Das Schweigen im Walde. Ganghofer Ludwig
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Название: Das Schweigen im Walde

Автор: Ganghofer Ludwig

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ doch an! Er hat ihr gestern eh schon nachspekuliert mit seine hochfürstlichen Augen – «

      Weiter kam Mazegger nicht; eine schallende Ohrfeige schnitt ihm die höhnische Rede ab. Einen Augenblick stand er mit aschfahlem Gesicht. Dann sprang er wie ein wütendes Raubtier dem Förster an den Hals.

      »Du! Ah, schau! So einer bist du!« Sie rangen miteinander, und es gehörte die zähe Kraft des schweren Mannes dazu, um die Fäuste von sich abzuwehren, die seinen Hals umschlossen. Ein Ruck, ein Schwung dieser stählernen Arme, und Mazegger taumelte gegen die Wand. »So, du!« Schwer atmend brachte Kluibenschädl den aufgerissenen Hemdkragen wieder in Ordnung. »Über vier Wochen such dir an anderen Dienst! Müßt ich mich net schenieren, daß ich dem Herrn Fürsten den Grund sag, so tät ich dich heut auf d' Nacht noch davonjagen. Dem Herrn Fürsten z'lieb soll's heißen, daß du selber kündigt hast! Verstehst? Und solang 's Fräuln am Sebensee draußen is, gehst mir nimmer aussi! Dös sag ich dir!« Er drehte dem Jäger den Rücken und schritt zur Tür.

      Leichenblaß und zitternd an allen Gliedern starrte Mazegger ihm nach. Als der Förster schon in der Tür verschwinden wollte, riß der Jäger das Messer von der Hüfte. Er machte auch einen Schritt. Dann sank ihm der Arm. Er schleuderte das Messer fort und preßte die Faust an seine Stirn.

      Das hatte der Förster nicht mehr gesehen. Er stand schon draußen in der Nacht und spuckte aus, als hätte er damit einen symbolischen Punkt hinter die erledigte Geschichte der letzten Minuten gesetzt. Unschlüssig blickte er zum Fürstenhaus hinauf, dessen Fenster hell in den dunklen Abend leuchteten. Ob er nicht doch seinem Herrn den Vorfall melden sollte? Er schüttelte den Kopf zu diesem Gedanken, ging in seine Hütte und zündete in dem finsteren Stübchen die Lampe an. Als er auf dem Bett die geflickte Lederhose liegen sah, nahm er sie und betrachtete beim Lampenschein die wulstige Naht. »Sakra, Sakra«, brummte er seufzend vor sich hin, »die wird mich drucken!« Er hängte die Lederhose an den Kleiderrechen und sah sie mißtrauisch noch einmal an. Dann holte er das Geheimnis von Woodcastle aus der Tischlade.

      Im gleichen Augenblick kam der Praxmaler-Pepperl zur Tür hereingestürmt, atemlos von einem zweistündigen Dauerlauf. »Herr Förstner! Der Hirsch is heut am richtigen Fleck! Wenn der Herr Fürst morgen in der Früh mit mir aussi marschiert zum Sebensee, kommt ihm der Hirsch auf hundert Schritt.«

      »No also, geh nur gleich nauf und mach Rapport!« Pepperl stellte die Büchse fort und rannte davon. Als er nach einer Viertelstunde zurückkam, berichtete er mit aller Freude, deren er in seiner Erschöpfung noch fähig war: »Morgen kracht's. Der Herr Fürst geht mit. Um zwei in der Fruh wird abmarschiert.« Ans Kochen und Essen dachte er nimmer. So müde war er. Nur den Wecker stellte er. Dann stieß er die Schuhe von den Füßen und warf sich angekleidet auf die Matratze.

      Eine Minute, und er schlief bereits. Wohl war ihm droben im Fürstenhaus der »Schwarzlackierte« begegnet. Aber der Gedanke an das »dumme unbetreute Madl« und an Burgis »armen alten Vater« ging ihm unter in diesem Bärenschlaf seiner Müdigkeit. Und während Pepperl sägte, saß Kluibenschädl bei der Lampe und las im Geheimnis von Woodcastle das spannende Kapitel von Lord Fitzgeralds wunderbarer Rettung. Und die standhafte Liebe der jungen, »berückend schönen« Lady Maud wirkte so zaubermächtig auf das Herz des Lesers, daß er dem Dichter sogar den Tod des armen Lion verzieh.

      Er las noch immer, als gegen halb zwei Uhr morgens mit Gerassel der Wecker ging.

