Название: Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis
Автор: Dieter Kremp
Издательство: Автор
isbn: 9783960085560
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Ein besonders schlauer Kalendermann fügte dieser verfälschten Regel noch einen Reim hinzu: „Spinnen am Mittag – Freude am dritten Tag.“ Und so ging die Mär von der zukunftsverheißenden Spinne um die Welt.
An Lichtmess trieb der Aberglaube Blüten. In Baden zog der Bauer oder sein Sohn eine Kette dreimal ums Haus; das galt als todsicheres Mittel zur Vertreibung von Schlangen und Mäusen. Und wenn man in Hessen Hirsebrei und eine überlange Bratwurst aß, so sollte der Flachs im Sommer recht lang ausfallen.
In der Lichtmesswoche hatten Bäuerin und Bauer alle Hände voll zu tun: „Um Lichtmess kalbt die Kuh, dann legt das Huhn, dann zickelt die Geiß, dann macht der Bauer am allermeist.“
Vom Wetter am 2. Februar schlossen unsere Vorfahren auf die Zukunft: „Wenn’s an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit. Ist es aber klar und hell, kommt der Lenz wohl nicht so schnell. Gibt es an Lichtmess Sonnenschein, wird es ein spätes Frühjahr sein. Sonnt sich der Dachs in der Lichtmesswoche, geht er auf vier Wochen wieder zu Loche. Wenn der Nebel zu Lichtmess fallt, wird es gewöhnlich noch sehr lange kalt.“
Obwohl St. Dorothee (6. Februar) Schutzpatronin der Gärtner ist, haben wetterkundige Bauern keine gute Meinung von ihr: „St. Dorothee bringt meistens Schnee.“ Und wenn man den seit rund 100 Jahren aufgestellten Wetterstatistiken glauben darf, dann liegt die Hoch-Zeit der Schneefälle in Mitteleuropa zwischen dem 6. bis 8. Januar und dem 5. bis 12. Februar.
In protestantischen Gegenden, wo Maria Lichtmess nicht so überschwänglich gefeiert wurde, stoppte Sankt Blasius (3. Februar) den Winter, zumindest schien mit ihm das Schlimmste überstanden zu sein: „St. Blasius stößt dem Winter die Hörner ab.“
HOCHZEIT AN SANKT DOROTHEE
Herz, Blumen und Früchte sind Symbole der heiligen Dorothee, der Patronin der Gärtner, Blumenhändler, der Bräute, Neuvermählten und der Wöchnerinnen. Im Gegensatz zum „Vielliebchentag“ des heiligen Valentin (14. Februar), der ursprünglich nur in Frankreich, Belgien und England als Tag, an dem man Blumen verschenkte, gefeiert wurde, hat man in Italien, der Schweiz, in Österreich und in Deutschland seit dem frühen Mittelalter den Tag der heiligen Dorothee (6. Februar) festlich begangen. Dorothea (griechisch: „Gottesgeschenk“) und die Verkleinerungs- und Koseformen wie Dora, Dore, Doris, Dorle und Dorte waren bis Anfang des letzten Jahrhunderts als Vornamen im deutschen Sprachraum weit verbreitet. Zur Beliebtheit des Namens trug auch Goethes Epos „Hermann und Dorothea“ bei.
Die Geschichte der heiligen Dorothea beruht zum größten Teil auf Legende. Auf ihrem Weg zur Richtstätte sprach die Märtyrerin immer wieder den Namen ihres Bräutigams Jesus Christus aus. Dies hörte ein des Weges kommender junger Rechtsanwalt heidnischen Glaubens mit Namen Theophilus. Er scherzte und meinte zu der Todgeweihten, wenn sie ihm Blumen und Früchte aus dem Garten ihres Bräutigams schicke, dann wolle auch er an Jesus glauben. Da kam ein Engel hernieder und brachte ihr aus dem Paradiesgarten einen Korb voller Rosen und Äpfel. Theophilus kniete nieder und bekannte sich zu Jesus Christus. Beide wurden daraufhin enthauptet. Der Legende entsprechend, wird die heilige Dorothea meist mit Blumen und Früchten abgebildet; oft trägt sie einen Blumenkranz um die Stirn.
