Mißtrauen rege gemacht, das einem Advocaten zur zweiten Natur geworden zu sein pflegt. Ihre Blicke hatten ihn argwöhnisch gemacht, ihre Reden hatten seinen Verdacht geweckt. Ihre Schwester schien mehr über sie zu vermögen, als Miss Garth. Er beschloß, mit ihrer Schwester insgeheim zu reden, bevor er wegginge.

      Während ihm noch dieser Gedanke durch den Kopf ging, nahm Magdalene noch einmal seine Aufmerksamkeit mit einer Frage in Anspruch.

      – Ist er ein alter Mann? fragte sie plötzlich, ohne sich vom Fenster herum zu drehen.

      – Wenn Sie Mr. Michael Vanstone meinen, so ist derselbe fünfundsiebzig oder sechsundsiebzig Jahre alt.

      – Sie sprachen unlängst von seinem Sohne. Hat er noch andere Söhne… oder Töchter?

      – Keine weiter.

      – Wissen Sie Etwas von seiner Frau?

      – Sie ist seit vielen Jahren todt.

      Es trat eine Pause ein.

      – Warum thust Du diese Fragen? sagte Nora.

      – Entschuldige mich, erwiderte Magdalene ruhig. Ich werde Nichts mehr fragen.

      Zum dritten Male kam Mr. Pendril auf die geschäftliche Seite der Unterredung zurück.

      – Die Dienstboten dürfen nicht vergessen werden, sprach er. Sie müssen ausgezahlt und entlassen werden. Ich muß Denselben, bevor ich gehe, die nöthigen Aufklärungen geben. Was das Haus anbelangt, so brauchen Sie sich darüber in keinerlei Hinsicht etwa Sorgen zu machen. Die Wagen, Pferde, die Einrichtung und das Silber und so weiter müssen einfach in Bereitschaft gehalten werden, um Mr. Michael Vanstones fernere Befehle abzuwarten. Alle Besitzstücke jedoch, Miss Vanstone, welche persönlich Ihnen. oder Ihrer Schwester gehören, Ihre Kleinodien und Kleider und alle kleinen Geschenke, welche Sie erhalten haben, alles Dieses bleibt zu Ihrer Verfügung. Die Zeit Ihres Wegzugs anlangend, glaube ich, daß ein Monat oder darüber vergehen wird, ehe Mr. Michael Vanstone Zürich verlassen kann, und ich glaube seinen Rechtsanwalt gut genug zu kennen, wenn ich annehme…

      – Erlauben Sie, Mr. Pendril, unterbrach ihn Nora, ich habe, glaube ich, von dem, was Sie sagten, soviel verstanden, unser Haus und Alles, was darin ist, gehört jetzt…

      Sie stockte, als ob das bloße Aussprechen von des Mannes, Namen ihr Ueberwindung koste.

      – Gehört jetzt Mr. Michael Vanstone, sprach Mr. Pendril. Das Haus fällt an ihn wie das Uebrige des Vermögens.

      – Dann bin ich sofort bereit, es morgen zu verlassen.

      Magdalene fuhr am Fenster zusammen, als ihre Schwester sprach, und sah Mr. Clare an, mit den ersten offenen Zeichen von Angst und Unruhe, welche sie jetzt hatte merken lassen.

      – Seien Sie nicht böse mit mir, flüsterte sie, indem sie sich über den alten Mann mit einem plötzlichen Anfluge von Demuth im Blicke und nervöser Aufregung in ihrer Bewegung beugte. Ich kann nicht von hinnen, wenn ich nicht Frank vorher gesehen habe.

      – Sie sollen ihn sehen, erwiderte Mr. Clare. Ich bin hier, um mit Ihnen darüber zu sprechen, wenn das Geschäftliche erledigt ist.

      – Es ist ganz und gar nicht nöthig, Ihren Wegzug zu übereilen, sowie Sie vorhaben, fuhr Mr. Pendril fort, indem er sich an Nora wandte. Ich kann Ihnen fest versichern, daß in einer Woche noch Zeit genug ist.

      – Wenn dies Mr. Michael Vanstones Haus ist, wiederholte Nora, so bin ich bereit, es morgen zu verlassen.

      Sie verließ ungeduldig ihren Stuhl und setzte sich etwas weiter weg auf das Sopha. Als sie ihre Hand auf den Rücken desselben legte, wechselte ihr Gesicht die Farbe. Da am Kopfe des Sophas waren die Kissen, welche ihre Mutter gestützt hatten, als sie sich zum letzten Male zum Schlummer niederlegte. Dort am Fuße des Sophas stand der plumpe, altmodische Armstuhl, welcher des Vaters Lieblingssessel in den Regentagen gewesen war, wo sie und ihre Schwester am Piano gegenüber ihn durch den Vortrag seiner Lieblingsweisen erheitert hatten. Ein schwerer Seufzer, den sie vergeblich zu unterdrücken suchte, rang sich aus ihrer Brust hervor.

