Namenlos. Уилки Коллинз
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Название: Namenlos

Автор: Уилки Коллинз

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ ihr zu und bat sie. Mr. Clare saß schweigend und beobachtete sie immer ernster und schärfer. Sie antwortete auf die Bitte ihrer Schwester mit einem schwachen Lächeln.

      – Ich will mein Versprechen halten, ich will Niemanden das Herz schwer machen.

      Mit dieser Antwort wandte sie sich wieder zu Mr. Pendril und wiederholte fest ihre Frage, aber in einer andern Form.

      – Hatte Mr. Michael Vanstone Kenntniß davon, daß meines Vaters größte Sorge war, mich und meine Schwester sicher versorgt zu wissen?

      – Er hatte Kenntniß davon mit Ihres Vaters eigenen Worten. Ich schickte ihm einen Auszug aus Ihres Vaters letztem Briefe an mich.

      – Der Brief, welcher Sie um Gottes Willen zu kommen und ihn von dem fürchterlichen Gedanken, daß Eine Töchter unversorgt wären, zu befreien bat. Der Brief, welcher sagte, er würde keine Ruhe im Grabe haben, wenn er uns enterbt hinterlassen müßte?

      – Jener Brief und jene Worte.

      Sie hielt inne, hielt aber noch immer ihre Augen fest auf des Advocaten Gesicht geheftet.

      – Ich muß erst Alles in meinem Geiste befestigen, ehe ich weiter gehe, sagte sie dann. Mr. Michael Vanstone wußte vom ersten Testamente —, wußte, was die Aufsetzung des zweiten Testaments vereitelte —, wußte von dem Briefe, und er las die Worte. – Was wußte er sonst noch? Berichteten Sie ihm von meiner Mutter letzter Krankheit? Sagten Sie ihm, daß ihr Antheil an dem Vermögen uns hinterlassen worden wäre, wenn sie ihre sterbende Hand in Ihrer Gegenwart hätte erheben können? Versuchten Sie ihn die Schmach fühlen zu lassen, daß es in England Gesetze gibt, vor denen Mädchen in unserer Lage Niemandes Kinder heißen, und welche ihm verstatten, uns zu behandeln, wie er uns jetzt behandelt?

      – Das Alles habe ich ihm vorgestellt Ich ließ Nichts davon bloß angedeutet, ich ließ Nichts davon weg.

      Sie streckte langsam ihre Hand nach der Abschrift der Weisungen aus, faltete diese langsam wieder so zusammen wie sie ihr übergeben waren.

      – Ich bin Ihnen zu großem Danke verpflichtet, Mr. Pendril.

      Mit diesen Worten verbeugte sie sich und schob ihm die Schrift über die Tafel wieder hinüber. Dann wandte sie sich an ihre Schwester.

      – Nora, sagte sie, wenn wir Beide das Leben behalten und alt, werden und wenn Du je vergißt, was wir Alles Michael Vanstone schuldig sind, – so komme zu mir, und ich will es Dir wieder ins Gedächtniß bringen.

      Sie stand auf und ging vor sich hin nach dem Fenster. Als sie an Mr. Clare vorüberkam, streckte der alte Mann seine krallenartige Hand aus und faßte sie fest am Arme, ehe sie ihn gewahr wurde.

      – Was verbergen Sie unter dieser Maske? fragte er, indem er sie zwang, sich zu ihm zu beugen, und ihr fest ins Angesicht schaute. Von welchen Endgraden der menschlichen Temperatur kommt Ihr Muth her, von der todten Kälte oder der Weißglühhitze?

      Sie schreckte vor ihm zurück und wandte schweigend ihr Haupt hinweg. Von keinem andern Menschen als von Franks Vater würde sie dieses rücksichtslose Eindringen in ihre Gedanken jemals geduldet haben. Er ließ ihren Arm so plötzlich wieder los, als er ihn erfaßt hatte, und ließ sie zum Fenster gehen.

      – Nein, sprach er zu sich selbst, nicht das Extrem der Kälte, was es auch sonst nur sein mag. Um so schlimmer für sie und alle ihre Angehörigen.

      Es trat eine augenblickliche Pause ein. Noch ein Mal füllten das rieselnde Geräusch des Regens und das beständige Picken der Uhr die Lücke des allgemeinen Schweigens aus. Mr. Pendril steckte die Weisungen wieder in seine Tasche, dachte einen Augenblick nach und wandte sich dann an Nora und Miss Garth, um ihre Aufmerksamkeit aus die augenblicklichen dringenden Anforderungen der Zeit zu richten.

