Цветники в Саду 12-2015. Редакция журнала Цветники в Саду
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СКАЧАТЬ so. Einerseits konnte Vater auch andere Seeleute zur Vertretung für Hinrich finden, andererseits war es ihm wichtig, einen aus der Familie dabei zu haben. Jemand der Vater in seiner Heimat verfügbar war, deshalb zählte Jacob als Franzose nicht. Als sein verlängerter Arm sozusagen, um die Erfahrungen des ersten Walfanges in die Vorbereitungen des Folgejahres einbringen zu können. Es war wie immer im Leben, einiges sprach dafür und anderes dagegen. Oder würde er gar selbst fahren wollen? Das war wohl wirklich eher ein abwegiger Gedanke.

      Nein, dann würde er hinterher sein Kontor nicht wieder erkennen und der gelieferte Rotwein wäre auf den Böden unseres Hauses, statt im Keller. Nein, nein - das wäre auch nie ernsthaft in Betracht gezogen worden, das hätte Mutter nicht hingenommen.

      Der Kirchturm der St. Nikolaikirche schallte zum Abendgottesdienst. Der vertraute Klang der Glocken war schon weit vor den Toren der Stadt zu hören. Aus den Seitenstraßen kamen die Menschen herbei geeilt, um über den Hopfenmarkt die Kirche zu erreichen. Die Nikolaikirche war jetzt die schönste Kirche in Hamburg, seitdem der Turm des Michels vom Blitz getroffen wurde und restlos abbrannte. Der Kirchturm wurde neu gebaut, nach zähen Streitereien der Ratsherren und Architekten. Doch eine ganze Weile verging, bis erste Anfänge sichtbar wurden.

      Hinrich war wieder bei Bewusstsein, als ich dort eintraf. Es fielen mir schwere Brocken von der Schulter und Lisas Gesichtszüge hatten sich ebenfalls entspannt. Ich fragte ihn, wie das passieren konnte. Aber das Reden fiel ihm noch schwer.

      „Danke, Caspar. Mein Kopf brummt. Ich… “, murmelte er bemüht.

      „Hinrich, schlaf` jetzt Seemann. Wir besuchen dich morgen früh und bringen deine Konstanze mit“, sagte Lisa und streichelte ihm über den Kopf. Schließlich wendete sie sich mir zu und meinte:

      „Besser er erzählt dir morgen die Einzelheiten. Einige Dinge hatte er Scheibchenweise gesagt. Das erzähle ich dir auf dem Heimweg. Es ist schon sehr spät!“

      Wir verabschiedeten uns und brachen auf zum Schaarmarkt, wo Lisa noch immer wohnte.

      „Meine Eltern werden bestimmt schon besorgt sein“, prophezeite Lisa.

      „Aber die Umstände werden alles erklären und übrigens... die Limonade trinken wir nächstes Mal“, entgegnete ich und bemerkte meine trockene Kehle. Lisa berichtete nun von Hinrichs Äußerungen, während wir die Deichstraße verließen und den Binnenhafen erreichten. Torkelnde Matrosen kamen uns entgegen, auf dem Weg zwischen Logishaus und Seemannskneipe oder umgekehrt. Es war für Seeleute alles ganz normal. Lisas Informationen von meinem Bruder brachten mir keine neuen Erkenntnisse. Ich hatte schon auf der Werft den Unfallhergang mit dem Schiffszimmerer Schulz besprochen und Hinrichs Angaben deckten sich mit denen des Meisters.

      „Nun, es wird eine Untersuchung geben und dann werden wir vielleicht mehr wissen“, sagte ich zu Lisa. Dann entdeckte ich Blut an ihrem schönen Kleid.

      „Las mich das blutverschmierte Kleid mit nachhause nehmen. Vielleicht kann Gretchen sich dem Problem annehmen, damit deine Mutter nicht die Arbeit hat. Schließlich ist es Hinrichs Blut.“

      „Das Unterkleid ist sowieso kaputt, Caspar. Weil ich daraus Verbände machte und ich bin ziemlich müde. Können wir morgen darüber reden? Ich bin doch ganz früh bei euch“, schlug Lisa überzeugend vor.

      Ich stimmte ihr nicht ganz zufrieden zu. Hätten Lisas Eltern genug zu tun mit ihrem Krämergeschäft am Schaarmarkt, aber so war es eben nicht.

      „Das Wichtigste ist, dass Hinrich wieder gesund wird und denn schenkt er dir ein neues Kleid“, beschloss ich.

      „Und Konstanze irgendwann einen vollständigen Mann heiraten kann“, ergänzte Lisa schmunzelnd. Eine Weile schwiegen wir beide. Welche Vorstellungen sie wohl mit dem Begriff „vollständig“ entwickelte, die letztlich zum Schmunzeln führten. Lisa schaute sehnsüchtig der Schaartorstraße entgegen, die in den Schaarmarkt überging. Dort am Eck war ihr Elternhaus. Wir wohnten damals gegenüber. Ich machte immer Faxen aus den Fenstern des 1. Stocks, wenn sie aus dem gegenüber liegenden Fenster guckte. Sie saß am Fenster und kicherte, bis meine oder ihre Eltern die Vorstellung beendeten.

