Die Toten von Stade. Irene Dorfner
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Название: Die Toten von Stade

Автор: Irene Dorfner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Leo Schwartz

isbn: 9783754188491

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СКАЧАТЬ dir noch etwas aufgefallen?“

      „Die Sätze waren in Großbuchstaben geschrieben, der Gruß ganz normal. Das ist nicht üblich, deshalb fiel mir das auf.“

      „Was ist mit den Motiven der Postkarten?“

      „Darauf waren Schiffe abgebildet, Segelschiffe. Abgestempelt wurden sie in Hamburg.“

      „Wer wohl dieser Niclas ist?“

      „Das habe ich mich auch oft gefragt, habe aber keine Antwort darauf.“

      Benno Jäger sah sich die beiden Sätze auf dem Zettel wieder und wieder an.

      „Das ist doch nicht normal! Was soll das?“

      „Das ist für mich ein Rätsel. Ich würde Frau Leipert gerne darauf ansprechen, aber sie möchte nicht mit mir sprechen.“

      „Wir sollten zur Polizei gehen“, sagte Jäger, der spürte, dass hier etwas oberfaul war.

      „Womit? Mit zwei Sätzen aus meinem Gedächtnis und einer vagen Vermutung zweier Männer? Die Polizisten lachen uns doch aus.“

      „Ja, da magst du recht haben. Trotzdem sollten wir etwas unternehmen.“

      Siggi sah auf die Uhr. Das hier dauerte schon viel zu lange, er musste weiterarbeiten.

      Jäger verstand.

      „Wir machen uns beide Gedanken darüber und treffen uns morgen wieder hier. Vielleicht hat einer von uns eine zündende Idee.“ Benno Jäger ging Richtung Innenstadt zum Altstadtcafé, wo er täglich seinen Kaffee trank und sich mit den netten Damen unterhielt. Manchmal hatte er Glück und es gab eine Veranstaltung, an der er teilnehmen konnte. Ob das heute auch so war?

      Auf dem Weg ins Altstadtcafé gingen Jäger die Sätze nicht mehr aus dem Kopf. Was sollte der Mist? Dass da etwas nicht stimmte, stand für ihn außer Frage. Aber was? Er nahm sich vor, am Ball zu bleiben.

      3.

       Im Altstadtcafé Stade

       in der Hökerstraße…

      Benno Jäger setzte sich an seinen Stammplatz, den ihm die freundliche Natascha immer frei hielt.

      Am Nebentisch saß Hauptkommissar Leo Schwartz aus dem bayerischen Mühldorf am Inn zusammen mit seiner besten Freundin Christine Künstle. Die beiden unterhielten sich angeregt, es hörte sich sogar teilweise nach Streit an.

      „Der Termin beim Notar ist erst morgen, meine Liebe. Kannst du mir erklären, warum wir bereits heute angereist sind?“

      „Weil ich sichergehen wollte, dass uns diese dämliche Pandemie keinen Strich durch die Rechnung macht. Was hast du dagegen, ein, zwei freie Tage mit mir zu verbringen?“

      „Dagegen habe ich nichts. Allerdings hätte ich es fair gefunden, mich einzuweihen, schließlich geht es um meine Urlaubstage, über die ich gerne selbst verfüge. Du hast nicht das Recht, über meinen Kopf zu bestimmen, das finde ich echt Scheiße! Anstatt hier sinnlos herumzusitzen, könnte ich in dem neuen Fall ermitteln, den jetzt die Kollegen allein bewältigen müssen.“ Dass sich dieser Fall als Selbstmord entpuppt hatte, behielt Leo lieber für sich, denn sonst hätte er kein schlagkräftiges Argument vorzubringen, um seiner ältesten Freundin ein schlechtes Gewissen einzureden. Christine zuckte aber nur mit den Schultern.

      „Die Verbrecher kommen auch mal zwei Tage ohne dich aus, so wie die Kollegen auch. Mach einfach mal Pause, das schadet dir nicht. Man kann nicht immer nur Mörder jagen, man muss auch mal ausspannen können.“

      Der siebenundfünfzigjährige Leo Schwartz lehnte sich zurück - er war sauer. Vor zwei Tagen hatte ihn Christine gebeten, sie nach Stade zu begleiten. Da er völlig übermüdet war, hatte er einfach zugesagt, ohne zu begreifen, dass Stade in Norddeutschland liegt. Als er seinen Fehler bemerkte, war es zu spät. Christine bestand darauf, dass er sie begleitete, da sie zum einen nicht gerne allein verreiste, und zum anderen nicht wusste, was auf sie zukam. Außerdem stand eine Aussprache mit Leo an, die längst überfällig war.

