Название: Spiel mit dem Feuer
Автор: Samantha Prentiss
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783746784489
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»Tagebuch?«, zeigte sich Lennox erstaunt.
Blitzschnell schlug der Gangster, der hinter ihm Platz genommen hatte, zu.
Lennoxs Kopf flog zur Seite. Er spürte, dass die Haut über dem linken Jochbein aufplatzte. Blut rieselte über seine Wange.
»Wir haben das Telefonat von deiner Nutte abgehört, sind also im Bilde, Freundchen! Wenn du nicht spurst, werfen wir dich den Geiern zum Fraß vor. Dann stürmen wir die Bude von deinem Flittchen und holen uns den Umschlag … Falls wir bei dir nicht finden, was wir suchen!«
Abgesehen davon, dass es keine Geier in England gibt, jagten Lennoxs Gedanken, was mache ich jetzt? Die scheinen zu allem entschlossen zu sein! Eine verdammte Zwickmühle, aus der ich wohl nicht so mir nichts dir nichts verschwinden kann. Also gibt es nur eins: Zeit gewinnen! »Ich habe das Ding nicht bei mir!«
Wieder folgte ein brutal ausgeführter Schlag.
Diesmal schaffte er es aber seinen Kopf im letzten Augenblick wegzuducken. Der Hieb streifte sein Ohr und wurde von seiner Schulter abgefangen, worauf sofort sein linker Arm erlahmte. Nein, dachte er, mit diesen Typen ist nicht zu spaßen! Ich muss tun, was sie wollen. Außerdem werden sie es eh bei Isabelle finden, wenn sie mich erledigen. Zögernd griff er deshalb in die Innentasche seiner Jacke.
Blitzschnell zuckte die Rechte des Gangsters neben ihm vor, griff nach seinem Schnurbart und verdrehte ihn.
Lennox presste vor Schmerz die Zähne zusammen.
»Keine Tricks!«, warnte der Gangster hinter ihm und drückte ihm einen Revolver ins Genick.
»Ich wollte euch gerade das Tagebuch geben«, keuchte Lennox. »Ihr wisst doch, dass ich meine Waffe am Gürtel trage.«
Die Kerle ließen sich nicht beirren. Der eine griff in Walshs Jackentasche, riss seine Hand heraus und fasste wieder hinein. Gleich darauf wurden die Augen der Unterweltler groß und rund, als sie das schwarze abgegriffene Büchlein sahen, das ihr Kumpan zum Vorschein brachte.
Der Kerl, der es ihm entwendet hatte, blätterte es schnell durch. »Tatsächlich!«, flüsterte er ehrfurchtsvoll. »Es ist Richards' Tagebuch. Hier hat er alles aufgezeichnet, bevor ihn der Teufel holte.«
Für einen Moment waren die Männer abgelenkt. Eine Zeitspanne, die Lennox Walsh voll und ganz genügte. Er knallte dem Gangster hinter ihm die geballte Hand ins Gesicht und stieß gleichzeitig den Wagenverschlag auf.
Ein Schuss löste sich, durch den vorgeschraubten Schalldämpfer kaum hörbar, und die Kugel zischte in den Wagenhimmel. Zu einem zweiten Schuss kam es nicht mehr, denn schon war Lennox draußen und verschwand im Gewühl der Menge.
»Lasst ihn laufen!«, befahl der Glasgower seinen Komplizen. »Den finden wir schon noch!« Er hielt das Tagebuch hoch. »Außerdem haben wir ja, was wir wollten.«
»Was meinte der Bursche eigentlich mit Clairé Beauvais, als er mit seiner Schlampe telefonierte?«
Die beiden anderen sahen sich achselzuckend an.
»Vielleicht sollten wir deswegen den ›Londoner‹ einmal fragen«, schlug ein anderer vor.
Jeder der Ganoven sprach einen anderen Slang. Keiner stammte aus London – eine Tatsache, die auch Lennox Walsh aufgefallen war. Sie bewies ihm, dass etwas sehr Bedeutsames in der Unterwelt vor sich ging.
