Название: Trink aus! Den bitteren Kelch
Автор: Michel Tapión
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783750214378
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Julie
Conny bringt einen Beispielsatz „I have never been in New York.” „Das present perfect drückt eine Handlung aus, die in der Vergangenheit begonnen hat und in der Gegenwart noch nicht abgeschlossen ist.“ „She has never got love” sagt Julie sehr zur Verwunderung aller. Ich ziehe den Kopf ein und halte Julies Äußerungen weiterhin für eine schräge Anmache. Aber, so geht es mir durch den Kopf, was, wenn sie wirklich so sexbedürftig ist, wie sie sich gibt? Auch wenn ich dem Projekt Sexmaschine ablehnend gegenüberstehe, der Gedanke beginnt sich zu manifestieren. Wollte sie mich verrückt machen? Ist sie verrückt? Verrückt nach einem älteren Mann, den bald die Manneskraft verlässt oder sucht sie nur eine lukrative Geldquelle, was sonst? „Coup de foudre“ hat bei ihr der Blitz eingeschlagen oder lebt sie ihre Jugend auf provokante Art, zwischen Mordgelüsten und Liebesdrang aus? Ich hingegen wanke zwischen dem Gedanken des Schönsterbens und der mit den Jahren stärker werdenden Sehnsucht nach Sex. Es muss doch ein schönes Gefühl sein in den Armen einer jungen Frau sein Leichentuch gebettet zu bekommen. Ich wollte doch immer schon gesund sterben. Wäre das nicht eine gute Gelegenheit? Gefangen von diesen schwermütigen Gedanken verlasse ich den Kurs und will nachhause, da steht Julie in der Tür, hakt sich bei mir ein und begleitet mich. Doch der Weg führte nicht zu mir, sondern in ihre Garçonnière. Erst in ihrem Bett sehe ich wieder klar. Ich hatte eine kleine Kreislaufschwäche, es wurde mir schwarz vor Augen aufgrund dieser Aussichten. Julie legte mich sanft auf ihr Bett, gab mir Wasser und meine Augen bettelten sie an, da streifte sie ihre Bluse ab und ich begann zu zittern als ich ihren ‚Bra‘ öffnete. Am nächsten Morgen suchte ich Julie, ich fand aber nur einen Zettel mit den Anweisungen, die ich auszuführen hatte. Da war zuerst duschen, das gelbe Handtuch benutzen, Kaffeemaschine ist betriebsbereit, Brötchen und Butter findest du auch, ich werde gegen 17 Uhr zurück sein. Falls es dich langweilt sind Bücher im Schrank und der Fernseher hat 16 Kanäle. Bis bald. Den Tag vertrieb ich mir mit der Zeitung, die ich genau studierte, auch fand ich Nachrichten in französischer Sprache im TV, die über das Verkehrsproblem in Paris berichteten. dann kochte ich mit dem vorhandenen Gemüse ein Ratatouille und wartete auf Julie. Der Tag schien ewig zu dauern, mir fehlte meine zukünftige Mörderin. Als viertel nach fünf die Türe aufgesperrt wurde, war ich erleichtert. Julie trat mit einem Einkaufssack im Arm ein und war erstaunt über meine Kochkünste. Der Duft von Tomaten, Zucchini, was halt so da war und würzigen Kräutern erfüllte das Zimmer. Wir plauderten über ihre Arbeit, sie war Bibliothekarin und erzählte, sie wolle schon seit langem einen ungewöhnlichen Krimi schreiben. Als sie mich im Kurs sah, sei ihr die Idee gekommen, mich als ihr Opfer auszuwählen. Einen Mord begehen, ohne dafür gestraft zu werden und eine ungewöhnliche Geschichte zu schreiben, das möchte sie mit mir verwirklichen. Dabei soll alles mit viel Lust und Freude abgehen. Das Opfer solle mit einem Lächeln das Leben beenden und sie könne sich ihrer Geschichte erfreuen.
