Mara und der Feuerbringer. Tommy Krappweis
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Название: Mara und der Feuerbringer

Автор: Tommy Krappweis

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isbn: 9783964260444

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СКАЧАТЬ eine Schnittmenge von etwa 85 Prozent mit Mara und dem Professor aufwies. Aber den beiden war das höchst unangenehm, und so einigten sie sich recht schnell auf einen geordneten Rückzug von etwa zwei Metern hinter Heimdall.

      »Brr, das war nicht schön«, zischte Mara dem Professor zu. »Der stand echt mitten in uns drin!«

      »Ich habe aber nichts gespürt, du etwa?«, fragte Professor Weissinger.

      »Außer dass es mir saumäßig unangenehm hoch tausend war? Nö, gar nix«, gab Mara zurück. »Und hat der gerade echt mit der Tröte des Wahnsinns alle alten Götter geweckt?«

      »Gjallarhorn«, antwortete der Professor recht einsilbig. »Übersetzt: laut tönendes Horn

      »Laut tönend? Die haben es echt drauf mit dem Untertreiben, die nordischen …« Sie verstummte auf der Stelle, als Heimdall das Wort ergriff. »Ihr Asen!«, rief er mit brüchiger Stimme. »Hört mich an! Wachsam war ich, wachsam bin ich und muss es immer sein! So erwachte ich, und wie es scheint, doch zu spät! Asgard ist in Trümmern. Ich saß auf Hliðskjálf, hielt Ausschau, suchte nach den Göttern. Doch keinen der mächtigen Richter fand ich, nur sah ich Loki Asenfeind – immer noch gebunden, doch voller Kraft – in seinem Gefängnis am Ende der Zeit.«

      Ein Raunen ging durch die schattenhaften Umrisse, doch einer von ihnen hob nur die Hand, und alle hielten augenblicklich inne.

      Heimdall fuhr fort: »Viele Monde sind vergangen, die Welt ist eine andere, und der Eine Gott ist nun mächtig! Viel mächtiger, als wir es sind, vielleicht mächtiger als wir es jemals waren! Einzig voller Kraft noch liegt Loki, gefesselt zwar, jenseits der Welten! Und ich sage euch, es braucht nur noch wenig, und er wird sich befreien!« Heimdalls Stimme wirkte belegt, er wirkte, als würde eine schreckliche Last seine Schultern niederdrücken, als er weitersprach: »Asen! Ihr wisst, was wir ihm angetan. Die Fesseln aus seines Sohnes Gedärmen, gerissen vom Bruder in Wolfsgestalt! Darüber Skaðis giftiges Geschenk, ihn peinigend für alle Ewigkeit! Strafe, ich weiß, Vergeltung für die Schmähungen in Ägirs Halle, für den Tod von Balder, Odins Sohn, Licht unter den Göttern …«

      Er verstummte und für einen Moment wurde Heimdalls Blick sanft. Mara wusste, was er dachte. Sie hatte Balder selbst kennengelernt, bei ihrem unfreiwilligen Besuch in der nordischen Unterwelt. Balder hatte sie vor der Todesgöttin Hel beschützt, kurz bevor diese Mara mit Stumpf und Stiel verschlingen wollte. Ein netter Kerl, der Balder. Warum nur hatte Loki ihn getötet?

      »Mara, es wird interessant«, raunte der Professor, und sie konzentrierte sich wieder auf das Geschehen vor ihnen.

      »Hört mich an, ich sage euch!«, rief Heimdall den anderen Göttern zu. »Lokis Fesseln sind schwach, wie wir schwach sind! Er wird sich lösen, und er wird grausame Rache üben! Um uns sorg ich mich nicht, denn nichts mehr als Schatten sind wir. Doch wir alle wissen, was die Weissagung spricht. Das Endschicksal der Götter ist auch das Ende für die Menschen, deren Schutz, deren Schicksal wir einst waren. Diese Erde wird brennen, wie es vorausgesagt ist. Und wir sind schwach, können nichts mehr tun … nichts mehr …« Und damit sank der alte Wächter im Kreise der alten Götter auf die Knie und weinte. Es tat Mara weh, den Alten so verzweifelt zu sehen. Er weint um uns, dachte sie in einem fort, um uns Menschen.

      »Das ist es also«, wisperte der Professor. »Die Angst vor Loki! Dem einzigen der alten Götter, der noch seine alte Kraft besitzt. Von wegen Feuerbringer, es ist tatsächlich Loki, den du aufhalten sollst!«

      »Aber«, wollte Mara gerade widersprechen, als etwas geschah: Vor ihren Augen nahm einer der Schatten Gestalt an, und gleichzeitig hörte sie ein seltsames Geräusch. Es klang so ähnlich wie »Wuuhu, wuhuuhu …«

      Mara stellte fest, dass es von Professor Weissinger kam, der vor Aufregung ganz zappelig war.

