Die Toten von Stade. Irene Dorfner
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Название: Die Toten von Stade

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783754188491

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СКАЧАТЬ Man kann nicht mit ihnen, aber auch nicht ohne sie“, sagte Jäger lächelnd.

      „Absolut richtig.“

      „Sie sind zum ersten Mal in unserem schönen Stade?“

      „Ja. Morgen fahren wir zurück.“

      „Das war kaum zu überhören. Sie sind aus Baden-Württemberg?“

      „Gebürtig ja, ich lebe und arbeite aber in Bayern. Genauer gesagt in Mühldorf am Inn.“

      „Das sagt mir nichts.“

      „Altötting vielleicht? Die Wallfahrtsstadt lockt jährlich Millionen Gläubige an.“ Ob die Zahl stimmte? Leo war sich nicht sicher. Es waren viele, da waren mehrere Millionen sicher nicht übertrieben.

      „Doch, Altötting sagt mir was. War da nicht vor Jahren der Papst zu Besuch?“

      „Richtig.“ Dass es drei Päpste waren, die 1782, 1980 und 2006 Altötting besuchten, behielt er für sich. Nicht nur, weil er nichts für die Kirche an sich übrig hatte, sondern weil er Details dieser Besuche nicht kannte und somit auf die zu erwartenden Nachfragen keine Antworten geben konnte.

      Die beiden plauderten, während sich Christine jetzt im Gespräch mit einem anderen Gast befand und dabei ihre Kuchen aß. Leo genoss das Gespräch mit dem Fremden, da er echt sauer auf Christine war und momentan gerne auf ihre Gesellschaft verzichten konnte.

      Leo Schwartz und Benno Jäger stellten sich einander vor, womit es sich viel leichter plaudern ließ. Sie redeten über alle möglichen Dinge - dann kratzte Jäger all seinen Mut zusammen und sprach Leo jetzt auf das an, was ihm auf dem Herzen lag.

      „Sie sind doch Ermittler, Herr Schwartz. Entschuldigung, aber das war vorher nicht zu überhören. Ihre Begleitung sprach von Morden und Ermittlungen.“

      „Das ist richtig, ich bin Hauptkommissar bei der Mordkommission.“

      „Eine Bekannte erhält Postkarten mit seltsamen Sätzen. Wäre das ein Fall für die Polizei? Sollte ich das melden?“

      „Kommt darauf an. Fühlt sich die Frau bedroht oder belästigt?“

      „Das ist ein riesiges Problem, denn sie spricht nicht darüber. Genau genommen spricht sie kein einziges Wort, mit niemandem. Sie zog im letzten Herbst nach Stade. Niemand kennt sie und sie scheint auch keine sozialen Kontakte zu haben. Sie lebt in einem der heruntergekommensten Häuser im Altländer Viertel, dort gehört sie nicht hin.“

      „Ich verstehe. Die Frau ist die Betroffene und sie müsste zur Polizei gehen.“ Leo wurde neugierig. „Sie sprachen von seltsamen Sätzen? Woher wissen Sie davon?“

      „Vom Postboten – aber das bleibt unter uns. Sie sind augenblicklich nicht im Dienst, wir plaudern hier nur privat. Unser Siggi ist ein netter Kerl, ich möchte ihm nicht schaden.“

      „Alles klar.“

      „Das hier sind zwei Sätze, an die sich der Siggi erinnern kann.“ Jäger gab Leo den Zettel und rutschte mit seinem Stuhl etwas näher.

      Ungläubig las Leo die seltsamen Sätze, die auch für ihn spontan keinen Sinn ergaben.

