Stille Helden. Boy-Ed Ida
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Название: Stille Helden

Автор: Boy-Ed Ida

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Von ihren durch ihren Beruf geregelten Tagen mußte sie berichten, und von den bescheidenen kleinen Zerstreuungen. Man hörte wohl heraus: wenn alte Damen zu Kartenspiel und Kaffeeschwelgereien zusammenkamen, saß sie still dabei mit einer Handarbeit und hatte ihre Gedanken für sich. Es gab mal ein paar Vorträge im Winter, einen Kasinoball und ein Sommerfest, die man mitmachte, denn der Geheimrat hatte selbst für die Doktorin Lamprecht und ihre Pensionärin die Mitgliedschaft bei der von ihm unterstützten Kasinogesellschaft erwirkt und bezahlte für die Damen den Beitrag. Und Klara sagte, es gebe da immer einige, die sie fühlen ließen, daß sie als Volksschullehrerin nicht recht unter die Honoratioren gehöre – und man spürte, daß ihr derlei nicht verletzend, sondern nur ein lustiges Pröbchen von Dummheit war.

      Wynfried sah so in ein Mädchenleben hinein, das ihn wie eine Legende anmutete. Das gab es? In solchen Beschränkungen konnte ein weibliches Wesen es aushalten? Und sie schien zufrieden? Ganz und gar. Das fühlte er durchaus.

      Und dies am meisten, diese Klarheit und Wunschlosigkeit in der Begrenzung machte ihn betroffen.

      Aus welchen Quellen kam das empor, so erstaunlich wohltuend und beruhigend?

      Sein Herz war in schwülen Feuern verbrannt – vielleicht für immer. Seine Phantasie war ermattet, im atemlosen Rausch immer neuer Vergnügungen an immer wechselnden Schauplätzen.

      Welch ein Gegensatz zwischen der Welt, in der er seine ersten Jünglings- und Mannesjahre vertan, und diesem Idyll. Ihm war, als sehe er vor seinem geistigen Auge dicht neben einem glitzernden Durcheinander von Seidenglanz, funkelnden Steinen, flatterndem Chiffon, dunkelummalten Augen, roten Haaren, rosigen Wangen, wippenden Federn ein stilles, grünes Stückchen Wald …

      Und das Mädchen bäumte sich nicht einmal auf? Empörte sich nicht, daß Schönheit und Jugend in Gefahr war, unbemerkt zu verblühen, daß die Möglichkeit vorlag, ihr ganzes Leben in der Enge versanden zu sehen? – Seine Mama fiel ihm ein. In welch schneidender Mißlaune sie immer gewesen war während der wenigen Monate im Jahr, die sie neben der Arbeitsstätte ihres Gatten verbringen mußte – wie sie floh, sobald sie konnte. Und damals erschien ihm seine Mama immer als ein Opfer …

      Er sah: diese Klara gab keine Rolle. Die freundlich-ruhige Stimmung war ihr wirklicher Seelenzustand! So unglaubhaft es ihm schien, er fühlte sich dennoch gezwungen, zu glauben.

      Er wurde nach und nach sehr schweigsam.

      Und Klara fing an, bedenklich zu werden: blieb sie nicht unbescheiden lange? Warum gab der Geheimrat nicht wie sonst ein Zeichen? Und die Doktorin Lamprecht, die es nicht kannte, daß ihr Schützling nicht mit uhrenmäßiger Pünktlichkeit heimkam …

      Sie stand auf.

      »Darf ich jetzt gehen? Tante Lamprecht ängstigt sich sonst.«

      »Wynfried bringt Sie nach Haus,« bestimmte der alte Herr.

      »O nein – danke sehr – nein –,« lehnte Klara ab.

      Er verneigte sich höflich, sich widerspruchslos in die Ablehnung ergebend …

      »Klara, liebes Kind, ich habe einen Wunsch,« sagte der alte Herr, ihre Hand in seiner Rechten haltend. »Sie wissen, ich mag keinen Tischgenossen an meiner Krankentafel – Wynfried muß unten allein essen – kommen Sie doch diese nächsten Tage – bis er etwas eingelebt ist – etwa diese ganze Woche, und essen mit ihm. Ihr Weg führt Sie ja doch vorbei, Leupold soll eins von den Fremdenzimmern für Sie als Tagesquartier einrichten. Nachmittags bekomm’ ich dann auch mein Stündchen, als wäre alle Tage Sonntag.«

      Wynfried fand diesen Vorschlag »faustdick«. Er meinte, sie müsse merken, was sein Vater wünsche … Er stellte auch fest, so gebieterisch sich auch noch die alte Wucht und Größe seines Vaters aufzurecken vermochte, so ungebrochen auch durch die Krankheit sein Wesen noch schien: wurden nicht neue, weichere, ein wenig greisenhaft kindliche Züge zuweilen bemerkbar?