      »Odin … das ist Odin …«, wiederholte er immer und immer wieder und wirkte wieder einmal wie ein kleiner, aufgeregter Junge. Doch Mara sah keinen Odin, sie sah jemand völlig anderes. Vor ihren Augen stand nun nämlich …

      »Gandalf?«, hauchte Mara völlig überfordert, denn die Ähnlichkeit mit dem Zauberer aus Herr der Ringe war wirklich verblüffend. Bis auf die Augenklappe stand in der Tat Gandalf der Graue ein paar Meter von ihr entfernt. Der Professor hatte ja schon mehrfach auf die Parallelen zwischen der nordischen Mythologie und dem Werk Tolkiens hingewiesen, aber das war einfach nur … krass.

      »Hab ich’s nicht gesagt?«, jubilierte der Professor neben ihr. »Ach was, gesagt! Geschrieben hab ich’s in meinem Buch über die nordisch-germanischen Einflüsse auf die Werke von …«

      »Ja, ja, ja!«, winkte Mara ab. »Ich will doch hören, was der jetzt sagt, der G…«

      »Odin! Der graue Wanderer Odin! Da steht er, hohoo! Seht her!«

      »Herr Professor, bitte!«

      Als der Oberste der nordischen Götter nun sprach, rechnete Mara trotzdem fest mit der deutschen Synchronstimme des Schauspielers Ian McKellen. Sie war allerdings auch keine Sekunde enttäuscht, als sie Odins wohlklingenden Bass im Magen spürte. Das war mehr Gänsehaut, als es von den Viechern gab auf der Welt! Boah …

      »Heimdall Menschenfreund«, brummte Odin gutmütig und half dem alten Wächter wieder auf die Beine. »Die Asen danken dir für deine Wachsamkeit über das Vergessen hinaus. Ehre sei dir und Dank. Wiewohl ist es, wie du sagst, und doch ist nicht alles verloren. Denn auch wenn die Menschen Midgards mich vergaßen, so nennen sie wohl doch noch oft meinen Namen.«

      Da trat ein weiterer Gott nach vorn. Er wirkte noch viel älter als Heimdall oder Odin, sein Gesicht war von Narben übersät. Auch er schien an Festigkeit zuzunehmen, bis auf seinen rechten Arm. Der blieb verschwunden.

      »Der einarmige Tyr. Vielleicht der älteste aller Asen«, murmelte Professor Weissinger.

      »Du sprichst wahr, denn auch ich spüre, was du sagst, Odin«, sprach der alte Gott. »Man sagt auch meinen Namen, und ich erstarke. Seelenlos wird er gesprochen, und ungewohnt klingt er. Aber ich bin es, den sie nennen. Und doch huldigen sie mir nicht.«

      Zwei weitere Gestalten traten vor, und Mara erkannte den einen sofort. Es war Thor oder Donar, wie man ihn hierzulande genannt hatte. Sein Gesicht mit den breiten Wangenknochen und dem kantigen Kinn hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt, seit sie ihn auf seinem irrsinnigen Fischzug begleitet hatten, wo er versucht hatte, die Midgardschlange zu angeln.

      Die andere Gestalt war eine Frau, und Mara musste unwillkürlich an die Frauenquote denken, über die sie in Sozialkunde debattiert hatten. Sieh mal an, die Asen hatten freiwillig eine Frau im Vorstand, dachte sie. Nicht genug für die Quote, aber immerhin.

      »Mein Gemahl«, sprach die Frau und griff Odins Hand. »Auch ich spüre es: keine Riten, keine Opfergaben … und doch nennt man mich.«

      Der Professor grübelte. »Odin, Tyr, Thor, Frigg … was könnte der Grund sein, dass ausgerechnet die vier … Hm …«

      Er fasste Mara am Arm, um nicht den Kontakt zu verlieren, und zog sanft daran. »Komm mit, ich will die genauer ansehen, wer weiß, wann ich das noch einmal erleben darf!«

      Mara folgte ihm widerwillig, denn ihr war die Situation nach wie vor unheimlich. Trotzdem gingen sie nun langsam im Kreis und sahen sich die Götter ganz genau an. Die nahmen von ihnen weiterhin keine Notiz, waren auch ohnehin genug mit sich selbst beschäftigt.

      »Odin, СКАЧАТЬ