Название: Antonia
Автор: Уилки Коллинз
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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Seine Bemerkung brachte auf seine Zuhörer jedoch keine weitere Wirkung hervor, als daß deren Heiterkeit erregte. Vetranio lachte, Camilla lachte, Julia lachte. Die Idee, daß eine Bande von Barbaren je im Stande sein könne, einen römischen Palast zu verbrennen, war zu ungeheuer lächerlich für den ungeheuern Ernst Aller und als die Worte in andern Theilen des Saales wiederholt wurden, lachte, trotz seiner Langeweile und Mattigkeit, per ganze Hof.
»Ich weiß nicht, weshalb ich mich über den Unsinn« dieses Menschen belustige,« sagte Camilla beim Ausbruch eines höchst anziehenden Lächelns plötzlich ernsthaft werdend, »während ich beim Gedanken an Vetranio’s Abwesenheit- so betrübt bin. Was wird aus mir werden, wenn er fort ist. Ach, wer wird noch im Pa1aste Gedichte über meine Schönheit und Lieder für meine Laute schreiben? wer wird mich als Venus malen und mir Geschichten über die alten Aegypter und ihre Katzen erzählen? wer wird mir beim Festmahle Anweisungen geben, welche Gerichte ich wählen und welche ich verwerfen soll? Wer« – und die arme kleine Camilla hielt plötzlich in ihrer Aufzählung der Freuden, die sie verlieren würde, inne und schien auf dem Punkte zu stehen, eben so kläglich zu weinen, wie sie, kaum einen Augenblick vorher, entzückt gelacht hatte.
Vetranio war gerührt – nicht über das Compliment, welches seinen intellectuellen Fähigkeiten gemacht wurde, sondern durch das Geständnis? seiner Feinzüngler-Vorzüge als Führer beim Festmahl, welches in dem letzten Theile der Vorstellungen Camilla’s enthalten war.
Dem weiblichen Geschlechte fehlte es damals, wie noch jetzt, an gastronomischem Enthusiasmus. Es war daher ein vollkommener Triumph für ihn, die jüngste und schönste von den Hofdamen zu der Wissenschaft bekehrt zu haben.
»Wenn sie Urlaub erhalten kann,« antwortete der geschmeichelte Senator, »so soll mich Camilla nach Rom begleiten, und dort bei der ersten Feier meiner neuesten Entdeckung einer Nachtigallensauce zugegen sein.«
Camilla war entzückt. Sie faßte Vetranio’s Wangen mit ihren rosigen kleinen Fingern, küßte ihn mit dem Enthusiasmus eines Kindes, über ein neues Spielzeug und schoß munter davon, um sich zur Abreise vorzubereiten.
»Vetranio würde besser thun,« höhnte der Cyniker, »wenn er sich mit der Erfindung neuer Salben für künftige Wunden, statt mit den neuen Saucen für künftige Nachtigallen beschäftige. Sein Leichnam wird von gothischen Schwertern zum Mahle für die Würmer zerlegt werden, ehe seine Vögel an römischen Bratspießen stecken, um ein Mahl für seine Gäste abzugeben. Ist dies eine Zeit, um Bildsäulen auszuhauen und Saucen zu brauen? Pfui über die Senatoren, die sich solchen Beschäftigungen hingeben, wie Vetranio.«
»Ich habe andere Pläne,« antwortete der Gegenstand dieser moralischen Entrüstung, indem er mit beleidigender Gleichgültigkeit in das abstoßende Gesicht des Cynikers blickte, »und sie müssen wegen ihrer unermeßlichen Wichtigkeit für die Welt allgemeinen Beifall finden. Die so eben von mir beendigte Arbeit bildet das erste einer Reihe von drei Projekten, die ich seit einiger Zeit schon im Auge habe. Das erste ist eine Analyse der neuen Priesterschaft, das zweite eine treffende Vorstellung der Venus sowohl durch die Malerei, wie durch die Skulptur, das dritte eine Erfindung eines bisher unentdeckten Gegenstandes, einer Nachtigallensauce. Die unerforschliche Weisheit des Schicksals hat es gewollt, daß der letzte von den Gegenständen, die ich mir vorgenommen habe, zuerst in’s Werk gesetzt worden ist. Die Sauce ist erfunden, und ich habe so eben auf diesem Pergament die Ode beendigt, welche sie auf meinem Tische einführen wird.