      »He! Pepperl! Auf!«

      Der Erwachende machte große Augen. »Mar und Joseph! Herr Förstner! Halb zwei? Und Sie schlafen noch net?«

      »Na!« Kluibenschädl wischte sich die Tränen seiner Rührung aus den Augen. »Aber jetzt haben s' anander, der Lord und die Laadi. Jetzt kann ich meine Augen zumachen!« Langsam begann er sich zu entkleiden. »Pepperl, dös Büchl mußt lesen! So was is schön: wenn zwei treue Liebsleut nach aller Gfahr anander kriegen. Da könnt man schier selber wieder ans Heiraten denken!« Er seufzte. »Wenn alle Weibsbilder so wären wie die Laadi!« Trübselig schüttelte er den Kopf und tauchte, während Pepperl in die Schuhe fuhr, bis an die Nasenspitze unter die Decke.

      Ein paar Minuten, und Praxmaler war wegfertig. Als er die brennende Kerze in die Laterne steckte, fragte er plötzlich: »Bleiben Sie heut daheim, Herr Förstner?«

      »Ja.«

      »Da sollten S' Ihnen doch a bißl um den Herrn Kammerdiener kümmern.«

      »Warum denn?« klang's mit Gähnen unter der Decke hervor.

      »Weil er Langweil haben muß, wenn der Herr Fürst net daheim is.«

      »Soll er halt 's Gheimnis vom Wohdekastl lesen!«

      »Plauschen, mein' ich, tut er lieber.«

      »Soll er mit der Köchin plauschen!«

      »Oder mit der Burgi? Net?« Pepperls Hände zitterten, daß die Laterne klirrte.

      »Meintwegen! Mir is alles recht.«

      »Aber wissen S', der Burgi gfallt er net recht. Die kann die Stadtischen net leiden. Und wann er plauscht mit ihr, da könnt s' ihm leicht an unbschaffens Wörtl sagen, dös ihn verdrießt. Ich mein', da sollten S' dabei sein. Daß sich 's Madl a bißl zruckhalt, wissen S'!«

      »Ja, ja, is schon recht! Laß mich nur jetzt in Ruh! Und schau, daß der Herr Fürst den Hirsch kriegt! Und halt dich ordentlich auf der Pirsch, gelt! Daß d' mir kei' Schand net machst!«

      »Na, na, da wird sich nix fehlen!« Pepperl holte noch einen schweren Seufzer aus dem tiefen Brunnen seiner Sorge herauf. Dann ging er. Vor dem Jagdhaus wartete er mit der Laterne, bis der Fürst aus der Tür trat.

      »So, da bin ich, Praxmaler! Es scheint, wir werden gutes Pirschwetter haben.«

      »A Morgen, Duhrlaucht, wie er net schöner sein könnt!«

      Martin war hinter dem Fürsten in der Tür erschienen und fragte: »Bis um welche Stunde werden Durchlaucht wieder zurück sein?«

      »Das weiß ich nicht. Pepperl, was meinen Sie?«

      Pepperl zog diplomatisch die Achseln auf und schmunzelte, wie man bei einem glücklichen Einfall lächelt. »Da wird sich was Gnaus net sagen lassen. Jagd is Jagd. Da kann's gehn, wie's mag. Es kann lang dauern, aber wir können auch in aller Fruh schon daheim sein. Ja, Herr Kammerdiener, rühren S' Ihnen nur net weg von Ihrem Posten, damit S' net am End den Herrn Fürsten verpassen, wann er gahlings heimkommt. So! Und jetzt geben S' mir Ihr Büxl, Duhrlaucht! Da marschieren S' leichter. So! Hab die Ehre, Herr Kammerdiener!«

      Auch Martin lächelte, während er geschmeidig den Rücken krümmte. »Weidmanns Heil, Durchlaucht!«

      »Weidmanns Dank!«

      Fünftes Kapitel

      Sie wanderten hinaus in die Nacht, Pepperl mit der gesenkten Laterne voran und hinter ihm der Fürst, etwas unsicher auf dem holprigen Weg, über den die schwankende Laterne ihren trüben, gaukelnden Schimmer warf. Aber es währte nicht lang, und das Auge des Fürsten hatte sich an die Dunkelheit gewöhnt, sein Schritt an den rauhen Pfad.

      »Sie können die Laterne löschen«, sagte er, »das Licht stört mich nur. Ich hab es gerne, in der Nacht zu gehen.«

      Pepperl blies die Kerze aus, verbarg die Laterne in einem Busch und ließ seinen Herrn vorangehen auf dem Weg, der sich in dem schütteren Walde mit mattem Grau von dem schwarzen Rasen abhob.

      Die Nacht war windstill; bald laut, bald СКАЧАТЬ