Der Eindringling. Hermann Christen
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Название: Der Eindringling

Автор: Hermann Christen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742750112

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СКАЧАТЬ Rudolf ein, um Herrn Specht mit seiner Klugheit zu beeindrucken.

      Merlin fuhr unbeirrt fort:

      "…Ich meine aber, dass er nicht auf Killen aus ist."

      "Wie kommen sie darauf?", unterbrach Herr Specht, der tatsächlich von Rudolfs klugen Worten beeindruckt war.

      "Ich bin zweimal direkt vor seiner Nase vorbei geflogen..."

      Herr Specht und Rudolf stockte der Atem: welch ein Heldenmut!

      "… und er ist jedes Mal zurückgezuckt. Ich glaube darum nicht, dass er jemanden verletzen möchte."

      "Und was ist mit mir!", empörte sich Herr Specht.

      "Das war ein Unfall. Eine Art Kollateralschaden. Hätte er gewusst, dass sie da oben stecken, hätte er sich einen anderen Baum gesucht."

      "Sicher? Bist du sicher?"

      "Ziemlich sicher", betonte Merlin, "ruft die Waldtiere zusammen. Sofort. Wenn wir ihm entschlossen entgegentreten, dann – so vermute ich – wird er einlenken."

      "Und wenn er es nicht tut", fragte Rudolf, "was dann?"

      "Die meisten von uns sind schneller oder können sich in Erdlöchern verkriechen, falls er bösartig ist. Sicher wissen wir das nur, wenn wir ihn stellen", schloss Merlin das Gespräch.

      Sein Tonfall unterband jeden Widerspruch. Nach einem kurzen Gedankenaustausch eilten Merlin, Rudolf und Herr Specht in verschiedene Richtungen davon und riefen die Tiere des Waldes zusammen. Merlin hatte die Lichtung beim Froschteich als Treffpunkt bestimmt. Der Froschteich war sicher, weil er auf der gegenüber liegenden Seite des Waldes lag. Weit weg vom Bären. Merlin drängte Madame Bea, ihren Notfallkoffer mit zu nehmen – für alle Fälle.

      Nach und nach trafen die Tiere ein. Die Nachricht, dass ein Bär im Wald war, hatte bereits die Runde gemacht und es herrschte lautes Durcheinander. Niemand hatte je einen Bären gesehen, aber jeder gab vor, Bärenexperte zu sein. Ahnungslosigkeit ist der ideale Nährboden für Gerüchte und Übertreibungen. Bald galt der Bär als baumhoch, feuerspeiend und konnte fliegen. Es solle sich mit Vorliebe von Tierkindern ernähren und das eine Dorf in der Nähe des Waldes bereits dem Erdboden gleich gemacht haben.

      Merlin hatte eine Idee und wies Madame Bea an, Herrn Specht dick ein zu bandagieren. Sollte er mit seiner Vermutung Recht haben, dann würde es dem Rabauken leidtun, Herrn Specht verletzt zu haben.

      Merlin wartete geduldig. Rudolf, der als Entdecker der Bestie galt, sah sich von seinen Schülern umringt und mit Fragen bedrängt.

      "Ja, er wirft Bäume um…"

      "Nein, er kann nicht fliegen…"

      "Nein, er will nicht Verstecken spielen…"

      "Nein, Bären jagen nicht nur Streber…"

      "Nein, er kennt unsere Vereinbarung nicht…"

      "Ja, Bären sind Fleischfresser…"

      Letztere Aussage beruhigte Junghirsch Buran, Rudolfs zweiten Problemschüler. Buran hatte befürchtet, dass dieses baumhohe, fliegende Wesen das frische Gras von der Wiese vor dem Wald fressen oder mit seinem Feueratem abfackeln würde. Aber als Fleischfresser würde dem Riesen das saftige Gras egal sein.

      Alle waren da!

      Merlin schuhute, um sich Gehör zu verschaffen. Der Lärm war zu laut.

