Das Kind. Adolf von Wilbrandt
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Название: Das Kind

Автор: Adolf von Wilbrandt

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      »Und heut’ – wirst du hier tanzen.«

      »Naja!« – Wyttenbach lächelte wieder, aber matt, resigniert. »Ich bin ja noch in dem Alter, wo man herumhopsen muß. Und überhaupt – eine Zeit lang muß ich die Kindereien noch mitmachen. Obgleich ich eigentlich, kann ich dir sagen, mit all diesen Jugendeseleien ziemlich fertig bin —«

      »Bist wohl schon sehr blasiert?« fragte Waldeck, nach einem neuen düsteren Blick auf die Thür.

      »Die Sachen verlieren ja natürlich mit der Zeit ihre Reize! Indessen, wenn man noch jung ist —«

      Waldeck unterbrach ihn wieder, mit einem etwas unsicheren Anlauf. »Und – durch was für einen Glücksfall willst du das alles erreichen, wenn man fragen darf?« Wyttenbach trat einen Schritt zurück, sein glattes, hübsches Gesicht verzog sich: »das möcht’st du wohl wissen,« sagte er vergnügt. »Das ist mein Geheimnis. – Adieu!«

      Er ging zur Salonthür.

      »Adieu!« rief ihm Waldeck nach.

      Mit der blasierten Grazie eines Prinzen öffnete Wyttenbach die Thür und stieß sie vor sich her.

      5

      Fritz Waldeck stand eine Weile, ohne sich zu rühren, dann seufzte er langsam, tief, er wußte nicht warum. Ein schwer wütiges Gefühl lag ihm so breit und voll auf der Brust. Der wird nicht umkommen, dachte er, der macht seinen Weg . . . Und diese hübsche Figur aus Chinasilber scheint der Gertrud Rutenberg gar so gut zu gefallen . . .

      Er versank in diesen Gedanken wie in weichen Moorgrund.. er kam nicht wieder heraus. Vielleicht hatte er schon lange so dagestanden, auf demselben Fleck, als endlich die andere Thür, die zu Rutenbergs Wohnzimmer, aufging und der Hausherr erschien. Die noch so jugendliche breitschulterige Gestalt war nun für den Ball gekleidet, ins Knopfloch hatte Rutenberg eine Rose gesteckt, die ihm Gertrud durch die kleine Jungfer aus ihrem Arthur-Strauß geschickt hatte. Hinter ihm, etwas später, kam Schilcher, noch in seinem Hausrock.

      »Ich stehe Ihnen jetzt zu Diensten,« sagte Rutenberg. »Mit wem habe ich – —«

      Er unterbrach sich selbst; der schlanke, blasse junge Mann stand wie ein Fragezeichen vor ihm. Es war ihm, als hätte er schon eine ähnliche Erscheinung gesehn, und doch war ihm diese fremd. Er sah in ein tiefernstes, kühnes, geistiges Gesicht, es erinnerte ihn an eine Büste von Schiller, die er vor Zeiten gesehen hatte. Der junge Mann gefiel ihm, eine gewisse sonderbare Schwermut in den starken Zügen ging ihm gleich zu Herzen.

      »Entschuldigen Sie, Herr Rutenberg,« sagte Waldeck schlicht, die magern Wangen flogen aber rötlich an. »Ich komme zur unrechten Zeit —«

      »Durchaus nicht,« erwiderte Rutenberg. »Bis die ersten Gäste kommen, und das dauert noch lange, hab’ ich nichts zu versäumen. Also —«

      Nach einem ungewissen Blick auf Schilcher der regungslos bei der Thür stand, fiel Waldeck ihm in die Rede: »Dann verzeihn Sie. Ich hätte eigentlich mit Ihnen allein —«

      »Ist mein Freund da zu viel?« fragte Rutenberg, gemütlich lächelnd. »Er ist eigentlich wie mein zweites Ich. Indessen, wenn Sie wünschen —«

      Schilcher wandte sich stumm zur Thür.

      Mit einer hastigen, etwas eckigen Bewegung suchte ihn der Jüngling jetzt zurückzuhalten. »Ach nein! Bitte, bleiben Sie Herr Oberappellationsrat. Unter diesen Umständen . . . Es könnte vielmehr gut sein . . . Es wird mir nämlich so furchtbar schwer, ich meine, das, was ich sagen will. Vielleicht bring’ ich’s leichter heraus, wenn der Herr Oberappellationsrat da ist – den ich doch schon kenne. Ich habe nämlich die Ehre —«

      »Wir kennen uns, ich weiß,« murmelte Schilcher. Er warf einen freundlichen, ermutigenden Blick auf Waldeck und lehnte sich in sein er kurz entschlossenen Art an den nächsten Tisch.