      Eine schwache Neugier auf ihre Antwort wollte sich in ihm regen. Aber er war ja eigentlich sicher, daß sie beseligt zugreifen würde. Und er konnte dann bei diesen Diners zu zweien (an was für andere Diners zu zweien war er gewöhnt, fast ironisch huschte es durch sein Gedächtnis) weitere Betrachtungen darüber anstellen, welche Figur er künftig abgeben werde, als Gatte dieser offenbar beinahe vollkommenen jungen Dame, die der Aufgabe, ihn zu einem Tugendbold zu erziehen, ja schon von Berufs wegen so gewachsen sein würde.

      Um seine Lippen zuckte es. Er wollte spotten.

      Aber in ihm war zugleich so viel Unsicherheit – so überflüssig erschien er sich neben diesem Mädchen und seinem Vater.

      Klara war wohl etwas erstaunt über diese Einladung, doch vor allen Dingen verlegen, weil sich eine derartige Einrichtung, auch nur eine Woche lang, nicht mit ihren Pflichten vereinbaren ließ.

      »Ja, wenn Ferien wären! So kann ich es aber nur am Mittwoch,« sagte sie kurzweg.

      Der Vater sah hierbei zum Sohn hinüber. Fast ein wenig triumphierend. Hatte er nicht prophezeit: du wirst dich dazu halten müssen, angenommen zu werden.

      Als Klara gegangen war, kam erst Leupold, den Tisch abzuräumen. Und Leupold konnte sich wieder Gedanken machen, denn zwischen Vater und Sohn herrschte vollkommenes Schweigen. Sonst wurden keine Gespräche wegen dieser Dienerohren unterbrochen, nicht einmal die Geheimrätin hatte früher ihrer scharfen Rede Zügel angelegt, während er die Schüsseln anbot. Und ungeachtet seiner Anwesenheit und Zeugenschaft warf der Geheimrat bisweilen den spitzen Reden ein Donnerwort entgegen, daß sie dann stumm sich hinter zusammengekniffenen Lippen zurückhielten.

      Somit stand es für Leupold fest: wenn in seiner Gegenwart geschwiegen wurde, gab es Dinge von höchster Ärgerlichkeit oder geheimnisvollster Wichtigkeit. –

      Der Geheimrat wartete nur, bis die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, um zu fragen: »Nun?«

      »Was – nun? Forderst du von mir, daß ich, nach dem Zusammensein von einer Stunde, mich schon bereit erkläre, das Mädchen zu heiraten?«

      »Nein,« sagte der Vater, »da sei Gott vor. Aber den Eindruck möchte ich wissen.«

      »Wohltuend – ganz und gar – ja. Aber ich muß sie doch erst ein wenig näher kennen lernen – muß mich erst einmal in Ruhe fragen, ob ich so etwas wagen kann, darf. Junge Mädchen träumen von einer großen Liebe – wie sollt’ ich die vorlügen und vorheucheln können! Ich werde mich nicht in sie verlieben. – Ich? – Nach allem: nein! Und sie? Glaub mir, ich habe keinen Eindruck auf sie gemacht.«

      »Man lernt sich in der Ehe lieben,« sagte sein Vater.

      »Oder hassen,« setzte der Sohn hinzu, und er dachte an seine Mutter, die seinen Vater gehaßt hatte.

      »Heiraten, das ist ein Entschluß von großer Tragweite,« sprach er weiter.

      Es schien dem Alten trotz der seinen Wünschen günstigen ersten Worte, als höre er nur Lauheit, Energielosigkeit, Ablehnung.

      »Eine Heirat allein kann deinem Dasein neuen Inhalt und Richtung geben. Was solltest du sonst anfangen mit deinem Leben?« fragte er schweren Tones – der grollte gleichwie aufkochender Zorn.

      »Ich weiß es nicht, Vater,« sagte der Sohn zerquält. –

      Klara aber schritt mit eiligen Füßen über die Straße dahin, auf die Treppe zu, um hinunter zur Fähre zu kommen. Aber sie konnte nicht ohne Aufenthalt vorwärts kommen. Eine Arbeiterfamilie begegnete ihr. Die Kinder drängten sich an sie und wollten »Fräulein« durchaus die Anemonen schenken, deren СКАЧАТЬ