Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis. Dieter Kremp
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Название: Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis

Автор: Dieter Kremp

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isbn: 9783960085560

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СКАЧАТЬ Winterunholde und damit die Kälte zu vertreiben, das Schütteln und Schlagen der Zweige mit Ruten war ein Fruchtbarkeitszauber. Am Matthiastag wurden von den Korbflechtern die letzten Weidenruten geschnitten, bevor der Saftstrom einsetzte.

      Der Apostel musste an seinem Namenstag auch für allerlei Orakel herhalten. Efeublätter wurden am Abend in eine mit Wasser gefüllte Schüssel gelegt. War eines der immergrünen derben Blätter am anderen Morgen durchgeweicht, musste man vor Krankheiten der Atmungsorgane, wie Husten, Bronchitis, Lungenentzündung und „Schwindsucht“ Angst haben. Ist es nicht seltsam, dass aus einem Wirkstoff des Efeu heute die besten Hustenmedikamente hergestellt werden? Matthias ist bis heute der Patron gegen Keuchhusten geblieben.

      Vor allem im Westen und Südwesten Deutschlands hat sich um den Apostel Matthias ein reges Brauchtum entwickelt, ist er doch der Patron des Bistums Trier. Trier kann sich nicht nur seiner über 2000jährigen Geschichte rühmen, es besitzt auch als einziger Ort in Deutschland die Reliquien eines Apostels: Der Schrein mit den Gebeinen des heiligen Matthias steht in der Abteikirche St. Matthias. Die Reliquien waren ein Geschenk von Kaiserin Helena.

      Matthias zählt als einer der Jünger Jesu. Nach der Himmelfahrt Jesu wurde er von den Aposteln zum Nachfolger des Verräters Judas Iskariot gewählt, da Jesus die Zahl der Apostel auf zwölf festgelegt hatte. Das Los entschied zugunsten von Matthias. Dargestellt wird der Märtyrer mit den Marterwerkzeugen Beil und Steinen; so bricht er mit dem Beil auch im Vorfrühling das Eis auf.

      „Matthias“ (griechisch: Geschenk Gottes), in Deutschland einst ein sehr beliebter Taufname, oft auch Bestandteil zahlreicher Familiennamen, ist seit drei Jahrzehnten wie „Andreas“ und „Michael“ wieder modern geworden.

       Knorrige Äste im Eis verborgen,

       kahle Zweige im Reif am Morgen;

       weiß glitzern die Bäume in der Allee,

       träumen von großer Kält und Schnee.

       Gnome in des Winters Festtagskleid

       starren in den Fluren weit und breit,

       bizarre Gespenster strecken ihre Hände,

       schütteln ihre eisige Lende.

       Die letzten Blätter rütteln sich,

       werfen einen braunen Stich

       auf die nackte Mutter Erde,

       auf dass sie leicht bedecket werde.

       Still ruhen Pflanze, Mensch und Tier

       in des Winters schöner Zier,

       warten auf des Lichtes Leben,

       wenn junge Keime wieder streben.

       (Dieter Kremp)

      Die Korbflechter waren die ersten Naturschützer. Schon vor Jahrhunderten zogen die im Februar hinaus, um noch vor dem ersten Saftstrom die Weidenruten zu schneiden. Als letzter „Rutentag“ galt der 24. Februar, brachte doch der heilige Matthias die Baumsäfte zum Fließen. „Kopf ab!“ Alle drei Jahre wird dieses „Urteil“ über die Kopfweide gesprochen. Dann wird ihr mit Säge, Messer oder Schere Ast für Ast abgeschnitten, bis der Stamm ratzekahl dasteht. Aber für eine Kopfweide ist es nicht schlimm, wenn sie ihren „Kopf“ verliert. Im Gegenteil – das „Köpfen“ rettet ihr das Leben! Würden ihre Äste noch länger und schwerer, könnten sie einem Sturm nicht mehr standhalten. Er würde sie abbrechen oder sogar den ganzen Baum umreißen.

      Kopfweiden sind Menschengeschöpfe, frisierte Bäume. Wir pfuschen der Natur ins Handwerk. Ausnahmsweise fügen wir ihr damit keinen Schaden zu, sondern betätigen uns als Naturschützer.