      „Von wie vielen Postkarten sprechen wir?“

      „Der Siggi sagt, dass es insgesamt acht waren. Frau Leipert bekommt nur diese Postkarten – keine Briefe, keine Pakete oder dergleichen. Alle wurden in Hamburg abgestempelt, auf allen sind Segelschiffe abgebildet.“

      „Interessant“, murmelte Leo – er hatte Blut geleckt. Ohne ein weiteres Wort nahm er sein Handy und tätigte einige Anrufe. Erstaunt verfolgte Benno Jäger, was hier gerade passierte. Endlich verstand er, dass der Polizist Erkundigungen über den Postboten Siegfried Schindler einzog und dann auch noch seine Telefonnummer notierte. Leo rief Siggi umgehend an. Auch dem Gespräch zwischen den beiden konnte Jäger nur mit offenem Mund verfolgen. Alles ging sehr schnell.

      „Würden Sie mir zeigen, wo die Frau wohnt?“, wandte sich Leo dem alten Mann zu, nachdem er aufgelegt hatte.

      „Selbstverständlich, aber ich verstehe nicht, was das bringen soll. Der Siggi kann Ihnen auch nicht mehr sagen als ich. Und die Frau wird nicht mit Ihnen sprechen, sie spricht mit niemandem.“

      „Haben Sie einen Wagen oder brauchen wir ein Taxi?“

      „Wir können zu Fuß gehen, das Altländer Viertel ist in zwanzig Minuten zu erreichen.“

      „Das dauert zu lange.“ Leo stand auf und ging zu Christine. „Gibst du mir die Nummer von unserem Chauffeur?“

      „Welchem Chauffeur?“

      „Von dem Typen, der uns vom Flughafen nach Stade gefahren hat.“

      „Von Herrn Reidenbach?“

      Leo nickte. Ungeduldig wartete er, bis Christine die Telefonnummer in ihrer riesigen Handtasche hervorgekramt hatte. Leo lächelte ihr zu und ging zurück zum Tisch, an dem Benno Jäger wartete.

      Leo wählte und sprach jetzt mit Reidenbach, der zum Glück verfügbar war.

      „Ich bin im Altstadtcafé.“

      „Dann weiß ich Bescheid. Ich warte am Fischmarkt auf Sie.“

      Leo wiederholte den Treffpunkt und sah Jäger dabei an, der sofort nickte.

      „Können wir los?“, fragte Leo und sah den alten Herrn dabei an, der völlig überfordert schien.

      „Was haben Sie vor? Wie wollen Sie vorgehen? Was sagen Sie zu Frau Leipert?“

      „Lassen Sie das mal meine Sorge sein.“ Leo legte einen Zwanzig-Euro-Schein auf den Tisch. „Können wir?“

      Christine beobachtete, dass Leo aufstand, und ging zu ihm.

      „Machen wir einen kleinen Spaziergang durch die Innenstadt? Die nette Dame meinte, wir könnten…“

      „Du musst leider allein gehen, Christine. Ich habe meinem neuen Freund hier versprochen, ihm einen kleinen Gefallen zu tun. Wir sehen uns später im Hotel. Wo übernachten wir?“

      Christine nannte ihm das Stadthotel im Zentrum von Stade. Leos Freundin konnte kaum glauben, was hier gerade geschah. Ließ er sie tatsächlich in dieser Stadt im Stich? Und wer war eigentlich der Mann an seiner Seite?

      Leo sah Jäger an, somit konnte er Christines Enttäuschung nicht sehen. Um sie machte er sich keine Sorgen, sie kam einige Stunden auch sehr gut allein zurecht. Mit einem gemurmelten Gruß gingen die Männer davon.

      Christine war nicht nur enttäuscht, sondern auch beleidigt. Entschlossen band sie sich ihren Schal um und stampfte los. Wenn Leo sie im Stich ließ, musste sie eben allein gehen.

      Nach wenigen Schritten waren Leo und Benno Jäger am Fischmarkt, dort wartete bereits das Caddy Mobil von Marko Reidenbach.

      „Zuerst zum Altländer Viertel.“

      Während Benno Jäger versuchte, Leo von seinem СКАЧАТЬ