Barkarole
„Erzähl aus deinem Leben“: sagt sie mit sanfter Stimme. „Ich habe auch alle Lust dazu und beginne mit der Ursache meiner Herzprobleme und den drei schicksalsbestimmenden Frauen dazu.“ Ich schleppte mich noch abends mühsam in den dritten Stock eines Altbauhauses, die Füße steif und wie bleiummantelt zwangen mich bereits im ersten Stock zur Rast, der Puls pochte laut in meinen Ohren, der Entschluss den zweiten Stock zu erklimmen kostete Überwindung, der dritte Stock war für mich wie eine Besteigung des Nanga Parbat. Dabei spürte ich das Erklimmen jeder Stufe als kleines Zucken in meiner Brust, das nachließ, wenn ich rastete. Ich war mir meiner Herzschwäche bewusst, doch der behandelnde Arzt hatte seine Ordination da oben und ich habe keinen anderen gefunden, der bereit gewesen wäre, mich noch, um diese Zeit zu behandeln. Endlich stand ich vor einer blendendweiß lackierten Türe, die sich mir wie ein Tor zu einer uneinnehmbaren Festung entgegenstellte. Statt der Pechnase sehe ich einen Namen auf poliertem Messing in schwarzer Schrift und überlege, ob ich mich schon bemerkbar machen solle. Ich hatte noch einige Minuten bis zum vereinbarten Termin, die wollte ich noch abwarten, ehe ich mich entschließen konnte, Einlass zu begehren. Ich könnte ja auch aufgerufen werden, sagte ich mir. Daher ist Warten ratsamer, um nicht nach Luft ringend keinen ganzen Satz herausbringen zu können. Die paar Minuten bis zum vereinbarten Termin waren vergangen, ich zauderte noch, denn ich wollte ja nicht überkorrekt erscheinen. Fünf Minuten möchte ich noch zuwarten. Doch der Zeiger, auf den ich starrte, zeigte keine Veränderung. So entschloss ich mich, klopfte einmal etwas zaghaft und dann zwei, drei Mal kräftig. Eine Stimme drang durch die Tür und gab die Erlaubnis einzutreten. Ein mittelgroßer Mann im weißen Mantel saß am Ende des Raumes vor mir. Ich nannte meinen Namen, bedankte mich noch einen Ordinationstermin zu so fortgeschrittener Stunde erhalten zu haben und machte einen Schritt in den Raum. Ich hatte die Adresse von einer Bekannten erhalten und kam aus dem Staunen nicht heraus. „Nehmen Sie dort drüben Platz!“ Die Stimme, die mir entgegenschallte, war energisch und befehlend. „Haben Sie Ihre Geschichte dabei?“ wurde ich gefragt. „Ja, ich kann sie erzählen.“ Ich war erstaunt über die mir zugewiesene Sitzgelegenheit. Der Raum hatte etwas Unheimliches, Beklemmendes an sich. Seitlich, rechts der Eingangstür, befand sich eine große Tafel, ihr gegenüber waren erhöhte Sitzreihen angebracht. Vom Hörensagen vermutete ich, dass dies ein Hörsaal sein musste, in dem ich jetzt meine Geschichte erzählen sollte. Ich hatte davor noch nie einen Hörsaal gesehen. In der Folge arbeitete mein Hirn auf Hochtouren und die Gedanken überschlugen sich beinahe. Welchen Titel hatte dieser Arzt? Wie sollte ich ihn nun anreden? Wieso fand die Ordination in einem Hörsaal statt? Diese Fragen hätte ein aufmerksamerer Blick auf die Messingtafel geklärt, doch ich war zu sehr mit mir beschäftigt. Etwas seltsam schien dieser Ort dennoch. Warum musste ich acht Meter entfernt platznehmen, wenn ich mich doch bequem gegenübersetzen hätte können. Da sich mein Gegenüber in Schweigen hüllte, begann ich meine Geschichte zu erzählen, die sich aus der Liebe zu drei Frauen, entwickelte. Als ich noch ein Jüngling war verließ meine Mutter meinen Vater, denn sie lebten in Scheidung. Sie zog mit mir aufs Land. Dort hatte ich jede erdenkliche Freiheit und Spielräume ungeahnten Ausmaßes. Soweit mich meine Füße trugen, konnte ich durch Wiesen und Wälder streifen. Es gab nur Weite, die ich ausgiebig erkundete. Eines schönen Sommertages traf ich ein hübsches Mädchen meines Alters. Wir kamen sofort ins Gespräch und von nun an trafen wir einander jeden Tag. Wir vereinbarten keinen Zeitpunkt auch keinen Ort, wir fanden uns dort wo wir das letzte Mal auseinander gegangen waren, gänzlich ohne Absprache. Wir pflückten Heidelbeeren und Pilze, erkundeten die Lichtungen, die an die Wälder grenzten, weil wir leise waren störten wir das Wild nicht und sahen so manches scheue Reh am Waldrand. Uns genügte nicht nur der Anblick, uns genügte auch die Nähe des jeweils anderen und wir waren glücklich. Eines Tages entdeckten wir ein aufgelassenes Sägewerk und mussten es sogleich erforschen. Als der Besitzer uns bemerkte und uns eine Tracht Prügel verabreichen wollte, konnten wir gerade noch davonlaufen. Ein anderes Mal stießen wir auf eine Wasserschleuse, die Wasser aus einem Weiher an eine angrenzende Mühle leitete. Die Seerosen und andere Pflanzen am Rand unterstrichen dieses Idyll. Das Wasser war frisch, aber nicht zu kalt und da wir СКАЧАТЬ