      – Ach, dachte sie, ich hatte diese alten Freunde vergessen! Wie sollen wir uns von ihnen trennen, wenn die Zeit kommt!

      – Darf ich Sie fragen, Miss Vanstone, ob Sie und Ihre Schwester schon bestimmte Pläne für die Zukunft gefaßt haben? erkundigte sich Mr. Pendril. Haben Sie schon an einen Aufenthaltsort gedacht?

      – Ich will es aus mich nehmen, mein Herr, sprach Miss Garth, für sie auf diese Frage zu antworten. Wenn sie dies Haus verlassen, so verlassen sie es in meiner Gesellschaft. Meine Heimat ist ihre Heimat, mein Brod ist ihr Brod. Ihre Aeltern überhäuften mich mit Ehre, mit Vertrauen und mit Liebe. Zwölf glückliche Jahre ließen sie mich niemals fühlen, daß ich nur ihre Gouvernante war. Sie haben mich stets als ihre Gesellschafterin und Freundin behandelt. Meine Erinnerung an sie ist eine Erinnerung unveränderter Freundlichkeit und Großmuth, und mein Leben soll die Schuld meines Dankes an ihre verwaisten Kinder abzahlen.

      Nora erhob sich hastig vom Sopha, Magdalene verließ jählings das Fenster. Mit einem Male war aus dem Benehmen der Schwester jeder Gegensatz verschwunden. Mit einem Male bewegte ein und derselbe Antrieb ihre Herzen, dasselbe tiefe Gefühl sprach sich in ihren Worten aus. Miss Garth wartete, bis der erste Ausbruch der Bewegung vorüber war, dann erhob sie sich, nahm Nora und Magdalene jede bei der Hand und wandte sich an Mr. Pendril und Mr. Clare Sie sprach mit vollkommener Fassung, gehoben durch ihre edle That, die ihrem einfachen Herzen selbst ein unbewußtes Geheimniß war.

      – Sogar eine so unbedeutende Sache, als meine eigene Geschichte ist, sagte sie, erhält einige Wichtigkeit in einem solchen Augenblicke. Ich möchte Sie Beide, meine Herren, dahin verständigen, daß ich den Töchtern Ihres alten Freundes eben nicht mehr verspreche, als ich halten kann. Als ich zuerst in dieses Hans kam, trat ich mit einer solchen Unabhängigkeit in dasselbe, wie sie im Lebens von Gouvernanten nicht gewöhnlich zu sein pflegt. In meinen jüngeren Jahren hatte ich mich mit meiner älteren Schwester zusammengethan um Unterricht zu ertheilen. Wir errichteten in London eine Schule, welche sich allmälich vergrößerte und blühte. Ich verließ sie und wurde eine Hauslehrerin, nur aus dem einen Grunde, weil die schwere Verantwortlichkeit der Schule über meine Kräfte ging. Ich ließ meinen Antheil an dem Reingewinne unberührt und besitze nun bis auf den heutigen Tag einen Geldantheil an unserer Anstalt. Das ist meine Geschichte in wenig Worten. Wenn wir dieses Haus verlassen, schlage ich vor, wir gehen wieder an die Schule in London, die noch immer von meiner älteren Schwester mit Glück geleitet wird. Wir können dort so ruhig leben, als wir es uns nur wünschen können, bis die Zeit uns hilft, unsern Kummer besser zu tragen, als jetzt. Wenn Noras und Magdalenens veränderte Aussichten sie nöthigen, sich ihre eigene Unabhängigkeit selbst zu verdienen, so kann ich ihnen dazu verhelfen, sie sich als Herrentöchter zu verdienen. Die besten Familien dieses Landes sind froh, wenn sie den Rath meiner Schwester genießen können, wo die Frage des häuslichen Unterrichts ins Spiel kommt. Von vornherein sage ich für ihren herzlichen Wunsch, den Töchtern Mr. Vanstones zu dienen, gut, als wie für meinen eigenen. Das ist die Zukunft, welche meine Dankbarkeit gegen deren Vater und Mutter und meine Liebe zu denselben ihnen jetzt bieten. Wenn Sie, meine Herren, diesen Vorschlag für gut und annehmbar halten – und ich sehe es an Ihren Mienen, daß Dies der Fall ist – so wollen wir die harte Nothwendigkeit unserer Lage nicht noch härter machen durch unöthiges Verschieben vollständiger Erledigung derselben. Wir wollen thun, was wir thun müssen, wir wollen nach Noras Entscheidung handeln und dies Haus morgen verlassen. Sie erwähnten eben noch die Dienerschaft, Mr. Pendril. Ich bin bereit, dieselbe ins nächste Zimmer zusammenzurufen und Ihnen in der Abwickelung ihrer Ansprüche Beistand zu leisten, СКАЧАТЬ