      »Also, wie Sie wünschen!« sagte Rutenberg, in dem sich die angeborene Ungeduld nun doch zu regen anfing. Er lud den jungen Mann ein, sich zu setzen. »Ihr werter Name, mein Herr —!«

      »Eh’ ich Ihnen den sage,« fiel Waldeck ein, indem er sich niedersetzte, »gestatten Sie mir drei Worte . . . Es handelt sich um eine – eigene, delikate Sache; und es wird mir so schwer, den Anfang – — wie ich beginnen soll, mein’ ich —«

      Rutenberg lächelte. »Nun, so überlegen Sie sich’s. wir haben ja Zeit!«

      »Sie sind gar zu gütig . . . Ich hab’ also das Unglück gehabt, Herr Rutenberg, mein Herz an Ihre Tochter zu verlieren —«

      Rutenberg stand auf. Diese gänzlich unerwartete Mitteilung fuhr ihm in die Glieder. Schilcher rührte sich nicht. Auch Waldeck saß ohne Regung da; er atmete nur tief, als hätte er das eine Weile gar nicht gethan, und ward wieder blaß, noch blasser als vorher.

      »Bitte, erschrecken Sie nicht!« fuhr er dann mit einer Art von Lächeln fort, das den gutherzigen Rutenberg wieder rührte. »Wenn Sie etwa fürchten sollten, es könnte das gegenseitig – ach nein, so steht’s nicht. Das Fräulein kennt mich so wenig – daß sie mich verwechselt . . .«

      Rutenberg setzte sich wieder.

      »Daß sie mich verwechselt . . . Mein Fall ist so eigentümlich. Eh’ ich es wagen würde, mich dem Fräulein zu nähern – das ich leider schon zu oft, zu viel gesehen habe —«

      »Entschuldigen Sie,« nahm nun Rutenberg doch das Wort. Der junge Schiller da schien ihm allmählich ein junger Don Quichote zu werden. »Sie reden nun schon einige Zeit, aber ich muß Ihnen offen bekennen, noch versteh’ ich kein Wort.«

      »Ja,« stammelte Waldeck, »das mag wohl sein . . . Eh’ ich es also wagen würde, mich dem Fräulein zu nähern, möchte ich von Ihnen hören – muß ich von Ihnen hören – ob Sie je gestatten würden, daß der Sohn Ferdinand Waldecks Ihre Tochter heiratet.«

      Rutenberg stand wieder auf, diesmal schoß ihm aber das Blut ins Gesicht. In seine leuchtenden, menschenfeindlichen Augen stieg eine plötzliche Glut, seine Hände zogen sich zusammen. »Ferdinand Waldecks?« fragte er.

      Waldeck erhob sich nun auch. »Ja« antwortete er.

      Schilcher nickte jetzt vor sich hin, er hatte bisher kein Glied gerührt. Da die andern aufgestanden waren, setzte er sich nieder.

      »Versteh’ ich Sie recht?« fragte Rutenberg, den sein Gefühl, wie so oft, fortzureißen anfing. »Ferdinand Waldecks, der damals damals nach Amerika floh? Der sich das Leben nahm?« – Der junge Mann nickte, mit einem schmerzhaften Zucken. – »Der aus der Welt ging, weil er in ihr keinen Platz mehr hatte – weil er ein verlorener Mensch, ein Verbrecher war?«

      »Herr —!« rief Waldeck aus.

      Rutenbergs Empörung war aber nicht mehr aufzuhalten: »Der ein Betrüger und ein Schurke war,« fuhr er fort, »bis in seinen Tod?«

      Der unglückliche Fritz Waldeck bebte. Zwischen den völlig farblosen, zitternden Lippen stieß er hervor: »Herr, das lü —!«

      Er brach aber ab. Mit einer überraschenden Gewalt, eine Hand aufs Herz legend und dann an die Stirn, erstickte er sichtbar, was er sagen wollte, und zwang sich zur Ruhe. Ihm kam auch wieder etwas Blut in die Lippen. Erst nachdem er sich ganz gefaßt hatte, sagte er mit Haltung und sogar mit Würde: »Sie sagen da nicht die Wahrheit, mein Herr!«

      »Hm СКАЧАТЬ