      Durch den häufigen Rückschnitt der Korb- oder Bachweide, wie die Kopfweide im Volksmund auch heißt, werden die Stämme mit der Zeit hohl. Zwischen den Aststummeln sammelt sich auf ihren „Köpfen“ Regenwasser. Im Winter gefriert es und reißt den Stamm auf. Das weiche Weidenholz wird morsch, Vertiefungen entstehen. Blätter fallen hinein und vermodern. Baumpilze siedeln sich an. Auch immergrüne Misteln bohren sich in den Stamm und fühlen sich als Halbschmarotzer hier „sauwohl“.

      Die Vögel finden in der rissigen Weidenrinde viele Raupen und Insekten. Auf einer Kopfweide können die Raupen von 25 verschiedenen Schmetterlingsformen leben, 183 Insektenarten und all jene Vogelarten, die in Höhlen brüten. In alten, mehrfach geköpften Weidenstämmen entstehen viele Höhlungen, die je nach Größe von Gartenrotschwanz bis zum Turmfalken benutzt werden.

      Auch Fledermäuse richten sich hier ein Zuhause ein, Iltisse, Steinmarder und Siebenschläfer. Je mehr die Kopfweide von innen heraus abstirbt, um so mehr Tiere finden ihren Unterschlupf darin. Bei den Kopfweiden wird deutlich, wie Leben und Tod ineinander übergehen. Somit war sie auch gleichzeitig zwei Göttinnen geweiht: Demeter, die antike Göttin der Ähren, des Wachstums und der Fruchtbarkeit wohnte im Weidenbaum, und manchmal tauchte ihre Tochter Persephone auf, die Göttin des Todes und der Wiedergeburt.

      Die gekrümmten Gestalten, in zottige Fetzen gehüllt, mit aufgedunsenen Köpfen und wild zu Berge stehenden Haaren haben schon so manchem Wanderer einen furchtbaren Schrecken eingejagt. Zur Zeit der Hexenverfolgungen wähnte man unter den Weiden die Hexen, denn jeder wusste, dass diese ihre Zauberbesen mit Vorliebe aus den Ruten der Weiden fertigten. Die Kopfweide war der Hexenbaum.

      Die knorrigen Kopfweiden sind meist geköpfte Silberweiden (Salix albe). Ihre biegsamen Ruten werden gewässert und auch heute noch zum Flechten verwendet. Mit ihrem recht weichen Holz brachte es die Silberweide nur zu bescheidenem Ruhm: es waren daraus Holzschuhe, Kricketschläger und Zündhölzer hergestellt. Doch früher machten sich die Weiden auch anders nützlich: Schafe, Ziegen und Pferde wurden „zu den Weiden getrieben“. Nachdem die Bäume kahlgefressen waren, wuchsen sie mit unbändiger Kraft wieder nach. Aus den größten ausgehöhlten Baumstämmen wurden Backtröge.

      Warum so viele Kopfweiden früher entlang von Wiesengräben standen? Unsere Vorfahren zersägten hier Weidenäste und schlugen sie als Zaun ein. Wo der Untergrund feucht genug war, schlug der „Weidenzaun“ Wurzeln. Aus Pfählen wurden Bäume! Die Weide liebt das Wasser und einen nassen Fuß.

      Heute erlebt die alte Kopfweide eine Renaissance. Im Zuge der Renaturierung von Bächen wird sie verstärkt wieder an Bachufern gepflanzt, ökologisch doppelt wirksam: Mit ihren Wurzeln hält sie die Uferböschung zusammen, im Alter „geköpft“ wird sie zu einem Eldorado für Tiere.

      Winterarbeiten unserer bäuerlichen Vorfahren

      Zu den bäuerlichen Winterarbeiten unserer Vorväter gehörten früher neben dem Flechten von Körben, Stühlen und Kuchendeckeln und dem Binden von Besen auch das Herrichten des Geschirrs und der Zugseile, das Ausbessern der Wagen und Wagenräder, das Schärfen der Äxte und Beile und das Anspitzen der Bohnenstangen. Das Besenbinden war eine der wichtigsten Winterarbeiten auf dem Bauernhof. In der Regel begann die Arbeit des Bindens von Besen СКАЧАТЬ