In der Biedermeierzeit wurde Sankt Dorothee, wie sie in Bayern heißt, besonders verehrt. Verliebte schenkten am Tag der heiligen Dorothea ihrer Angebeteten einen Biedermeierstrauß, wohl wissend, was die Sprache der Blumen bedeutete:
Nelke: „Glühende Sehnsucht nach Dir durchbebt meine Brust.“
Weiße Narzisse: „Willst Du mich vergessen?“
Lupine: „Stille meine Seufzer!“
Lavendel: „Du sprichst in Rätseln.“
Rose: „An Deinem Busen, Du Blühende, lass mich ruhen!“
Schneeglöckchen: „Reinheit des Herzens strahlt aus Deinen Blicken.“
Weinrebe: „Rücke mir näher und sei mir treu!“
Flieder: „Eilen wir zum Altare, ehe die Jugendzeit verstreicht!“
Efeu: „Keine irdische Macht soll mich von Dir trennen!“
Vergissmeinnicht: „Höre wohl, was dies Blümchen flüstert!“
Da Dorothea auch die Patronin der Bräute und Neuvermählten ist, galt ihr Namenstag auf dem Land auch als „Hochzeitstag“: Am 6. Februar wurden früher besonders viele Ehen geschlossen, insbesondere in Bergbaugebieten, galt doch die heilige Dorothea neben der heiligen Barbara auch als Schutzpatronin der Bergleute. Das bedeutete für einen Bergmann doppeltes Eheglück: Eheliche Gemeinschaft bis ins hohe Alter und reicher Kindersegen. Der Brautkranz um die Stirn symbolisierte den Blumenkranz der heiligen Dorothea. Als Hochzeitspflanze war Rosmarin begehrt. Oft wurde das bei der Hochzeit getragene Rosmarinzweiglein in einen Blumentopf gepflanzt. Schlug es Wurzeln, so galt das als gutes Zeichen für die Zukunft der Ehe.
Viel Schnee an Sankt Dorothee bedeutete eine besonders fruchtbare Ehe. Dieser Aberglaube, von Bauern einst in eine Wetterregel gefasst, war weit verbreitet: „Sankt Dorothee bringt meist Schnee.“ Eine über hundertjährige Wetterstatistik beweist, dass die Hoch-Zeit der Schneefälle in Mitteleuropa zwischen dem 5. Und 12. Februar liegt.
Was früher einmal in Deutschland der Dorotheentag war, ist heute vielfach der Valentinstag. Ganz gleich, Blumen kann man immer schenken!
DER VALENTINSTAG: DAS FEST DER JUGEND
„Blumen sind die schönen Worte und Hieroglyphen der Natur“, meint Johann Wolfgang von Goethe im „Westöstlichen Diwan“. Und wie wahr sind heute noch Dantes Worte, dass nur drei Dinge aus dem Paradies geblieben seien: Sterne, Kinder und Blumen. In der Bibel ist die Lilie die Blume der Blumen. Die weiße Lilie zierte die Säulenkapitelle im Tempel Salomos in Jerusalem. Sie war ein Symbol der Schönheit, oft auch von Fruchtbarkeit und Reichtum. Unter christlichem Einfluss wurde sie zum Sinnbild für geistige Reinheit, Heiligkeit und Auferstehung. Deshalb wurde sie häufig in der Nähe und Umgebung von Kirchen angepflanzt. Die geistlichen Eigenschaften, die in früheren Zeiten der weißen Lilie zugeschrieben wurden, fanden durch einen päpstlichen Erlass im 17. Jahrhundert ihre offizielle religiöse Anerkennung. Der Erlass verweist auf diese Blume im Zusammenhang mit der künstlerischen Darstellung der Verkündigung Mariä. In der Tat zeigen viele Madonnenbilder der Renaissance das auffallende Weiß und die anmutige Form der weißen Lilie, so u. a. die Werke von Tizian und Botticelli. Unter dem Namen „Marienlilie“ oder „Madonnenlilie“ taucht die Blume immer wieder auf alten Kirchengemälden auf, die Maria mit ihr in der Hand zeigen.
„Ich bin eine Blume auf den Wiesen des Scharon, eine Lilie der Täler. Eine Lilie unter Disteln ist meine Freundin unter den Mädchen.“ So spricht die Bibel im Hohen Lied Salomos von der Lilie, die die Christenheit der Jungfrau Maria weihte.
Die deutsche Romantik spricht von der „Madonnenlilie“ und Friedrich von Hardenberg (Novalis) singt das „Marienlied“ dazu: „Ich sehe dich in tausend Bildern, Maria, lieblich ausgedrückt, doch keins von allen kann dich schildern, wie meine Seele dich erblickt. Ich weiß nur, dass der Welt Getümmel seitdem mir wie ein Traum verweht, und ein unnennbar süßer Himmel mir ewig im Gemüte steht.“
Vornehmlich Tulpen, Nelken und Lilien schenkt man Frauen СКАЧАТЬ