      Lisa war gedanklich schon bei ihrer Rechtfertigung ihres zu späten Kommens und hatte den „vollständigen Mann“ sicher wieder vergessen. Sie hatte wieder die kleinen Fältchen auf der Stirn, wie immer, wenn es schwierig für sie wurde.

      Nun hatten wir unser Ziel erreicht. Ich nahm sie in den Arm und dankte ihr, weil sie die lange Zeit in der Krankenanstalt warten musste und auf Hinrich aufpasste. Den Nachmittag stellten wir uns ganz anders vor. Wir verabschiedeten uns und ich ging nachhause in die Katharinenstraße. Die Füße taten weh und ich nahm mir vor, ein Fußbad zu nehmen. Daheim erzählte ich meiner Schwester Josephine von den Ereignissen des Tages. Die dramatischen Momente ließ ich weg. Sie hatte von dem Unfall auf der Werft nichts mitbekommen, da sie mit ihren Freunden an der Alster war.

      „Auf dem Rückweg von Lisa war ich noch bei Konstanze gewesen. Sie ist sofort zu Dr. Limbacher aufgebrochen, obwohl Hinrich doch inzwischen schlief“, sagte ich.

      „Dann werden Kock & Konsorten wohl die Planungen ändern müssen. Ich bin gespannt wie Vater und Onkel Clemens sich entscheiden werden. Wann kommt den das Schiff aus La Rochelle?“, fragte sie mich.

      „Am späten Vormittag mit der Flut, wenn alles gut läuft.“

      „Dann gehe ich vor der Arbeit zu Hinrich!“

      Nachdem ich Josephine mit den Neuigkeiten ziemlich aufgewühlt hatte, was ich eigentlich vermeiden wollte, gingen wir schlafen. Meine Kammer lag im 1. Stock, sowie auch die Kammern meiner Geschwister und das Gemach meiner Eltern. Neben den Wirtschaftsräumen im Erdgeschoß lagen die Kammern der Bediensteten. Die Dienstmagd Maria hatte ihre Arbeit vor eine Stunde beendet und war schon schlafen gegangen. Sie hatte von allem nichts mitbekommen. Montags hatte sie frei und besuchte immer ihre Schwester, die mit einem Bauern an der Oberalster verheiratet war. Ich guckte aus meinem kleinen Fenster und in diesem Moment läutete St. Katharinen und verkündete die Zeit. Ich zählte mit. Als ich beim zehnten Schlag angekommen war, wurden meine Augenlider immer schwerer und ich schlief fast am Fenster ein. Mein Bett rief mich und ich hatte keine Zeit mehr zum Nachdenken. Wird sich mein Leben morgen eine Zeit lang ändern?

      Am nächsten Morgen fiel mir das Aufstehen schwer. Der Sonntag war anstrengend gewesen. Doch wir waren mit dem Schrecken davon gekommen. Ich ging die knarrende Treppe hinunter, die stets die gleiche monotone Melodie abspulte und ich sah alle um den großen Esstisch versammelt sitzen. Meine Eltern waren aus dem Wochenende zurück, Lisa hatte schon die Strecke vom Schaarmarkt hinter sich, Josephine kaute schon und das Personal war pünktlich von den Sonntagsausflügen zurückgekommen. Nachdem meine Eltern die ganze Geschichte gehört hatten, reagierte mein Vater gewohnt gelassen. Mutter konnte nicht mehr ruhig sitzen und wollte sofort zur Krankenanstalt zu Hinrich. Doch wir besprachen den gesamten Tagesablauf und jeder bekam eine Aufgabe zugewiesen. Das Personal kümmert sich um die Herrichtung der Gästezimmer für die Kocks aus Frankreich. Josephine und Mutter gingen zu Hinrich. Vater und ich suchten die Werft auf. Die Bediensteten vom Kontor sollten die Lieferung für La Rochelle bereitstellen, damit das ankommende Schiff nach dem Löschen der Ladung sofort wieder beladen werden konnte. Zumindest mit den robusten Waren. Nach dem Frühstück machten sich alle an ihre Aufgaben. Der Chef und ich, wir bewegten uns Richtung Sandtorwache, wie so oft in letzter Zeit nach dem Frühstück. Mein Vater war diesmal sehr schweigsam. Innerlich rotierte es in ihm. Ich gab ihm noch ein wenig Zeit, doch dann konnte ich es kaum abwarten ihn zu fragen, ob ich den Platz von Hinrich auf dem Walfänger einnehmen dürfte. „Da kann ich jetzt noch gar nichts zu sagen. Vielleicht ist Hinrich wieder gesund. Wir müssen schauen, was auf der Werft passiert СКАЧАТЬ