      "Vielleicht verschwindet er nur schon wegen dem Krach", dachte er verärgert, "kein Tier hält das lange aus..."

      Er wandte sich an Herrn Specht.

      "Könnten Sie auf den Baum hämmern?"

      "Sicher nicht", empörte sich Madame Bea, "sonst verrutscht die Bandage!"

      Merlin bewunderte die kunstvolle Arbeit von Madame Bea - Herr Specht glich jetzt einer Mumie mit Flügeln.

      "Ich mach das", rief Eichhörnchen, schnappte sich einen Ast und kletterte den Baum hoch. Mit aller Kraft klopfte es an den Stamm. Langsam verstummten die Gespräche und die Augen richteten sich auf Eichhörnchen und Merlin, der neben seinem Freund Platz genommen hatte.

      "Hört mich jeder?", rief Merlin.

      Die Tiere schauten gespannt und ängstlich zugleich auf. Merlin würde sicher wissen, was zu tun war.

      "Rudolf hat heute einen Bären im Wald entdeckt und ich habe euch zusammengerufen, damit wir beraten können, was wir unternehmen wollen."

      Ein Raunen lief durch die Reihen der Waldtiere.

      "Wir dachten, du weißt was zu tun ist", rief eine verzweifelte Stimme.

      "Mag sein", meinte Merlin geheimnisvoll, "aber vorher will ich wissen, ob schon wer Erfahrung mit dem Vertreiben von Bären hat."

      Er blickte auf die schweigende Menge. Er erwartete keine Wortmeldung. Die Augen aller klebten auf Merlin.

      'Die erwarten wohl gleich eine Offenbarung von mir', dachte er.

      "Ja, ich habe einen Plan", sagte er laut und langsam, "der funktioniert jedoch nur, wenn wir alle zusammenhalten, keiner zurück bleibt. Wir müssen dem Bären zeigen, dass wir der Boss im Wald sind."

      Merlin ließ seine Worte wirken. Er las Unglaube und Zweifel in den Gesichtern. Und trotzdem würden sie tun, was er ihnen vorschlug, weil niemand sonst eine Idee zur Lösung des Problems hatte.

      "Wie willst du das anstellen", meldete sich ein Hase schüchtern.

      Merlin plusterte sich etwas auf.

      "Ich habe festgestellt", sagte er gewichtig jedes Wort betonend, "dass der Bär nur ein bisschen rum tobt. Es hat nichts gegen uns. Er reagiert sich nur etwas ab. Hat wohl vom Regen die Nase voll – irgendwie kann ich ihn verstehen…"

      "Er soll wieder verduften", rief ein anderer Hase.

      Auf die Entfernung konnte Merlin nicht feststellen, welcher der Hasen es war – vermutlich Hopp-Sing.

      'Vielleicht würde der Bär etwas gegen die Hasenüberbevölkerung im Wald unternehmen. Hasen sollen sich vorzüglich als Kopfkissen für Bären eignen. Oder als Wegwerf-Taschentuch. Es könnte sich durchaus lohnen, den Bären etwas später zu vertreiben…'

      Er schob seine ungehobelten Gedanken bei Seite.

      "Genau – er soll wieder Leine ziehen", bestätigte Merlin.

      "Wer von uns geht", rief Lazarus, der Siebenschläfer, "und erklärt das dem Bären?"

      Lazarus hieß in Wirklichkeit anders, aber keiner im Wald erinnerte sich noch an seinen richtigen Namen. Einmal erwachte er erst im August aus dem Winterschlaf. Als alle schon dachten, er habe den Winter nicht überlebt, tauchte er plötzlich wieder auf und erzählte vergnügt, dass er sich endlich wieder einmal so richtig ausgeschlafen fühle. Seit damals nannten ihn alle Lazarus.

      "Niemand geht ", sagte Merlin bestimmt, "wir gehen zusammen!"

      Er СКАЧАТЬ