Der Eindringling. Hermann Christen
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Название: Der Eindringling

Автор: Hermann Christen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742750112

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СКАЧАТЬ ich doch schon!", Rudolf verdrehte die Augen, "das Dingsda hat ihn gejagt. Wäre ich nicht zur Stelle gewesen, wer weiß was Herrn Specht sonst noch passiert wäre!"

      Rudolf gefiel, wie die Geschichte klang. So verhielten sich doch typische Helden?! Selbstlose Geschöpfe, die sich für andere ins Zeug legten - möglicherweise war er jetzt selber ein verdienstvoller Held. Vielleicht lag sogar der Waldorden drin – die Auszeichnung, die Tieren für außerordentliche Verdienste zustand. Rudolf wähnte den Orden bereits an einem Ehrenplatz in seinem Fuchsbau: Eichel am Zweig! Allerdings durfte er dann nie mehr Eichhörnchen zu sich nach Hause einladen. Die hatten die schlechte Eigenschaft Eicheln zu essen oder zu vergraben. Es hieß, dass Opa Dachs seinen sauer verdienten Eichelorden genau auf diese Weise verloren hatte. Er hatte nie mehr mit den Eichhörnchen gesprochen.

      "Wie kam das?"

      "Da waren Geräusche. Ich wollte wissen, was da vorgeht und habe nachgeschaut."

      "Geräusche?"

      "Bersten, Krachen und Stöhnen", betonte Rudolf.

      "Stöhnen? Vielleicht…"

      "Nein, nein", unterbrach Rudolf, "das war weit weg vom Dachsbau."

      Merlin dachte nach.

      "Und das riesige, komische Ding: wie sah das aus?"

      "So was habe ich vorher noch nie gesehen", berichtete Rudolf mit belegter Stimme, "wie ein übergroßer Mensch mit Fell. Schmutzig, braun, übelriechend!"

      "Übelriechend? Du warst so nahe dran?", staunte Merlin.

      Rudolf schwieg. Merlin beugte sich über Herrn Specht.

      "Den hat's übel erwischt", meinte er, "wird wohl kaum in der Lage sein, etwas zu erzählen."

      "Was soll er denn erzählen?"

      "Wonach das riesige, komische Ding gerochen hat. Beispielsweise. Oder wer ihn so vollgesabbert hat."

      "Trag du mal etwas im Maul, während du durch den Wald rennst", verteidigte sich Rudolf beleidigt.

      Merlin lächelte wissend. Er richtete sich auf und lauschte gespannt.

      "Ich höre nichts, was da nicht sein sollte", murmelte er.

      "Es ist da. Vielleicht macht es nur Pause", protestierte Rudolf.

      "Wir sollten Madame Bea rufen", entschied Merlin, "Herr Specht gefällt mir nicht."

      Madame Bea war die waldeigene Pflegeinstanz und kannte die Geheimnisse des Heilens. Sie kannte die Kräuter, die Linderung brachten. Sie kannte die Kuren, die Leiden heilten. Sie kannte die Griffe, Verletzungen zu richten. Es hieß, man sollte es mit ihr nicht versauen, denn auch in Sachen Gifte wurde ihr ein fundiertes Fachwissen nachsagt.

      Ein Knacken unterbrach Merlins Gedanken.

      "Da!", rief Rudolf aufgeregt.

      "Ich habe es auch gehört", bestätigte Merlin.

      Er war genauso erschrocken wie Rudolf und sein Herz pochte schnell und laut.

      'Nicht gut in meinem Alter', dachte er.

      Rudolf hatte also nicht einfach schlecht geträumt, wie Merlin vermutet hatte, sondern war tatsächlich einer seltsamen Sache auf der Spur.

      "Ich flieg mal hin und schaue nach."

      "Ist gefährlich", warnte Rudolf.

      "Kann das Ding auch fliegen?", gab Merlin schnippisch zurück und flog davon. Rudolf bewunderte den Mut der Eule und hoffte, dass ihm als Erstentdecker die Ehre des Eichelordens bleiben würde.

      "Wo, wo, wo…."

      Rudolf fuhr zusammen. Herr Specht war aus seiner Ohnmacht aufgewacht und blickte verwirrt.

      "Hab sie gerettet."

      "Isses weg?"

      Herrn Spechts Augen bewegten sich ängstlich und hastig.

      "Sie haben es auch gesehen? Haben sie erkannt, was es war?"

      Herr Specht schüttelte den Kopf.

      "Vermutlich ein Bagger mit Fell."

      Herr Specht war offensichtlich hochgradig verwirrt.

      "Warum packt man einen Bagger in ein Fell – die haben doch Heizung", brabbelte er weiter.

      "Hat es übel gerochen", bohrte Rudolf nach.

      Herr Specht überlegte.

      "Nein, glaube nicht."

      "Hat es irgendetwas gesagt?"

      "Nur, nur...", Herr Specht suchte nach Worten.

      "Gesagt nicht. Nur gegrunzt – oder so ähnlich – wie ein zu groß geratenes Wildschwein."

      Rudolf nickte zustimmend. Genauso hatte er dieses unheimliche Geräusch auch in Erinnerung.

      Herr Specht betrachtete sein Gefieder.

      "Vollgesabbert hat es mich auch", maulte er und rieb angewidert sein Gefieder ab.

      Rudolf war die Situation peinlich. Wo Merlin nur blieb?

      Endlich kehrte Merlin zurück. Die beiden sahen ihn gespannt an.

      "Ein Bär", platzte es aus ihm heraus, "in unserem Wald tobt ein Bär!"

      "Blödsinn", erwiderte Rudolf ungläubig, "die gibt’s nur im Museum und auf Tauschbildern."

      Langsam schüttelte Merlin seinen Kopf.

      "Da ist jeder Zweifel ausgeschlossen – ein Bär. Und er ist dabei, Bäume platt zu machen. Wo der wohl herkommt?"

      "Bär? Kein Schwein? Ein Übergroßes? Ein Sabberndes?"

      Herr Specht glaubte an einen schlechten Scherz, den Merlin sich da erlaubte.

      "Wenn ich es sage", betonte Merlin ungeduldig, "und wenn wir nichts dagegen unternehmen, reißt der uns noch den ganzen Wald nieder."

      "Früher oder später machen die Dorfleute den Wald ohnehin kaputt", jammerte Herr Specht, "ich hatte nur gehofft, dass das erst nach meinem Ableben sei…"

      "Was kann man gegen Bären machen", fragte Rudolf ängstlich.

      "Verscheuchen!"

      Merlins grimmiger Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel offen, dass er das ernst meinte.

      "Hast du was genommen? Wie willst du das Untier verscheuchen", lachte Rudolf verzweifelt auf, "der ist so stark wie alle Waldtiere zusammen. Mindestens!"

      "Stark ist er, zweifelsohne", sinnierte Merlin, " vor allem stark verwirrt. Durchlebt vielleicht eine kindliche Zerstörungsphase, wer weiß…

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