Endstation Tod. Samantha Prentiss
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Endstation Tod - Samantha Prentiss страница 6

Название: Endstation Tod

Автор: Samantha Prentiss

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783748547143

isbn:

СКАЧАТЬHarrods‹ gespritzt hatte, wie: ›Nylons aus der Nebula-Galaxis greifen an! Tötet die Nylons!‹ »Die Nylons sind Körperfresser«, schrie er und deutete auf die Beine einer Kundin. »Seht nur, wie sie schon von ihrer Haut Besitz ergriffen haben!« Dann war er über eine brünette Französin mit Wuschelkopf hergefallen. »Ich werde Sie retten, Miss … Ich rette Sie«, hatte er geschrien und ihr die Strümpfe vom Leib gerissen. Gleich darauf hatte er sämtliche Ausstellungsbeine mit einem mitgeführten Ritterschwert zerschlagen und hunderte von Strumpfpackungen damit durchzustoßen, bis er seitens der herbeigerufenen Polizei mittels Elektroschocker außer Gefecht gesetzt wurde.

      Die zweite war die Folge seines Angriffs auf einen norwegischen Handelsdelegierten, dessen Bauch er mit einem Jagdmesser aufzuschlitzen versuchte – was ihm zum Glück nicht gelungen war. Seither bastelte er nächtelang an irren Reden, die er irgendwann einmal im Fernsehen halten wollte. Dabei stellte er sich vor, einfach zur ›BBC‹-Sendeanstalt zu fahren, eine Handgranate zu ziehen, die er sich in Nordirland beschafft hatte, und zu verlangen, vor eine Kamera gesetzt zu werden, um dann seine heiße Brandrede zu halten, die erst Großbritannien und dann die ganze Welt wachrütteln sollte.

      Perkins war ein Ausbund an Hässlichkeit. Möglicherweise hätte er sich ganz anders entwickelt, wäre da ein weibliches Wesen gewesen, eines, das ihm rechtzeitig mit einem emotionalen Reinigungsmittel seine Ganglien geputzt hätte. Aber alle Mädchen, die er kannte, machten einen größtmöglichen Bogen um ihn.

      Schon seit einigen Tagen rotierte er besonders heftig. Prinzipiell hasste er alles und jeden – insbesondere aber alles aus Holland herüberschwappende. Die Freizügigkeit der Niederländer übte seiner Meinung nach einen Einfluss auf die Welt aus, der diese schon bald an den Abgrund führen würde, wenn es die ›Nylon-Aliens‹ nicht vor ihnen schafften. Er war zwar noch niemals dort gewesen, und dennoch war es eine Antipathie, von der ihn bislang kein Psychiater zu befreien vermocht hatte.

      Als Perkins las, dass ein berühmter holländischer Wissenschaftler nach London gekommen war, um sich hier mit einigen seiner Kollegen zu treffen, glaubte er, dass nun seine große Stunde angebrochen war. Wie schon die Handgranate, hatte er sich in Nordirland auch ein Gewehr aus ehemaligen IRA-Beständen beschafft. Für ihn hieß es von jetzt an: Der Niederländer muss weg! Der Grund dafür war ihm egal. Es reichte völlig aus, dass der Mann Holländer war.

      Wo der Wissenschaftler wohnte, war unschwer zu erfahren. Den Rest erachtete er als ein Kinderspiel. Und schon einen Tag später würde er mit Namen und Foto in allen Zeitungen erscheinen. Er würde berühmt sein, in Großbritannien und der ganzen Welt in aller Munde.

       ***

Header.jpg

      Kapitel 6

      Der Tag neigte sich seinem Ende zu.

      Jener holländische Wissenschaftler nutzte die letzten Stunden seines Aufenthalts in London, um eine ›Sight-Seeing‹-Tour zu machen. Da er kein unbedeutender Mann war, hatte ihm sein Land einen Mann an die Seite gestellt, der ein wenig auf den wertvollen Kopf achtgeben sollte.

      Dieser Mann hieß Cornelis Boddendijk, ein Angehöriger des ›Algemene Inlichtingen- en Verleigheidsdienst‹, dem niederländische Inlands- sowie Auslandsgeheimdienst. Der Agent des ›AIVD‹ war ein schmaler, drahtiger Bursche mit klugen Augen, denen kaum etwas entging. Boddendijk hatte sandfarbenes Haar, eine kleine, wulstige Narbe über dem linken Auge und Ohren mit fleischigen Läppchen, mit denen er immer dann spielte, wenn er ein Problem wälzte.

