Antonia. Уилки Коллинз
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Название: Antonia

Автор: Уилки Коллинз

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ von Ravenna den Muth, der Schwüle der Atmosphaire in der eiteln Hoffnung Trotz zu bieten, daß sie eine Brise vom adriatischen Meere begrüßen würde, wenn sie die seewärts gelegenen Walle der Stadt erstiegen. Als sie die beabsichtigte Höhe erreicht hatten, wandten diese hoffenden Bürger das Gesicht mit fruchtloser verzweifelnder Sorgfalt nach jeder Weltgegend; aber kein Lufthauch kam, um ihre Ausdauer zur belohnen. Nichts konnte die unverminderte Allgemeinheit der Hitze vollkommener andeuten, als die Aussicht nach allen Richtungen hin von der Stellung her, welche sie inne hatten. Die steinernen Häuser der Stadt hinter ihnen glänzten mit einer, die stärksten Augen überwaltigenden, blendenden Helle. Die leichten Vorhänge hingen unbeweglich über den einsamen Fenstern. Kein Schatten unterbrach die glänzende Einförmigkeit der Mauern, oder milderte das Flimmern auf dem Wasser der Fontänen unter ihnen. Keine Welle bewegte die Oberfläche des breiten Kanals, welcher jetzt den alten Hafen ersetzte, kein Windhauch entfaltete die ausgedörrten Segel der verlassenen Schiffe am Quai; über den fernen Marschen hing sein heißer, zitternder Dunst, und in den Weinbergen bei der Stadt bewegte sich nicht ein Blatt an seinen schlanken Stengeln. Auf der Seeseite lag der glühende Sand weit ausgestreckt und eben da und jenseits desselben dehnte sich der weiße Ozean, wogenlos, träge und in eine Fluth blendenden Glanzes aufgelöst, bis zu dem wolkenlosen Horizonte, der die sonnenhelle Aussicht begrenzte.

      In der Stadt selbst, in den Straßen, wo die hohen Häuser dunkle Schatten auf die breiten Steine der Straße warfen, konnte man hier und dort die Gestalten einiger Sklaven sehen, die an der Mauer schliefen oder träge über die Fehler ihrer Herren schwatzten. Manchmal war ein alter Bettler zu bemerken, der auf den wohlversehenen Revieren seines eignen Körpers das leichtbewegliche Ungeziefer des Südens jagte. Manchmal kroch ein Kind von einer Thürstufe, um in dem stehenden Wasser einer Gosse zu plätschern, aber mit Ausnahme dieser zweifelhaften Beweise menschlicher Thätigkeit war der vorherrschende Charakter der wenigen Gruppen aus den niedrigsten Volksklassen, welche in den Straßen erschienen, der der äußersten Trägheit. Alles, was der Stadt zu anderen Stunden des Tages Glanz verlieh, war um diese Zeit dem Auge verborgen. Die eleganten Höflinge ruhten in ihren hohen Zimmern. Die aufgestellten Wachposten verbargen sich in Mauerecken und unter Thorbögen. Die reizenden Damen schlummerten auf parfümirten Lagern in verdunkelten Zimmern; die vergoldeten Wagen waren in den Remisen verschlossen, die stolzen Pferde waren in die Ställe eingesperrt und man hatte selbst die Waaren auf den Marktplätzen aus dem Sonnenscheine entfernt. Es war klar, daß die, üppigen Einwohner von Ravenna keine Pflichten für hinreichend wichtig und keine Vergnügungen für hinlänglich anziehend hielten, um sie zu bewegen, ihre empfindlichen Körper der Mittagshitze auszusetzen.

      Um dem Leser eine Idee von der Art, in welcher die trägen Patrizier des Hofes ihren Mittag verbrachten, zu geben und zugleich den Forderungen des Fortganges dieser Geschichte zu genügen, ist es nöthig, die Ruheplätze der Plebejer auf den Straßen mit dem Lager der Edlen im kaiserlichen Palast zu vertauschen.

      Der erste Gegenstand, welcher den Beobachter, sobald er die nach den Privatgemächern führenden Gänge erreichte, nachdem er durch das massive Eingangsthor getreten und die weite Vorhalle des kaiserlichen Palastes mit ihren Marmorstatuen und ihren Wachen durchschritten und von dort die schöne Treppe erstiegen hatte, angezogen haben würde, war eine reich geschnitzte, halb offene Thüre am Ende des Ganges. An dieser Stelle waren ungefähr fünfzehn bis zwanzig Individuen gruppirt, welche sich durch Zeichen mit einander unterhielten und in allen ihren Bewegungen das ehrfurchtsvollste und vollständigste Schweigen bewahrten. Von Zeit zu Zeit stahl sich Einer von der Gesellschaft auf den Zehen zu der Thür und blickte vorsichtig durch dieselbe, worauf er fast augenblicklich zurückkehrte und seinem nächsten Nachbar das ungeheure Interesse an dem Anblick, den er eben gehabt hatte, durch verschiedene Grimassen ausdrückte. Gelegentlich kamen aus diesem geheimnißvollen Zimmer Töne die dem Gackern von Hühnern glichen und von Zeit zu Zeit mit einem Geräusch wie dem Fallen eines Regens von kleinen leichten Gegenständen auf einen harten Boden abwechselten. Wenn diese Klänge hörbar wurden, so blickten die Mitglieder der vor der Thür stehenden Gesellschaft einander an und lächelten theils sarkastisch, theils triumphirend. Einige von den geduldig Wartenden hatten Pergamentrollen in den Händen, während die Uebrigen Sträuße von seltenen Blumen hielten oder kleine Statuen und Mosaikgemälde auf den Armen hatten. Die Einen waren Maler und Dichter, Andere Redner und Philosophen und noch Andere Bildhauer und Musiker. Es könnte seltsam erscheinen, daß unter einer solchen bunten Versammlung von Gewerben, die sich in allen Zeitaltern der Welt dadurch ausgezeichnet haben, daß sie in den dieselben Betreibenden den Fehler der Reizbarkeit nähren, ein so stilles ruhiges Benehmen herrschte, wie das so eben beschriebene. Man muße aber bedenken, daß diese genialen Leute bei dem Besuch des Palastes eine wenigstens äußerliche Einigkeit unter ihren Reihen dadurch verbürgten, daß sie alle mit einer Fähigkeit ausgerüstet und von einer Hoffnung beseelt erschienen – ste warteten auf die Gelegenheit zur Anwendung eines gemeinschaftlichen Hilfsmittels der Schmeichelei, um einen gemeinschaftlichen Zweck, den des Gewinnes, zu erreichen.