Meine nächste Arbeit wird die Analyse sein. Sie wird die Form einer Abhandlung annehmen, in welcher ich die Erfahrung früherer Jahre zur Basis der Prophezeihung für die Zukunft nehmen und die genaue Anzahl von weiteren Zwistigkeiten, Controversen und Zänkereien angeben werde, welche erforderlich ist, um die neue Priesterschaft in den Stand zu sehen, ihren eignen Gottesdienst zu vernichten. Ich werde durch eine genaue Berechnung das Jahr ermitteln, in welchem dieser Untergang vor sich geht, und habe als Material für mein Werk eine historische Uebersicht der christlichen Schismen und Zwistigkeiten in Rom seit den letzten hundert Jahren bei mir. Was meinen zweiten Plan, die Personification der Venus betrifft, so ist er von abschreckender Schwierigkeit. Er erfordert eine Untersuchung der Frauen jeder Nation des Erdkreises, eine Vergleichung der relativen Vorzüge und Eigenthümlichkeiten ihrer Reize, und eine Vereinigung alles Liebenswürdigsten in der unendlichen Verschiedenartigkeit ihrer hervorragendsten Schönheiten in einer Form. Um die Ausführung dieses mühevollen Planes zu befördern, haben meine Pächter in der Heimath und meine Sklavenhändler im Auslande den Befehl erhalten, alle im Kaiserreiche geborene oder aus den Völkerschaften um dasselbe her geholten schönsten Frauen nach meiner Villa in Sicilien zu senden. Zur geeigneten Periode werde ich meine Untersuchungen, ohne mich von Schwierigkeiten schrecken zu lassen und zum Erfolge entschlossen, beginnen. Die echte Venus ist noch nicht verkörpvert worden. Wie köstlich wird mein Triumph sein, wenn ich diese Aufgabe ausführe. Mein Werk wird der Altar sein, auf welchem Tausende die sanftesten Empfindungen ihrer Herzen darbringen. Es wird die eingekerkerte Einbildungskraft der Jugend erfreuen und die verbleichenden Erinnerungen des Altars wieder auffrischen.«
Vetranio schwieg. Der Cyniker hatte vor Entrüstung die Sprache verloren. Ein einzelner Eiferer für die Kirche, welcher sich zufällig in der Nähe befand, runzelte, über die Analyse, die Stirn. Die Damen kicherten über die Versinnlichung, die Feinschmecker freuten sich auf die Nachtigallensauce, aber in den ersten Minuten sprach Niemand. Während dieser vorübergehenden Verlegenheit flüsterte Vetranio einige Worte in Juliens Ohr, und verließ, als sich der Cyniker eben hinlänglich gefaßt hatte, um ihm eine Erwiderung zu geben, von der Dame begleitet, das Zimmer.
p>Der Geschichtsforscher wird bemerken, daß es in den meisten älteren wie neuern Perioden der Welt eine gewisse Klasse von Menschen gegeben hat, bei deren Erschaffung es ein Hauptzweck gewesen zu sein scheint, der Nachwelt das auffallendste und vollkommenste Beispiel von dem Einflusse des Zeitalters auf das Individuum zu gewähren. Zu einer solchen Klasse gehörte der Senator Vetranio. Unter der dünnen Decke der absichtlich kleinlichen, mühsam an den Tag gelegten Entartung lag ein mächtiger, tiefer Verstand verborgen, dessen rechtmäßigen Wünschen in jenen entarteten Zeiten nicht entsprochen und die daher durch die Entbehrung vernichtet oder zum Gefallen an der intellectuellen Verkappung der Zeit irre geleitet wurden. Mehr denkend als thätigkeitsliebend, mehr nachahmend als schöpferisch, für den Widerstand zu nachgiebig und für die Einsamkeit zu gesellig, war seine Seele keine von denjenigen, welche ihre Bedürfnisse aus sich befriedigen können, die von der äußern Welt weder Begeisterung noch Sympathie verlangen und die sich ihrer erhabenen Einsamkeit in der von ihrem eignen unfruchtbaren Begehren ererbten oder durch ihre eignen unwillkommenen Thaten erzeugten Wüste freuen.
Gleich einem Binnensee, lag sein Geist in sich selbst ruhig unter den äußern Einflüssen da, die allein ihn zur That antreiben oder zur Großartigkeit anspornen konnten. Aber der Sturm gewaltiger Thaten oder großer Beispiele trieb ihn zu jener erbärmlichen Zeit nie an, seine verborgenen Schätze an das Tageslicht herauf zu werfen, regte ihn nie bis in seine innersten Tiefen auf. Auch, über seine träge Oberfläche spielte nur das Lüftchen der Ueppigkeit hin, auf ihr erhob sich nur das winzige Wellchen kleiner Fertigkeiten und so fand dieser von dem entarteten Einfluß seines Alters intellectuell verkrüppelte Mann, der zu andern Zeiten vielleicht die Geschicke eines Reiches gelenkt haben würde, in der seinen keine glänzendere Auszeichnung, als die Herrschaft über Spaßmacher und keinen edleren Ehrgeiz, als die erste Stelle unter Köchen.
Es hat wohl nie eine allgemeinere Beliebtheit gegeben als die Vetranio’s war. Mit einem Charakter begabt, der sich durch seine Schmiegsamkeit in alle Lagen schickte, entwaffnete seine Großmuth die СКАЧАТЬ