      In diesem Fall spielte er zum ersten Mal in seiner Laufbahn die eher langweilige Rolle eines Leibwächters, denn zumeist wurde er zu anderen Aufgaben herangezogen. Für den Generaldirektor Magnus van Leeuwen gehörte er zu den kaltschnäuzigsten Menschenjägern über die er verfügte.

      Abtrünnige, Verräter, gefährliche feindliche Agenten waren bei ihm besonders gut aufgehoben. Dennoch widerstrebten ihm diese Jobs. Er empfand sich nicht als Killer im eigentlichen Sinn, da er wie im Krieg auf Befehl tötete – und für ihn gab es als Agent im Grunde genommen niemals wirklich Frieden. Irgendwo gärt es immer, prallten Gegensätze hart aufeinander, wurde um des Friedens willen betrogen, gekämpft und gemordet.

      Um Aufzuzeigen, dass auch Großbritannien an der Sicherheit jenes holländischen Wissenschaftlers ebenfalls sehr gelegen war, hatte auch der ›MI5‹ einen Agenten zum Schutz dieses Mannes abkommandiert: Russell Çakir – ein wendiger Bursche mit türkischen Urgroßeltern im Stammbaum.

      Seit vier Tagen wichen die beiden nicht von der Seite des Mannes, für dessen Sicherheit sie verantwortlich waren. All die Tage hatten sie eine ruhige Kugel geschoben, aber das sollte zu ihrem Leidwesen nicht so bleiben.

      *

      Vom ›Big Ben‹ und dem ›London Eye›, über den ›Buckingham Palace‹ und ›Tower of London‹, gefolgt von ›Westminster Abbey‹, bis hin zum berühmten ›Trafalgar Square‹ – nichts war auf der umfassenden ›Sight-Seeing‹-Tour ausgelassen worden, und so kehrte der Wissenschaftler mit einem Wust an Eindrücken mit seinen beiden Schutzengeln ins Hotel zurück.

      Russell Çakir seufzte. Einen Tag noch, dachte er, dann ist das auch geschafft. Und was kommt danach auf mich zu? Ein Einsatz in Afghanistan? Davon war vor ein paar Tagen die rede, und wenn sich noch kein anderer für diesen Job gefunden hat, werde ich wohl in diesen sauren Apfel beißen müssen.

      Sie betraten das Hotel.

      Çakir zupfte seinen holländischen Kollegen am Ärmel. »Hör mal, kannst du auf den Burschen ein paar Minuten allein aufpassen?«

      Boddendijk grinste. »Ich nehme nicht an, dass ihm der Portier ins Gesicht springen und ihm die Augen auskratzen wird«, meinte er, in seinem stark akzentgefärbten Englisch.

      »Ich muß mal schnell …«

      »Für kleine Königstiger?«

      »Nein. Ich möchte nur kurz einmal in Ruhe telefonieren. Es gibt hier eine nette Kollegin namens Clairé Beauvais. Ich war vor kurzem in einer heiklen Mission mit ihr in Teheran. Diese Frau ist eine Wucht. Fast schon schade, dass ich eine feste Freundin habe.«

      »Und weshalb rufst du sie an?«

      »Hast du die Schlagzeilen nicht über das gelesen, was sich gestern auf dem ›Heathrow Airport‹ abgespielt hat?«

      »Du meinst die Sache mit diesem iranischen Spion?«, fragte Boddendijk nach.

      »Daran war Clairé sicher maßgeblich beteilig.« Çakir grinste. »Ich möchte sie einfach mal anrufen und beglückwünschen.«

      Der holländische Wissenschaftler hatte an der Rezeption inzwischen seinen Schlüssel in Empfang genommen und war auf dem Weg zu den Fahrstühlen.

      »Na, dann mach' mal«, rief Boddendijk seinem Kollegen noch zu, während er seinem Schützling nacheilte und gerade noch die Kabine erreichte, ehe sich die Lifttür schloss.

      Çakir holte sein Smartphone aus der Jackentasche und suchte schnell nach der entsprechenden Rufnummer. Er hörte das Freizeichen und vernahm nur wenige Sekunden später auch schon Clairés angenehme, rauchige Stimme. Auch wenn sie es nicht sehen konnte, verzog er sein Gesicht zu einem breiten Grinsen. »Hallo, Süße. Hier spricht dein zweites Ich …«

       СКАЧАТЬ