      Christine Künstle bemerkte Leos schlechte Laune, aber die war ihr völlig egal. Die Anreise war perfekt gewesen und jetzt waren sie in Stade. Worüber beschwerte sich Leo? Sie hatte Flugtickets in der Business-Klasse und einen Privattransfer vom Hamburger Flughafen nach Stade springen lassen, außerdem bezahlte sie auch die Übernachtung und die Verpflegung während der zwei Tage Aufenthalt – für einen Schwaben wie Leo einer war doch geradezu perfekt!

      Mit einem Lächeln erinnerte sie sich an den Transfer von Hamburg nach Stade mit dem Chauffeurdienst Caddy Mobil Stade, der von Marko Reidenbach betrieben wurde. Mit ihm verstand sie sich blendend. Da Leo bockte und keine Lust auf ein Gespräch hatte, unterhielt sie sich mit dem reizenden Herrn Reidenbach, der ihr alles erklärte, auch wenn sie ihn nicht darum bat. Trotzdem war sie fasziniert von den Ausführungen und hatte jede Menge dazugelernt.

      „Du hättest zu Herrn Reidenbach etwas freundlicher sein können“, warf sie Leo vor.

      „Zu wem?“

      „Zu unserem Fahrer. Er hat sich alle Mühe gegeben, aber du hast nur geschmollt. Ich habe mich echt für dich geschämt. Was soll der Mann von uns denken?“

      „Das ist mir doch egal!“ Leo verschränkte die Arme und lehnte sich zurück. Er hatte nicht vor, klein beizugeben.

      Christine war das gleichgültig. Leo war an ihrer Seite und sie war nicht allein, nur das zählte. Irgendwann beruhigte sich der Dickschädel auch wieder. Morgen würde sie erfahren, was sie geerbt hatte, denn davon stand kein Wort in dem kurzen Schreiben des Notars Doktor Boll. Danach ging es wieder nach Hause.

      „Warum willst du persönlich bei der Testamentseröffnung dabei sein? Das alles hättest du auch billiger haben können, Christine“, maulte Leo weiter. „Du hättest dir einen hiesigen Anwalt nehmen und deine Angelegenheit über ihn oder sie regeln lassen können. Warum wolltest du unbedingt persönlich beim Notar erscheinen?“

      „Weil ich das so entschieden habe. Nimm das einfach so hin und genieße den Aufenthalt in dieser schönen Stadt.“ Die sechsundsechzigjährige Christine war bester Laune, die ihrer Aufregung geschuldet war. Sie war vor über vierzig Jahren als junge Frau in Stade gewesen. Damals hatte sie einen Mann kennengelernt, dessen Namen sie längst vergessen hatte: Lothar Stürz. Er hatte sie nach all den Jahren, in denen sie keinen Kontakt hatte, in seinem Testament bedacht. Ja, sie war neugierig. Warum auch nicht?

      Christine stand auf und ging zur Kuchentheke, die sie verführerisch anzulächeln schien. Sie kam ins Gespräch mit einer der netten Damen, die sich ihr als Natascha vorstellte. Die hübsche Frau stellte ihr einen Teller mit den leckersten Kuchen zusammen – wie hätte Christine da widerstehen können?

      Benno Jäger hatte jedes Wort gehört, das zwischen den beiden Schwaben gewechselt wurde. Zum Glück verstand er den Kauderwelsch, da er früher eine Freundin aus Stuttgart hatte und ihm daher der Dialekt nicht fremd war. Er folgerte, dass neben ihm ein waschechter Polizist saß, sogar einer von der Kriminalpolizei. Na wenn das kein Glücksfall war! Noch zögerte Jäger. Er musterte den riesigen Mann, der optisch in den achtziger Jahren hängengeblieben schien, denn die alte Lederjacke, die engen Jeans und die Cowboystiefel hatte er schon lange nicht mehr gesehen. Jetzt zog СКАЧАТЬ