      Das so selbst vor dem Eindringen intellectueller Bestrebungen geschützte Gemach war, wenn auch reich verziert, doch nicht von besonderer Größe. Bei andern Anlässen hätte das Auge mit Entzücken über die auf einer schönen Terrasse, zu der eine zweite Thür des Zimmers führte, reichlich vorhandenen köstlichen Blumen und Pflanzen hinweisen können, in diesem Augenblicke aber war das Benehmen des im Zimmer Befindlichen, von so ungewöhnlicher Art, daß selbst der aufmerksamste Beobachter alle untergeordneten Eigenthümlichkeiten desselben übersehen mußte, um sich sofort dem Bewohner ausschließlich zuzuwenden.

      In der Mitte einer großen Hühnerheerde, die auf einem Marmorfußboden und unter einem vergoldeten Dache sehr am unrechten Orte zu sein schien, stand ein blasser, magerer, schwächlicher Jüngling in prächtiger Kleidung, der ein mit Getreide gefülltes, silbernes Gesäß in der Hand hielt und aus demselben von Zeit zu Zeit dem gackernden Völkchen zu seinen Füßen Körner vorstreute. Es konnte nichts kläglicher Weibisches geben, als das Aussehen dieses jungen Mannes. Seine Augen waren glanzloss und matt, seine Stirn niedrig und zurücktretend, seine Wangen grau und seine Gestalt wie von vorzeitigem Alter gekrümmt. Ein bedeutungsleeres Lächeln schwebte auf seinen schmalen farblosen Lippen und er flüsterte den seltsamen Günstlingen, auf die er hinabschaute, von Zeit zu Zeit einige abgebrochene Schmeichelworte, die in ihrer Einfalt fast kindisch waren, zu. Seine ganze Seele schien von der Arbeit, sein Getreide zu vertheilen, ausgefüllt zu werden, und er folgte den verschiedenen Bewegungen der Hühner mit einer eifrigen Aufmerksamkeit, die in ihrer lächerlichen Gespanntheit fast etwas Blödsinniges zu haben schien. Wenn man fragen sollte, weshalb eine so verächtliche Person wie dieser einsame Jüngling mit so großer Sorgfalt vorgestellt und mit so vieler Ausführlichkeit beschrieben worden ist, so müssen wir antworten, daß er zwar nicht dazu bestimmt ist, reine wichtige Figur in diesem Werke abzugeben, aber durch seine Stellung eine bedeutende Rolle in dem großen Drama, auf welches sich dasselbe gründet, spielte – denn dieser Hühnerwärter war keine geringere Person, als der römische Kaiser Honorius.

      Eben die Verstandesschwäche dieses Mannes zu einer solchen Zeit, wie die, über welche wir jetzt schreiben, ist es, welche seinen Character im Auge der Nachwelt mit einem so furchtbaren Interesse bekleidet. Seiner Schwachheit war die entsetzliche Aufgabe beschieden, den lange verhaltenen Sturm, dessen Elemente wir in dem vorigen Kapitel zu beschreiben versucht haben, losbrechen zu lassen. Mit gerade so viel Verstand begabt, um launisch zu sein, und eben genug Entschlossenheit versehen, um boshaft sein zu können, war er ein passendes Werkzeug für jeden ehrgeizigen Bösewicht, dem es gelang, bei ihm Gehör zu erhalten. Um seiner kindischen Tyrannei zu schmeicheln, belohnten die verblendeten Ränkeschmiede des Hofes den heldenmüthigen Stilicho für die Rettung seines Vaterlandes mit dem Tode und betrogen Alarich um die mäßigen Zugeständnisse, zu welchen sie sich feierlich verpflichtet hatten.

      Um seine Eitelkeit zu befriedigen, wurde er wegen eines Siegen, den Andere errungen hatten, im Triumph durch die Straßen von Rom gezogen. Um seiner Anmaßung durch den Gebrauch des erbärmlichsten Vorrechtes der Macht, die ihm zum Gutes thun anvertraut war, zu Willen zu sein, wurde ohne Bedenken die Niedermetzelung der von der Ehre der Gothen der römischen Tücke anvertrauten hilflosen Geißeln befohlen und um endlich seine unmännliche Furcht zu beschwichtigen, war es die letzte СКАЧАТЬ