***
Kapitel 3
Eine Stunde lang geschah nichts. Isabelle Parker hatte inzwischen geduscht, sich die Beine rasiert, zurechtgemacht und angekleidet. Die hautengen Jeans waren schon fast sündig, und deutlich zeichneten sich ihre Brüste unter der engen Bluse ab. Auf einen BH hatte die attraktive Journalistin wie zumeist verzichtet.
Wieder stand sie am Fenster und spähte hinunter. Die erbeutete Pistole lag fest in ihrer Hand.
Unten war es zu einer Wachablösung gekommen. Jetzt stand ein anderer Wagen vor dem Haus, und ein anderer Kerl hatte sich in Position gebracht. Mit einem frechen Grinsen blickte er zu ihr hinauf.
Isabelle ließ die Gardine los und trat zurück. Mit zusammengepressten Lippen sah sie sich um, als würde sie in ihrem Wohnzimmer die Lösung ihres Problems finden. Doch dann tippte sie sich mit einem Finger an die Stirn. Ihr war der Name wieder eingefallen, den Lennox am Telefon genannt hatte: Clairé Beauvais! Den Namen hatte sie nie zuvor gehört. Wahrscheinlich hätte Lennox ihr noch mehr Informationen gegeben, wenn nicht die Sache mit dem Gangster dazwischengekommen wäre.
Sie bereute inzwischen, dass sie ihr Gespräch mit ihrem Verlobten so schnell unterbrochen hatte – denn das rächte sich gerade. Sie versuchte ihn über sein Smartphone zu erreichen, aber da sprang nur die Mailbox an. Unzählige Fragen gingen ihr durch den Kopf: Was sollte sie tun? Was machte ihr Verlobter im Augenblick? War er in Gefahr?
Wieder warf sie einen Blick aus dem Fenster …
… und erstarrte.
Die Limousine stand unverändert an ihrem Platz, aber der Mann war verschwunden. »Wo steckt der?«, murmelte sie halblaut vor sich hin. »Hat der sich in den Wagen gesetzt oder ist der Kerl im Haus?« Sie presste die Lippen zusammen, bis sie einen schmalen Strich bildeten. »Na, warte! Dir werde ich die Suppe versalzen!«
Geräuschlos glitt sie auf Strümpfen zur Haustür, entfernte alles, was sie dort angebracht hatte und lauschte. Sind das nicht leise Schritte im Treppenhaus?, fragte sie sich. Klingt wie ein Scharren vor der Tür … eine leise Stimme? Sie zögerte eine Sekunde und starrte auf die Pistole in ihrer Hand, die mit einem Schalldämpfer versehen war. Lennox hatte ihr immer wieder eingeschärft, dass Angriff die beste Verteidigung war. Alles in ihr sträubte sich dagegen, aber sie wusste, dass sie letztlich keine andere Chance hatte.
Mit einem kräftigen Ruck riss sie die Tür auf, und im gleichen Moment sah sie die beiden vor ihr stehenden Männer, unfähig direkt zu handeln. Sie hatte sie überrumpelt. Der eine von ihnen war größer und recht hager, der andere der Kerl, der das Haus observiert hatte – und beide hielten Waffen in den Händen.
Die Situation war eindeutig.
Ohne weiter darüber nachzudenken zog Isabelle den Abzug ihrer Waffe durch und die spuckte Feuer – einmal, zweimal, dreimal.
Auf der Brust des einen erschien ein kreisrundes Loch, aus dem Blut rann. Der andere sah verwundert auf seine Hand. Aus dem Ärmel kam ein rotes Rinnsal.
Scheppernd fielen die Waffen auf die Marmorfliesen des Treppenhauses.
Der Hagere geriet ins Wanken und brachte ein Ächzen über die Lippen. Sein Blick wurde starr.
Isabelle wich kalkweiß zurück, verlor die Pistole und presste die Hände vor den Mund. Mit vor Entsetzen geweiteten Augen starrte sie die beiden an, während sie vor ihren Füßen zusammenbrachen. Sie bemerkte, dass der eine noch zu leben schien, denn seine Rechte tastete über den Boden. Ihre Waffe lag am nächsten. Wie in Zeitlupe nahm sie wahr, wie er danach griff und der Lauf herumschwenkte und sie direkt in die gähnende Öffnung sah, die immer СКАЧАТЬ