      – Unsere Besprechung ist unnöthigerweise ausgedehnt worden, sagte er, durch schmerzliches Aufrühren der Vergangenheit. Viel besser thun wir, unsere Anordnungen für die Zukunft zu treffen. Ich muß diesen Abend wieder in die Stadt7 zurück. Lassen Sie mich gefälligst wissen, wie ich am Besten Ihnen helfen kann. Lassen Sie mich gütigst erfahren, welche Unruhe und welche Verantwortung ich Ihnen abnehmen kann.

      Für den Augenblick schienen weder Nora, noch Miss Garth fähig zu sein, ihm zu antworten. Die Art und Weise, wie Magdalene die Nachricht aufnahm, welche die Heirathsaussicht, die ihres Vaters eigener Mund kaum vor einem Monate ihr eröffnet hatte, zerstörte, mußte sie Beide gleich befremden und verletzen. Sie hattet: ihren Muth zusammengenommen, um dem Ausbruche ihres leidenschaftlichen Jammers gewachsen zu sein, oder die noch härtere Prüfung, den Anblick ihrer stummen Verzweiflung, ertragen zu können. Allein sie waren nicht vorbereitet gewesen auf ihren unwiderruflichen Entschluß, die Weisungen zu lesen, auf die schrecklichen Fragen, welche sie an den Advocaten gerichtet hatte, auf ihre unerschütterliche Beharrlichkeit, alle Umstände in ihr Gedächtnis; zu graben, unter welchen Michael Vanstones Entscheidung ausgesprochen worden war. Dort stand sie nun am Fenster, ein unergründliches Geheimniß für die Schwester, welche sie niemals verlassen, für die Erzieherin, welche sie von Kindheit auf erzogen hatte. Miss Garth erinnerte sich der dunklen, schlimmen Gedanken, welche ihr durch den Sinn gegangen an dem Tage, wo sie und Magdalene im Garten zusammengekommen waren. Nora sah in die Zukunft hinaus mit der ersten ernstlichen Furcht in Hinsicht ihrer Schwester, die sie bisher gefühlt hatte. Beide hatten sich bisher in der Verzweiflung, daß sie nicht wußten, was sie thun sollten, leidend Verhalten. Beide schwiegen jetzt, in der Verzweiflung, daß sie nicht wußten, was sie sagen sollten.

      Mr. Pendril kam ihnen ruhig und freundlich zu Hilfe, indem er das Gespräch zum zweiten Male aus ihre Zukunftspläne zurückleitete.

      – Ich bedaure, daß ich Ihre Aufmerksamkeit auf Geschäftsangelegenheiten lenken muß, sagte er, jetzt, wo Sie nothwendigerweise ganz unfähig sind, sich damit zu befassen. Allein ich muß heute Abend meine Weisungen mit mir nach London nehmen. In erster Stelle rücksichtlich des ungroßmüthigen Geldanerbietens, auf das ich bereits angespielt habe. Da die jüngere Miss Vanstone die Weisungen für den andern Advocaten gelesen hat, so braucht es keiner weiteren mündlichen Aufschlüsse von meiner Seite. Die ältere wird mich hoffentlich entschuldigen, wenn ich ihr zu sagen habe – was ich mich zu sagen schämen muß, was jedoch eine Sache der Nothwendigkeit ist – daß Mr. Michael Vanstones Entschädigung für seine Bruderskinder Alles in Allem in dem Anerbieten von hundert Pfund für Jedes derselben besteht.

      Noras Angesicht wurde roth vor Unwillen. Sie erhob sich, als wenn Michael Vanstone selbst im Zimmer anwesend gewesen wäre und sie persönlich beleidigt hätte.

      – Ich sehe, sagte der Advocat, welcher sie schonen wollte, ich soll Mr. Vanstone erklären, daß Sie das Geld zurückweisen.

      – Sagen Sie ihm, brach sie leidenschaftlich heraus, und wenn ich an der Landstraße sterben sollte, so würde ich keinen Heller davon anrühren!

      – Soll ich ihm Ihre Zurückweisung ebenfalls melden? fragte Mr. Pendril, indem er sodann mit Magdalenen sprach.

      Sie wandte sich rasch vom Fenster um, hielt aber ihr Gesicht in Schatten, indem sie dicht davor stehen blieb, mit dem Rücken gegen das Licht.

      – Sagen Sie ihm von meiner Seite, sprach sie, er solle es noch einmal überlegen, bevor er mich mit hundert Pfund ins Leben hinausschickt. Ich will ihm Zeit zum Ueberlegen geben.

      Sie sprach diese seltsamen Worte mit scharfer Betonung und entzog, indem sie sich plötzlich wieder zum Fenster herumdrehte, ihr Gesicht allen Anwesenden, die sie hätten beobachten können.

      – Sie Beide weisen also das Angebotene zurück, sagte Mr. СКАЧАТЬ



<p>7</p>

Die Stadt« (Town) im eminenten Sinne ist allemal London. W.